HILFE! ständige Unruhe und lautes Rufen

[lissy]

Hallo!
Seit Monaten bin ich stiller Leser des Forums. Doch jetzt möchte ich auch mal aktiv werden, denn ich halte es einfach nicht mehr aus.
Bei meiner Mutter wurde im September 2008 eine Glioblastom festgestellt. Es folgte die Op und im Anschluß eine  Chemotherapie (Termodal) mit gleichzeitiger Strahlentherapie bis Ende Dezember. Nun noch drei Phasen Chemo, die  mußte aber wegen absolut schlechter Blutwerte im Mai abgebrochen werden. Seitdem bekam sie alle 2 Wochen eine Blutübertragung. Meiner Mutter ging es in dieser Zeit immer schlechter (Pflegestufe 3) , so dass wir uns gemeinsam im August entschlossen haben, keine weiteren Übertragungen mehr zu machen und auch nur noch palliativ zu behandeln.
Innerlich hatten wir uns schon auf ihr sterben eingestellt. Doch tatsächlich ging es ihr körperlich sogar wieder ein bischen besser. Doch leider läßt der geistige Zustand immer mehr nach. Sie schläft kaum noch  auch Nachts nicht. Sie ist nur noch verwirrt, fantasiert und das Schlimmste ist sie ruft ständig nach mir. Wenn ich dann zu ihr rüber laufe (wir wohnen direkt nebeneinander und  sind über ein Babyphone verbunden) überlegt sie sich eine Grund warum ich kommen sollte. Das kann alles sein, so wichtige Dinge wie Durst, Hunger auf Toiletten müssen, aber meistens hat es mit Ihren Fantasien zu tun. Dann soll ich irgendwelche Päckchen verstecken oder Sachen sortieren, Dinge wegräumen die garnicht da sind etc.  Manchmal ist sie so unruhig, dann reißt sie sich die Haut (von der Chemo  und dem Kortison wie Permamentpapier) von Körper oder zieht sich kompl. aus. Durch  die ständige Bewegung der Beine sind bereits bei Fersen offen.
Natürlich haben wir schon diverse Beruhigungsmittel ausprobiert, doch leider zeigten sie alle eine Paradoxe Wirkung und verschlimmerten das Ganze nur noch.
Ich kann nicht mehr. Diese ständige Anspannung und der ständige Schlafmangel machen mich fertig. Meine Kinder (3, 11) und mein Mann kommen total zu kurz. Es muß doch etwas geben, dass meine Mutter beruhigt und sie wenigsten die Nächte mal wieder schlafen kann. 
Hat jemand vielleicht eine ähnliche Situation und hat eine Medikament gefunden das geholfen hat. Bitte helft uns!!!!

[fips2]

Hallo lissi
Ich kann dich gut verstehen, dasss dir die Sache jetzt über den Kopf wächst. Gerade wenn die Nachtruhe auch noch weg ist.

Kannes aber sein,da ihr ja getrennt wohnt, dass sich deinen Mutter alleingelassen fühlt und deshalb  ständig ruft? War bei meinem Schwiegervater auch so. Wenn meinen Schwiemu mal in der Küche war, oder irgendwie was imHaushalt machen wollte rief er gleich nach ihr.

Die Frage wäre: bringt es etwas, wenn sie wenigstens über Tag, im Rollstuhl, bei dir in der Wohnung wäre?
Dann wär sie nicht einsam und du hättest die Lauferei, welche dich ja auch immer Zeit kostet gespart. Ruhe hast du eh keine, ob sie bei dir ist oder in ihrer Wohnung.

Für die Nacht würde ich mal mit dem Hausarzt reden, ob er ihr nicht Valium geben könnte, damit du wenigstens wieder zu deinem nötigen Schlafpensum kommst.

