HirnTumor-Forum

Autor Thema: Nach OP künstliches Koma  (Gelesen 50759 mal)

Chantay

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Nach OP künstliches Koma
« am: 23. Mai 2008, 23:02:22 »
Hallo zusammen,

der Anlass, mich hier zu registrieren, ist verständlicherweise sehr bedrückend. Vielleicht ist es sogar nicht der richtige Weg, zu viele Informationen sammeln zu wollen, aber untätig herumsitzen kann ich auch nicht.
Vorweg: Ich hoffe und wünsche allen, die selbst erkrankt sind, alles erdenklich Gute!
Jetzt würde ich gerne grob schildern, um was es bei meinem Bruder (knapp 37) geht:

Ihm wurde am vergangenen Montag (also vor 4 Tagen!) ein faustgroßer Tumor in einer 12,5 stündigen OP entfernt. Der Tumor ist gutartig, langsamwachsend und der Begriff Meningeom fiel.
Er saß direkt hinter der Stirn und drückte auf die Sehnervkreuzung, sodass mein Bruder zum Schluß vor der OP kaum noch etwas sehen konnte.
Während der OP selbst soll es keine Komplikationen gegeben haben. Allerdings liefen einige Nerven oder Blutgefäße (?) durch den Tumor. Durch die Entfernung habe er mehrere leichte Hirninfarkte erlitten.
Die Familie war froh, das er den Eingriff überhaupt überlebt hat; das Vorgespräch mit all den Eventualitäten hat mir ziemlich Angst gemacht.

Nun wird mein Bruder also seit Montag Abend im künstlichen Koma gehalten. Er bekam eine Sonde in das Hirn eingesetzt, um den Hirndruck zu messen. Nach diesem Eingriff schnellte der Hirndurch auf 30 hoch.
Die Tage anschließend lag er bei 16-18; was "zufriedenstellend" sein sollte.
Heute wurde irgendwas am Beatmungsgerät umgestellt oder ausgewechselt, was den Hirndruck sofort wieder auf Spitzenwerte um 33 stiegen ließ.
Dank medikamentöser Hilfe lässt der sich ja senken. Trotzdem frage ich mich: wieso reagiert das Hirn auf jegliche "Störung" von außen gleich?
Solange das der Fall ist, muss er doch sicher in Narkose bleiben?
Diese Hirninfarkte....okay, ihr werdet mir nicht sagen können, was die evtl ausgelöst haben.
Aber wechselnder Hirndruck,... hat der Spätfolgen?

Ich werde noch wahnsinnig. Manche  Berichte hier lassen verlauten, dass bereits ein/zwei Tage nach der OP die Intensiv wieder verlassen wurde. Bei uns sieht es anders aus.
wieviel "Koma" verträgt ein Mensch? Und was, wenn er ...ach nein das ist keine faire Frage an euch.
Ach, ich könnte nur noch heulen. Der größte Wunsch meines Bruders war, nach der OP wieder sehen zu können.
Unser größter Wunsch ist, das er die OP überhaupt erstmal lebensfähig überlebt.

Traurige Grüße
Chantay

fips2

  • Gast
Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #1 am: 24. Mai 2008, 07:57:09 »
Hallo Chantay
Willkommen im Forum.

Das hört sich wirklich nicht sehr gut an was deinem Bruder da momentan widerfährt.
Die Lage war aber auch wirklich sehr komplizert.Warum wurde das M so spät endeckt? Der Größe nach müsste er doch schon frühr recht große Ausfälle und Probleme gehabt haben.

Na ja egal jetzt ist es eh nicht mehr zu ändern und man schaut besser nach vorn als zurück.

Dass dein Bruder im Koma gehalten wird ist in dieser Situation normal,da man u.U. schnell eingreifen muss bei einem solchen Fall und die Narkose nicht nötig,bzw, ungleich einfacher ist als wenn er wach wäre.

Ich kenne diese Situation von meinem Schwager der leider vor rund 20 Jahren an einer Hirnblutung verstarb.
Aber damals war die chirurgische Situation mir der heutigen nicht zu vergleichen.Ich bin  mir sicher heute hätte er das überlebt.

Frage: Wurde ein Shunt gelegt der den Hirnwasserdruck ausgleicht?
Wenn nicht würde ich den behandelden Arzt mal drauf ansprechen.

