Informationen für Patienten über Operationen von Hyphophysentumoren(Quelle:
Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e.V.)
Inhalt[*]Allgemeine Bewertung
[*]Die transphenoidale Operation
[*]Die transcranielle Operation
[*]Nebenwirkungen und Komplikationen
[*]Häufige Fragen
Was ist günstiger: die transphenoidale oder die transcranielle Operation?
Welche Untersuchungen sind vor einer Operation notwendig?
Wie sieht die Nachsorge nach einer Operation eines Hypophysentumors aus?
Wird eigentlich in jedem Fall auch die normale Hirnanhangsdrüse entfernt?
[*]Was eine Hypophysenoperation für mich bedeutet
[*]Wie beeinflußt eine Hypophysenoperation mein tägliches Leben?[/list]
Allgemeine BewertungDie Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) liegt in der Mitte des Schädelinneren und ist in eine Nische der Schädelbasis ("Türkensattel", "Sella turcica") eingebettet. Sie liegt in etwa auf einer Verbindungslinie zwischen beiden Gehörgängen, an der Kreuzungsstelle mit einer gedachten Linie zwischen Nasenwurzel und Nacken. Wenn man der Kopf ganz grob mit einer Kugel vergleicht, dann würde sie fast in deren Mittelpunkt zu liegen kommen. Die Hirnanhangsdrüse hat etwa die Größe eines Kirschkerns, hat aber als übergeordnete Hormondrüse ganz wesentliche Bedeutung für die Regulationsvorgänge im Körper. Hypophysentumoren sind meist Adenome (Drüsengeschwülste), die von Zellen des Hypophysenvorderlappens ausgehen und gutartig sind, das heißt gegenüber ihrer Umgebung scharf begrenzt wachsen und keine Metastasen bilden. Durch die besondere Lage der Hirnanhangsdrüse in der begrenzten Knochennische können die Tumore jedoch durch Druck auf das normale Hypophysengewebe eine hormonelle Unterfunktion (Hypophyseninsuffizienz) bedingen. Auf der anderen Seite kann durch Hypophysenadenome eine ungezielte Überproduktion eines Hypophysenhormons entstehen, die Störungen von Regulationsvorgängen im Körper, ein ungezieltes Wachstum, Unfruchtbarkeit oder eine äußere Veränderung des Körpers bedingen kann. Da die Hypophyse direkt unterhalb der Kreuzungsstelle der Sehnerven (Chiasma opticum) liegt, kann die Sehbahn durch Hypophysentumoren gedrückt und dadurch geschädigt werden. Das kann zu Gesichtsfeldausfällen und einer Verminderung der Sehschärfe führen. Der betroffene Patient sieht typischerweise zunächst seitlich weniger ("Scheuklappen").
Aus den genannten Gründen kann eine operative Behandlung eines Hypophysentumors erforderlich werden. Eine derartige Operation kann prinzipiell wegen der besonderen Lage der Hypophyse auf zwei verschiedenen Zugangswegen erfolgen. In Zentimetern gemessen, ist es ja von fast jedem Punkt an der Oberfläche des Kopfes bis zur Hypophyse gleich weit. Man wählt daher für die Operationen die Routen, auf denen am wenigsten wichtige Strukturen geschädigt werden können. Dies ist zum einen der Weg durch die Nase und die Nasennebenhöhlen, die transphenoidale Operation und zum anderen, der Weg über eine Schädelöffnung auf der Vorderseite des Kopfes und unter dem Gehirn (transcranielle Operation).