Ich wünsche dir viel Kraft, trotzdem ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Gruß Fips2

[Bluebird]

hallo Lissy,

ich habe die Befürchtung, dass die üblichen Beruhigungsmittel da nicht wirken können.
Wie sah der Befund der letzten MRT-Untersuchung aus? Welche Mediikamente bekommt sie?
Für mich hört sich das an, als ob sie halluziniert, bei meinem Onkel, der an einem Glio erkrankte, war das in späteren Phasen auch so.
Wenn Pflegestufe iII besteht, so wird doch sicherlich jemand vom Pflegedienst/ambulanten Hospiz täglich nach ihr sehen? Falls nicht, würde ich das in Anspruch nehmen, weil hier auch die direkte Kooperation mit Ärzten besteht. Wenn es besonders arg ist, könnt ihr ebenso den Notarzt rufen, der entscheiden kann, ob sie stationär besser aufgehoben ist.

So schön es ist, dass ihr euch rührend und aufopfernd um die Mutter in ihren eigenen vier Wänden kümmert, manchmal ist eine andere Lösung im Interesse Aller unumgänglich.

LG
Bluebird

[Mama]

Hallo,
auch ich habe die Erfahrunggemacht, dass herkömmliche Beruhigungsmittel nicht helfen.
Die Neurologen kenn aber noch viele Mittel. Bei uns hat cipralex geholfen.
Frag mal danach.
Mit der Einsamkeit, das sehe ich auch so. Es muss der Horror sein, mit all diesen Ängsten und Vorstellungen alleine zu sein.
Tumorpatienten "sehen" und "hören" Dinge, die sie ängstigen und beschäftigen in echt. Für uns sind das "hirn"gespinste, wie das Wort so schön sagt.
Aber du brauchst Hilfe, denn ihr geht alle auf dem Zahnfleisch.
Hol dir welche!
Alles Gute Mama

[lissy]

Guten Morgen!
Wir haben wieder eine Horrornacht  hinter uns. Gestern Abend versuchten wir ein neues Medikament (Ciatyl Z), dass uns eine Schwester des Palliativteam vorgeschlagen hat. Aber auch hier wieder eine total paradoxe Reaktion. Meine Mutter schrie vor Unruhe und  hatte einen unsagbare Juckreiz. Sie hat sich alles vom Körper gerissen und dabei natürlich wieder neue Verletzungen zugefügt. Mein Mann mußte sie festhalten, damit sie sich nicht noch mehr verletzt.
Valium und diverse Medikamente aus der "...pram-Reihe" haben wir bereits ausprobiert.
Meine Mutter ist außer Nachts so gut wie nie alleine. Dennoch ruft sie ständig, selbst wenn man neben dem Bett sitzt. Im Rollstuhl hält sie es meinst nicht länger als 10 Minuten aus, es sei den sie wir geschoben. Da zur Zeit das Wetter es nicht zuläst mit ihr nach Draußen zu gehen, schieben wir sie also durch die Wohnung.
Wenn wir nicht bald ein Medikament finden was "uns" hilft, muß ich wirklich an eine Unterbringung im Hospiz nachdenken. Das sollte allerdings wirklich die allerletzte Lösung sein. Ich gebe die Hoffung noch nicht auf.
Euch allen hier im Forum wünsche ich  ruhige und besinnliche Weihnachten mir euren Lieben.

[fips2]

 Hallo lissy

Was noch wirksam sein soll, ich kenn zumindest einige Patienten die es anwenden bei extremen Schlafmangelerscheinungen wegen starken Kopfschmerzen, um überhaupt mal schlafen zu können, ist Xyrem. Eher landläufig bekannt als KO-Tropfen. Nur wird im Schlafmangelfalle viel niedriger dosiert.

http://www.medknowledge.de/neu/med/jahr/2006/I-2006-3-xyrem.htm

Vielleicht den Arzt auch mal darauf ansprechen. Ob er es verordnet, weil es unter das BtM-Gesetz fällt, müsst ihr abwarten.

Auch von mir trotzdem ruhige Weihnachten an dich/euch.

Gruß Fips2