Durch die Blutungen verstopfen die Kapillaren die den natürlichen Druckausgleich des Hirnwassers bewerkstelligen.
Bis zur Reinigung muss also ein Stent gelegt werden.Ein Shunt ist ein Ventil zwischen Hirnwasserraum und Vene.Wenn der Druck im Kopf höher ist wie der Venendruck fließt das Hirnwasser über diesen Weg ab.Menschen mit Wasserkopf tragen so was ein Leben lang ohne größere Komplikationen und leben fast ganz normal damit.

Über die Hirndruckwerte kann ich dir nichts sagen,da kenn ich mich nicht aus.
Nur weis ich,dass man damals mittels EEG bei meinem Schwager ganz genau die Hirntätigkeiten verfolgen konnte und man auch sah ob und in wie weit Hirngewebe abgestorben war.Ich bin mir sicher dass dies bei deinem Bruder auch verfolgt und kontrolliert wird.

So lange die Ärzte hier noch keine Ergebnisse des EEGs mit den Angehörigen besprechen würde ich mir mal keine Sorgen machen.

Was und in wie weit Schäden aufgetreten sind wird sich nach dem Aufwachen zeigen.Alles andre ist Spekulation momentan.

Ich drück euch die Daumen dass er wieder fit die Klinik verlässt.

Wo ist er denn in Behandlung?Das hast du nicht erwähnt.

Infos zum Shunt hier:
http://vollekanne.zdf.de/ZDFde/inhalt/19/0,1872,7229203,00.html?dr=1
und hier
http://klinikum-nuernberg.de/DE/ueber_uns/aktuelles/knzeitung/2008/200801/neurochirurgie.html

Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 24. Mai 2008, 08:47:17 von fips2 »

Offline Bluebird

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #2 am: 24. Mai 2008, 09:02:29 »
Hallo Chantay,

ist der Tumor so spät entdeckt worden, dass er bereits diese beachtliche Größe hatte? Bei den von Dir genannten Einschränkungen kaum vorstellbar.
Bei dieser Lage werden umsichtige Neurochirugen nur soviel Tumorgewebe entfernen wie es für die umliegenden Nerven verträglich ist. Da der Tumor nach Deinen Angaben eine eigene sehr ausgereifte Blutversorgung hatte, ist es möglich, dass während des Eingriffs eine Embolisation durchgeführt wurde. Dabei wird der Tumor von der Blutversorgung gekappt, um ihn besser und mit weniger Risiko entfernen zu können. Das sind natürlich alles nur Vermutungen meinerseits.
Wurde Deinem Bruder der Schädelknochen entfernt, damit das Hirn mehr Platz hat? Dies wird normalerweise so gemacht, wenn der Hirndruck gefährliche Ausmaße annimmt. Es ist müßig zu spekulieren, warum es Deinem Bruder leider so schlecht geht. Der individuelle Gesundheitszustand des Patienten spielt bei jedem Eingriff eine Rolle. Es ist wenig tröstlich für Dich zu erfahren, dass der Zustand Deines Bruders die Ausnahme nach Meningeomoperationen ist.
Meine Schwester lag übrigens vor drei Jahren nach Hirnblutung mit anschließender Entfernung des Schädels und Wiedereinsetzung nahezu 14 Tage im künstlichen Koma, ohne dass sie irgendwelche Ausfälle zurückbehalten hat. Sie war zu dem Zeitpunkt auch Mitte 30.  Während des Komas sind die Körperfunktionen weit runtergefahren.
Über einen Shunt - wie fips2 schon schrieb - wäre nachzudenken, falls sich der Hirndruck nicht stabislisiert.
Ich wünsche Euch, dass der Bruder sich bald auf dem Weg der Besserung befindet.

