HirnTumor-Forum

Autor Thema: Zusammenhang Ernährung - Gehirntumore  (Gelesen 8698 mal)

Johanna Teig

  • Gast
Zusammenhang Ernährung - Gehirntumore
« am: 11. März 2003, 21:16:38 »
Hier eine Untersuchung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) aus dem Jahre 1993. Die Autoren sind teilweise noch am Institut tätig. Bestimmt kann man sie auch etwas dazu fragen.
http://www.dkfz-heidelberg.de/umwepi/Home_d/Sonstiges/Staff.htm

Krebserregende Stoffe in der Nahrungszufuhr und das Gliom- und Meningeomrisiko in Deutschland.

Eine vergleichende Fallstudie mit 115 durch Histologie bestätigten Gliom-, 81 Meningeomfällen und 418 zufälligen ausgewählten  Kontrollpersonen wurde 1987/88 in Südwestdeutschland durchgeführt. Auf Basis eines Nahrungsmittel-Verzehrhäufigkeit Fragebogens sowie weiterer Fragen über die Zubereitung und Bezugsquellen des Essens wurde die Rolle von krebserregenden Substanzen in der Nahrung, insbesondere N-nitroso-Bestandteile und deren Vorstufen, analysiert. Das Risiko für Gliome und Meningeome wurde auf Basis multipler logistischer Regressionsanalysen untersucht.
Elf Gruppen von Nahrungsmitteln wurden betrachtet. Die Zufuhr von weiterverarbeitetem Fleisch war signifikant korreliert mit einem erhöhten Gliomrisiko. Bei keiner der betrachteten Nahrungsmittelgruppen ergab sich eine Beziehung zur Meningeomhäufigkeit.
Innerhalb der Produkte aus ganzen Fleischbestandteilen wurde zusätzlich ein deutlich höheres Gliomrisiko ermittelt für gekochten Schinken, weiterverarbeitetes Schweinefleisch und gegrillten Speck. Für die Zufuhr von 3-N-Nitrosaminen, geschätzt aus dem Verzehr von weiterverarbeitetem Fleisch und Käse, ergab sich eine signifikant positive Beziehung zum Gliomrisiko. Diese N-Nitrosamine waren auch korreliert mit einem erhöhten Meningeomrisiko, allerdings in geringerem Ausmaß.
Das Risiko, an einem Gliom zu erkranken, war signifikant erhöht bei Personen, die regelmäßig Pflanzenfett zum Fritieren benutzen, im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Pflanzenfett. Für die Zufuhr von Nitraten, Nitriten und Vitamin C über die Nahrung, einzelnen alkoholischen Getränken, Gesamtalkoholmenge und Wasserbezug aus nichtzentraler Wasserversorgung wurde kein erhöhtes Risiko in dieser Studie gefunden.


Quelle: Int J Cancer 1993 Feb 20;53(4):561-5
Dietary carcinogens and the risk for glioma and meningioma in Germany.

Boeing H, Schlehofer B, Blettner M, Wahrendorf J.

German Cancer Research Center, Division of Epidemiology, Heidelberg.

A population-based case-control study was performed in South-West Germany in 1987/88 with 115 histological confirmed glioma and 81 meningioma cases and 418 randomly selected controls. On the basis of information from a food-frequency questionnaire and questions on food preparation and food supply, the role of dietary carcinogens, in particular N-nitroso compounds or their precursors, on risk for glioma and meningioma were analyzed by multiple logistic regression. Eleven food groups were investigated. The intake of processed meat was significantly associated with an increased risk of glioma. The intake of any food group was not significantly related to meningioma risk. Among single meat products, a significantly higher risk of glioma was found for cooked ham, processed pork meat and fried bacon. For the consumption of 3 N-nitrosamines, assessed from the intake of processed meat and cheese, significant positive relations to glioma risk were found. These N-nitrosamines were also related to meningioma risk, although to a less pronounced extent. The risk for occurrence of glioma was significantly increased for those using vegetable fat frequently for deep frying, as compared with non-users. For the dietary intake of nitrate, nitrite, vitamin C, specific alcoholic beverages, total alcohol, and water from a non-central supply, no elevated risk was found in this study.

