HirnTumor-Forum

Autor Thema: Mein Neurinom im Spinalkanal LWK 1-2  (Gelesen 34429 mal)

Mel

  • Gast
and the winner is...
« Antwort #15 am: 08. Februar 2007, 14:05:34 »
Hallo zusammen,

 ;D geschafft! Alles gelaufen wie geplant. Sitze heute schon im Schneidersitz auf dem Sofa, trinke Milchkaffee und esse dabei Schokolade.

Die Operation ist mehr als gut gelaufen. Sie haben zwar 6 Stunden gebraucht weil es sich wohl um einen Nerventumor handelte und die sind ein wenig schwieriger zu entfernen als Tumore am Ende des Rückenmarks aber ich hab ja geschlafen und hatte auch nichts weiter vor.

Nach der OP bin ich aufgewacht, spürte eine unangenehme Stelle am Rücken und starken Drang nach Kaffee und Essen. Ach so, und nach Schmerzmittel, gebe offen zu dass es nicht gerade angenehm war.

Die Leute im Aufwachraum fanden es ganz lustig dass ich nach der OP gleich Hunger hatte aber das hab ich gar nicht regestriert weil ich viel zu viel damit zu tun hatte, mit den Füßen zu wackeln und ihnen zuzuwinken. Ja, es gab tatsächlich immernoch diese wundervolle  Verbindung zwischen meinem geistigen Befehl an die Füße und die sofortige Ausführung dergleichen zu wackeln. Blase und sonstige Schließmuskelei funktionierte auch. Somit war ich erstmal seelig und glücklich.

Auf dem Zimmer angekommen hab ich gleich allen einen sms geschickt wie es gelaufen ist, ca. 2 h später war mir nicht im entferntesten bewußt wie ich es je geschafft habe, das Handy zu bedienen. Ja, ihr lieben, es ist wahr, man leidet schrecklich unter Muskelverspannungen und Wundschmerzen nach der OP. Ich lag somit ca. 2 Tage bewegungslos wie ein Käfer auf dem Rücken und schaffte es lediglich ca. 50 x am Tag den Schwesternknopf zu drücken (von wegen gemütlich DVD auf dem Laptop gucken).  Jedoch bereits nach 3 Tagen stellte sich eine enorme Besserung ein und nach 5 Tagen bin ich schon wieder rumgelaufen und hab Gratisessen von den Wagen auf den Fluren geklaut. Am 6. Tag war ich bereit nach Hause zu gehen. Durfte ich jedoch nicht aber am 7. dann. Zuhause angekommen scheint der Heilungsprozess noch weit schneller fortzuschreiten.

Der Tumor hat jedoch den Nerven an dem er wuchs schon brutal ermordet aber jetzt paßt auf was die anderen Nerven dann gemacht haben: sie haben einfach die Funktion des dahingeschiedenen Nerven mitübernommen. Leider konnten sie nicht alles für ihn erledigen - sie haben ja auch noch ihre eigenen Funktionen - und somit hab ich ein miniaturleichtes taubes gefühl im Knie, obere Wade und großer Zeh. Aber das stört mich nicht im geringsten und ich bin gewiß dass ich die zwei hilfsbereiten Nerven noch dazu kriegen kann, in Zukunft ihre Vertretung zu erweitern  ;)

Empfehlung natürlich an den großartigen Dr. Lehmann vom Virchow-Klinikum Berlin. Er hat die OP vorbildlich erledigt und bekommt dafür auch noch ein richtig schönes Geschenk von mir.

Der Befund ist noch nicht da. Den bekomm ich erst morgen. Voraussichtlich ist es jedoch ein Nervenneurineom. Der Kreis um das Neuri war übrigens deshalb da, weil der Tumor innerlich schon zerfallen war und noch nur außen rum eine lebende Hülle verblieben ist.  Widerliches Ding.

So, ihr seht, Optimismus zahlt sich aus... Die OP war nicht schlimm - da schläft man ja, danach die Schmerzen sind blöd aber wenn ihr euch ordentlich mit Schmerzmittel zudröhnt geht das auch. Heute hab ich z.B. schon keine Schmerzmittel mehr gebraucht und immerhin ist der Einriff gerade mal ne Woche her. Die Narbe ist übrigens potthäßlich aber ich muss mich ja nicht von hinten sehen.  :-\

Das wars von mir. Vielen Dank für das Forum, hat mir wirklich Unterstützung in dieser miesen Zeit gegeben.