LG
Bluebird
« Letzte Änderung: 24. Mai 2008, 09:09:43 von Bluebird »
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Chantay

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #3 am: 24. Mai 2008, 09:29:27 »
Guten Morgen -

- und habt vielen Dank für eure Antworten.
Also, Symptome hatte mein Bruder schon seit einem jahr. Aber das kann man jetzt erst richtig einschätzen und beurteilen. Es ging los mit Übelkeit, Erbrechen, extremer Müdigkeit so dass er seine Werkstatt dicht gemacht und sich schlafen gelegt hat.
Dies sind Infos von ihm selbst, denn er wohnt weiter weg und so häufig haben wir uns nicht gesehen.
Ab Ostern kamen Sehstörungen hinzu, die immer stärker wurden. Da er seine KFZ-Werkstatt Anfang des Jahres dicht machen musste, eine Trennung von der Ex vorlag und er nun HarzIV Empfänger ist, haben wir an ein seelisches Problem gedacht.
Natürlich haben wir ihm zig mal angeraten, zum Arzt zu gehen.
Das der Tumor eine Wesensänderung mit sich bringt, und mein Bruder gar nicht konnte, ahnten wir so noch nicht.

Fips, ob ein Shunt gelegt wurde weiß ich nicht. Heute besuche ich ihn erstmalig nach der OP - was kein leichter Gang für mich wird, da ich sehr nah am Wasser gebaut bin. Hoffe, ich kann mich soweit in den griff kriegen, dass ich dort jemanden fragen kann.
Meiner schwester und Mutter wurde gesagt, er hätte eine
Sonde gelgt bekommen und sähe nun ein bissel wie ein "Teletabie" aus. Vielleicht ist das ja schon ein Shunt?

Bluebird, wie meinst du das mit dem Schädelknochen? Das er jetzt quasi ohne Schädelknochen dort liegt? Nein, davon weiß ich nichts.
Es gab eine Äußerung, die mir gerade wieder einfällt: Nach der Tumorentfernung sei das Gehirn ziemlich schnell in seine ursprüngliche Lage zurückgegangen - was normalerweise länger dauert und wo niemand sagen kann, ob das ein gutes oder eher schlechtes Zeichen ist.

Meine Güte, man legt aber auch jedes Wort, jede Äußerung die man hört, auf die Goldwaage - nur das arg Schlimme vielleicht nicht.
Bluebird, das macht Hoffnung, dass es deiner  
Schwester gut geht!

Mein Bruder liegt im Klinikum Braunschweig.
Ich habe hier im Forum nicht eine "Bewertung" gefunden, was mich natürlich gleich wieder irritierte. Vermutlich wird die KLinik gewählt, die dem Wohnbereich am nächsten ist?
Hätte die restliche Familie mitreden können, hätten wir ihn vielleicht in die Medizinische Hochschule Hannover geholt, wir wohnen alle hier.

Heute morgen kam kein Anruf (meine Schwester ruft 3x täglich auf der Intensiv an und leitet die Infos dann an uns weiter). Das bedeutet, der Hirndruck ist wieder im vertretbaren Bereich.

LG
Chantay

Offline Bluebird

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #4 am: 25. Mai 2008, 10:49:07 »
Hallo Chantey,

wie geht es Deinem Bruder inzwischen? Dass hier keine Bewertung über Braunschweig vorliegt, bedeutet nur, dass kein Forenmitglied dort behandelt wurde oder keinen Bericht geliefert hat. Sicher ist Hannover bekannt und angesehen.
Zur Sonde kann ich leider nichts sagen. Wenn der Schädel entfernt worden wäre, hätte man dies Euch sicher mitgeteilt. Das ist ja nur eine Maßnahme bei stark erhöhtem Hirndruck. Bei meiner Schwester wurde der Knochen (der übrigens tiefgefroren wurde) nach 14 Tagen wieder eingesetzt. Manche Patienten erhalten allerdings eine Schädelplastik.

Hoffe, dass sich der Zustand langsam stabilisiert.
Normalerweise werden Komapatienten langsam zurück geführt, während die Ärzte dann auch die Sinnesorgane und Bewegungsfunktionen testen.

Viel Glück
Bluebird

« Letzte Änderung: 25. Mai 2008, 10:50:52 von Bluebird »
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Chantay

