HirnTumor-Forum

Autor Thema: Erfahrung nach AN OP  (Gelesen 13468 mal)

badscha

  • Gast
Erfahrung nach AN OP
« am: 08. Juli 2009, 10:38:18 »
Hallo an alle,

ich finde es gut, daß es dieses Forum gibt, mir wurde hier sehr viel geholfen, deshalb möchte ich jetzt einfach nur erzählen, wie es mir ergangen ist und damit vielleicht auch anderen helfen.

Ich wurde 2x am AN operiert und habe daher auch über zwei Erfahrungen zu berichten:

2004 wurde bei mir das AN festgestellt. Am 20.01.05 wurde ich im Klinikum in Mannheim operiert, der Tumor war 3,5 cm groß, es wurden viele Voruntersuchungen gemacht, aktuelles MRT und beim HNO, Gleichgewichtstest usw. Ich wurde ca. 3-4 Stunden operiert den Tumor hat man nicht ganz entfernt um Gesichtslähmung zu vermeiden. Mein Gehör links habe ich verloren. Nach der OP war ich dann die ganze Nacht noch auf Intensiv und ich muß sagen das waren die längsten und schrecklichsten Momente in meinem Leben. Man kam überhaupt nicht zur ruhe, es war unheimlich laut. Auch habe ich gebrochen und die Schwester gerufen, es kam aber niemand. Morgens kam ich dann auf mein Zimmer, mir ging es gar nicht gut, ich dachte ich hatte 1.000 Backsteine in meinem Kopf die mich wie ein Magnet nach unten ziehen. Mir war es an einem Tag so schwindelig, daß ich fast den ganzen morgen gebrochen habe. Dann hab ich eines morgens alles verkehrt gesehen, ich schaute aus meinem Bett und dachte es geht den Abgrund runter und ich falle aus dem Bett. Nach 10 Tagen wurde ich entlassen. Ich bin nur an der Wand entlang gelaufen eine falsche Bewegung und ich bin hingefallen.
Danach hatte ich noch eine Strahlentherapie von 30 Tagen mir war es oft übel, ich hatte auch eine leichte Verbrennung im Gesicht, die aber nach einer Zeit wieder weg ging.

Im Nachgang konnte ich in den OP-Berichten lesen, daß der Resttumor immer noch zw. 2,5-2,8 cm hatte. Alle 1/2 Jahr musste ich zum Nachsorgetermin nach Mannheim. Das ging dann alles 2-3 Jahre gut. Bis ich dann wieder Trigeminuschmerzen bekam und später auch wieder Gleichgewichtsprobleme hatte. Bei den Nachsorgeterminen ging man auf meine Beschwerden nicht ein, ich wurde zum HNO, Zahnarzt und Neurologen geschickt, wenn die nichts finden solle ich wieder kommen, da laut Aussage des Klinikums der Resttumor unverändert sei.

Dann bin ich in diesem Forum gelandet, mir wurde das Schmerzzentrum in Freiburg empfohlen, ich habe dort gleich einen Termin gemacht, musste allerdings wieder ein 1/2 Jahr warten, daß war es mir Wert. Hier wurde ich entsprechend auf Schmerztabletten eingestellt, ich sollte dann noch bei einem zweiten Termin mit dem Chefarzt der Neurochirurgie sprechen. Er hat meine schlimmsten Befürchtungen wahr gemacht. Er sagte der Tumor sei noch recht groß und gemäß den Bildern die ich vorgelegt habe sei er auch gewachsen. Mir wurde empfohlen den Tumor ganz zu entfernen, wobei gleich gesagt wurde daß eine nochmalige OP nach der Bestrahlung ziemlich schwierig ist, zu 80% Gesichtslähmung die wieder verschwindet und 20% bleibende Gesichtslähmung. Erst mal in Schock für mich.

Ich habe mir noch eine zweite Meinung in der Kopfklinik in Heidelberg eingeholt, hier wurde mir auch zu einer erneuten OP geraten.