« Letzte Änderung: 12. März 2003, 08:10:33 von Ulrich »

Johanna Teig

  • Gast
Re:Zusammenhang Ernährung - Gehirntumore
« Antwort #1 am: 11. März 2003, 21:18:49 »
Hier eine Studie der Universität San Francisco aus dem Jahre 1997. Es geht hier sowohl um den Fleisch- als auch den Gemüseverzehr. Auch interessant: Der Vergleich zwischen Männern und Frauen. Vielleicht essen Frauen eher Süßes?
Die Rolle von Nitrit ist eher umstritten. Man konzentriert sich jetzt mehr auf das Fleisch und Fett in der Nahrung an sich. Siehe dazu die anderen Beiträge in dieser Rubrik.

Risikofaktoren Ernährung und Rauchen bei Gliomen im Erwachsenenalter im San Francisco Bay Gebiet.

Die Rolle von Ernährung und Tabak bei der Entstehung von primären Gehirntumoren sind umstritten. In dieser Studie vergleichen wir die Ernährungs- und Rauchgewohnheiten von 434 zwischen 1991 und 1994 neu mit Gliom diagnostizierten Erwachsenen aus dem San Francisco Bay Gebiet mit einer in Bezug auf Alter, Geschlecht und Rassenzugehörigkeit vergleichbaren Kontrollgruppe. Es wurden Daten erhoben über die Einnahme von Vitaminpräparaten und den durchschnittlichen wöchentlichen Verzehr von Nahrungsmitteln aus 24 Gruppen. Im Vergleich zu einer gleich alten Kontrollgruppe mit gleichem Familieneinkommen und Bildung hatten sowohl Männer als auch Frauen mit Gliomen einen im Wochendurchschnitt höheren Verzehr von haltbar gemachtem Fleisch und anderen behandelten Nahrungsmitteln, eine geringere Zufuhr von Obst und Gemüse mit hohem Gehalt an Vitamin A und C und einen höheren Konsum an Bier und anderen alkoholischen Getränken. Männer mit Gehirntumor gaben doppelt so häufig einen hohen Verzehr an haltbar gemachten Nahrungsmitteln und eine niedrige Zufuhr von Vitamin-C-reichen Nahrungsmitteln an wie eine Kontrollgruppe ([...]). Dieses Verhältnis war geringer ausgeprägt bei Frauen und nicht statistisch relevant ([...]). Entsprechend gaben Männer mit Gehirntumoren doppelt so häufig einen hohen Nitrit- und geringen Vitamin-C-Verzehr an.
Speziell bei den männlichen Probanden rauchten 1,8 mal so viele Zigaretten ohne Filter als in der Vergleichsgruppe. Zusätzlich rauchten die Gliomfälle schon fast doppelt so lange Zigaretten ohne Filter wie die Raucher der Vergleichsgruppe, und auch bei weitem mehr Päckchen im Jahresdurchschnitt als letztere.
Obwohl diese Ergebnisse die Hypothese unterstützen, dass N-nitroso Komponenten eine Rolle bei der Entstehung von Gliomen im Erwachsenenalter spielen, passen sie mit anderen Ernährungsthesen zusammen. Insbesondere stützen diese Ergebnisse die Hypothese, daß die Gesamtbelastung des Körpers mit Oxidantien eine Rolle bei der Entstehung von Gehirntumoren spielen könnte.


Title
Dietary and tobacco risk factors for adult onset glioma in the San Francisco Bay Area (California, USA)

Lee M; Wrensch M; Miike R

Department of Epidemiology and Biostatistics, University of California, San Francisco 94143-0560, USA.

