Hallo Josch,
mir geht es ähnlich wie Dir beim Betrachten alter Fotos. Hatte ich eine Beziehung zu den Menschen zu ihren Lebzeiten, kommt die Erinnerung hoch. Bei meinem Opa väterlicherseits, der im 2. Weltkrieg als verschollen erklärt wurde, ist dies nicht möglich. Ich sehe ein Foto und kenne den Menschen nicht wirklich.
Die Idee, eine kleine Spur zu hinterlassen, finde ich sehr schön. Heute haben wir die Möglichkeit, nicht nur schriftlich festzuhalten, was uns bewegt und ausmacht, sondern wir können es per Video aufzeichnen. Sofern diese Medienträger auch noch in vielen Jahren verwendet werden, bleiben sie ein Dokument der eigenen Lebens- uns Teil der Familiengeschichte.
Ich habe vor einigen Jahren angefangen, Gedichte und einige Kurzgeschichten in Anthologien zu veröffentlichen. Nachdem ich die Diagnose bekam, dachte ich mir, dass so die nachkommenden Menschen in meiner Familie etwas haben, was mich ausmachte, nach dem Motto " jetzt weiss ich auch, von wem Du das geerbt hast. Da gab es vor vielen vielen Jahren mal eine Tante, die hat auch Gedichte verfasst ... warte mal, ob ich die Bücher finde..."
Ob es so kommt, kann ich nicht wissen. Ich habe eine Bekannte, die Familienforschung intensiv und professionell betreibt - das wäre mir zu mühsam.
Ich mache mir aber auch weitere Gedanken zum Leben und zum Tod, Wenn ich im Radio Lebensläufe höre von bekannten oder auch weniger bekannten interessanten Menschen, dann finde ich es traurig, nicht zu ihrer Zeit gelebt zu haben. Wieviele interessante Bekanntschaften hätte man zu früheren Zeiten machen können? Wir werden die Menschen, die vor uns gelebt haben und die nach uns leben, nie kennen.
Lieber Josh, ich hoffe, dass es für Dich positiv ist, wenn Du nun zum Nachdenken über Leben und Tod angeregt wurdest.
Wenn jemand wie Du eng mit der See verbunden ist, so ist klar, dass Du ein Teil von ihr werden möchtest. Meine letzte Ruhestätte muss auch niemand hegen und pflegen - der natürliche Waldkreislauf erledigt das von selbst.
Gruß
Bluebird