Viele Grüße

Melanie ;)
« Letzte Änderung: 08. Februar 2007, 14:09:46 von Mel »

elisa

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Re:and the winner is...
« Antwort #16 am: 08. Februar 2007, 21:57:08 »
liebe melanie,

ich freue mich, dass du alles so gut überstanden hast und wünsche dir weiter gute besserung,

lieben gruß,
elisa

Mel

  • Gast
Re:Mein Meningeom im Spinalkanal LWK 1-2
« Antwort #17 am: 09. Februar 2007, 17:09:45 »
Hallo Elisa,

vielen Dank. Ich freu mich auch. Heute kam der Befund. Der Tumor - ein Neurinom, hat Grad I und  das freut mich natürlich noch mehr.

Mel

Offline disa

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Re:Mein Neurinom im Spinalkanal LWK 1-2
« Antwort #18 am: 10. Februar 2007, 09:50:28 »
Hallo Mel,

danke der Nachfrage, auch ich habe alles bestens überstanden. Wahrscheinlich sogar mit weniger Schmerzen als du. Manchmal kann ich es immer noch nicht glauben.
Ich hatte eigentlich schon am Donnerstag im Forum geschrieben, aber irgendwie ist der Beitrag nicht mehr zu finden. Habe vielleicht aus Versehen auf "Eintrag löschen" gedrückt. Die kurzfassung habe ich eben noch mal ergänzt.  
Weiterhin gute Besserung!!

LG
Sabine

Offline mtbleibi

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Re:Mein Neurinom im Spinalkanal LWK 1-2
« Antwort #19 am: 11. Februar 2007, 18:42:35 »
Hallo Mel
deine Einträge sind richtig erfrischend. Das klingt nach einem Bestseller.
Ich wußte, dass die Berliner ein lustiges Volk sind.
Wenn deine positive Einstellung ansteckend ist, möchte ich gerne infiziert werden.
Weiterhin alles gute und ordentlich Sport treiben, das bringts.
Viele Grüsse mtbleibi

Mel

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Wolken ziehn vorbei
« Antwort #20 am: 18. Februar 2007, 11:20:51 »
Hallo zusammen,

da befand ich mich schon wieder im warmen, schützenden Sonnenlicht der Gesundheit, als mir eine kalte knöchernde Hand auf die Schulter tippt, ich dreh mich um und wer steht da? Die Krankheit. Sie grinst mich selbstverliebt an und weist in beängstigendem kalten Ton darauf hin, dass ich mich gar nicht verabschiedet habe. Ein Schlag in den Rücken und nun ist es da:

die nachfolgenden Komplikationen.

Ein äußerst unangenehmer Schmerz zieht sich vom Halswirbel durch meinen Körper bis in den Fuss. Ja, ja, ich weiß, das wird wohl ein Nerv sein der sich da bemerkbar macht. Na super. Also auffällig ist - und das ist schon mal gut - dass Bewegung den Schmerz lindert. Da ich jedoch noch keinen Sport machen darf, bleibt da diese brennende Frage, ob es helfen würde die Muskulatur aufzubauen oder nicht. Argh.

Liegen finde ich mittlerweile so langweilig wie einer Eintagsfliege beim putzen zuzugucken. Fernsehen werde ich glaub ich erst mit 40 das nächste Mal und mir soll bloß keiner mit "einem guten Buch" kommen. Soviel wie in den letzten Wochen habe ich ja noch nie gelesen. Würg. Ja, ja, langsam hab auch ich die Schnauze gestrichen voll. Da ging es so gut bergauf und jetzt wieder was nerviges (wortwörtlich). Wieder Schmerzen und wieder die Ungewissheit was es ist.

Ähm, ach ja, die Taubheit im Bein ist übrigens weg. Mal so als kleines Hoch. Und die Narbe ist sehr gut verheilt. Fühlt sich auch nicht mehr so instabil an. Habe das Gefühl als könnte ich bereits  einen Marathon laufen aber nein, es kommt ja wieder was neues.

