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Autor Thema: Erfahrunsbericht Menigeom OP  (Gelesen 5160 mal)

sunshine

  • Gast
Erfahrunsbericht Menigeom OP
« am: 22. Dezember 2010, 15:36:09 »
Hallo,

war seit langer Zeit hier im Forum nicht mehr aktiv. Dies möchte ich jetzt nachholen.

Am 10. Oktober 2007 wurde ich in der Uniklinik in Mainz an einem Meningeom (3,5 x 4 x 3 cm) operiert. Nach ca. 4 1/2 Std. war alles überstanden. Man hatte mich ausführlich über die OP aufgeklärt und mir sämtliche Fragen plausibel beantwortet. Zwei Stunden nach der OP konnte ich wieder essen. Am nächsten Tag verlegte man mich von der Intensivstation auf mein Krankenzimmer, von wo aus ich bereits die ersten 'Spaziergänge' unternahm. Sieben Tage später fuhr ich mit der S-Bahn nach Hanau, wo mich meine Frau mit dem PKW abholte. Die Woche darauf fuhr ich zur Reha nach Bad Orb. Nach vier Wochen war die Reha beendet und ich war wieder so fit, dass ich von der  Klinik aus selbständig mit dem Auto nach Hause fahren konnte.

Doch dann traten erst die Probleme auf. Zunächst dachte ich, dass ich nach sechs Wochen wieder zur Arbeit gehen könnte. Allerdings fiel ich dann in eine tiefe Depression und konnte erst wieder  am 16. März 2009 an meinem Arbeitsplatz erscheinen, nachdem ich vorher eine dreimonatige Wiedereingliederungsphase hinter mir hatte.

Mein Neurologe meinte damals, dass diese postoperativen Depressionen normal seien und verschrieb mir Laif 900. Damit kam ich ganz gut weiter; allerdings war dies auch ein Stück Schwerstarbeit, die ich persönlich leisten musste. Ich hatte die ganze Situation unterschätzt und dachte, dass ich ja bald wieder arbeiten könne. Doch hier kann ich nur den Tip geben: Vorsicht! Man überschätzt sich in dieser Situation gerne. Diese Selbstüberschätzungen sind mir mehrmals passiert. Daraufhin stellte ich für mich keine Prognosen mehr an, sondern analysierte meinen Zustand. Habe dann auch Konzentrations- und Reaktionstests zuhause durchgeführt und meinen Psychiater regelmässig konsultiert, um mit ihm die anstehenden Probleme zu erörtern. Dies hat mir sehr geholfen. Weiterhin unterzog ich mich einem psychologischen Tests im Bezirkskrankenhaus in Lohr am Main um zu sehen, wo ich stehe. Dann hatte ich einen Anhaltspunkt und auch Ziele, auf die ich hin arbeiten konnte. Auf alle Fälle kam mir niemals der Gedanke aufzugeben. Auch im Krankenhaus und der Reha habe ich erlebt, dass es Menschen gibt, die wesentlich schlimmer als ich von solchen Rückschlägen betroffen sind. Man darf einfach nicht zuviel erwarten.

Seitdem ich wieder arbeite habe ich gemerkt, dass ich bei weitem nicht mehr so belastbar bin wie vor der OP. Nach sechs Stunden bin ich sichtlich erschöpft. Ich bin froh, dass mir vom Arbeitgeber die Möglichkeit geboten wird, zwei Tage in der Woche (oder öfter) remote von zuhause aus zu arbeiten.

Ich hoffe, dass ich mit meinem Beitrag ein wenig dazu beitragen konnte, die Angst vor solch einer eventuell anstehenden Operation zu nehmen.

Gruß Sunshine

 



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