HirnTumor-Forum

Autor Thema: Krankheitsverarbeitung  (Gelesen 29615 mal)

rit

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Krankheitsverarbeitung
« am: 16. Juli 2008, 23:15:40 »
hi,

bei einer Diagnose (OP  02/08 bei meinem Mann), gleich welcher Art, gibt es doch verschiedene Arten der Krankheitsverarbeitung beim Angehörigen wie beim Patienten. Das Schimme ist, dass dies Zeit braucht, kostbare Zeit, deshalb wäre es gut, wenn man einiges darüber wüsste.

bei mir als Angehörige lief es bisher so ab:
Diagnose:  
1. Pase: gefangen in der Trauer
Handlungsunfähigkeit, heulen
Trauer über die Zukunft, Unfassbarkeit
z.T. Verdrängung
Wut: Warum wir, warum nicht die anderen?
Angst: Wie soll ich das alles schaffen?
Selbstmitleid: heulen
Ungerechtigkeit

2, Phase:
nach einer gewissen Zeit
Ablenkung durch Arbeit
Wissen ist Macht: es hilft , wenn andere die Diagnose ernst nehmen

3. Phase
Wandlung zur Handlungsfähigkeit
im eigenen Interesse: Arbeitserleichterungen
was kann ich für den Patienten tun.

4. Phase
Abfinden, annehmen der Erkrankung: realistisch einschätzen, was man noch machen tun, ohne Bedauern darüber, was man alles nicht mehr kann

5. Phase
pläne für die Zukunft machen: Bestattung, Vollmachten?(je nachdem wie der Patient es zulässt), was kann ich für mich machen.

Wie gehts weiter????


der Angehörige: hier mein Mann
1. Phase: sehr verletzend und agressiv
wollte alles noch allein machen, er hat sich oft übernommen

2. Phase: beinahe gefühlskalt, mag keine Berührungen

3. Phase: ist sehr sentimental, fühlt sich oft allein, möchte in den Arm genommen werden, allerdings wird die Krankheit noch verdrängt.

Bitte schreibt, wie sich euer Gefühlsleben verändert. Es scheint so, dass viele Dinge Zeit brauchen, dies scheint wiederum ganz unterschiedlich zu sein, je nach dem wie die Verfassung des Patienten bzw. des Angehörigen ist.

Ich freue mich von euch zu hören.
LG

Offline gwendolyne

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Re:Krankheitsverarbeitung
« Antwort #1 am: 17. Juli 2008, 09:46:10 »
Hallo felicitas,

ich habe damals (OP 01.03.07 mit anschliessender Menigitis - insgesamt 2 Monate Krankenhaus) an und für sich recht gut verarbeitet.

Ich war aber auch so 'gemein' und habe meiner Umwelt gesagt was ich habe und mir war es reichlich egal wie sie damit zurecht kommt.

Heute nach mehr als einem Jahr fangen bei mir die Probleme an, irgendwie ist die Kraft weg. Ich habe zur Zeit das Gefühl von einem Loch in das nächste zu fallen. Aber ich werde demnächst zu meinem Nervendoc marschieren und auch dieses Problem in Angriff nehmen.
Mir macht die Angst mein 'Karlchen Knubbel' könnte sich irgendwann wieder einnisten mehr zu schaffen als damals die Diagnose.

Ich glaube mir hatte meine 'Lebenswut' geholfen.

LG
Manuela

rit

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Re:Krankheitsverarbeitung
« Antwort #2 am: 17. Juli 2008, 11:05:37 »
Danke für deine Nachricht Gwedolyne,

ich interessiere mich jezt zunehmend für diesen Bereich, weil ich denke, dass es sehr hilfreich sein könnte.
Schwierig wird es allerdings, wenn die Erkrankung so agressiv ist, dass die Zeit für die Krankheitsverarbeitung zu kurz ist.

