Hallo zusammen,
ich bin 42 und möchte meine Erfahrungen berichten.
Zuerst eine kleine Vorgeschichte.
Im Herbst des Jahres 2006 spürte ich auf der rechten Schädeldecke das Gefühl,
als ob ich mit dem Kopf in ein Spinnennetz gekommen bin.
Dieses Gefühl stellte sich immer wieder abends ein.
Ich sprach meinen Hausarzt darauf an und er gab mir eine Überweisung zum Neurologen.
Wegen Zeitmangels aus beruflichen Gründen habe ich die Überweisung verfallen lassen.
Typisch Mann, werde ich nun nicht mehr tun.
Im Frühjahr 2007 bekam ich im rechten Ohr ein heftiges Brummen, wenn der Kiefer komplett geschlossen war.
Mein Zahnarzt erstellte eine Röntgenaufnahme, auf der zu sehen war, dass der obere Weisheitszahn
bei geschlossenen Kiefer auf den dritten Ast des Trigeminus drückte.
Zahn raus, Brummen weg.
Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich 2007 und 2008 nochmals diese Spinnennetz Missempfindung verspürte.
Wie schön, damit hatte sich das Problem ja auch gelöst.
Im Oktober 2009 bekam ich auf dem rechten Ohr wieder ein schreckliches Brummen.
Da ich zu dieser Zeit neben dem Beruf noch privat eine Weiterbildung machte, dachte ich zuerst an Stress.
Bald kamen aber auch heftige Schmerzen dazu und so konsultierte ich eine Allgemeinärztin neben meinem Büro.
Sie konnte beim Blick ins Ohr nichts ernstes erkennen und behandelte mich dann antibiotisch mit dem Verdacht
auf eine Mittelohr Entzündung. Die Schmerzen waren schon am Abend weg und das Brummen verschwand auch in den
folgenden Tagen.
Nun geht es los:
Ende Januar 2010 bekam ich wieder Probleme mit dem rechten Ohr. Es brummte wieder.
Als sich dann Schmerzen auf der rechten Stirnhälfte einstellten bin ich Anfang März zum HNO-Arzt gegangen.
Er konnte im Ohr auch nichts sehen und gab mir eine Überweisung zur Radiologie für ein CT des Felsenbeines.
Da auf dem CT im Ohrbereich alles sauber war, meinte der Radiologe, dass ich zur genaueren Untersuchung nochmals mit einer Überweisung für ein MRT kommen soll. Das Gerinn ist ja auf dem CT nur eine weiße Fläche mit ein paar dünnen schwarzen Linien.
Das hat den HNO-Arzt nicht mehr interessiert, da sein Bereich ja ohne Befund war.
Gehen Sie zu ihrem Zahnarzt sagte er.
Ich bin dann mit dem CT-Bildern zu meinem Zahnarzt gegangen. Er meinte, dass auf den Bildern zu sehen ist, dass die Kieferhöhle nach der Zahnextraktion gut zugewachsen ist. Er machte vorsorglich noch eine Röntgenaufnahme.
Wegen eines kleinen dunklen Flecks auf dem Bild meinte er, dass ich das durch einen Gesichtschirurgen begutachten lassen soll.
Der Gesichtschirurg meinte, dass die von mir beschriebenen Gesichtsschmerzen in jedem Fall durch einen Neurologen zu bewerten sein.
Da ich dann, trotz der mittlerweile heftigen nächtlichen Schmerzen in der rechten Gesichtshälfte, keine Lust mehr hatte, typisch Mann,
Organisierte meine Frau einen Tag mit Orthopäden- und Neurologentermin.
Es ist mittlerweile der 17. Juni 2010. Ich habe früh den Termin beim Orthopäde.
Er macht eine Röntgenaufnahme um die Halswirbelsäule als mögliche Schmerzquelle auszuschließen.
Die Halswirbelsäule ist vorbildlich in Ordnung. "Gehen Sie zum Neurologen."
"Ja, ich habe den Termin in einer Stunde, geben Sie mir die Überweisung". "Kein Problem".
Der Neurologe hört sich meine Beschreibung der Schmerzen an.
Mittlerweile schlafe ich nicht mal vier Stunden in der Nacht.
Er macht ein paar Tests und sagt dann, dass die Beschwerden nicht typisch auf eine Gesichtsneuralgie hinweisen.
"Wir machen Fotos !"