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #5 am: 25. Mai 2008, 11:14:04 »
Hallo Bluebird

danke für deine Nachfrage.  Es tut wirklich gut, sich hier mitzuteilen. Ich habe auch angefangen, eine Art Tagebuch zu führen. Einfach um mir alles von der Seele zu schreiben.
Gestern war ich das erste Mal nach der OP auf der Intensiv. Es ist sehr beklemmend, den eigenen Bruder dort inmitten all der Geräte liegen zu sehen.
Leider hat er nun noch eine Lungenentzündung hinzubekommen. Laut Aussage des Arztes sei das aber fast "normal" auf der Intensiv und er wird natürlich dagegen mit AB behandelt.
Der Hirndruck lag gestern zwischen 15 und 17; nach meinem Anruf heute morgen soll er nun unter 15 liegen und mein Bruder - zumindest was das betrifft - stabil sein.
Der Arzt erklärte uns, während der Tumorentfernung sei ein kleiner Hirninfarkt in Nähe des Stammhirns aufgetreten. Nächste Woche werden sie ein CT anfertigen um kontrollieren zu können, ob die Hirnschwellung zurückgegangen ist. Ob der Infarkt sich weiter ausgedehnt hat, könne man auch dann erst sagen.
Er hat in der Tat nur eine Sonde, die den Hirndruck misst. Einen Shunt zu legen hält dort niemand in der jetzigen Lage für notwendig.
Er bekommt z.Zt. 70%igen Sauerstoff, was sehr hoch dosiert sei. Normal wären 35%. Das soll an der Lungenentzündung liegen.
Für nächste Woche ist evtl auch ein Luftröhrenschnitt geplant, um die Beatmung während des CTs besser unterstützen zu können.
Wir sind also immer noch in der Position, nichts zu wissen. Er bekommt minimal Pflege; mehr kann man auch dort nicht tun.

Kennt jemand von euch die Reha in Coppenbrügge? Krankenhaus Lindenbrunnen?

LG
Chantay

Offline Bluebird

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #6 am: 25. Mai 2008, 16:00:45 »
Hallo Chantey,

als normal würde ich das, was Deinem Bruder passiert ist, nicht bezeichnen. Komplikationen lassen sich aber im Einzelfall leider nicht ausschließen. Zumindest habe ich den Eindruck gewonnen. dass sich gekümmert wird. Sicher ist es ein Schock, wenn man zum ersten Mal auf der Intensivstation einen Komapatienten erlebt. Ich weiss noch, wie es mir ging, als meine Schester dort lag. Andererseits wird ein Patient nirgendwo rund um die Uhr in dem Maße betreut wie auf dieser Station.
Nun heisst es abwarten, hoffen und dann weitersehen.
Vielleicht meldet sich noch jemand wegen der von Dir genannten Reha-Klinik.

Weiterhin Mut und Kopf hoch
Bluebird
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Offline Bri

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #7 am: 25. Mai 2008, 23:03:03 »
Hallo Chantay,
ich selbst habe Ende 2006 einen ähnlich großen Tumor an gleicher Stelle wie Dein Bruder gehabt (auch entdeckt durch Sehstörungen). Während meiner OP hat es diese Druckprobleme ebenfalls gegeben, man hat sie aber in den Griff bekommen. "Künstliches Koma" wird oft eingesetzt, um die Reizschwellen für den Patienten herabzusetzen (2 Bekannte von mir liegen leider z.Zt. nach Hirnblutungen ebenfalls in diesem Koma und werden "geweckt", wenn das Gröbste wie z.B. Anfallsgefahr und Druckschwankungen vorbei sind).
Meine Sehkraft ist nach der OP wiederhergestellt und nach einer Reha sind auch alle anderen Schwierigkeiten wie Merkfähigkeit u.v.m verschwunden.
Allerdings habe ich die anderen Probleme Deines Bruders nicht gehabt. Er ist auch deutlich jünger, aber das dürfte ja kein Nachteil sein. Geh ihn ruhig besuchen und sprich mit ihm, als sei er wach - ich weiß von Patienten, dass sie so einiges mitbekommen.... Er kann sicher jede Hilfe zur Orientierung gebrauchen.
Alles Liebe für Euch
Bri

Chantay

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #8 am: 26. Mai 2008, 08:41:28 »
Hallo Bri

also gehörtest du auch zu denjenigen, die wenige Tage nach der OP wieder "wohlauf" waren?
Wie stark waren deine Sehstörungen vorher? Der Arzt macht uns diesbeüglich wenig Hoffnung, da die Sehkraft nur noch bei um die 10 % lag.
Hirninfarkte, Lungenentzündung...all das hattest du nicht? Sei froh und ich freue mich mit dir, dass du es geschafft hast!

