Hallo zusammen,
möchte hier nur einen kleinen, positiven Beitrag für all diejenigen leisten, denen eine Meningeom-OP bevorsteht beziehungsweise, welche diese bereits hinter sich haben, d.h., ersteren kann ich hierzu vielleicht eine positivere Sichtweise bieten.
Am 12.09.2007 wurde bei mir nach einer MRT ein 3,5x3x4 cm grosses Falx-Konvexitätsmeningeom links parietal postzentral diagnostiziert, nachdem einige Tage zuvor Ausfallerscheinungen (beim Tippen sind mir die Buchstaben nicht mehr eingefallen; beim Autofahren bin ich des öfteren nach rechts abgekommen; hatte das Gefühl, dass sich meine rechte Hand beim Tippen nach rechts bewegt) aufgetreten waren und der Neurologe sowie der Augenarzt daraufhin nichts feststellen konnten. Laut Neurologen handelte es sich hier um einen Verdacht auf einen kleinen epileptischen Anfall im Sehzentrum. Der Neurologe erteilte mir sofort Fahrverbot.
Am 21.09.2007 führte ich ein Informationsgespräch mit Prof. Dittmann, neurochirurgische Abteilung des Klinikums Aschaffenburg; am 24.09.2007 das gleiche mit Prof. Seifert, neurochirurgische Uniklinik Frankfurt a. Main, sowie am 25.09.2007 mit Prof. Grunert von der neurochirurgischen Uniklinik Mainz. Ich entschloss mich, nachdem ich mich eingehend informiert und umfassende Antworten auf meine Fragen erhalten hatte und ausserdem im Forum nur Gutes las, für Mainz.
Am 9. Oktober 2007 Aufnahme in Uniklinik Mainz, abends noch aktuelles MRT. Hier erkundigte ich mich ausführlich beim Stationsarzt über den Eingriff (Methode, Technik, Vorgehen, Anästhesie, Risiken usw.). Operiert wurde ich am 10. Oktober 2007 von 0730 Uhr bis 1200 Uhr. Danach Intensivstation. Um 1400 Uhr Besuch von meiner Frau mit eingehender Unterhaltung. Der Operateur erkundigte sich nach mir. Alles in Ordnung. Zu Abend gegessen. Am nächsten Tag mit Krankengymnastin gelaufen und mit Appetit normal gegessen. Keinerlei Schmerzen! Am nächsten Tag Rückverlegung auf Station. Hier mit Krankengymnastin gelaufen und selbst auf dem Gang und vom 3. Stock in das EG hin und zurück gelaufen (zurück allerdings mit Pausen). Am 15.10.2007 Kontroll-CT um sicher zu gehen, dass sich keine Blutung gebildet hatte. Dies war auch o.k. Kreislauf in Schwung gehalten und sehr viel getrunken. Am dritten Tag erhielt ich die ersten Besuche.
Hiervor möchte ich auf jeden Fall warnen; denn durch die noch wirkenden Medikamente hatte ich mich masslos überschätzt! Samstags kam dann der Crash, d.h. man kann sich hier leicht übernehmen ohne dass man dies bemerkt. Hier sollte man wirklich aufpassen.
Die Operation verlief problemlos. Die Schädeldecke wurde mit einem Durchmesser von 4-5 cm perforiert und ausgefräst. Dieses Stück wurde nach der OP wieder eingesetzt und mit vier 0,2 mm dicken Titanplättchen fixiert, so dass die Heilung wie bei einem Knochenbruch verläuft. Das Meningeom wurde mit einer Schlinge entfernt. Es saß sehr nahe an der Saggitalis (hier efolgt der Blutrücklauf im Gehirn) und man informierte mich vorher, dass es hier eventuell zu starken Blutungen kommen könne; daher auch die Bereitstellung von Blutkonserven während der OP. Dies war jedoch nicht der Fall. An der äußeren Dura (sogenannte harte Hirnhaut) war das Meningeom entstanden, so dass hier ein kleiner Teil der Dura entfernt werden musste, da an dieser Stelle keine saubere Entfernung des Meningeoms möglich war. Diese Stelle wurde dann durch ein vorher entnommenes Stück Knochenhaut ersetzt und vernäht.