Die Krankheitsverarbeitung verläuft in unterschiedlichen Stadien. Einen Hinweis fand   ich bei

http://www.fatigatio.de/index.php?id=26  
•   
•   Sorge
•   Angst
•   Leugnen
•   Vorübergehende Erleichterung
•   Frustration
•   Ungerechtigkeit
•   Wut
•   Kontrollverlust
•   Niedergeschmettersein
•   Hoffnungslosigkeit
•   Trauer
•   Bescheidenwerden
•   Verständnis

weitere Informationen

www.krebsinformationsdienst.de/leben/krankheitsverarbeitung/bewaeltigung.php
Das ist ein ZITAT!
>
Flexibel reagieren
Die Ergebnisse neuerer Untersuchungen lassen die Schlussfolgerung zu, dass denjenigen Patienten die Auseinandersetzung mit der Krankheit besser gelingt, die je nach den Erfordernissen der Situation flexibel reagieren können.
Damit können völlig unterschiedliche Dinge zu unterschiedlichen Zeiten genau das Richtige sein: Wo am einen Tag die Informationssuche im Vordergrund steht, ist am anderen Tag vielleicht Ablenkung wichtiger. Manchmal muss man sich mit den eigenen Ängsten allein auseinander setzen. Manchmal möchte man sich lieber im Gespräch anderen anvertrauen und sich helfen lassen. Auch Verleugnung, also das „Nicht-Wahrhaben-Wollen“ der Realität, kann in bestimmten Phasen eine sinnvolle Reaktion darstellen, da die Angst möglicherweise sonst unerträglich wäre,. Zeitweilige Verdrängung erlaube es Patienten, sich mit der Diagnose Krebs im eigenen Tempo und schrittweise zu befassen, so die Autoren eines Übersichtsartikels vom 2006.
•   Orientieren Sie sich an dem, was für Sie selbst jeweils wichtig ist.
•   Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Vorstellungen ernst.
•   Entdecken Sie, was am besten zu Ihnen passt im Umgang mit den Belastungen, die Sie durch Krankheit und Behandlung erleben.
•   und finden Sie heraus, was Sie im Leben hält.<[/color]



oder einfach unter dem Stichpunkt "Krankheitsverarbeitung"


Jetzt nach einem halben Jahr kann ich mich als Angehörige damit auseinandersetzen. Ich habe jetzt Urlaub.

Wie ist erst bei einem Kranken?

Die Auseinandersetzung damit bedingt auch ein größeres Verständnis mit dem Kranken. Die persönlichen Verletztheiten treten in den Hintergrund.

Vielleicht schaffe ich es ja noch mir heute Bücher darüber zu besorgen.

Es wäre jetzt wichtig, die Krankheitsverarbeitung in Verbindung mit dem Krankheitsverlauf zu betrachten.

Für Ideen, Buchvorschläge wäre ich sehr dankbar.

LG

Bitte auf die richtige Zitierweise achten. Nicht einfach: KOPIEREN => EINFÜGEN, copy=>paste. Liebe Mitglieder, wir werden die größten Schwierigkeiten bekommen, wenn ... Ulrich. Siehe hier: http://www.mc600.de/forum/index.php?board=13;action=display;threadid=3067
« Letzte Änderung: 17. Juli 2008, 19:20:45 von Ulrich »

Offline gwendolyne

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Re:Krankheitsverarbeitung
« Antwort #3 am: 18. Juli 2008, 15:17:04 »
Hallo felicitas,

ich hatte am 02.02.07 die Diagnose bekommen und lag am 01.03.07 unter dem Messer, also wirklich Zeit hatte ich nicht.

Wirklich helfen konnte mir kein 'Aussenstehender', wichtig war nur das Menschen die mir wichtig sind einfach da waren - und auch noch sind.

Die Palette ging von 'warum ich' bis 'okay das stehe ich durch'.
Mir hat tatsächlich meine Lebenswut geholfen, dieses 'von sowas lass ich mich doch nicht unterkriegen'.

Was einem zu schaffen macht, ist das man an die eigene Sterblichkeit erinnert wird, ich glaube das ist auch das Problem für die Aussenstehenden.

