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Lebenserhaltende Maßnahmen-Patientenverfügung?

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Jens B:
Hallo ihr!

Ich möchte mal das Thema Sterbehilfe "anschneiden" & zur Sprache bringen.
Bin auf die Sache aufmerksam geworden, weil unser liebes Mitglied Winema unter:
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,4287.0.html das Thema ansprach!
(Antwort # 93 am: 25. November 2009, um 18:21:51 Uhr)

Ich meine, dem leidenden, kranken Menschen muss (!) so lange als möglich & nötig, mit allen & den besten Mitteln geholfen werden!!! "Da beißt die Maus keinen Faden ab!"
Aber ich denke auch, dass einem sterbenskranken Menschen – der es auch selber wünscht (!!!) - das Leben unter höllischen Qualen, unglaublich großen & entsetzlichem Leiden - mitunter unter menschenunwürdigen Zuständen - ermöglicht wird, "in Würde einzuschlafen", sich vom Leben "zu verabschieden" & zu sterben.

Folgende ähnliche Worte dazu schrieb ich schon unter dem oben genannten Link:
Ich finde, wenn Menschen sich wirklich quälen und man ihnen nicht helfen kann, sollte man sie "erlösen" und wenn nötig, einen schnellen, schmerzfreien Tod herbeiführen!
(Natürlich nur, wenn sie dies selbst wollen & darum bitten!!!)
Aber wer will das schon entscheiden, wer übernimmt die Last, den enormen Druck, diese "übergroße" Verantwortung und Belastung?
Außerdem was ist, wenn sich der Betroffene nicht mehr (sicher / zuverlässig) äußern kann?
Dies wird noch verstärkt / verunsichert, wenn der Erkrankte zu "normalen" / gesunden Lebzeiten sich noch gar nicht mit dem Thema Sterbehilfe auseinandersetzte. Oder damals sich für "Hilfe so lange als möglich" (mit welchen Konsequenzen auch immer!) entschied!
Es ist Fakt, es ist eine "schmale Gratwanderung"!!!
Doch eins ist wohl klar, diese Entscheidung ist alles andere als leicht & sehr komplex! Es gibt die unterschiedlichsten Meinungen dazu. Das Thema Sterbehilfe wird immer wieder heiß und kontrovers diskutiert... Es ist ein sehr brisantes, heikles Thema!

Ich möchte euch mal fragen, wie ihr die Sache seht? Dies interessiert bestimmt ganz viele hier...

LG Jens B

fips2:
Hallo Jens

Ich finde es auch gut, dass dieses Thema mal hier angeschnitten wird.

Was man aber hier als ganz wichtigen Punkt im Vorhinein nennen muss,ist die Tatasache,dass aktive Sterbehilfe nach momentaner Rechtsslage der Bundesrepublick Deutschland verboten ist und unter Strafe steht.
Ergo:Bei noch so viel Liebe zu dem Beroffenen.Den Stecker ziehen ist rechtlich gesehen Totschlag bis Mord.Das kommt darauf an ob diese Sterbehilfe geplant, oder im Affekt passierte.



Was nicht verboten ist,und der Patient im Vorfeld durch eine Patientenverfügung festlegen kann,ist die Ablehnung lebenserhaltender Maßnahmen,wie Zwangsernährung,weiter Beatmung ab einem festgelegten,Status der Hirntätigkeit.
Also Ablehnung von Maßnahmen, die einem natürlichen Tod des Patienten,durch Behandlungen/Ersatz von Funktionen, die der Körper in diesem Status nicht mehr selbst verrichten kann vorsehen.
Dieser Status MUSS zwingend von 2 unabhängigen Ärzten bestätigt sein.So die momentane Rechtslage.

Deshalb kann man Jedem nur raten eine Patientenverfügung zu erstellen und bei den entsprechenden Stellen zu hinterlegen.Diese Verfügungen sind nach neuester Rechtslage rechtverbindlich und von den Ärzten zu befolgen.

Auch für die Angehörigen ist eine solche Verfügung sehr wichtig,da sie so im Sinne des Patienten die Entscheidungen treffen können und ihnen ein sehr großes psychisches Entscheidungsproblem abgenommen wird.

Man sollte sich aber auch unbedingt von einem Mediziner des Vertrauens beraten lassen,wie man die Verfügung formuliert um auch wirklich die Vorgaben durchsetzten zu können.Es gibt da viele Fallstricke,die man als medizinischer Laie schnell übersieht.Man muss also so formulieren,dass der Arzt nicht in den Konflikt mit seinem hippokratischen Eid gerät.
Also aufschreiben was man will,zum Arzt gehen und vorlegen,er kann dann die entsprechenden Sätze formulieren.

