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Wesensveränderung durch Tumor?

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Nono85:
Hallo ihr Lieben!

Ich habe einige Fragen, die mir seit einiger Zeit schwer auf der Seele liegen!
Zuerst einmal meine Geschichte:
Bei meiner Mutter wurde Anfang des Jahres zum dritten Mal ein Akustikus Neurinom festgestellt! Für unsere Familie war das natürlich wieder ein riesiger schreck und ein herber Rückschlag, irgendwann denkt man, dieses Martyrium müsse ein Ende haben!
Da meine Mutter vor zwei Jahren eine Ausbildung als Heilpraktikerin angefangen hat, weigert sie sich vehement, sich operieren zu lassen, aus der Angst, alles wäre „umsonst“ gewesen und sie müsse ihre Ausbildung abbrechen. Ich kann das natürlich auch irgendwie nachvollziehen.
Was mich allerdings bedrückt: Ich habe das Gefühl, meine Mama hat sich seitdem sehr stark verändert. Sie war immer ein liebevoller Mensch, direkt aber niemals verletzend, ist Streitigkeiten aus dem Weg gegangen, war immer für die Familie da! Heute ist sie kaum wieder zu erkennen! Sie ist unglaublich reizbar und aggressiv, bricht überall einen Streit vom Zaun, ist ungerecht, auch uns Kindern gegenüber… Bei meinen Eltern kriselt es mittlerweile auch sehr stark, aber statt eine Einigung zu finden, hat sie sich getrennt. Natürlich stecke ich als Tochter nicht in deren Beziehung und vieles geht mich auch nichts an, aber die Dinge, die ich dann mitbekomme, gehen stark von ihr aus.

Ich möchte meine Mama auf gar keinen Fall in ein falsches Licht rücken, aber ist es möglich, dass ihr Tumor solche Wesensveränderungen auslösen kann? Mir ist natürlich klar, dass die psychischen Belastungen immens groß sind, aber die Veränderungen sind schon gravierend, und vor allem in einem doch sehr kurzen Zeitraum!
Und soll ich sie darauf ansprechen? Wie soll ich damit umgehen?

Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen machen müssen und kann mir davon berichten!
Vielen Dank schon mal, auch für das lange Lesen!
Liebe Grüße

Ulrich:
Hast Du diese Seiten schon angesehen?

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,1138.0.html

Ciconia:
Ich glaube nicht, dass der Tumor an sich zu dieser Wesensveränderung führt - eher Tumore an anderer Stelle im Kopf lösen das aus (z.B. im Stirnlappen).
Die Akustikusneurinome liegen im Kleinhirnbrückenwinkel, oft auch im inneren Gehörgang. Ich spreche aus eigener Erfahrung da ich ein Meningeom an genau dieser Stelle hatte und bereits 2mal operiert bin und nun auch wieder ein kleines Wachstum habe.
Man kann eher davon ausgehen, das die Wesensveränderung durch die Rezidiv-Diagnose an sich und die ev. auftretenden Beschwerden durch den Tumor, gekommen ist. Jeder reagiert anders darauf, es ist ein Ausnahmezustand nicht nur für den Patienten, sondern für die gesamte Familie. Ich kann gut nachvollziehen, wie wütend deine Mutter ist und diese Wut äußert sich in der Aggression. Irgendwann wird sich das ändern und deine Mutter wird ihr Schicksal akzeptieren. Auch ich habe sehr viel auf altenative Heilmethoden gesetzt und konnte leider damit das Rezidiv nicht verhindern. Zu realisieren, das dieser Weg doch nicht das Non-plus-ultra ist, ist sehr schmerzlich, zumal man ja viel Geld inverstiert hat. Deine Mutter war ja so überzeugt davon, dass sie sogar ihr Berufsleben darauf ausrichten wollte. Wie soll sie als Heilpraktikerin arbeiten, wenn sie nicht mal sich selbst heilen kann? Ich glaube, dass sie solche oder ähnliche Gedanken hat.
Es ist aber gut, das sie agg. und wütend ist, schlimmer wäre Resignation. So ist noch Kraft sichtbar, die nur in die richtige Richtung gelenkt werden muß.

Auch ich habe mich verändert und meine Familie muß nun damit leben, das es die alte Ciconia nicht mehr gibt. Mein agg. Phase habe ich weit hinter mir gelassen.

Hilfreich kann es sein, sich psychologisch beraten zu lassen. Nimm Kontakt zu einem Arzt auf, der dir sicher Telefonnummern geben kann. Du kannst auch die Notfallseelsorge anrufen und um Hilfe bitten.
Vielleicht gelingt es ja, auch deine Mutter zu bringen, sich psychologische Hilfe zu holen. Du kannst versuchen, ihr in einem Gespräch zu sagen, wie schlimm die Situation für dich ist. Bitte keine Vorwürfe machen oder Druck ausüben. Sprich nur über deine Empfindungen.Signalisiere aber, dass du sie verstehst und frage, ob du irgendwie helfen kannst.

LG
Ciconia

Bea:
Hallo Nono,

willkommen im Forum!

Kann mich erst einmal Ciconia anschließen. Manchmal kommt auch noch hinzu, dass sich Betroffene nur noch um das für sie "Wesentliche" kümmern wollen. Man hört auch davon, dass die Zeit nur noch sinnvoll genutzt werden soll. Und es gibt nicht wenige Menschen, die sich von ihren Partnern trennen. Aber das hängt mMn. alles miteinander zusammen. Es fällt mir schwer zu glauben, dass eine glückliche und funktionierende Partnerschaft durch diesen Tumor und dessen Lage scheitert.

Sprich deine Mutter an und verschaffe dir Klarheit. Natürlich ist deine Mutter die Betroffene - aber ihr alle tragt diese Krankheit mit.

Wenn du mal die Suchfunktion bemühst, dann findest du sehr viel zu Wesensveränderung. Schau doch mal ob etwas hilfreiches für dich dabei ist.

LG,
Bea

Nono85:
Liebe Ciconia, liebe Bea,

vielen Dank für eure lieben Antworten! Vieles von dem, was ihr schreibt, kann ich auf jeden Fall bei meiner Mama und in unserer Familie wiederfinden!
Ich kann natürlich sehr gut verstehen, dass sie wütend und traurig ist und in erster Linie natürlich sie dieses Schicksal tragen muss.. aber für uns als ihre Familie ist es doch auch so schwer. Ich kann einfach nicht verstehen, wie sie sich in dieser schweren Zeit, wo wir uns doch alle brauchen, so abwendet!?

Vielleicht werde ich ihr das mit der psychologischen Betreuung mal erzählen, ich selber gehe in die Therapie und mir hilft es sehr gut! Ich weiß nicht, warum sie das bisher nicht machen möchte!

Vielen Dank nochmal für eure Antworten, sie machen mir Mut, dass es sich vielleicht doch alles zum Guten wenden kann!
Vielen vielen Dank!

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