LG
Manuela


Offline Cira

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Re:Krankheitsverarbeitung
« Antwort #4 am: 18. Juli 2008, 18:13:59 »

meine ersten erkrankungen, magen-darm und das cogan-syndron,da habe ich einige zeit natürlich mit zu kämpfen gehabt,da war wut, traurigkeit usw. warum muss ich soetwas in so jungen alter schon haben...aber ich schaute nach vorn,habe gekämpft.. ständig an das denken,was nach der meinung der ärzte kommt wollte ich nicht und tat es auch nicht...ich war also noch voller hoffnung,das es wenigstens so bleibt wie es ist,war mir auch sicher, es bleibt so,wird nicht schlimmer....

als dann der tumor kam viele jahre später,da war es schon schlimmer, richtig heftig wut, tränen,ratlosigkeit und whns. angst, zwischen dignose und op waren aber ja paar wochen,nach der op sah mein verarbeiten so aus, das ding ist raus,ich hab damit nix zu tun, alles schön verdrängt, ein jahr später dann wurde es mir erstmal richtig bewusst was war,was noch davon da ist an beschweden usw.mir wurde klar,das ich alles einfach verdrängt habe,ich war ständig sehr nahe am wasser,tat mit mit einmal oft schon selber leid, was wieder dazu führte,das ich wütend auf mich war, also kämpfte ich gegen die erinnerung und kämpfte gegen das, was evtl. wieder kommen könnte...

zwischen alldem kämpfte ich dann immer wieder gegen anderes oder halt gegen das gleiche,was mal besser mal schlechter war, irgendwas war immer gesundheitlich, privat ganz zu schweigen, verarbeitet in verdrängen und auch immer in, ständig in bewegung sein, sport treiben bis zum weit über die grenzen,arbeiten, putzen usw. immer nur tun,um ja nicht denken, verarbeiten zu müssen...
das ging nun auch jahrelang so gut, irgendwie....

dann mein "umfall" der riss mich voll und ganz runter,auch da war dann erst wieder, KÄMPFEN, das wird, das schaffst du auch,hast ja alles geschafft...nur diesmal, leider nicht wirklich
 :'(
 ---wut, traurigkeit, hass und ich weiß nicht was noch alles---

nun kam immer mehr die zeit,wo noch mehr gesundh. probl.und private  kamen,ich nicht mehr diese mit stundenlang ackern,tun und machen verarbeiten konnte...da war es dann da, dieses meine güte wie sah,wie sieht dein leben aus, jetzt arbeitete es im kopf,der hatte ja nun zeit...

und jetzt, zur zeit ist das loch sooo tief, gesundheitlich, wo man meinen konnte, schlechter kanns ja nicht werden...ich habe mal wieder gehofft und gekämpft,habe seit ende feb. ein CI implantat rechts....dachte jetzt wird vieles besser, ( paar tage vor der op bekam ich von einem sehr netten vermieter einen mietvertrag,paar meter weiter meines alten zu haus,jippi, cira ist nicht mehr heimatlos :) wo ich nun seit ein paar wochen lebe) leider ist das hören mit dem CI nicht so wie es sein sollte, bin noch ständig in der implantierenden klinik unterwegs...dazu hat mich vor ca 4 wochen mein noch resthörendes ohr so gut wie verlassen...seit ca knapp 3 wochen sind auch noch andere sehr große gesundh. probl.da...mal heißt es stationär hoch cortison, oder..und endoxan(chemo)...heute hieß es uniklinik münster ...es geht mir zur zeit mehr als schlecht und ich habe auch keine hoffnung mehr :'(  kann das alles nicht mehr verarbeiten,

 das meine söhne sich so rührend um mich kümmern,immer da sind,auch in der nacht aufstehen wenns mir ganz schlecht geht und mir helfen,ich weiß,das sie es gern machen,immer für mich da sind,aber ich selber kann das alles nicht mehr ertragen,es sollte anders sein, kinder,egal wie alt,da sollten die eltern für sie da sein und nicht umgekehrt,einen vater haben sie schon lang nicht mehr( eigentlich nie wirkl. gehabt) ...wie verarbeitet man es,das die kinder immer für einen da sind ??? wie verarbeitet man so dieses ganze ungerechte leben überhaupt noch??? irgendwann kann man es garnicht mehr.....


wünsche euch allen hier im forum,alles erdenklich gute!!!

liebe grüße, eine wenigstens nicht mehr heimatlose Cira



liebe grüße,allen hier alles gute und vorallem gesundheit

Offline Ciconia

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Re:Krankheitsverarbeitung
« Antwort #5 am: 19. Juli 2008, 16:49:44 »
Bei mir war es so:

1. Reaktion: Erleichterung, das nach 1,5 Jahren Beschwerden endlich die wahre Ursache gefunden war. Aber auch das Gefühl, der Tumor muß raus, aber ich laß mir doch nicht den Kopf aufsägen!
2. Innerhalb von wenigen Tagen in die Klinik, aufgrund der Lage und Größe. Nur schnell raus, dann bin ich wieder die Alte.
3. Versuch schnell wieder arbeiten zu gehen - vollständige Belastbarkeit kehrt aber nicht zurück bis zum Rezidiv nach 2 Jahren.
Jetzt erst beginnt die wahre Verarbeitung, denn bis dahin nahm ich nach Auskunft der Ärzte an, ich sei nach der Op geheilt.