Mein Bruder - so der eine Arzt gestern zu meiner Schwester - wird wohl noch vier Wochen auf der intensiv liegen.
Jetzt tritt Hirnwasser aus der Sonde aus. Ich versteh nicht, wieso die nicht so einen Shunt legen, dann wäre doch die Dramatik schon mal genommen?

Nervöse Grüße
Chantay


Offline Bluebird

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #9 am: 26. Mai 2008, 09:34:05 »
Hallo Bri,

erst einmal hoffe ich, dass sich Deine Bekannten wieder erholen und ohne Einschränkung weiterleben können.  Ich freue mich, dass die Entwicklung bei Dir positiv verlief.

Hallo Chantey,

vielleicht wird Deinem Bruder im jetzigen Zustand kein weiterer Eingriff zugemutet. Das Hirn hat aber auch eine nicht zu unterschätzende selbst regenerierende Eigenschaft.

Ich kann mich Bris Empfehlung nur anschließen, mit Komapatienten zu sprechen. Das haben wir bei meiner Schester auch getan. Als ihr Zustand stabil war, durften wir sogar etwas von ihrem Lieblingsparfum versprühen wegen des Wiedererkennungswerts und dem Wohlgefühl.
Ich weiss noch, dass meine Mutter entsetzt war, dass ich beim Besuch Parfum trug, welches ich wie jeden Tag völlig automatisch aufgelegt hatte. Die Schwester auf der Intensiv meinte aber, dies sei sogar gut, weil meine Schwester mich anhand des Geruchs wiedererkennen würde. Sie hat auch ein waschbares Plüschtier von ihrem Kind in die Hand bekommen.
Ich würde mit dem Intensivarzt und dem Pflegepersonal sprechen, was möglich und nützlich sein könnte und was ihr unterlassen solltet.
Vielleicht verbessert sich der Allgemeinzustand früher als in den prognostizierten vier Wochen. Ich drücke weiterhin die Daumen.

Liebe Grüße
Bluebird
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Chantay

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #10 am: 27. Mai 2008, 08:46:29 »
Guten Morgen Bluebird und Bri (wenn du noch mitliest)

wenn wir morgen wieder in die Klinik fahren, werde ich meinen Bruder normal laut ansprechen. Nicht dieses Geflüstere oder gar stumme "Gedankenübertragung".
Komisch, während ich das schreibe  merke ich, wie Traurigkeit auch in Wut umschlagen kann. Nicht auf meinen bruder, natürlich nicht. Nein auf die Situation. Wieso er, wieso solche Komplikationen etc.
Wobei der Hirndurck momentan stabil zu sein scheint und auch das austretende Hirnwasser aus der  Sonde haben sie - Stand gestern Abend - im Griff.
Bluebird, wie erging es dir denn, als deine Schwester im Koma lag und du nichts groß machen konntest?
Ich weiß nun nicht, wie alt du bist, ob du arbeitest oder nicht, Kinder hast - das spielt ja alles mit eine Rolle.
Ich bin bis heute einschließlich krankgeschrieben, habe den Rest der woche urlaub. Ab montag müsste ich also wieder Vollzeit arbeiten. Einerseits vielleicht ganz gut, denn ich (Zwillingsschweste meines Bruders, 36) lebe alleine mit zwei Haustieren.
Andererseits wird nächste Woche vielleicht gegen Ende der Moment kommen, wo sie ihn wachmachen und wo ich da sein möchte. Zu arbeiten wenn man weiß, die Narkose wird ausgeschlichen? Gut, oder nach der ARbeit hinfahren auch wenn eine Fahrtstrecke eine gute Std braucht.
Warte noch auf Informationen von heute früh - kann meine Schwester noch nicht erreichen. Wird aber bestimmt keine negativen Änderungen geben *hoff*

Vielen Dank dafür, dass mir hier so geduldig "zugehört" wird. Ich habe das Gefühl, ich könnte stündlich berichten und niemand würde sich daran stören. Das hilft mir ungemein.