Die transphenoidale OperationDie transphenoidale Operation, also der Zugang zur Hirnanhangsdrüse durch die Nase ist schon um die Jahrhundertwende entwickelt worden. Allerdings führte erst die Einführung des Operationsmikroskops und eines speziell entwickelten Instrumentariums für diesen Eingriff seit etwa 1975 dazu, daß sich die Methode durchsetzen konnte und weite Verbreitung fand. Ihr Prinzip beruht darauf, daß die Nasenhöhle als Korridor zu der unter der mittleren Schädelbasis befindlichen Keilbeinhöhle benutzt wird, von wo aus auf den Hypophysentumor zugegangen wird. Die Operation wird in Vollnarkose ausgeführt, das heißt der Patient schläft während der ganzen Zeit und hat keine Schmerzen. Der Beginn der Operation kann leicht variieren. Einerseits kann ein kleiner Schleimhautschnitt in der Nase, andererseits ein Schleimhautschnitt unter der Oberlippe zum Aufsuchen der knorpeligen Nasenscheidewand benutzt werden. Dabei müssen Teile der knöchernen Nasenscheidewand entfernt werden. Andere Teile werden auf eine Seite geklappt. Dieser Schleimhauttunnel muß durch ein rohrförmiges Halteinstrument offen gehalten werden, weil er sonst zusammenfallen würde, wie ein Zelt, aus dem die Zeltstangen entfernt werden. Durch diesen langen und schmalen Kanal kann der Operateur im hellen Lichtkegel des Operationsmikroskops auf den Keilbeinhöhlenboden sehen, diesen eröffnen und durch die nur von Luft erfüllte und von Schleimhaut ausgekleidete Keilbeinhöhle die unteren Konturen der mittleren Schädelbasis sehen. Er erkennt den Türkensattel ("Sella turcica"), der die Hirnanhangsdrüse bzw. das Hypophysenadenom enthält. In einem kleinen Bereich muß nun die untere knöcherne Begrenzung der Hypophysenloge entfernt werden, so daß von unten in den Tumor eingegangen werden und dieser mit speziellen Instrumenten unter dem Einblick durch das Operationsmikroskop entfernt werden kann. Dabei gilt es, die normale Hirnanhangsdrüse, die normalerweise der Tumor schon zusammengedrückt, ausgewalzt und in einen Bereich der Sellaloge gedrückt hat, zu erhalten. Dadurch wird die Gefahr der operationsbedingten Hypophyseninsuffizienz gemindert. In den meisten Fällen gelingt es, auf diesem Wege den Tumor vollständig zu entfernen. Am Ende der Operation muß der Defekt an der Schädelbasis, der zum Eröffnen der Schädelbasis geschaffen wurde, abgedeckt werden. Oft wird dazu Muskelhaut (Fascia lata) aus dem Oberschenkel verwendet, die über einen eigenen Schnitt von der Außenseite des Oberschenkels entnommen wird. Sie kann über den kleinen Knochendefekt in der Sella turcica gelegt oder geklebt werden, so daß die Nasennebenhöhlen vom Schädelinneren wieder sicher getrennt sind. Das knorpelige Nasenseptum wird zurückgeklappt. Die Schleimhautschnitte werden mit resorbierbarem Nahtmaterial vernäht, das sich nach einigen Tagen auflöst. Schließlich werden die Nasennebenhöhlen austamponiert, damit die Nasenscheidewand wieder in der Mitte zu stehen kommt und es nicht mehr aus der Nase blutet.
Diese Operation wird im Allgemeinen gut vertragen. In den meisten Fällen ist nach der Operation keine Intensivbehandlung notwendig. Die Patienten stört zunächst der Schmerz am Oberschenkel an der Entnahmestelle des Fascientransplantats mehr, als der Eingriff am Kopf. Lästig ist in der ersten Nacht nach der Operation, daß der Mund austrocknet, weil nicht durch die Nase geatmet werden kann. Auch kommt es manchmal zu Kopfschmerzen. In manchen Fällen wird noch in der Narkose nach der abgeschlossenen Operation durch einen Einstich in der mittleren Lendenwirbelsäule ein Schläuchlein in den Rückenmarkskanal eingeführt, aus dem Nervenwasser (Liquor) in den Tagen nach der Operation abgezogen werden kann, damit das Fascientransplantat an der Schädelbasis nicht weggewaschen wird. Für eine Woche gibt es passierte Kost. Weil Druckschwankungen in den Nasennebenhöhlen vermieden werden sollen, soll man nach dieser Operation etwa 4 Wochen nicht fliegen, tauchen oder in Aufzügen bzw. Seilbahnen fahren, die große Höhenunterschiede in kurzer Zeit überwinden. Ein paar Tage nach der Operation entleert sich üblicherweise aus der Nase schleimig-blutiges Sekret, weshalb in dieser Zeit oft eine Nasenschleuder getragen wird, die diese Absonderungen aufsaugt. In vielen Fällen bessern sich Sehstörungen schon wenige Tage nach der Operation, vor allen Dingen, wenn es sich um jüngere Patienten handelt.