1. Enttäuschung über die falsche Prognose. Versuch zu klären, ob es tatsächlich ein Rezidiv ist, oder ein großer Rest der 1. OP - Keine Klärung bis heute.
Misstrauen in die Ärzte und auch andere gutmeinende Ratschläge Verwandter und Freunde.
Das Gefühl der Boden wird unter den Füßen weggezogen. Ein Schockreaktion (Starre) bis zur OP, die erst nach 4 Monaten stattfand.
2.Nach der Op: Wut und Trauer über das nun endgültig verlorene alte Leben incl. der Arbeit
(bin ja seitdem erwerbsunfähig). Geweint habe ich eigentlich nie - nur wenn ich allein war und bestimmte Musik hörte (das vermied ich dann bis ich wieder stabil war).
3. Erkenntnis: ich muß das neue Leben mit allen Einschränkungen annehmen und eine Gesprächstherapie.
4. Neue Hobbies (auch das Forum) und ein anderer Lebensentwurf muß gefunden werden.

Probleme in der Familie gibt es bis heute. Besonders wenn ich Kopfschmerzen habe, bin ich aggressiv, wenn man mich nicht in Ruhe läßt. Damit muß mein Mann wohl leben - es reagiert dann inzwischen so, dass er seine Joggingschuhe nimmt und läuft. Dünne Haut vor MRT´s und wichtigen Arztbesuchen. Das wird wohl so bleiben. Mein Probleme durchzuschlafen, habe ich akzeptiert und gehe auch nachts meinen Hobbies nach - bevor ich rumwälze und sich die Nackenschmerzen noch verstärken.

Ich denke aber, für meinen Mann und die Kinder ist es nochmal anders und wohl noch schwieriger. Immer Rücksicht zu nehmen, wenn man selbst aktiv sein möchte, ist wohl sehr schlimm auf die Dauer. Da hilft nur ein wenig Abstand ab und zu.

LG
ciconia


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rit

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Re:Krankheitsverarbeitung
« Antwort #6 am: 19. Juli 2008, 19:05:45 »
Danke für eure Beiträge und Danke an Ulrich für den Zitathinweis.

Nach dem 2. Chemo-Zyklus von Temodal, haben wir uns nun entschlossen beim Cortison keine Reduktion mehr vorzunehmen bis alle Zyklen durch sind, denn die Reduktionen wirken immer wie Drogenentzug: Beinversagen, HIrndruck, Kopfschmerzen Apathie, Schläfrigkeit, Antriebslosigkeit, bis hin zum Erbrechen.

Ich habe "wir" gesagt, weil ich den eindruck habe, dass wir immer mehr zusammen an der Erkrankung arbeiten. Je mehr er das Verdrängen aufgibt, desto mehr kann ich ihn verstehen. Natürlich hilft mir hier auch das Forum und besonders die Erkrankten im Forum, weil sie mit ihren Gefühlen und Erfahrungen mir Wissen mitteilen, was mir mein Mann nicht mitteilen will oder kann.

Vielen Dank

LG

Ulrich

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« Letzte Änderung: 10. Oktober 2008, 14:44:47 von Ulrich »

Offline Ciconia

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Re: Krankheitsverarbeitung
« Antwort #8 am: 10. Oktober 2008, 12:21:21 »
Hallo jabujoy,

herzlich willkommen hier im Forum.
Welche Art von gutartigem Tumor hast du denn?
Im Meningeombereich wurde auch schon öfter über ähnliche Probleme diskutiert. Du bist nicht die Einzige, vielen Betroffenen geht es ähnlich wie dir. :)

Lieben Gruß
Ciconia
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Offline Bea

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Re: Krankheitsverarbeitung
« Antwort #9 am: 10. Oktober 2008, 15:39:14 »
Hallo jabijoy,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Die Frage ist natürlich auch die Definition von "gutartigem Tumor". Wir Betroffenen kennen uns mit der eigenen Krankheit auf Grund der Dauer und der Intensität relativ gut aus. Allerdings dürfen wir das nicht von unserem Umfeld verlangen. Wie auch?

