HirnTumor-Forum

Autor Thema: Auch ich habe panische Angst vor der OP. Was tun?  (Gelesen 6942 mal)

Troubadour

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Auch ich habe panische Angst vor der OP. Was tun?
« am: 01. August 2008, 06:11:37 »
Ciconia: Ich habe diese neue Krankheitsgeschichte abgetrennt und als neues Thema eingeordnet wegen der besseren Übersicht .
Hallo Aisak, hallo alle anderen!

Ich bin auch neu hier und habe mich mal ein bisschen so durch verschiedene Beiträge gelesen. Mir geht es ähnlich, eine Geschichte habe ich sogar irgendwie gekannt.

Bei mir ging es so los, dass ich Anfang Januar ein "verstopftes Ohr" hatte. Das war schon mal so, ich bin damals zum Hausarzt, da wurde ordentlich durchgespült und alles war gut. Ich nahm's also, weil gerade auch Stress auf der Arbeit war, auf die lange Bank geschoben und bin erst Anfang Feb zum Hausarzt. Der konnte mir in diesem Fall nicht so einfach helfen wie gedacht, hat mich zum HNO geschickt, der hat mich in die HNO Klinik eingewiesen. Eine Woche Infusionen, geringfügige Besserung, aber nicht nachhaltig.

Wie auch immer, ich habe es jetzt sowohl auf Dia (MRT Bilder auf Film) und im Bilderalbum (andere MRT Bilder auf Papier): Da hockt was in meinem Kopf, was da nicht hin gehört. Als Jahrgang 1973, sagt mir der Arzt, bin ich eigentlich für alle möglichen Therapien eigentlich zu jung. Aber es muss wohl was gemacht werden, und so werde ich nun einen Termin im November bekommen.

Und, was soll ich sagen? Ich habe auch Angst wie doof. Generell habe ich (man möge mir den Ausdruck verzeihen) mords Schiss vor OPs jeglicher Art, obwohl ich bislang nur eine hatte und die auch prima verlief. Aber ich denke das ist wirklich normal: Man ist ausgeliefert und weiss, dass irgendwer da irgendwo in einem "herumschnippelt". Was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass ich in die Ärzte, in deren Händen ich mich nun befinde, gut aufgehoben fühle. Einer davon gilt sogar offensichtlich als Koryphäe in dem Gebiet, und das ist schon mal ein Stück weit beruhigend.

Was mich interessieren würde: Gibt es hier eigentlich so etwas wie Selbsthilfegruppen, so eine Art Stammtisch, der regional mal zusammentrifft?

Was ich (eigentlich, aber ich weiss nicht, wie es sich entwickeln wird) nicht möchte ist, herumzuheulen und durch die Gegend zu jammern. Es hat jeder seine eigene Art, mit der Diagnose umzugehen, und ... immerhin ... wir sprechen hier ja von etwas "gut"artigem. Wer auch immer sich solche Definitionen einfallen lässt.

Schöne Grüße und alles Gute!

Troubadour
« Letzte Änderung: 01. August 2008, 11:39:32 von Ciconia »

Offline Bea

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Re:Panische Angst vor der OP. Was tun?
« Antwort #1 am: 01. August 2008, 08:43:11 »
Hallo Troubadour,

auch deine Angst ist gut nachvollziehbar, wie bei allen. Ich konnte mir damals damit helfen, dass ich versucht habe das Geschehen im Krankenhaus wie ein Außenstehender zu betrachten. Weiter habe ich direkt gesagt, dass ich keine Heldentaten verbringen will und bereits am Vorabend eine ordentliche Tablette zum Schlafen und Beruhigen möchte. Auch wollte ich von den Vorbereitungen (Haarrasur etc.) nichts mitbekommen. Mir hat das geholfen.

Überlegt was ihr wollt und was euch nicht gut tut und sprecht die Ärzte darauf im Vorgespräch an.

Selbsthilfegruppen: Dieses Thema hatten wir hier schon ein paar mal. Du kannst entweder im Forum danach suchen, die Hirntumorhilfe befragen oder aber in deiner behandelnden Klinik nachfragen.
Bedenke aber immer eines: Auch dort wird man mir ganz vielen Schicksalen konfrontiert. Sicher gibt es gute Hilfen - nur man hört halt auch andere Seiten. Je nach Gemütszustand ist das nicht immer leicht.

Du schreibst:
Zitat
Was ich (eigentlich, aber ich weiss nicht, wie es sich entwickeln wird) nicht möchte ist, herumzuheulen und durch die Gegend zu jammern.
Vielleicht ist es auch nur krass ausgedrückt. Dennoch: Aussprechen und auch mal nicht gut auf die eigene Krankheit zu sprechen sein gehört mit dazu. Das muß man lernen und zulassen.