Chantay

Offline Bri

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #11 am: 28. Mai 2008, 18:44:07 »
Hallo Chantay,
ich lese noch mit, obwohl ich z.Zt. Nachtdienst hab. Du fragtest nach meinen Sehstörungen? Mein Gesichtsfeld war sehr eingeschränkt (ich selbst habs nicht mitbekommen)- hatte den sog. Tunnelblick. Der Augenarzt stellte einen komprimierten Sehnerven links fest. In der OP wurde aber gefunden, daß sowohl die Sehnervenkreuzung als auch beide Sehnerven betroffen waren. Die Sehnerven waren von Tumorgewebe förmlich umwachsen und mußten vorsichtig ausgeschält werden. Danach Verlauf wie beschrieben, weil aber der Tumor so groß war - meine Riechnerven sind nicht wieder hergestellt.
Die Aussage des Arztes Deines Bruders "Sehkraft 10%" war sicher vor der OP - entscheidend wird sein, was nach der OP ist. Ich sollte meine 1. Augenarztuntersuchung erst 3 Monate nach der OP machen --- Du siehst, es ist noch was möglich... Ich selbst muß am 24.6. ins MRT zur Nachkontrolle der OP und ... ich habe noch 4 kleinere Meningiome, die beobachtet werden. Ich habe gelernt, damit zu leben und diese Tumore werden mir eigentlich nur zu Kontrollzeiten wieder so richtig bewußt, ansonsten leb ich sehr gut damit.
Laßt Deinem Bruder Zeit, die Ungeduld war auch mein Begleiter und nicht schön - er muß sich zusätzlich ja auch noch von den Begleiterscheinungen und auch dem " Schlafenlegen " erholen.
Bis bald
Bri

Offline Bluebird

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #12 am: 28. Mai 2008, 19:35:55 »
Hallo Chantey,

hast Du inzwischen Neuigkeiten aus der Klinik erfahren?
Du fragtest mich, wie es mir ging, als meine Schwester im Koma lag. Es war ein unwirklicher Zustand, es war schlimm. Ihre Tochter war da gerade 4 Jahre alt. Mein Arbeitgeber hat mitgespielt, und ich konnte über einige Monate halbtags arbeiten, so dass mein Schwager, meine Mutter und ich uns einerseits am Krankenbett in der Klinik und bei den Besuchen in der Reha abwechseln konnten, andererseits sich um das Kind und den Haushalt kümmerten. Das Merkwürdige an der ganzen Sache war ja, dass es mir  und nicht meiner Schwester Monate vorher schlecht ging und kein Arzt konkret die Ursache erkannte. Es war der Familienhausarzt, der mich zur CT schickte, um ein familiär angelegtes Aneurysma auszuschließen. Bei der weitergehenden MRT wurde mein Meningeom entdeckt! Es war also doppelt schlimm für alle Familienangehörigen, plötzlich 2 " Hirnkranke" zu haben.  Ich bin 10 Jahre älter als meine Schwester, also 48 Jahre alt. Meiner Schwester gehts recht gut, sie wurde nach der Reha erneut schwanger und bekam einen gesunden Sohn. Mein Meningeom wird seit 2005 regelmäßig
kontrolliert, ist jetzt 7 Monate nicht gewachsen!

Danke für Dein Interesse. Meine Schwester sagt immer wieder in unseren langen Gesprächen, dass sie gespürt habe, wer im Raum ist. Sie hat uns nach dem Aufwachen, das sehr langsam eingeleitet wurde, auch sofort erkannt. Sie konnte sich nur noch nicht sprachlich äußern, hat kurze Bitten auf Papier gekritzelt. In den ersten Tagen wusste sie einige Daten nicht, wie Geburtstage usw., an die sie sich unbedingt erinnern wollte. Manche Namen von Freunden brachte sie durcheinander. Aber alles das hat sich schnell  reguliert.
Hoffen wir, dass Dein Bruder, wenn er über den Berg ist und erwacht, auch ähnlich gute Fortschritte macht!

Bis dann
Bluebird/Birgit
« Letzte Änderung: 28. Mai 2008, 19:42:52 von Bluebird »
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Chantay

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #13 am: 29. Mai 2008, 09:41:49 »
Hallo Bri, hallo Birgit

ihr beide habt Meningeom(e), die z.Zt. nicht wachsen aber beobachtet werden müssen und bringt dennoch die Geduld auf, mir hier zu antworten. Große Achtung davor, ich war zunächst ziemlich geplättet, was ich in euren Antworten zu lesen bekam.

Bri, bei dir klammere ich mich an jedes positive Wort, was mit "Sehen" zu tun hat. Danke, dass du mir damit so viel Hoffnung übermittelst. Mensch, dann ist deine eigene OP noch nicht so lange her, wenn du am 24.6. Nachkontrolle hast?