Auch mir ist es so ergangen, dass ich erst einmal nicht wußte woher ich meine Informationen nehmen sollte. (Hier helfen Suchfunktionen). Rechte sind so eine Sache. Wichtig ist mMn. das was jeder Einzelne wirklich will. Und das hängt von dem ab was er/sie kann. Hier greift wieder mein meißt gebrauchtes Wort: Lebensqualität. Die ist wichtig.

Eines ist mir sehr wichtig. Wenn du eine Reha möchtest welche auf Psychosomatik ausgelegt ist, dann wähle sie gut aus. Meine Wahl war leider nicht die Beste und in unserer Situation braucht man es wirklich nicht auch noch eine Reha zu verarbeiten!

LG,
Bea

P.S. Vielleicht magst du ja ein wenig mehr über dich berichten.

Offline Bluebird

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Re: Krankheitsverarbeitung
« Antwort #10 am: 10. Oktober 2008, 19:45:45 »
Hallo jabijoy!

Nun hast Du schon einige Antworten erhalten. Ich möchte aber auch auf Deine Vorstellung von einer psychosomatischen Kur eingehen. Du solltest Dich da vorher wirklich sehr gut informieren, ob die Leute in der Klinik (auch Tagesklinik) Erfahrung mit Tumorerkrankten haben. Ansonsten kann es Dir wie mir passieren, dass Du zwischen lauter Depressiven und Selbstmordkandidaten sitzt, für die jede Fliege an der Wand ein Grund zur Verzweiflung darstellt. Ich will die Krankheit Depression nicht runterspielen, aber oft sind die Auslöser wie bei uns Tumor-Betroffenen bei diesen Leuten nicht erkennbar.  Es sollte also eine Reha mit neurologisch-psychotherapeutisch ausgerichtetem Schwerpunkt sein. Vielleicht kann Dir Deine KK oder Dein Neurologe da behilflich sein.

Gruß
Bluebird
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Offline schwede

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Re: Krankheitsverarbeitung
« Antwort #11 am: 06. November 2008, 17:25:11 »
Hallo alle zusammen!
Krankheitsverarbeitung ist irgendwie immer sehr schwer zu beschreiben da jeder anders ist.
Also ich zumeinem teil möchte dazu sagen es ist jetzt Zwei Jahre her das ich die Op hatte, bei der ganzen Situation hat mir meine eigene Art und weiße geholfen, ich habe halt meinen eigenen Kopf.
Und ich muß alles selber Ausprobieren ich kann es nicht einfach so stehen lassen, wenn mir jemand sag das können sie nicht.
Das ganze kann in die Hose gehen aber dann habe ich es Probiert und dann auch meinen Frieden zu der sache. Aber jeden Tag kommen neue grosse Hürden ,Steine grosse kleine. Man muss einfach versuchen seinen Weg zufinden und voralem nimmals Aufgeben.
Die verarbeitung läuft bei mir sehr gut aus meiner sicht. Ich kenne auch welche die mir sagen ich sei noch lange nicht soweit.
Die frage ist doch dann, soweit ?
Wo muss ic den hin?
Es geht doch darum das jeder seinen eigenen Seelen frieden findet, und der sitzt nunmal bei jedem anders.
Also ich sage es so ich habe es Akzebtiert das ich inn habe, aber nochlange nicht alle seine folgen.

Fecilitas :
ich habe hier zwei Texte die von Angehörigen geschrieben wurden.
So wie die Zeit der Tumor Entdeckung war.