Man könnte wirklich denken, dass das schlechte der Welt sich tierisch aufregt, dass ich diese Tumorerkrankung gehandhabt habe wie einen Kindergeburtstag und jetzt unbedingt noch einen drauf setzen muss um mich zu Boden zu zwingen. Hihi, aber - röchel - nicht mit mir.

Gehe jetzt zum Sport und mache ganz leichte Übungen...

to be continuance...


Mel!!!

P.S., danke mtbleibi für den netten Eintrag. Freu mich immer über ebenso positiv gestimmt Forumfriends
 ;D

Offline disa

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Re:Mein Neurinom im Spinalkanal LWK 1-2
« Antwort #21 am: 18. Februar 2007, 16:35:21 »
Hallo Mel,

willkommen im Club, könnte man da sagen. Nach 4 Tagen zu Hause blieb nur noch ein heulendes Bündel von mir übrig.
Nach dem Besuch bei meinem Hausarzt musste ich sofort zum Röntgen und ehe ich mich versah, lag ich schon wieder im Krankenhaus. Wieder stechen, Narkose, schneiden ....
Meine anhaltende Kurzatmigkeit entpuppte sich als Pneumothorax, d.h. ein Teil der rechten Lunge war zusammengefallen. Verursacht wurde das beim Legen des zentralen Venenkatheders, was ja eh das Schlimmste am ganzen ersten Krankenhausaufenthalt war.
Ich lag dann 3 Tage mit einer Lungendrainage an der Vakuumpumpe. Bewegungsradius = Schlauchlänge. Zum Glück hatte sich bis dahin wieder alles entfaltet und ich konnte am Freitag wieder nach Hause. Ich denke, damit sollte das Soll nun wirklich erfüllt sein.
Am Dienstag fahre ich zur Kur. Würde dir vielleicht auch gut tun.  ??? ???
Liebe Grüße und gute Besserung

Sabine

Mel

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Re:Mein Neurinom im Spinalkanal LWK 1-2
« Antwort #22 am: 18. Februar 2007, 18:11:27 »
Hallo Sabine,

ach Du liebe Zeit, das hört sich nicht gut an. Hoffentlich ist jetzt alles für Dich überstanden. Genieß die Kur und erhol Dich dort gut.

Nochmal ins Krankenhaus wäre für mich der absolute Horror. Paßt nicht in meinen Plan. Werde versuchen es ohne Krankenhaus hinzubekommen.

Heute war ich ja beim Fitness und habe alle Übungen mit ganz leichten Gewichten gemacht. Danach noch Ausdauer auf dem Fahrrad und Sauna. Hm, danach waren die Schmerzen erheblich weniger aber als ich heut Nachmittag mit Freunden auf fiesen Holzstühlen im Kaffee saß, war sofort alles wieder ganz schmerzhaft. Trotzdem werd ich weiter zum Sport gehen. Das hilft wie eine Schmerztablette ohne Nebenwirkungen.

Das hatten wir uns einfacher vorgestellt oder? Aber eigentlich verständlich dass der Körper auf so einen üblen Eingriff nicht ohne zu meckern reagiert. Wir sollten uns wirklich die Zeit nehmen. Ich denke mal in 1 Monat sieht das schon alles ganz anders aus. Meine OP ist auch gerad mal etwas über 2 Wochen her. Ich erwarte vielleicht ein wenig zu viel. Naja.

So, genug gejammert. Wird alles gut. Davon bin ich überzeugt.

Gute Besserung liebe Sabine.

Mel
« Letzte Änderung: 18. Februar 2007, 18:12:21 von Mel »

Mel

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Abschlussbericht!
« Antwort #23 am: 04. März 2007, 21:25:12 »
Hallo  :) ,

meinen Abschlussbericht will ich euch natürlich nicht vorenthalten:

Nach der OP traten ja bekanntlich starke Schmerzen auf, welche vermutlich von den Nerven herrührten. Ich versuchte also krampfhaft gegenzusteuern, jedoch musste ich nach einiger Zeit feststellen, dass auch das andere Bein anfing wehzutun.