Birgit, auch dich / deine Famlie hat es ja sehr sehr hart getroffen. Verstehe ich es richtig, dass du selbst keine OP hattest aber seit 2005 regelmässige Kontrolluntersuchungen?
Woher nimmst du die Stärke, das Meningeom nicht operieren zu lassen, wenn ich das fragen darf? (Möchte keinesfalls zu indiskret wirken oder deine Privatsphäre verletzten; beantworte es bitte einfach nicht, wenn du nicht magst!)
Ichs selbst hatte mit um die 20 Jahren einen kleinen Knoten in der Brust, der zu 90% gutartig sein sollte. Eine abwartende Haltung wäre möglich und auch okay gewesen aber ich hab´s nicht ausgehalten und auf die OP bestanden. Aber das steht in keinem Verhältnis zum Meningeom. Ich würde "durchdrehen".

Gestern war ein "guter Tag" in der Klinik. Zum einen hat das Pflegepersonal uns bestätigt, dass mein Bruder auf einem guten Weg sei. Er wird nicht mehr so hochprozentig beatmet, der Hirndurch liegt bei 11-12 statt an die 18 und das CT hat keine weiteren Hirninfarkte gezeigt. Lediglich die Hirnschwellung ist noch nicht ganz zufriedenstellend zurück gegangen.
Wir haben lange mit einem Pfleger gesprochen, der zum ersten Mal mitteilte, mein Bruder habe einen Olfactorius Meningeom, WHO I
Es kann also möglich sein, dass der Geruchssinn nicht mehr arbeitet - wie bei dir, Bri
Aber vielleicht wäre das im Vergleich zum Sehen ein geringeres Übel.

Ab heute wollen sie ihn doch schon langsam wach machen. Da er viele Medikamente bekommt, wird er wohl frühstens am Wochenende wache Momente haben - bevor dann Entzugserscheinungen etc eintreten. So hat man uns das erklärt. Er würde auch festgeschnallt werden - zu seinem eigenen Schutz damit er sich keine Schläuche und den Tubus nicht rausreißt. Aber das brauche ich euch ja nicht zu erzählen, ihr wisst es alle aus eigener Erfahrung.

Viele Grüße
Michaela / Chantay

Offline Bluebird

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Re:Nach OP Künstliches Koma
« Antwort #14 am: 29. Mai 2008, 20:11:43 »
Liebe Michaela,

Es geht also voran mit der Genesung Deines Bruders! Dass er angeschnallt wird, ist in dieser Situation eher normal; meine Schwester hat auch in der Aufwachphase ziemlich rumgetobt im Bett und wollte sich alle Schläuche abreissen. Das kann Angehörigen am Krankenbett einen riesigen Schreck einjagen! Ich würde an Deiner Stelle mit einem behandelnden Arzt sprechen, ein Pfleger hat eigentlich nicht die Befugnis, den Angehörigen medizinische Auskünfte zu erteilen.

Du fragst, warum ich so gelassen mit meinem Meningeom umgehe. In den ersten beiden Jahren war ich panisch, weil die Auskünfte der Neurochirugen so schwammig waren - OP möglich, muss wahrscheinlich sowieso mittelfristig sein, Sie können aber auch noch kontrollieren lassen . Nur zwei Neurochirugen - der OA Dr. Jans im Alfried-Krupp-Kr., Essen, der meine Schwester gerettet hat und das INI unter Leitung von Prof. Dr. Samii rieten mir, zunächst in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren. Ich fürchte mich mehr vor den möglichen Auswirkungen einer OP, da ich ja keine neurologischen Ausfälle habe und so gut wie beschwerdefrei bin. Zum Weiteren kommen einige andere Krankheitsbilder hinzu, die das Risiko bei einer OP erhöhen. Nach der letzten MRT Kontrolle, die kein Wachstum ergab, bin ich recht gelassen und hoffe, dass ich am Skalpell vorbei komme.

Ich würde mich freuen, von weiteren Fortschritten bei der Genesung Deines Bruders zu erfahren.

Herzliche Grüße
Birgit/Bluebird
« Letzte Änderung: 29. Mai 2008, 20:13:53 von Bluebird »
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