Entsprechende Anleitungen und Vordrucke zu dem Thema Patientenverfügung findet man hier:
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,483.0.html

Ein schwieriges Thema mit sehr unterschiedlichen Meinungen.Ich schätze es wird ein interessanter Thread.
Auch bitte ich,diesen Threat hier: http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,4317.0.html  mit zu bedenken,und der Patient bei einer Verfassung von Verfügungen sich im klaren sein muss welche Folgen seine Anweisungen haben können.

igB
Fips2

Bluebird:
Hallo,

dass man mit einem Arzt des Vetrauens die Formulierung der Patientenverfügung abstimmen sollte, ist vernünftig. Ein Satz wie "ich will keine Apparatetechnik" ist zu allgemein und nicht aussagekräftig. Ein Mediziner wird die einzelnen lebenserhaltenden Maßnahmen definieren können. Den Angehörigen nimmt man eine große Last, wenn der Wunsch des Patienten dokumentiert ist.
Auch wenn in Deutschland keine aktive Sterbehilfe geleistet werden darf, werden verantwortungsbewußte Mediziner in hoffnungslosen Fällen, in denen sich der Patient nicht mehr äußern kann, auch ohne vorliegende Patientenverfügung in Absprache mit den engsten Angehörigen abstimmen, weitere Therapien und z.B. die künstliche Ernährung einzustellen.
Das Recht auf schmerzloses Sterben z.B. durch Morphingabe bleibt hiervon unberührt
Aufgrund eines Todesfalls wegen Krebs in der Familie kann ich sagen, dass sich niemand eine solche Entscheidung leicht macht. Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass lange auf das Prinzip Hoffnung gesetzt wird, auch wenn die Vorzeichen ungünstig sind.

Ich frage mich jedoch, ob das Aushungern des Körpers human ist. Sollte es Studien geben, die belegen, dass dem nicht so ist, wäre dies ein klares Plädoyer für die aktive Sterbehilfe.

Gruß
Bluebird

fips2:

--- Zitat von: Bluebird am 27. November 2009, 11:33:37 ---

Ich frage mich jedoch, ob das Aushungern des Körpers human ist. Sollte es Studien geben, die belegen, dass dem nicht so ist, wäre dies ein klares Plädoyer für die aktive Sterbehilfe.

Gruß
Bluebird



--- Ende Zitat ---

Hallo Bluebird.
Genau diese Frage stand auch zur Debatte in unsrer Familie,nachdem ein Onkel mehrere schwere Schlaganfälle hintereinander hatte und im Koma lag.Eine Besserung war nicht zu erwarten.Es waren nur noch die vegetativen Körperfunktionen aktiv.

Das Problem an der Sache ist.Sobald eine Magensonde liegt,ist einem solchen Patienten das natürliche Sterben verwehrt,weil der Körper weiter mit Nahrung und Wasser versorgt wird.Eine solche Situation kann Jahre andauern bis zum Sterben,so lange keine zusätzlichen Erkrankungen kommen, die den Menschen so schwächen,dass er stirbt.

Gerade dieses Argument nennen Ärzte gern, wenn es darum geht,lebenserhaltende Maßnahmen einzuleiten.
Wenn der Arzt die Angehörigen fragt: "Können sie mit ihrem Gewissen vereinbaren,dass ihr Angehöriger verhungert und verdurstet?",haben die Angehörigen, welche jetzt entscheiden sollen, ein riesen Gewissensproblem.
Ich persönlich finde diese Frage unfair.
Fairer wäre die Angehörigen über Pro und Kontra sachlich aufzuklären,aber ohne Formulierungen einzusetzten,die dem Angehörigen Gewissensprobleme bereiten.
Die haben eh schon schwer zu kämpfen bei der Entscheidungsfindung.

Ich persönlich möchte, nach diesem Erlebnis, diese Dauersituation,wenn ich Patient wäre, nicht haben und meinen Angehörigen diese Last meiner Pflege aufbürden.Dementsprechend habe ich die geeigneten Vorkehrungen,in Absprache mit der Familie, getroffen.

Gruß Fips2

Winema:
Hallo zusammen,

eine Patientenverfügung sollte jeder haben, aber wenn man nicht betroffen ist, denkt man darüber nicht nach.
Sterbehilfe gibt es leider bei uns in Deutschland nicht. Auch wenn sich das jetzt kalt anhört. Ich würde bei meinem eigenen Sohn den Stecker ziehen, wenn er nur noch dahinvegetieren würde und nur noch von Maschinen am Leben erhalten wird. Meine Gedanken wären, was wird aus ihm wenn ich nicht mehr bin? Was hat er noch vom Leben?

Ich hoffe das wird nie passieren !!!

Ist es nicht egoistisch, wenn man einen geliebten Menschen nicht gehen lässt und ihm sein Leiden verlängert, nur das man sich selbst mit seinem eigenen Schmerz und seiner Trauer nicht auseinandersetzten muss?

Es tut weh wenn man einen geliebten Mensch loslassen muss, aber es tut noch mehr weh, wenn man ihn täglich leiden sieht.

Wenn ohne Maschinen nichts mehr geht, dann bin ich für Sterbehilfe. Ich frage mich, was ist das noch für ein Leben. Ich würde es für mich auch nicht wollen. Deshalb habe ich eine Patientenverfügung.
Keine lebensverlängernte Mittel. Die hatte ich schon bevor ich meinenTumor hatte.

Ich wünsche uns allen noch ein langes Leben.
Winema

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