Kleine schwester text.
Große Sorgen vor der Diagnose mein Bruder hatte ständig Kopfschmerzen und war sehr Schwach!
Die Ahnungslosigkeit nicht zu Wissen was er hat,hat mir noch mehr Sorgen bereitet.
Das ging über mehrere Wochen und mein Bruder ist immer wieder zur Arbeit gefahren.
Dafür hatte ich null Verständnis, aber so ist mein Bruder. (-:
Nach der ganzen Ungewissheit bekam ich einen Anruf von meiner Mama das ich mir keine Sorgen machen brauche, wenn ich nach hause komme,da mein Papa mit meinem Bruder ins Krankenhaus gefahren ist.
Dann das Warten bis Papa wieder zu Hause ist und ich endlich weiß was mit meinem Bruder los ist.
Das erste warten hat ein Ende Papa ist nach Hause gekommen. Was ist Los ?
Erste Diagnose Schlaganfall erstmal ein Schock, mein Papa ist fertig, erstmal Papa  stützen.
Dann die weitere Erfahrung mein Bruder ist in ein anderes Krankenhaus gekommen um weitere Tests zu machen.
Wieder warten bis wir endlich Informationen vom Krankenhaus bekommen.
Dann endlich ein Anruf aus dem Krankenhaus.
Die Diagnose heißt Gehirntumor und das sofort operiert wird.
Als allererstes riesen Schock. Was?
Und vor allem warum!
Als nächstes große Trauer und gegenseitiger Trost untereinander (Familie&Freunde).
Jetzt wieder warten, Langes Warten.
Einfach nichts tun können, darauf vertrauen was andere (Ärzte) können, und dieses schlimme Warten.
Nicht schlafen, nicht zur Ruhe kommen, weil der Kopf mit tausend Gedanken gefüllt ist:
Wie läuft die OP?
Wass passiert danach?
Und wann hat das Warten ein Ende?
Einige Stunden später wieder ein Anruf aus dem Krankenhaus.
Kleine erleichterung die OP ist gut verlaufen der Tumor so weit Entfernt ohne Komplikationen.
Am nächsten Tag Familie und Freunde fahren ins Krankenhaus,Mama und Papa dürfen zu meinem Bruder.
Sie kommen wieder ins Wartezimmer, alle Weinen vor erleichterung die Ungeduld in einem bis man erfärt ja mein Bruder schafft das alles schon ihm geht’s gut.
Abends darf ich auch zu meinem Bruder mit Papa (Intensivstation).
Viele Emotionen wüten in mir:
Verzweiflung , mein Bruder sieht Tierchen, Blümchenetc. Weiß nicht ob ich Weinen oder Lachen soll.
Mitleid, Oh Gott er ist so schwach.
Hilflos, Ich kann nichts machen.
Wut: Warum?
Aus dem Krankenzimmer raus einfach nur Heulen,Heulen,Heulen
Im laufe der nächsten Wochen es geht Bergauf meinem Bruder geht’s besser.
Mein Bruder ist stark, nein unsere Familie und Freunde sind stark immer mehr Mut.
Große freude ist in unserer Familie das wir das alles so gut überstanden haben.
Wir sind Kämpfer, es muß weiter gehen und ich bin mir sicher es wird weiter gehen(-:
Positiv Denken (-:



Vatertext.
Am schlimmsten war die Zeit bis zur Diagnose.
Immer wieder Kopfweh bis nichts mehr geht, dann wieder alles gut und auf Wolke 7 kein Arzt kann sagen woran das liegt.
Eine nervenaufreibende Zeit die mit einem Tobsuchtsanfall ausgelöst durch die Kopfschmerzen und mit der Diagnose Tumor zu ende ging.
Es war an einem Samstag ca. 16 uhr der Anfall mit Notarzt ins erste Krankenhaus,Schlaganfall dann ins nächste Krankenhaus Diagnose Gehirntumor!
Diese Nachricht kam vom Chirurgen um 20 Uhr mit der Information noch in der Nacht zu Operieren die Kollegen wurden schon zusammengerufen.
Sicherlich kommen da große Ängste auf und auch die schlimmsten befürchtungen.
Insgesamt war es aber eine Erleichterung weil endlich etwas passierte.
Am Sonntag um 2,30 uhr der Anruf des Chirurgen der Tumor ist raus und es ist alles gut verlaufen, nach jetzigem stand der Dinge ist der Tumor sauber entfernt worden und würde nicht streuen.
Das ganze ist jetzt zwei Jahre her und seitdem ging es schnell Aufwärts.
Mein Sohn hat manchmal Probleme mit der Satzbildung und mit dem Denken, es hakt manchmal ein bisschen.
Körperlich ist soweit alles in Ordnung nur mit der Ausdauer und somit mit der Arbeit hakt es mehr als gedacht.
Über dem ganzen hängt für mich natürlich die ganze Zeit über die Angst wie es weitergeht und die Hilflosigkeit nichts richtig machen zu können.

