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Mein Vater kommt nicht mit dem Tod meiner Mutter klar

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Heike_33:
Ich hatte ja hier schon über meine Mutter geschrieben, die am 05.05.2008 an einem Glioblastom verstorben ist. Es war natürlich für uns alle ein großer Schock.
Für mein Vater ist es natürlich noch viel schlimmer. Sie waren 39 Jahre verheiratet. Die erste Zeit war er noch abgelenkt durch viele Dinge, die geregelt werden mussten.
Nun aber fängt er an, es richtig zu realisieren.

Ich hatte vorhin mit ihm telefoniert und er hat gerade einen Tiefpunkt. Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen kann. Alles was ich sage, blockt er ab. Vorschläge nimmt er nicht an. Im Moment ist ihm alles egal. Er sagt nur immer, keiner kann ihn verstehen. Er ist ganz alleine, hat niemanden. Hilfe bekommt er auch nicht, was nicht stimmt. Ich versuche zu helfen, wo ich kann. Aber ich kann meine Mutter ja auch nicht wieder lebendig machen. Ich vermisse sie doch auch.

Ich mache mir große Sorgen um ihn. Leider läßt er niemanden an sich ran.

Hat da Jemand einen Rat, wie ich ihm helfen kann? Hobbys hat er leider auch nicht. Außerdem kommen noch finanzielle Schwierigkeiten dazu

LG Heike

Bluebird:
Hallo Heike,

seit dem Tod der Mutter ist gerade ein Monat vergangen. 39 Jahre lassen sich nicht einfach aus dem Leben weg denken. Es ist gut, dass Du trotz eigener Trauer stark genug bist, dem Vater beizustehen. Vielleicht braucht er einfach eine gewisse Zeit, allein zu sein und zu weinen, ohne durch Aktionismus abgelenkt zu werden. In vielen Städten finden sich Trauercafes, wo Angehörige Verstorbener sich austauschen können. Könntest Du Dir das für den Vater vorstellen? Schließlich wird sich noch herausstellen, ob er allein im Haushalt klar kommt oder Unterstützung braucht. Du sagst, dass es finanziell nicht rosig aussieht, da wird also eine Haushaltshilfe nicht bezahlbar sein. Möglicherweise könnte  eine Hilfe über die Krankenkasse geregelt werden, wenn der Vater sich allein nicht verpflegen kann und seine Kinder nicht abkömmlich sind?

LG
Bluebird

Heike_33:
Hallo Bluebird,

leider lehnt mein Vater Trauergruppen ab. Er will nicht mit Fremden darüber sprechen. Selbst mit seinem Nachbarn will er keinen Kontakt aufbauen, obwohl er auch seine Frau vor Jahren verloren hat und Witwer ist.
Auch psychologische Hilfe lehnt er leider ab.
Er ist in solchen Sachen sehr stur und blockt ab. Sich alleine verpflegen könnte er schon, aber momentan hat er große Geldsorgen und auch keine Motivation, zu kochen oder ähnliches. Er isst dann lieber ein paar Tage nichts, dafür raucht er um so mehr.
Er sagte nur gestern eben, er ist alleine, keiner kann ihn verstehen, weil alle ja einen Partner haben. Und er hätte gelernt, dass man auf keine Hilfe hoffen kann und am besten fährt, wenn man niemanden um Hilfe bittet.
Was er aber genau damit meint, sagt er nicht. Er blockt dann.
Ich würde ihm gerne helfen, weiß aber nicht wie. Er möchte auch nicht täglich telefonieren, meldet sich dann selber, wenn was ist.
Ich weiß nicht, ob es richtig ist, ihn erstmal in Ruhe zu lassen.

LG Heike

Akya:
Hallo Heike_33

Jeder Mensch verarbeitet Trauer anders. Das wichtigste ist, überhaupt Trauerarbeit zu machen, den Verlust zu begreifen und zu lernen, damit zu leben. Manche Menschen müssen mit jedem darüber reden, andere verkriechen sich erst mal, wollen mit ihren Gefühlen alleine sein. Dein Vater gehört scheinbar zu der zweiten Gruppe.
Dass er niemanden um Hilfe bitten will, verstehe ich sehr gut. Er hat Angst vor den Reaktionen der anderen. Er will kein Mitleid und genau das ist der Grund, warum viele, gerade Nachbarn, Hilfe anbieten. Sie tun es aus Mitleid "mit dem armen Mann, der jetzt alleine ist". Es ist einfach so, auch wenn diese Menschen es im Grunde gut meinen.

Lass ihm einfach Zeit. Es ist sehr positiv, dass er auf dich zukommt, wenn Moment auch nur wenn was ist (ich weiss nicht, was du mit "wenn was ist" meinst). Was du zum jetzigen Zeitpunkt tun kannst: Versteck deine Trauer nicht vor ihm, um ihn vielleicht zu schonen. Sage ihm, wie sehr auch dir deine Mutter fehlt. Du darfst dabei auch weinen, wenn dir danach ist. Vielleicht könnt ihr dann mal zusammen weinen und dein Vater öffnet sich dir gegenüber, wenn er sieht, dass ein anderer geliebter Mensch, und zwar du, seine Tochter, gleiche Gefühle hat und mit ihm trauert. Dann kann es auch viel leichter sein gemeinsam zu trauern.

Übrigens, du kennst sicher den Ausdruck "Trauerjahr". Da ist wirklich was Wahres dran.

Ich wünsche euch beiden viel Kraft für die kommende Zeit.

Liebe Grüsse Akya

Bea:
Hallo Heike,

wie ist es denn, wenn du das Thema einmal herum drehst? Sprich ihn an. Laß dir von ihm helfen. Sag ihm dass du ihn brauchst und bitte ihn um kleine Gefallensdienste. Geht einkaufen oder was sonst so ansteht (vorausgesetzt du möchtest das).

Vielleicht hat dein Vater auch Lust auf einen Aushilfsjob, wenn ihn Geldsorgen plagen. Das ist heute nichts außergewöhnliches. Und ansonsten kann man ihm auch anderweitig unter die Arme greifen (lassen).
Weiter würde ich ihn auch in der Rolle als Papa in Anspruch nehmen. Das ist nämlich auch eine Aufgabe. Und die kann auch schön sein.

Ich habe nach dem Tod meiner Mutter einen ganz neuen Zugang zu meinem Vater gefunden und hätte nie gedacht dass wir mal so eine Freundschaft aufbauen würden. Aber einfach war das auch nicht.

Drücke euch die Daumen und wünsche euch von Herzen alles Gute.
LG,
Bea

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