Alles Gute & LG,
Bea

Offline Ciconia

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Re:Auch ich habe panische Angst vor der OP. Was tun?
« Antwort #2 am: 01. August 2008, 11:46:29 »
Auch von mir ein herzliches Willkommen, Troubador!
Eigentlich sind wir hier ja schon sowas wie eine virtuelle Selbsthilfegruppe. Tumore im Kleinhirnbrückenwinkel sind nun mal selten und man trifft in Wohnortnähe wohl nicht so viele Betroffene, die auch darüber sprechen wollen.
Natürlich kannst du Erfolg haben, wenn du in einer großen Stadt wohnst. Dort gibt es ja bestimmt eine Hirntumorgruppe. Bedenke aber, es kommen wohl viele Betroffene mit ganz anderen Probleme hin (bösärtige Tumore, gutartige mit ganz anderer Lage im Kopf). Ich denke, die Chance, Leute mit KHBW-Tumoren (AN oder auch Meningeom wie bei mir) zu kontaktieren und zu befragen, ist doch im Net am höchsten.
Wichtig ist ein sehr guter Operateur, aber da hast du wohl schon einen gefunden.
Falls du noch spezielle Fragen hast, nimm kein Blatt vor den Mund. Hier wird dir geholfen.

LG
Ciconia
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Offline brigitteb58

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Re:Auch ich habe panische Angst vor der OP. Was tun?
« Antwort #3 am: 01. August 2008, 22:03:55 »
Hallo Troubadour!
Deine Angst vor OPs etc. ist mir nur zu verständlich. Aber muss es denn so schnell sein? Du hast gar nichts über die Größe Deines Einwohners geschrieben. Wenn er nämlich noch recht klein ist, lohnt es sich meiner Meinung nach wirklich, erst mal eine weitere MRT abzuwarten und dann zu entscheiden, was zu machen ist.

Die Frage nach den Selbsthilfegruppen: guck doch mal in diesen link: http://www.akustikus.de/index.html

Ansonsten hat sicherlich Ciconia recht, dieses Forum ist eine ganz hervorragende Selbsthilfegruppe. Du kannst alles was Dich belastet hier als Text abladen, so bist Du für den Alltag etwas erleichtert.

Mach´s gut!

Ciao Brigitte

Troubadour

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Re: Auch ich habe panische Angst vor der OP. Was tun?
« Antwort #4 am: 22. November 2008, 16:49:45 »
Hallo zusammen!

Ich wollte mich mal zurückmelden, nachdem die OP gut überstanden ist.

Der zeitliche Ablauf der letzten Tage in Kürze:

27.10. Erster Termin für die Aufnahme. Auf Grund von Terminproblemen seitens der Klinik verschoben.
4.11. stationäre Aufnahme, diverse Tests und Papierkrieg
6.11. OP
7.11. Zurück von Intensiv auf Station
14.11. Entlassung aus dem Krankenhaus

Das zur Geschichte in Kürze.

Die Geschichte im Detail:

Die Aufnahme war etwas holprig, ich habe mich etwas gewundert, wie viele Formulare ich auszufüllen hatte, oft mit ein und denselben Fragen. Da fragte ich mich irgendwann selbst, ob das nicht alles in einem (etwas größeren) Formular erledigt werden könnte, aus dem die beteiligten Ärzte und Abteilungen dann ihre benötigen Infos hätten ziehen können.

Im Vorfeld wurden Gehör, Reflexe und Gesichtsnerv getestet, wozu ich per Fahrdienst in ein andere, nahe gelegenes Klinikum gebracht wurde.

Die OP Vorbereitung war ganz witzig, ich habe versucht, das Team etwas zu entertainen (um mich von meinen eigenen Ängsten abzulenken), und war dann für etwa 6 Stunden "in Bearbeitung".

Die Stunden in der Intensivstation waren anstrengend bis aufreibend
: Ich hatte riesig Durst, wurde mit diesen Lemon Swabs "gestillt", die aber fast noch mehr Durst machten und mir einen recht seltsamen Belag an den Gaumen zauberten. Nahrung durfte ich erst nach einem Schlucktest wieder aufnehmen, bei dem mit Hilfe von Wackelpudding geguckt wurde, wie das mit dem Schlucken klappt. Nachdem ich eigentilch auch meinen Speichel ganz prima schlucken konnte, dachte ich mir, dass Wasser eigentlich auch "drin" sein müsste.

Der Hunger hingegen hielt sich sowohl auf Intensiv als auch an den ersten Tagen danach in Grenzen. Auch dadurch, dass das "unfallfreie" Essen anfangs ganz schwierig war und auch beim Trinken der eine oder andere Tropfen danebenging. Aber nach drei, vier Tagen war auch diese Phase überstanden.

Etwas überrascht war ich dann davon, dass ich einen Katheter bekommen sollte. Aber was soll's, es wird schon seine Richtigkeit haben. Einer der jüngeren Mitarbeiter hatte den Beutel nach einer Entleerung etwas weit weg aufgehängt. Wenn ich mich auf die rechte Seite drehte, musste ich etwas  zurück, damit ich nicht aus der Falle falle, wenn ich mich zurück auf den Rücken drehte, musste ich nach rechts ausweichen, da ich sonst Tauziehen spielen hätte müssen.

