Lieber Peter
Wenn du wirklich für deine Lieben etwas tun willst, dann solltest du aufhören, ihnen vorzuschreiben, was sie tun sollen, z.B. deinen Vater nur alle 2-3 Tage besuchen. Wenn deine Mutter das Bedürfnis hat, jeden Tag bei ihm zu sein, dann ist es ihr wichtig. Lass deine Mutter das tun, was SIE für richtig hält. Es ist ihr Wille und den musst du respektieren! Wenn deinem Vater die tägliche Präsens deiner Mutter zu viel wäre, würde er dies sagen. Und es geht deiner Mutter sicher nicht besser, wenn sie daheim sitzt. Vielleicht spürt sie, dass sie deinem Vater schon alleine damit hilft, dass sie einfach nur bei ihm ist. Und dein Vater braucht vielleicht die Anwesenheit deiner Mutter, um zu sehen, dass er nicht alleine ist, dass sie ihn begleitet. Dein Vater hat bestimmt auch davor Angst, was auf ihn zukommt und deine Mutter hilft ihm, diese Zeit zu tragen. Es ist vielleicht eine innere Bindung zwischen deinen Eltern, die du als Sohn nicht spürst und nicht nachvollziehen kannst. Auch wenn dein Vater in deinen Augen viel falsch gemacht hat in seinem Leben, ich glaube nicht, dass deine Mutter im Moment neue Möbel etc. braucht. Du verarbeitest die Situaton vielleicht damit, dass du deine Mutter verwöhnen möchtest. Das hat Zeit! Im Moment braucht deine Mutter nur deine Liebe und deine Unterstützung. So wie deine Mutter deinen Vater begleitet, solltest du deine Mutter begleiten, ihr zur Seite stehen, einfach für sie da sein, wenn sie dich braucht.
Ich weiss, das klingt hart. Ich will dir auch nicht zu nahe treten oder dich verletzten.
Aber ich sage das aus eigener Erfahrung. Mein Vater hatte Lungenkrebs. Er lebte danach noch 18 Jahre und er hat immer gesagt, ohne meine Mutter hätte er es nie geschafft; sie sass wochenlang jeden Tag an seinem Bett. Ich weiss, bei deinem Vater ist die Situation ganz anders. Aber ich kann auch diese Situation nachvollziehen; meine Mutter starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ich will dir damit auch nur aufzeigen, wie wichtig nur schon das "bei einem sein" für einen kranken Menschen ist, und je schwerer die Krankheit ist, desto wichtiger ist es, nicht alleine gelassen zu werden - an keinem Tag!
Und der 60. Geburtstag deiner Mutter? Es hat deinen Eltern sicher viel mehr bedeutet, gerade an einem solchen Tag beisammen zu sein. Man weiss nie, ob es einen nächsten gemeinsamen Geburtstag gibt. Hätte sie alleine zu Hause "feiern" sollen? Meine Mutter hatte damals ihren 50. Geburtstag. Du siehst, hier im Forum stösst man immer wieder auf Parallelen.
Ich will dir auch nicht sagen, was du tun sollst. Ich will einfach nur, dass du mal darüber nachdenkst, ob dein Weg der richtige ist.
Weiterhin viel Kraft!
Liebe Grüsse Akya