Die transcranielle OperationSie ist dann notwendig, wenn ein Hypophysentumor auf transphenoidalem Wege nicht erreicht oder entfernt werden kann. Bei der transcraniellen Operation wird nach einem bogenförmigen Hautschnitt, der üblicherweise unter dem Haaransatz verläuft, zwischen mehreren Bohrlöchern in der Schädelkalotte ein kleiner Knochendeckel herausgesägt, der etwa die Größe einer Streichholzschachtel hat. Die Wahl des Hautschnittes soll sicherstellen, daß ein möglichst günstiges kosmetisches Resultat nach der Operation erzielt wird, d.h., daß man es einem Patienten nicht ansehen soll, daß er operiert worden ist. Dazu dient auch das heute üblicherweise praktizierte Herausklappen des Knochendeckels, der mit dem Kaumuskel verbunden bleibt, so daß eine Ernährung dieses Knochenteils gewährleistet ist. Er wird am Ende der Operation wieder in die durch die Schädeleröffnung entstandene Knochenlücke eingesetzt und befestigt. Nach Eröffnung der harten Hirnhaut, die das Gehirn zunächst noch schützt, kann man in dem Spaltraum zwischen dem Stirn- und Schläfenlappen des Gehirns sowie zwischen Hirn und Schädelbasis vordringen und durch Absaugen von Nervenwasser so viel Platz schaffen, daß wiederum durch einen schmalen Spalt unter Zuhilfenahme des Operationsmikroskops bis in den Bereich, in dem der Hypophysentumor gewachsen ist, eingesehen werden kann. Dabei wird kaum Druck auf das Hirngewebe ausgeübt. Man kann bei dieser Operation die großen, das Hirn versorgenden Blutgefäße, die Sehnervenkreuzung und die Riechnerven sehen und schonen. Üblicherweise sind die Sehnerven bzw. die Sehnervenkreuzungen bei derartigen Operationen durch die aus ihrer Nische in die Schädelbasis herauswachsende Geschwulst angehoben. Durch sorgfältige Präparation mit dem speziell dafür geschaffenen Instrumentarium unter dem Operationsmikroskop wird die Geschwulst dann schrittweise verkleinert und von den umgebenden Strukturen abgelöst. In manchen Fällen erlauben es Verwachsungen des Tumors mit den umgebenden, wichtigen Strukturen nicht, den Tumor vollkommen zu entfernen, ohne daß Gefahr für den Patienten bestünde. Am Ende der Operation wird die harte Hirnhaut zugenäht, der Knochendeckel in die Knochenlücke wieder eingepaßt und schichtweise der Kaumuskel, das Unterhautgewebe und die Haut vernäht, wobei im Bereich des Knochendeckels möglicherweise eine Drainage belassen wird, durch die nachsickerndes Blut abgesaugt werden kann. Nach dieser Operation ist immer eine Intensivbehandlung erforderlich, die allerdings in den meisten Fällen nur wenige Tage dauert. Es bestehen zwar Kopfschmerzen, diese sind jedoch erträglich. Man kann jedoch auch nach so einer Operation relativ rasch wieder aufstehen. Der stationäre Aufenthalt beträgt aber in den meisten Fällen 10 bis 14 Tage.
Nebenwirkungen und KomplikationenBei allen Operationen von Hypophysenadenomen bestehen zunächst einmal die sogenannten allgemeinen Operationsgefahren, die mit der Tatsache, daß eine Operation stattgefunden hat und nicht speziell mit der Behandlung des Hypophysentumors zu tun haben. Darüber hinaus können prinzipiell bei der Operation eines Hypophysenadenoms auch alle Strukturen in Mitleidenschaft gezogen werden die sich um den Tumor herum befinden, bzw. auf dem operativen Zugangsweg liegen. Hier ist in erster Linie die Möglichkeit der Sehverschlechterung zu nennen.