Was tat ich also? Die erste Reaktion war ein Anruf bei meinem Freund und die Bitte an ihn, mir Zigaretten und Rotwein zu besorgen. Dann habe ich aus Frust geraucht (obwohl ich doch aufgehört hatte  :( ) Es folgte der Gang in eine Kneipe und ein herrlicher Alkoholabsturz mit schwersten kopflastigen Folgen am nächsten morgen. Schlimm nicht wahr? Aber ich hatte so einen Frust, dass ich mich mal wieder wie ein gewöhnlicher Mensch fühlen wollte (ein gewöhnlicher Mensch mit 30 am Wochenende in Berlin).

Noch eine Woche gab ich mich dem Kampf hin, jeden morgen mit der Hoffnung zu erwachen, dass es besser geworden ist aber irgendwie kam da nichts. Ich sprach dann also doch widerwillig nochmal mit dem Arzt und der sagte mir, dass ich mich darüber eigentlich freuen sollte. Er erklärte es mir so, dass die Nerven jahrelang entweder eingeklemmt waren oder gar nicht betätigt wurden und sie durch die Entfernung des Tumors nun wieder "frei" sind und tierisch am meckern sind. Er meinte ich solle mir eher Sorgen machen wenn die Nerven gar nichts gesagt hätten.  ???

Nun denn, ich ließ sie also meckern, fing an gutmütig auf sie einzureden, wehte ununterbrochen mit der weißen Friedensfahne und nach einigem Knurren, Murren und beleidigt von mir abkehren ließen sie sich auf mein Angebot ein.

Wir leben nun wieder ein einer herrlichen kleinen Wohn- und Lebensgemeinschaft in meinem Körper und ich habe versprochen dass ich alle notwendigen Vorkehrungen treffe, damit so etwas nicht wieder passiert. Die beiden Zicken sind jetzt wieder lammfromm und erfüllen lediglich den Zweck ihren eigentlichen Auftrages. Nämlich meine Beine höchstens mal darauf hinzuweisen wenn ich mir wehtue.

Soll heißen: die Schmerzen sind so gut wie weg!

Dies zur abschließenden Information. Ich finde es schade wenn man von Betroffenen nur das Leid in dem Forum hört aber nicht den endgültigen Ausgang. Das ist es nämlich was die Neudiagnostizierten suchen. Jeder möchte hören wie es ausgegangen ist um Hoffnung zu schöpfen.

Viel Glück euch allen.

Mel

P.S. was würden wir eigentlich ohne unsere Partner tun? Diese lieben sanftmütigen Menschen, die fast noch mehr leiden als wir selbst. Die uns ununterbrochen zur Seite stehen, die Hand halten und uns lieb haben. Sie stehen zitternd vor Angst im Krankenhaus, schauen hilflos auf die Uhr und verbringen Stunden damit zu warten, sie bringen uns danach ohne zu murren jede erdenkliche Art von Eis, Schokolade und Schmerztabletten ans Bett und opfern unmengen ihrer Zeit um uns aufzupäppeln. Wenn es uns besser geht, freuen sie sich glaub ich noch mehr als wir selbst darüber. Ohne ihre Zuneigung wäre das alles unerträglich. Ich kann gar nicht sagen wie dankbar ich meinem Freund dafür bin dass er da war. Das muss doch auch mal gesagt werden

 :-*
« Letzte Änderung: 04. März 2007, 21:31:47 von Mel »

Ginger

  • Gast
Re: Mein Neurinom im Spinalkanal LWK 1-2
« Antwort #24 am: 20. November 2008, 11:47:03 »
 :)Hallo Mel, erst einmal vielen Dank für deinen Umfassenden Bericht. Er hat mir ein wenig Mut gemacht. Bei mir ist gestern die Diagnose Neurinom im LW 3-4 gesstellt worden und mir ist zu einer Op geraten worden, dieser Gedanke macht mir jedoch eine Heidenangst.  Wie geht es dir denn so inzwischen??? sind die Schmerzen weg??? Gut das du deinen Bericht zuende geschrieben hast.

 



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