Er gibt mir die Überweisung für die MRT mit Kontrastmittel.
Ich versuche nach Verlassen der Praxis einen Termin bei mehreren Radiologen zu bekommen.
Frühestens Ende Juli oder ab Mitte August.
Ich bin verzweifelt !
Am nächsten Tag erzähle ich einem Kollegen von den verzweifelten Versuchen, einen frühen Termin für die MRT zu bekommen.
Er ruft mich abends an und erzählt mir, dass sie eine Bekannte haben, die bei einem Radiologen in Darmstadt arbeitet.
Sie würde sich bei mir melden. Tatsächlich bekomme ich am 21. Juni einen MRT-Termin für den 28. Juni bestätigt.
28. Juni:
Eine halbe Stunde nach der MRT-Untersuchung.
Der Neurologe sagt: "Es ist ernst, Sie haben einen Tumor im Kopf, ich rufe sofort Ihren Neurologen an"
Oh Gott !
Ich fahre zuerst in Büro und sage alle Termine ab.
Eine Stunde später bin ich beim Neurologen.
"Wenn ich Ihnen jetzt eine Überweisung gebe, warten sie bestimmt vier Wochen"
Ich bekomme eine Einweisung in die Neurochirurgie der Uni-Mainz.
Dort wurde ich operiert und besuchte danach eine Reha in Bernkastel Kues.
Die Berichte über OP und Reha fintet ihr hier:
Uni-Klinik Mainz
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,1843.0.htmlReha Bernkastel Kues:
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,1838.0.htmlAm nächsten Tag nach der Reha habe ich einen Termin bei meinem Hausarzt.
Er legt die weitere Arbeitsunfähigkeit bis zum 30. September fest.
Am 27. August habe ich noch einen Termin beim Zahnarzt.
Dort ist man über den Verlauf nach meinem letzten Besuch sehr bestürzt, aber über die Genesung sehr erfreut.
Zumal man die Narbe an der Schläfe nur bemerkt, wenn ich darauf aufmerksam mache.
Mein Zahnarzt gibt mir noch weitere Anweisungen, wie ich den Kiefer zu trainieren habe, damit ein dauerhaftes schiefes Öffnen des Mundes vermieden wird. Das Training soll ich am Besten immer vor dem Spiegel machen.
Meine Bedenken, dass ich keine Kontrolle über den rechten Muskel habe nimmt er mir.
In diesem Fall könnte ich den Mund überhaupt gerade öffnen. Mir fehlt nur die Rückmeldung wegen dem beleidigten Nerv.
Nach seiner Ansicht sollte das Problem in sechs bis neun Monaten erledigt sein.
Am 1. Oktober will ich wieder zur Arbeit fahren.
Im Dezember soll ich mich wieder in der Neurochirurgie in Mainz mit neuen Bildern vorstellen.
Was ist bis jetzt geblieben:
Das rechte Auge fühlt sich mal mehr und mal weniger trocken an, obwohl es das nicht ist. Reine Nervensache.
Im rechten Ohr brummt es weiterhin vor sich hin. Mal mehr und mal weniger laut.
Ich habe zwar keine tauben Stellen im Gesicht, aber die volle Sensibilität ist noch nicht wieder da.
Mal fühlt sich alles normal an und an anderen Tagen gehört das halbes Gesicht nicht zu mir.
Manchmal habe ich in dem betroffenen Gesichtsbereich das Gefühl von Nadelstichen. Das kann sehr unangenehm sein.
Die rechte Seite des Oberkiefers fühlt sich immer noch wie das langsame Abklingen einer Lokalanästhesie vom Zahnarzt an.
Interessant ist, dass der missempfindende Bereich bei Entspannung heftig zu prickeln beginnt.
Es fühlt sich an, wie wenn Reis aus einer Höhe von einem Meter auf das Gesicht rieselt.
Dieses Gefühl habe ich das erste mal beim autogenen Training verspürt. Es setze sogar schon ein, wenn ich mich in dem Therapieraum
befunden habe und in Erwartung der gleich beginnenden AT-Sitzung war.
Ich bin dem lieben Gott sehr dankbar, dass es so glimpflich ausgegangen ist.
Alles wird gut !
Viele Grüße
Andreas
Beitrag wurde teilweise im Einverständnis mit Andreas67 gesplittet und editiert
Danke für die Erlaubnis und das Vertrauen. MOD