Liebe Julia,
...."seien wir ehrlich, das Leben ist immer lebensgefährlich..." (glaube, es stammt von Kästner). Ich kann als Meningeom-Betroffene erzählen, wie ich den Umgang meiner Familie und Bekannten mit der Diagnose empfinde. Mein Meningeom wird im 3. Jahr nach der Diagnose kontrolliert. Meine Mutter und Schwester hat der Befund hart getroffen, auch wenn wir vorher schon sehr schlimme Schicksalsschläge -Schwersterkrankungen u. Tod - in der Familie hinnehmen mußten. Mit meiner Schwester konnte ich dann doch sehr gut über meine Ängste und Befürchtungen reden, auch über den "Notfallplan", wenn es denn doch zur OP kommt. Ich habe auch einen sehr guten Neurologen, der mir immer und immer wieder erklärt, dass Meningeome "nichts sind als gutartige Zellen, die einfach nur zuviel auftreten an der Stelle".
Der weitere Verwandtschaftskreis kann meine Erkrankung irgendwie nicht einordnen, ein gutartiger Hirntumor, der wie bei mir, noch nicht operiert werden mußte, kann nichts Schlimmes sein. Also erkundigt man sich erst gar nicht nach meinem Zustand. Gerechterweise muß ich ihnen zugute halten, dass einer meiner Onkel an einem bösartigen Tumor /GLIO IV verstorben ist; da bin ich wirklich gut dran mit meinem Meningeömchen! Von einigen "guten Freunden" habe ich mich getrennt - da wurde das Thema entweder ignoriert, runtergespielt oder sogar ins Lächerliche gezogen, was mich sehr verletzt hat.
Ich kann aus meinem eigenen Empfinden nur sagen, dass es wichtig ist, dass der engste Familienkreis zusammenhält und auch redet, wenn Reden erwünscht und erforderlich ist. Ich kann verstehen, dass Du als junge Frau glaubst, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Du solltest aber versuchen, Deiner Mutter dies nicht zu vermitteln, sondern ihr ein Gefühl von Zuversicht und Sicherheit geben. Immerhin hat sie die erste OP gut überstanden, das macht doch Mut für die Zukunft!
Weiter Außenstehende möchten sich meist nicht damit belasten, schätzen die Situation aus Unwissenheit falsch ein.
LG
Bluebird