In vielen Fällen dient die Operation zwar einer Verbesserung des Sehvermögens, jedoch ist die bestehende, aber jedoch sehr seltene Möglichkeit der Sehverschlechterung nicht ausgeschlossen. Auch kann es durch Irritationen der Hirnnerven, die die Augenmuskeln versorgen, zu Doppelbildern kommen. Schließlich ist eine Verschlechterung der Hypophysenfunktion möglich, eine Hypophyseninsuffizienz, die eine oder mehrere Funktionen des Hypophysenvorderlappens bzw. des Hypophysenhinterlappens betreffen kann. Es kann zu Infektionen kommen, die bei beiden Operationen die Hirnhäute und die Nasennebenhöhlen, bei der transcraniellen Operation auch den Bereich der Haut und des Knochendeckels betreffen können. Bei der transcraniellen Operation kann es auch zu einer Abstoßung des Knochendeckels mit einer daraus resultierenden Knochenlücke führen. Wegen der Nähe des Tumors zu den in der Schädelbasis liegenden großen hirnversorgenden Blutgefäßen ist sowohl eine Verletzung dieser Gefäße im Rahmen der Operation als auch eine Irritation der Gefäßwand mit einer Engerstellung und dadurch verminderten Blutversorgung abhängiger Hirnabschnitte möglich, die in ganz seltenen Extremfällen zu fast allen denkbaren Störungen in der Funktion des Gehirns führen kann. Auch kann es nach der transphenoidalen Operation zum Abtropfen von Nervenwasser durch die Nase kommen, einer sogenannten Liquorfistel, die eine erneute Operation notwendig macht. Bei der transcraniellen Operation ist dies extrem selten. Hier besteht die Möglichkeit einer Liquoransammlung unter der Haut, eines sogenannten Liquorkissens. Auch sind Nachblutungen im Operationsgebiet oder im Bereich der operativen Zugänge möglich, die unter Umständen auch eine operative Ausräumung der Nachblutung erforderlich machen. Man muß sich allerdings im Klaren sein, daß Komplikationen insgesamt selten sind. Bei der transphenoidalen Operation liegt heute die Quote der behandlungsbedürftigen ernsthaften Schäden und Dauerstörungen unter 2%, bei der transcraniellen Operation unter 5%.
Häufige Fragen:
Frage:Was ist günstiger: die transphenoidale oder die transcranielle Operation?
Antwort:Die Wahl des operativen Zuganges muß für jeden individuellen Tumor angepaßt sein. Insgesamt können etwa 90 % der Hypophysentumoren heute auf transphenoidalem Weg operiert werden, 10 % erfordern eine transcranielle Operation. Für jeden Tumor wird der jeweils günstigste Zugangsweg gewählt, das heißt derjenige, mit dem der Tumor am besten vollständig entfernt werden kann und der die geringsten Gefahren für die benachbarten Strukturen verursacht.
Frage:Welche Untersuchungen sind vor einer Operation notwendig?
Antwort: Eine Operation setzt voraus, daß der Neurochirurg die Größe und Ausdehnung des Tumors, daß heißt seine Beziehung zu den anatomisch benachbarten Strukturen genau kennt. Dies wird in den meisten Fällen am deutlichsten mit dem Kernspintomogramm aufgezeigt, einer schmerzlosen Untersuchung, bei der keine Röntgenstrahlen zur Anwendung kommen. In manchen Fällen reicht auch ein Computertomogramm aus. Gelegentlich wird zur Frage der Klärung von Lagebeziehungen zu den Gefäßen eine Kontrastmitteldarstellung der versorgenden Blutgefäße (eine sogenannte Angiographie) notwendig. Neben der Lage und Ausdehnung des Tumors muß aber vor jeder Operation die Funktion der Hirnanhangsdrüse geprüft werden. Es besteht ja die Möglichkeit, daß der Tumor zu einer Beeinträchtigung der Hypophysenfunktion geführt hat. Dazu ist eine endokrinologische Funktionsdiagnostik erforderlich, wobei diese aufwendigen Hormonuntersuchungen üblicherweise bei einem Endokrinologen (Drüsenspezialisten) durchgeführt werden. Wegen der Möglichkeit einer Beteiligung der Sehbahn wird vor einer Operation auch eine augenärztliche Untersuchung (Gesichtsfeldprüfung und Bestimmung der Sehschärfe) gewünscht.
Frage:Wie sieht die Nachsorge nach einer Operation eines Hypophysentumors aus?