Cancer Causes Control, 8(1):13-24 1997 Jan
Abstract
The roles of diet and tobacco in the etiology of primary brain cancer are controversial. In this report, we compare dietary and cigarette smoking histories among 434 adults newly diagnosed with glioma in the San Francisco ay Area (California, USA) between 1991 and 1994 with frequency age, gender, and ethnicity-matched population-based controls. Data were obtained on use of vitamin supplements and mean weekly consumption of each of 24 food groups. Adjusted f age, family income, and education, for both men and women, cases had higher mean weekly consumption of cured meats and other cured foods, lower consumption of high vitamin A and C fruits and vegetables, and higher average in kes of beer and other alcohol than controls. Men with brain cancer were twice as likely as control men to report high consumption of cured foods and low consumption of foods rich in vitamin C (odds ratio [OR] = 2.0, 95 percent confidence interval [CI] = 1.2-3.5). This association was less pronounced and not statistically significant in women (OR = 1.5, CI = 0.8-2.7). Similarly, men with brain cancer were twice as likely controls to have high nitrite and low vitamin C consumption. Among men only, cases were 1.8 times more likely than controls to report smoking unfiltered cigarettes (CI = 0.9-3.4). Moreover, among smokers cases smoked unfilte d cigarettes almost twice as long as controls (P = 0.04) and cases' average total pack-years also significantly exceeded controls. Although these findings support the hypothesis that N-nitroso compounds might be a factor in adult glioma, they are compatible with other dietary hypotheses. In particular, these results also favor the hypothesis that total body burden of oxidants may play a role in brain cancer causation.
« Letzte Änderung: 12. März 2003, 08:12:00 von Ulrich »

Johanna Teig

  • Gast
Re:Zusammenhang Ernährung - Gehirntumore
« Antwort #2 am: 11. März 2003, 21:19:57 »
In USA wurde eine Studie über den Zusammenhang zwischen verschiedenen Erkrankungen und Ernährung/Lebensweise durchgeführt. Als besonders gute Vergleichsgruppe hat sich dabei in zwei Studien die Glaubensgemeinschaft der Adventisten erwiesen. Mehr zur Studie und neueren Studien auf der angegebenen Web-Seite.

Hier die Kurzfassung eines Artikels:

Wir untersuchten das Auftreten von Tumoren des Gehirns und der Hirnhäute in einer Personengruppe von 34.000 Mitgliedern der Adventisten des Siebten Tages. Sie hatten 1976 einen ausführlichen Fragebogen über ihre Lebensgewohnheiten ausgefüllt und wurden auf das Auftreten von Krebs hin überwacht bis Ende 1982. Innerhalb des Untersuchungszeitraums wurden 31 Tumore diagnostiziert (21 Gliome, 10 Meningeome). Ein erhöhtes Risiko für Gliome war assoziiert mit ländlicher Wohnumgebung, Vorgeschichte mit positivem Tuberkulose-Hauttest und Verzehr von Schweinefleischprodukten. Ein erhöhtes Meningeomrisiko war assoziiert mit einer positiven Reaktion auf Tuberkulose im Hauttest, vorherigem Schlaganfall, Konsum von Beruhigungsmitteln und vegetarische Ernährung in der Kindheit.


Originaltext:
SO: Neuroepidemiology. 1989; 8(5): 266-75
AB: We studied the occurrence of tumors of the brain and cranial meninges in a cohort of 34,000 California Seventh-Day Adventists who completed a detailed life-style questionnaire in 1976 and who were followed for cancer incidence until the end of 1982. During the period of follow-up, 31 tumors were diagnosed in the cohort (21 gliomas, 10 meningiomas). Increased risk for glioma was associated with rural residence, history of a positive tuberculosis skin test and consumption of pork products; increased meningioma risk was associated with a positive reaction to a tuberculosis skin test, previous stroke, use of tranquillizers and a vegetarian life-style in childhood.
Quelle: http://www.llu.edu/llu/health/abstracts.htm


 



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