Hallo ihr Lieben!
Ich war bis dato nur stiller Leser und habe Eure Berichte mit großem Schmerz und Anteilnahme verfolgt UND war immer beeindruckt von Eurer Kraft und Hoffnung.
Bei meinem Vater (66 Jahre) wurde im Oktober 2008 ein Glioblastom diagnostiziert (25% des Gehirns bereits betroffen). Noch im April 2008 hat er ein CT machen lassen - auf dem nichts zu sehen war.....
Bei der Diagnose hatte er bereits starke Ausfälle bei der Sprache und Gleichgewichtsstörungen. Danach quälende 2 Wochen - Biopsie ja - aber kein Bett frei - alle Hebel in Bewegung gesetzt, bis sich herausstellte, dass die Ärzte meinem Vater 0-Chancen geben und nicht einmal irgendeine Form der Therapie zugestehen würden.
Nach entsprechendem Druck waren plötzlich alle Optionen wieder offen (inkl. Zugang zu Topspezialisten) - Beginn der 1. Chemo, mit anschließender Bestrahlung, 2. Chemo,.... sogar eine OP wäre plötzlich möglich gewesen, obwohl aufgrund der Lage des Tumors mit extremen Ausfällen zu rechnen gewesen wäre......
Vor 1 Woche Kontroll-MR - mit dem Ergebnis - das Sch....ding ist nochmals 25% gewachsen. Ab da ging es rapide bergab - Bettlägerigkeit, Inkontinenz, teilweise Verweigerung von Essen und Trinken.....
Nun ist es so, dass wir entscheiden müssen, ob nochmals eine Chemo gestartet wird oder nicht. Unser Prof. (der von uns mittlerweile sehr geschätzt wird) hat uns in einem persönlichen Gespräch gesagt - auf unsere Frage was er machen würde - im O-Ton: Wenn es mein Vater wäre würde er keine Chemo mehr verabreichen.....
Meine Mutter pflegt meinen Vater zur Zeit aufopfernd und mein Bruder und ich unterstützen sie dabei soweit wie möglich. Wir haben einen sehr starken Familienzusammenhalt und sind für einander da. Das Wichtigste ist, dass unser Vater es so angenehm wie nur irgendwie möglich hat. So schwer es in so einer Situation auch fällt, versuchen wir alle guten Momente mit ihm auszukosten und die positiven Dinge zu sehen. Ich bin froh, dass er soweit keine starken Schmerzen (abgesehen von teilweise offenen Stellen und da der Tumor links sitzt Lähmungserscheinungen rechte Seite) hat und die ganze Geschichte wie in Trance erlebt. Wir haben nicht das Gefühl, dass er die Tragweite seiner Krankheit erkennt sondern - zur Zeit ist es halt so.....
Mir schwirren tausende Fragen tagtäglich durch den Kopf und bin immer hin- und hergerissen, die mich innerlich fast zerreissen......
Kann ich ihn loslassen - bin ich stark genug ihn gehen zu lassen? Sollen ihm noch die Strapazen einer neuerlichen Chemo zugemutet werden? Was ist das Beste für ihn? Sind die zusätzlichen Therapien nur als Beruhigung für uns und verlängern nur seine Qualen? Aber was ist wenn wir uns falsch entscheiden? Gibt es ein WAHR und FALSCH überhaupt....
Danke, dass ich die Möglichkeit hatte, mir dies von der Seele zu schreiben.
Bis bald