Antwort:In allen Fällen muß nach der Operation die Untersuchung der Hypophysenregion mit einem bildgebenden Verfahren, also entweder durch Computertomographie oder durch Kernspintomographie erfolgen. Dies kann entweder unmittelbar nach der Operation oder nach Ablauf von mehreren Wochen geschehen, damit eine sichere Beurteilung der Situation möglich ist. Ist der Tumor total entfernt worden, wird in den meisten Fällen nach einem Jahr und dann alle 2 - 3 Jahre oder sogar in noch längeren Intervallen erneut kontrolliert. Nach jeder Operation ist, ebenso wie vor dem Eingriff, eine Hormonbestimmung aller Hypophysenfunktionen notwendig, da alle Funktionen auch als Folge der Operation verändert sein können. Patienten, die nach der Operation eine Hypophyseninsuffizienz haben, bedürfen üblicherweise der dauernden Betreuung durch einen Endokrinologen (Drüsenspezialisten), wobei in den meisten Fällen ebenfalls jährliche Kontrollen erfolgen.
Frage:Wird eigentlich in jedem Fall auch die normale Hirnanhangsdrüse entfernt?
Antwort:Bei der Hirnanhangsdrüse handelt es sich um normales Gewebe. Sie kann während der Operation eindeutig von Tumorgewebe abgegrenzt werden. Es wir immer versucht, vor einer Operation eines Hypophysentumors die normale Hypophyse zu schonen. Dementsprechend sind auch neue, das heißt operationsbedingte Störungen von hypophysären Partialfunktionen selten.
Was eine Hypophysenoperation für mich bedeutet Mein Name ist Georg. Ich bin 50 Jahre alt. Ich bin verheiratet und habe einen 18-jährigen Sohn und eine 17-jährige Tochter. Vor gut einem Jahr machten sich bei mir verschiedene gesundheitliche Störungen bemerkbar, die ich nicht einzuordnen wußte. Ich hatte tagsüber eine bisher nicht gekannte Müdigkeit, Benommenheit und Schwindelgefühl. Außerdem litt ich unter einem Druck hinter den Augen, die vorwiegend morgens glasig waren und brannten. Zunächst hatte mein Hausarzt nur einen erhöhten Blutdruck feststellen können, nach wiederholten Vorstellungen wurde schließlich beim Radiologen ein Computertomogramm des Kopfes gemacht, das einen Hypophysentumor zeigte. Zunächst sprach man auch von einer erweiterten Schlagader. Nachdem ein Kernspintomogramm angefertigt worden war, war am Vorliegen eines Hypophysenadenoms, das auf die Sehnervenkreuzung drückte, kein Zweifel mehr. Plötzlich mit der Gewißheit konfrontiert zu sein, einen Hirntumor zu haben, war für mich anfangs sehr schwer zu verkraften. Auch hatte ich Angst vor einer eventuell notwendigen Operation. Über das Ausmaß der Operation mit ihren eventuellen Risiken und Folgen konnte ich mir noch kein Bild machen. So hatte ich zu diesem Zeitpunkt die schlimmsten Befürchtungen. Ich habe mit meiner Frau zu diesem Zeitpunkt fast nur noch über die Krankheit und ihre möglichen Folgen gesprochen. Aber schon bei einer ambulanten Vorstellung in der Neurochirurgischen Klinik sagte man uns, daß der Tumor relativ gut operierbar sein, und ein Patient hinterher gute Chancen habe, ein normales Leben führen zu können. Diese Aussagen stimmten uns etwas hoffnungsvoller. Leider mußten wir bis zum Operationstermin aber noch wochenlang warten, dies zehrte sehr an den Nerven der ganzen Familie, denn der Zeitraum erschien uns wie eine Ewigkeit. Von der Operation selbst habe ich nicht viel mitbekommen. Als ich aus der Narkose aufgewacht bin, konnte ich nicht durch die Nase atmen, weil Tamponaden diese versperrten. Auch tat mir der rechte Oberschenkel weh, an der Entnahmestelle des Fascientransplantats. Weil der Schleimhautschnitt unter der Oberlippe gelegt worden war, mußte ich eine Woche lang passierte Kost essen. Meine Flüssigkeitsausscheidung war zunächst gestört. Ich mußte ein halbes Jahr Minirin schnupfen. Dann waren Trinkmenge und Ausscheidung wieder in Ordnung. Bei der Nachuntersuchung wurde im Kernspintomogramm kein Hinweis auf einen Tumorrest festgestellt, doch wurde mit wegen häufig auftretender Übelkeit eine Vorstellung in der Endokrinologie empfohlen. Dabei wurde ein Testosteronmangel festgestellt. Im Augenblick erhalte ich alle 3 Wochen eine Spritze mit dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron. Ansonsten ist mein tägliches Leben durch die Operation nicht beeinträchtigt worden.
