HirnTumor-Forum

Autor Thema: Umgang von Angehörigen mit Diagnose  (Gelesen 7545 mal)

Julia

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Umgang von Angehörigen mit Diagnose
« am: 08. Februar 2008, 07:25:15 »
Hallo, kurz zu meiner "Geschichte". Ich bin 27 Jahre alt und bei meiner Mutter wurde vor 1,5 Jahren ein Meningeom festgestellt. Sie hatte in meiner Anwesenheit plötzlich einen epileptischen Anfall (ich dachte in dem Moment, dass sie stirbt). Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und dort stellte man nach einer CT ein Meningeom fest. Sie wurde dann auch recht schnell operiert. Alles verlief soweit gut. Jedoch war bereits zu diesem Zeitpunkt bekannt, da nach der CT auch ein MRT gemacht wurde, dass sie neben dem größeren Meningeom noch ein weiteres kleinstes Meningeom hat. Letzten Sommer wurde nach einem Kontroll MRT festgestellt, dass bereits ein weiteres Meningeom entsteht. Derzeit sind also 2 kleinste Meningeome vorhanden. Laut Neurochirurgen liegen sie "gut" (sind also gut zu operieren). Da sie noch so klein sind, wird aber erstmal nichts gemacht und beobachtet ob sie überhaupt wachsen.
So, nun zu meinem eigentlichen Anliegen: seit diesen 1,5 Jahren merke ich, dass ich mit der Diagnose Hirntumor bei meiner Mutter wahnsinnig schlecht umgehen kann. Ich kann mit niemanden darüber reden. Mit meiner Mutter nicht, da ich sie nicht belasten möchte. Mit meinem Bruder und Vater nicht, da sie die Diagnose vollkommen verdrängen. Mit Freunden nicht (teilweise habe ich gar nicht von den neuen Meningeomen erzählt, weil ich wohl will, dass bei meiner Familie alles okay ist),  weil sie nicht in meiner Lage sind und es nicht nachvollziehen können. Seit der Diagnose habe ich das Gefühl meine Sicherheit im Leben verloren zu haben und im Grunde nicht mehr unbeschwert glücklich zu sein... Mich würde nun interessieren, wie es anderen Angehörigen geht. Wie ihr mit der Situation umgeht.
Sorry, dass der Beitrag so lang geworden ist! Über Antworten würde ich mich riesig freuen.
Liebe Grüße, Julia

Offline Bluebird

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Re:Umgang von Angehörigen mit Diagnose
« Antwort #1 am: 08. Februar 2008, 10:06:13 »
Liebe Julia,

...."seien wir ehrlich, das Leben ist immer lebensgefährlich..." (glaube, es stammt von Kästner). Ich kann als Meningeom-Betroffene erzählen, wie ich den Umgang meiner Familie und Bekannten mit der Diagnose empfinde. Mein Meningeom wird im 3. Jahr nach der Diagnose kontrolliert. Meine Mutter und Schwester hat der Befund hart getroffen, auch wenn wir vorher schon sehr schlimme Schicksalsschläge -Schwersterkrankungen u. Tod - in der Familie hinnehmen mußten. Mit meiner Schwester konnte ich dann doch sehr gut über meine Ängste und Befürchtungen reden, auch über den "Notfallplan", wenn es denn doch zur OP kommt. Ich habe auch einen sehr guten Neurologen, der mir immer und immer wieder erklärt, dass Meningeome "nichts sind als gutartige Zellen, die einfach nur zuviel auftreten an der Stelle".
Der weitere Verwandtschaftskreis kann meine Erkrankung irgendwie nicht einordnen, ein gutartiger Hirntumor, der wie bei mir, noch nicht operiert werden mußte, kann nichts Schlimmes sein. Also erkundigt man sich erst gar nicht nach meinem Zustand. Gerechterweise muß ich ihnen zugute halten, dass einer meiner Onkel an einem bösartigen Tumor /GLIO IV verstorben ist; da bin ich wirklich gut dran mit meinem Meningeömchen! Von einigen "guten Freunden" habe ich mich getrennt - da wurde das Thema entweder ignoriert, runtergespielt oder sogar ins Lächerliche gezogen, was mich sehr verletzt hat.
Ich kann aus meinem eigenen Empfinden nur sagen, dass es wichtig ist, dass der engste Familienkreis zusammenhält und auch redet, wenn Reden erwünscht und erforderlich ist. Ich kann verstehen, dass Du als junge Frau glaubst, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Du solltest aber versuchen, Deiner Mutter dies nicht zu vermitteln, sondern ihr ein Gefühl von Zuversicht und Sicherheit geben. Immerhin hat sie die erste OP gut überstanden, das macht doch Mut für die Zukunft!
Weiter Außenstehende möchten sich meist nicht damit belasten, schätzen die Situation aus Unwissenheit falsch ein.  

LG
Bluebird
« Letzte Änderung: 08. Februar 2008, 10:24:50 von Bluebird »
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The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Offline Birgit2008

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Re:Umgang von Angehörigen mit Diagnose
« Antwort #2 am: 09. Februar 2008, 17:08:11 »
Hallo Julia,

ich kann dich sehr gut verstehen, aber trau dir ruhig Stärke zu.

Als es mich traf, da wuchs meine Tochter über sich hinaus und
bewies Mut und Stärke.
Nehmt euch vor immer ehrlich zu sein und warum wollt ihr
nicht zusammen traurig, stark und auch lustig sein.
Das wird deiner Mutter gut tun.

Manchen deiner Freunde kannst du aber auch vertrauen,
versuch es ruhig.
Die weniger guten Freunde wirst du ganz schnell erkennen.

Alles Gute
Birgit

Dantje01

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Re:Umgang von Angehörigen mit Diagnose
« Antwort #3 am: 11. August 2008, 22:17:02 »
Hallo Julia!
Auch mich hat die Diagnose Hirntumor ( bei meinem Mann ) völlig aus der Bahn geworfen und ich konnte in der ersten Zeit mit keinem richtig reden. Das war im November 07.
Ich habe aber gelernt das es unheimlich wichtig ist darüber zu reden. Und wenn du keinen in der Familie hast mit dem du reden möchtest oder kannst dann versuch es bei einer Freundin.
Und Birgit hat Recht, die weniger guten Freunde wirst du erkennen und dich dann nur noch auf die wirklich guten konzentrieren.
meine Freundin wird es wirklich nicht Leid seid November sich immer und immer wieder das gleiche anzuhören und sie ist wirklich immer für mich da wenn ich mal wieder die Kraft verliere und nicht mehr weiter weiß... Wünsche dir sehr das auch du so eine Freundin hast, denn sie sind gold wert...

 



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