Wie schon vorab seitens der Ärzte angekündigt ist mein Fazialisnerv etwas gereizt; Die linke Gesichtshälfte ist beim Kauen und in Sachen Mimik derzeit noch etwas faul, das soll aber normal sein und sich in der Regel wieder geben. Ansonsten habe ich noch ein kleines Problem mit dem Lidschluss; Von innen sieht es zwar aus, als wäre das Auge zu, aber es bleibt ein Spalt von anfangs 5, jetzt nur noch 4 mm offen.  Da wirke ich mit Übungen entgegen, die mir die (sehr nette) Krankengymnastin an vier Tagen beigebracht hat.

Ansonsten bleibt zu berichten, dass das Hörvermögen derzeit noch etwas schlechter ist als vor der OP (auch das ist meist nur temporär), der Tinnitus ist etwas weniger, was das Gleichgewicht angeht bin ich stellenweise immer noch ziemlich am Torkeln. Aber ich arbeite daran und gehe täglich mindestens 2 km spazieren.

Dann ist da noch dieses "Schwappen" im betroffenen Ohr. Das ist ungefähr so, wie wenn man beim Duschen Wasser in's Ohr bekommt, nur ist es nicht im äusseren Ohr. Ich möchte keine Panik schieben und werde nächste Woche mal meinen HNO fragen, was das sein könnte und was man da eventuell machen kann.

Thema Schmerzen: Die halten sich seit der OP in Grenzen. Probleme habe ich nur beim Husten (als Asthmatiker keine allzu harmlose Sache), bei übermäßigem Lachen (was ich mir dadurch aber nicht verleiden lasse!!) und bei Anstrengung, die ich natürlich zu vermeiden versuche.

Die OP ist nun also gut zwei Wochen vorbei. Die Fäden wurden nach einer Woche gezogen, die Narbe ist noch am Verheilen, am liebsten würde ich das, was da an Gerinseln in den mittlerweile üppig nachwachsenden Haaren hängt, irgendwie entfernen, doch die Angst vor Schmerz hat derzeit noch das Sagen.

Fakt ist, ich bin mit der Behandlung in Erlangen sehr zufrieden. Ich hatte sowohl fachlich (soweit ich das beurteiilen kann) als auch menschlich (das kann ich sehr wohl beurteilen) das Gefühl, in guten Händen zu sein. Auch sonst waren die Rahmenbedingungen sehr angenehm. Abgesehen davon, dass ich täglich Besuch von Freunden und Verwandten hatte war auch die Verpflegung sehr gut. Es mögen keine Michelin-Sterne in Aussicht stehen, aber man muss ja auch berücksichtigen, dass eine Krankenhausküche ja sowohl den Kostenaspekt im Auge (und im Nacken) hat als auch diverse hygienische Standards halten muss. So gesehen gab es wirklich nichts am Essen auszusetzen. Zumal ich trotzdem 7 Kilo abgenommen habe in den eineinhalb Wochen.

Mein HNO war übrigens etwas erstaunt, als ich am Montag (also gerade mal 11 Tage nach der OP) schon bei ihm auf der Matte stand. Auch er zeigte sich recht zuversichtlich, dass meine kleinen "Gebrechen" infolge der OP sich im Lauf der nächsten Wochen und Monate von selbst ergeben.

Soweit mein erster Lagebericht für heute. Ich werde Euch von Zeit zu Zeit über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden halten, wenn es denn interessiert.

Schöne Grüße aus Franken, alles Gute und denen, die das Ganze noch vor sich haben: Haltet die Ohren steif!

Troubadour

Offline jura

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Re: Auch ich habe panische Angst vor der OP. Was tun?
« Antwort #5 am: 28. November 2008, 18:10:38 »
Hallo Troubadour,

toll, dass bei Dir alles so gut verlaufen ist.

Ich habe Deine Einträge gelesen. Obwohl das Thema ja doch sehr ernst ist, musste ich laut lachen! Vielen Dank für Deine humorvollen Berichte. :D

Du hast sicherlich vielen, die das Ganze noch vor sich haben, ganz viel Mut gemacht.

Viele Grüße aus Oberbayern,
Julia

Offline Ciconia

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Re: Auch ich habe panische Angst vor der OP. Was tun?
« Antwort #6 am: 30. November 2008, 15:48:16 »
Zitat
Fakt ist, ich bin mit der Behandlung in Erlangen sehr zufrieden. Ich hatte sowohl fachlich (soweit ich das beurteiilen kann) als auch menschlich (das kann ich sehr wohl beurteilen) das Gefühl, in guten Händen zu sein.

Gratulation zur gelungenen OP! Vielleicht kannst du ja noch einen Teil dieses Beitrages in die Klinikbewertungen einstellen? Das wäre super.

LG und weiter gute Besserung
Ciconia
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