Wie beeinflußt eine Hypophysenoperation mein tägliches Leben?
MedikamentenverschreibungManche Patienten brauchen nach einer Operation Hormonpräparate, die eingesetzt werden, wenn durch den Ausfall der Hypophyse bestimmte Hormondrüsen nicht mehr ausreichend funktionieren (Schilddrüsen, Nebenniere, Hoden, Eierstöcke). Alle diese Medikamente, die zur Dauerbehandlung einer Hypophyseninsuffizienz eingesetzt werden, werden durch die Krankenkasse bezahlt. Sie werden in der Regel vom Endokrinologen bzw. vom Hausarzt verschrieben. Medikamente, die zur Behandlung einer hormonellen Überfunktion oder zur Behandlung eines Anfallsleidens dienen, müssen regelmäßig oder dauernd eingenommen werden. Insgesamt braucht aber nur eine Minderheit der Patienten nach Hypophysenoperationen dauernd die Gabe von Medikamenten.
FührerscheinGrundsätzlich besteht nach Operation eines Hypophysenadenoms keine Einschränkung zum Führen eines Kraftfahrzeugs, sofern keine Störungen des Sehvermögens vorliegen. In diesen Fällen braucht auch die Führerscheinstelle nicht informiert zu werden. Beim Vorliegen von Sehstörungen müssen Sie nach Rücksprache mit Ihrem Augenarzt Ihre Führerscheinstelle informieren und das Lenken von Kraftfahrzeugen unter Umständen unterlassen. Das gilt auch beim Vorliegen eines Anfallsleidens. Das Lenken von Kraftfahrzeugen ist zu unterlassen, wenn nicht mindestens 2 Jahre Anfallsfreiheit besteht, wobei eine Anfallsfreiheit unter Medikamenten auch berücksichtigt wird.
RentenansprücheIn aller Regel ist nach Operation eines Hypophysenadenoms eine Berentung nicht notwendig. In seltenen Fällen macht eine dauernde erhebliche Einschränkung des Sehvermögens (Gesichtsfeldstörung, Minderung der Sehschärfe), oder andere neurologische Ausfälle eine Berentung nötig. In einer solchen Situation werden Berufs-, bzw. Erwerbsunfähigkeitsrenten gewährt. Dazu ist ein gesetzliches Gutachten für den Rentenversicherungsträger nötig. Der begutachtende Arzt muß dazu feststellen, welche leistungsmindernden Funktionsstörungen als Folge des Hypophysenadenoms oder einer Operation sein können. Die Hypophyseninsuffizienz läßt sich in der Regel so gut durch die Gabe von Medikamenten ausgleichen, daß ihretwegen eine Berentung nicht notwendig ist.
© Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e. V., Krankenhausstraße 12, 91054 Erlangen
An der Erstellung der Broschüren haben zahlreiche Patienten (Mitglieder des Netzwerks) mitgewirkt sowie folgende Ärzte (in alphabetischer Reihenfolge):
Prof. Dr. B. Allolio, Würzburg; Prof. Dr. G. Brabant, Hannover; Dr. M. Breidert, Leipzig; Priv.-Doz. Dr. M. Buchfelder, Erlangen; Priv.-Doz. Dr. H.-G. Dörr, Erlangen; Prof. Dr. P. Gross, Dresden; Dr. I. Harsch, Erlangen; Prof. Dr. J. Hensen, Erlangen; Priv.-Doz. Dr. W. Kiess, Gießen; Prof. Dr. W. Rascher, Gießen; Dr. M. Reincke, Würzburg; Prof. Dr. W. Scherbaum, Leipzig; Prof. Dr. R.-P. Willig, Hamburg.
Wichtiger Hinweis: Medizin und Wissenschaft unterliegen ständigen Entwicklungen. Autor, Herausgeber und Verlag verwenden größtmögliche Sorgfalt, daß vor allem die Angaben zu Behandlung und medikamentöser Therapie dem aktuellen Wissensstand entsprechen. Eine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben ist jedoch ausdrücklich ausgeschlossen. Jeder Benutzer muß im Zuge seiner Sorgfaltspflicht die Angaben anhand der Beipackzettel verwendeter Präparate und ggf. auch durch Hinzuziehung eines Spezialisten überprüfen und ggf. korrigieren. Jede Medikamentenangabe und/oder Dosierung erfolgt ausschließlich auf Gefahr des Anwenders.