Ich hoffe du kannst damit etwas anfangen
gruß schwede

Niemals werde ich Aufgeben

Nur du alleine schaffst es, aber du schaffst es nicht alleine !!!
(Verfasser Unbekannt )

Richtig sieht man nur mit dem Herzen, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar. Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz

Wenn du einen Menschen glücklich machen willst, dann füge nichts seinen Reichtümern hinzu, sondern nimm ihm einige von seinen Wünschen. Epikur von Samos

rit

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Re: Krankheitsverarbeitung
« Antwort #12 am: 06. November 2008, 19:28:40 »
Hallo Schwede,

Krankheitsverarbeitung. Ich denke so anders als mein Mann, da habe ich im Nachhinein einen sehr großen Fehler gemacht.

Mir war nicht klar nach der relativ kurzen Beziehungszeit (3 Jahre) wie empfindlich er ist. Ich habe ihm zum Zeitpunkt des Rezidivs gesagt, dass er sterben wird und nicht mehr sehr viel Zeit haben wird.

Ich habe es gemacht, weil es mich sehr belastet hat, dass ich meinte, dasser vielleicht noch einige Dinge machen möchte. Er hat jedoch immer gesagt, das mache ich, wenn ich wieder gesund bin.

Jetzt hat er die Verantwortung selber, aber er kommt damit nicht klar. Und alles ist kaputt, unsere Beziehung, er steht zwischen mir und seiner Familie.

Für mich wäre es richtig gewesen, ich hätte alles wissen wollen, aber für ihn??? Was kann ich jetzt noch machen? Die Probleme, die ich habe, habe ich mir selbst eingebrockt.

Lieber Schwede, es freut mich, dass du gut aufgehoben bist. Mach dir nicht so viel Gedanken um mich. Ich werde hier weiter berichten.

LG

petra61

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Re: Krankheitsverarbeitung
« Antwort #13 am: 02. Februar 2009, 09:25:33 »
Hallo Alle zusammen, wieder mal merke ich, bei mir ist doch noch alles "normal".
Ich wurde am 27.10. an einem Keilbeinmeningeom operiert, danach ging alles reibungslos weiter, schon 10 Tage später war ich in einer Reha und da hatte ich 6 Wochen ZeiT meine Defizite zu bearbeiten.
Als ich dann wieder zu Hause war, war ich voller Energie und Euphorie betankt, dass ich noch eine Woche Zeit alles zu geniessen und dann ging es den Berg hinunter, Selbstzweifel, ist wirklich "alles" rausgefrässt wurden.
Meine Familie hatte es auch unterschiedlich verarbeitet, es gab bzw. gibt Probleme, Angst und auch noch Sorgen.
Meine Neurologin möchte davon nichts hören, alles ist normal bei mir, soll' auf meinen Arbeitsplatz aufpassen, sonst ist der weg. Kollegen können reden, ich bin ja am Kopf operiert wurden........
Meine Hausärztin wiedersetzt sich ständig, wenn es um eine Verordnung geht, die ich brauche...
meine KK ist besetzt mir überfordernden MA, falsche Krankengeldberechnung, Mißverständnisse etc. ....... 
Mein AG steht bis jetzt noch hinter mir, zeigte auch Anteilnahme, also ich kann mich nicht beklagen, aber trotzdem, habe ich Ängste..... >:(

Offline Bea

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Re: Krankheitsverarbeitung
« Antwort #14 am: 02. Februar 2009, 10:36:53 »
Hallo Petra,

Ängste sind mMn. völlig normal. Manchmal sollte man sich fragen ob das, was man leistet nicht schon für einen "gesunden" Menschen grenzwertig ist.
Dem Körper und auch der Seele mutet man eine Ausnahmesituation zu. Eine Hirn-OP ist der gravierendste Eingriff. Das will auch erst mal das Unterbewusstsein verarbeiten.
Bei den Komplikationen mit der Neurologin, der Hausärztin und der KK kann ich dir nur raten; sage ihnen ganz klar, dass sie sich deiner annehmen müssen. Andernfalls sollen sie dir jemanden nennen der das kann!

LG,
Bea

 



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