Das stimmt schon, heifen. Keiner will ihm auch den Spaß nehmen, ich schon gar nicht.
Aber ist es nicht zuviel von uns Aussenstehenden erwartet, so zu tun, als wäre nichts passiert? Das kann ich nicht, das können die Freunde nicht, das kann die Familie nicht.
Ich für mich kann die letzten Wochen nicht vergessen. Das Bild von ihm, am Tag nach der OP auf der Intensivstation, dieser Anblick...der hat sich so sehr in meinen Kopf eingebrannt. Der liebste Mensch auf Erden, total orientierungslos nach der Narkose, Schläuche im Kopf, mit Schmerzen und so. Die furchtbare Angst um ihn in der ganzen Zeit, die Worte der Ärzte, deren Bedeutung ich schnell realisiert habe, bei der sofort die Alarmglocken angingen und ich sofort wußte, dass einige wichtige Dingen nun erledigt werden müssen. Sowas kann man doch nicht einfach áusbelnden. Das beeinflusst einen. Und wenn man merkt, dass sich der Erkrankte kein Stück selber um irgendwas kümmert, weil es ihn alles nicht interessiert, weil ihn nicht interessiert, was mit ihm selber eigentlich passiert und er nur nimmt und nimmt und nimmt und da kommt gar nichts zurück, im Gegenteil, es wird immer mehr gefordert...kurzum, es ist eine verdammt harte Beziehungsprobe
Ich liebe ihn, aber seine Krankheit macht mich selber krank mittlerweile. Ist es wirklich gut wenn man so eine ernsthafte Erkrankung so verharmlost und die Chance, Dinge zu verändern, zu verbessern, die Lebenführung zu überdenken im Bezug auf "gesünder" Leben einfach nicht nutzt. Es passiert nichts von alleine. Er muß genauso mitarbeiten, es ist schließlich sein eigenes Leben, um das es geht. Und mitanzusehen, wie derjenige immer wieder enttäuscht wird, weil seine Erwartung, dass alles sich alles von selbst erledigt eben nicht erfüllt wird....das tut verdammt weh.
Hab lange Gespräche mit seinen Freunden geführt und die sehen das ganz genau so, wie ich. Wir sind alle irgendwie machtlos. Wie soll das bloß weitergehen???
Sein Leben wurde vorläufig gerettet, dessen ist er sich gar nicht bewußt. Er hat eine Krankheit, die durchaus tödlich bzw. Lebensverkürzend ist. Das ist ein entscheidender Wendepunkt im Leben. Das kann man doch nicht ignorieren???
Ich weiß jedenfalls nicht, ob ich dauerhaft noch stark genug bin, um das alles so mitzumachen....
Darf ein Erkrankter seine Situation "ausnutzen" und braucht auf die Gefühle seiner Mitmenschen überhaupt keine Rücksicht nehmen? Das Leben sollte doch ein Miteinander sein...alle Beteiligten müssen sich arrangieren.
Mein Freund und ich führen an sich eine harmonische Beziehung, streiten uns nie, obwohl ich ein sehr aufbrausend sein kann. Er hingegen ist immer die Ruuuuuuhe selbst. Unsere Freunde meinten, es müssen ruhig auch mal Fetzen fliegen, ich darf mir nicht alles gefallen lassen, sonst gehe ich kapputt und er merkt es nicht mal.
Es gibt durchaus Dinge, die ich ihn um die Ohren hauen möchte. Ich habe nur Angst, dass sich das dann auch seine Psyche auswirkt und die ist am Gesundsprozess doch auch beteiligt. Er kann nicht arbeiten und er hat Krebs. Wenn seine Freundin jetzt auch noch "Streß" macht und unbequem wird....ich möchte ihm nicht den Rest geben.
Großes Dilemma, welches ich nur selbst lösen kann....
Scheiß Krebs, was tust du den Menschen bloß an!!!!!!!!!!!!!