Am 04.05.09 bin ich dann ins Klinikum nach Freiburg, zwei Tage wieder intensive Voruntersuchungen und am 06.05.09 war es dann soweit meine zweite OP stand an. Ich bin dann irgendwann auf der Intensivstation aufgewacht, welche diesmal sehr angenehm war, es waren nur drei Patienten in einem Raum und man kam auch zur Ruhe und es wurde sich um einen gekümmert. Ich hab das alles so gut vertragen, kein Schwindel, kein erbrechen, keine falschen Bilder, keine Backsteine im Kopf, an der Wand bin ich auch nicht gelaufen, zwar noch unsicher, aber im Verhältnis sehr gut.. Kaum war ich aus der Narkose aufgewacht stand auch gleich der Arzt neben mir der mich operiert hatte und sagte, alles gut verlaufen, Tumor wurde ganz entfernt, Gesichtslähmung macht sich wieder, habe bei den Tests die sie während der OP machten sehr gut reagiert. Einen Tag später nach der Intensivstation auf meinem Zimmer kam auch gleich jemand von der Krankengymnastik und hat mich zum aufstehen animiert. Um Reha wurde sich auch gleich durch die Sozialstation gekümmert. Nach 10 Tagen wurde ich entlassen, 4 Tage zu hause, danach in Reha , die Klinik Burg Landshut in Bernkastel-Kues auch hier kann ich nur gutes berichten, die Therapien haben super gut angeschlagen und sie waren alle sehr nett dort., hier war ich dann 6 Wochen , jetzt bin ich zu hause aber noch krank geschrieben, ich mache noch Krankengymnastik und andere Therapien. Im Moment habe ich noch mit meinem Gleichgewicht Probleme und die Gesichtslähmung ist auch noch nicht weg. Aber ich habe KEINE SCHMERZEN mehr.

Am 13.08.09 habe ich einen Nachsorgetermin in Freiburg, da bin ich mal gespannt...!!

Ich kann immer wieder allen nur danken, vor allem fips2, daß das alles doch noch ein gutes Ende genommen hat, ich stell mir allerdings oft die Frage, wenn ich mich das erstemal gleich in Freiburg hätte operieren lassen und der Tumor ganz entfernen hätte lassen,  könnte ich heute links noch etwas hören? Daher denke ich, daß so ein Forum ganz ganz wichtig ist, man sich immer zwei Meinungen einholen sollte und nicht einfach drauf los operieren. Ich hoffe auch meine Erfahrungen haben euch jetzt nicht verunsichert, überlegt und trefft die richtige Entscheidung.

Ich denke oft darüber nach und sage es hätte nicht sein müssen das 2te mal.  :-\

LG badscha

fips2

  • Gast
Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #1 am: 08. Juli 2009, 11:07:23 »
Hallo badscha.
Schön dich wieder hier zu lesen.

Ich bin schon etwas verlegen für den Dank von dir.Das war doch selbstverständlich,dass wir dir geholfen haben.

Meine Frau und ich wünschen Dir für die Zukunft alles erdenklich Gute und dass du nie mehr deswegen unters Messer musst.

Gruß und igB
Fips2

badscha

  • Gast
Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #2 am: 08. Juli 2009, 12:04:33 »
Hallo fips2,

das hoffe ich auch und wenn, weiß ich ja wo ich hingehen kann.  ;D

Wünsch euch ebenfalls alles gute ....... vielleicht hören oder sehen wir mal wieder voneinander!

LG badscha

Offline Bluebird

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Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #3 am: 08. Juli 2009, 16:59:09 »
Hallo badscha,

Deine Erfahrungen aus Mannheim decken sich mit meinen schlimmsten Vorstellungen einer Kopfoperation. Es ist müßig zu grübeln, ob der Gesamtheilungsprozess besser verlaufen wäre, wenn Du direkt Freiburg gewählt hättest. Wie Du richtig schreibst, zeigt Dein Bericht, dass man tatsächlich mehrere Fachmeinungen einholen und sich ggf. auch über die Nachsorge einen Überblick verschaffen sollte.
Ende gut - alles gut nach vielen Jahren von Schmerzen und Ungewissheit.

Dieses Forum ist in der Tat sehr informativ. Und unser fips2 ist mit über 1000 Beiträgen ein " alter Hase ", der immer die Augen aufhält, ein offenes Ohr hat und gern hilft, ebenso wie seine Frau.

Dir weiterhin alles Gute für Dein neu gewonnenes Wohlbefinden.

LG
Bluebird
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

badscha

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Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #4 am: 08. Juli 2009, 20:24:07 »
Hallo Bluebird,

ja, für mich war es ein Alptraum der aber jetzt Gott sei Dank und endlich zuende ist! Ich möchte andere nur bewahren den selben Fehler wie ich zu machen.
Obwohl bei manchen hätte vielleicht eine Teil-OP und anschließende Bestrahlung funktioniert, aber ich denke nicht wenn man nur 1 cm entfernt.....!
Ich habe fips2 und seine Frau persönlich kennengelernt und für mich ist es immer noch verwunderlich, mit wieviel Hingabe sie anderen Betroffenen helfen, das möchte ich auch und das find ich toll.