Am 17. Oktober 2007 wurde ich entlassen und fuhr mit dem Zug von Mainz nach Offenbach-Ost; dort bin ich umgestiegen und nach Hanau Hbf weiter gefahren. Dort holten mich dann meine Frau und mein Sohn mit dem PKW ab. Vom 22.10.2007 - 19.11.2007 befand ich mich zu einer Anschlussheilbehandlung in der neuro-orthopädischen Reha-Klinik in Bad Orb.
Hier bemerkte ich das erste Mal, dass ich noch einige Schwierigkeiten beim Gehen, in der Feinmotorik, beim Gleichgewicht - besonders rechts -, Kurzzeitgedächtnis und Konzentration hatte. Dies wurde in den vier Wochen jedoch durch entsprechende Therapien und Tests vollkommen wieder hergestellt.
Zurzeit fühle ich mich wie vor der OP bzw. noch aktiver und besser; allerdings bin ich noch nicht so belastbar wie vorher. Ich denke jedoch, dass ich dies auch noch hinbekomme.
Ich habe die OP von Anfang an als eine OP wie an jedem anderen Organ betrachtet, zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Schmerzen und auch keine Angst gehabt.
Zum Schluss möchte ich noch folgende Tips geben:
- nur operieren lassen, wenn Probleme auftreten
- keine Angst haben
- sich ausgiebig informieren und mehrere Meinungen einholen
- auf sich selbst vertrauen. Das ist sehr wichtig und hat mir sehr
geholfen.
- kann Uniklinikum Mainz empfehlen. Gute Erfahrungen dort gemacht.
Letztendlich noch eine Bitte von mir: vielleicht hat sich einer vom Forum an einem Meningeom im Klinikum Aschaffenburg operieren lassen; hier wäre es toll, wenn ich eine kurze Schilderung bekommen könnte, wie es dort gelaufen ist.
Genug für heute. Sollte jemand noch Tips oder Informationen benötigen, so werde ich mich bemühen, diese zu geben bzw. zu besorgen.
Grüsse
Sunshine
Hier noch eine kurze Bewertung zur Uniklinik Mainz:
Minuspunkte:
Leider musste ich auf Station ca. 4 Stunden warten, bis ich in mein Zimmer konnte; allerdings erhielt ich bereits ein Mittagessen.
Für das MRT wurde ich um 1800 Uhr bestellt und dieses wurde erst um 1940 Uhr durchgeführt.
Fernsehen über LCD war nicht der Renner, da Bildschirmdiagonale zu klein.
Einmal wollte mich die Schwester zum MRT schicken, obgleich ich mehrmals darauf hingewiesen hatte, dass ich zu einem CT sollte. Hier bin ich hartnäckig geblieben und die Schwester bestätigte mir, nachdem sie sich noch einmal beim Arzt erkundigt hatte, dass es sich letztendlich doch um ein CT handeln würde. Nun, es geht eben doch nicht ohne die Mithilfe des Patienten. Dies finde ich auch sehr wichtig !
Pluspunkte:
Pflegepersonal war in Ordnung und kümmerte sich um einen.
Das Essen war o.k.
Die Ärzte waren Spitze. Man konnte alles fragen und erhielt immer kompetente Antworten.
Habe noch nie eine solche Anästhesie erlebt; man versteht hier sein Handwerk.
Sozialberatung umfangreich und kooperativ. Ich wollte in eine Reha-Einrichtung in der Nähe meines Wohnortes. Dies stellte überhaupt kein Problem dar. Auch hier umfassende Informationen. Man hat sich auch hier Zeit genommen.
Fazit: ich würde jederzeit wieder in die Uniklinik Mainz gehen. Gute Erfahrungen gesammelt. Vertrauensbasis war gegeben. Hatte immer ein gutes Gefühl.