LG badscha

Offline Hanne

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Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #5 am: 09. Juli 2009, 19:24:55 »
Hallo,
ich muss mich auch mal wieder melden. Lese aber regelmäßig das Forum. Es ist immer wieder hilfreich. Mir geht es soweit ganz gut. Der Schwindel und das Ohrensausen sind zwar immer da, aber man lernt, damit zu leben. Mein Gehör ist immer noch total weg u. wird wohl nun auch nicht mehr nach fast 1 Jahr wiederkommen. Meine HNO-Ärztin sagt, dass ein Hörgerät keinen Sinn macht bei totalem Hörverlust. Ist das so richtig?
Liebe Grüße an alle             Hanne

fips2

  • Gast
Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #6 am: 09. Juli 2009, 20:28:35 »
Hallo Hanne
Mit konvetionellen Hörgeräten ist da wirklich nichts zu machen. Je nach dem wo der Schaden ist,kann man noch mit einem Induktrions-Implantat was machen.Da musst du dich aber in einer HNO-Klinik beraten lassen.

Natürlich auch die Frage ob du dir noch mal ne OP antun willst,oder ob es dir reicht,auf nur einem Ohr zu hören.

Gruß  igB
Fips2
« Letzte Änderung: 09. Juli 2009, 20:30:54 von fips2 »

Offline Hanne

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Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #7 am: 09. Juli 2009, 22:00:07 »
Hallo Fips,
danke für die schnelle Antwort. Nein, auf eine OP habe ich so schnell keine Lust. Ich komme mit dem einen Ohr ganz gut zurecht, nur das räumliche Hören klappt nicht. In Gesellschaft mit Geräuschkulisse verstehe ich fast nur Bahnhof. Aber es gibt Schlimmeres.
Danke und Gruß     Hanne

Offline Hanne

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Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #8 am: 10. Juli 2009, 12:31:54 »
Hallo,
gleich noch eine Frage hinterher. Ich lese öfter, dass einige Probleme mit der trockenen Nase haben. Bei mir ist es das Gegenteil. Seit der OP habe ich ständig eine feuchte Nase, besonders auf der operierten Seite. Anfangs hatte ich deswegen Panik, weil ich vermutete, die Abdeckung hat nicht gehalten u. es tritt wieder Hirnwasser aus. Aber lt.MRT ist alles dicht. Hat jemand auch das gleiche Problemchen?      Gruß  Hanne

Offline jura

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Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #9 am: 20. Juli 2009, 12:42:25 »
Hallo Hanne,

mein Sohn ist auf dem rechten Ohr taub.
 
Zur  Zeit testet er ein kabelloses Cros-Hörgerät. Damit kann er wieder räumlich hören!
Er ist damit sehr zufrieden.

Schau Dir doch mal diese Seite an: www.phonak.de

Eine Operation ist nicht erforderlich. Frag doch einfach mal einen guten Hörakustiker nach einer CROS-Versorgung.

Viel Glück!

LG,
Julia 
 

Offline Hanne

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Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #10 am: 20. Juli 2009, 16:48:27 »
Hallo Julia,
 danke für Deine Antwort. Im Herbst werde ich das mal in Angriff nehmen. Da ist es immer gut, wenn man schon von Betroffenen ein Meinung gehört hat.
L.G. Hanne

PauleHolzbein

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Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #11 am: 25. Juli 2009, 01:48:26 »
Hallo Hanne,

mein Sohn ist auf dem rechten Ohr taub.
 
Zur  Zeit testet er ein kabelloses Cros-Hörgerät. Damit kann er wieder räumlich hören!
Er ist damit sehr zufrieden.

Schau Dir doch mal diese Seite an: www.phonak.de

Eine Operation ist nicht erforderlich. Frag doch einfach mal einen guten Hörakustiker nach einer CROS-Versorgung.

Viel Glück!

LG,
Julia 
 

Ich laufe mit einem kabelgebundenen seit knapp 3 Jahren herum.
Räumlich kann ich zwar nicht hören, aber zumindest das, was auf der (ehemals) tauben Seite passiert.
Das Nächste ist dann ein Auditory Brainstem Implant...

@Hanne:
http://de.wikipedia.org/wiki/Krokodilstr%C3%A4nenph%C3%A4nomen
Morgens habe ich meistens eine trockene Nase, was ich aber auf meine Hausstauballergie zurückführe. Beim Essen läuft sie aber. Auf das Krokodilstränenphänomen bin ich durch Zufall gestoßen, weil meine Freundin sich nach Bandscheibenvorfällen erkundigt hat.

Offline Hanne

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Re: Erfahrung nach AN OP
« Antwort #12 am: 25. Juli 2009, 13:06:01 »
Hallo Paule,
danke für Deine Information. Auch  das mit den Krokodilstränen ist ja interessant.Es wird ja auch das AN als Ursache mit benannt.  Bei mir tränt zwar das Auge nicht, aber meine fast ständig laufende Nase an der operierten Seite hat sicher ähnliche Ursachen, hoffe ich jedenfalls.
L.G. Hanne

 



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