Liebe Andrea,
ich kann das so gut nachvollziehen, dass Du nicht gerade froh darüber bist, diese Sch...Krankheit durch das Akzeptieren einer geringeren Arbeitsfähigkeit akzeptieren zu müssen.
Mir geht es gerade auch so, ich habe von mir aus eine "begrenzte Dienstfähigkeit" beantragt und arbeite nun weniger für weniger Geld. Nur gemerkt habe ich von der geringeren Belastung noch nichts. Ich brauche enorm viel Zeit für das sonst Normale, besonders viel Kraft und die Tage reichen nicht für mich.
Ich habe seit Mitte August arge Psycho-Probleme - aber wenn ich genauer nachdenke, bestehen die seit meiner 3. HT-OP im Dezember 2007. Und wenn dann noch bekloppte "normale" Krankheiten dazukommen, dann hat die Psyche wohl gar keine Zeit, aus dem Stress, den ich ihr antue, wieder rauszukommen. Da werden die Zweifel riesig.
Und das: "Wozu noch ...?"
Ich wünsche Dir so sehr, dass Du es schaffst, wieder in den Arbeitsprozess zu kommen und Dich dort gut und nützlich zu fühlen.
Ich fühle einerseits, dass ich dort dringend gebraucht werde, da manches, was ich aufgrund meiner HT-Erfahrungen leisten kann, anderen nicht gegeben ist.
Ich brauche die Arbeit besonders auch für mich - es ist mein Leben!
Momentan bin ich übersensibel für Fehler, die mir in der Arbeit unterlaufen - dabei sind die objektiv vermutlich unwichtig und unterlaufen den normalen Kolleginnen auch und immer schon. Aber das liegt an der unterbewussten Angst, die sich bei mir entwickelt hat, die geliebte Arbeit nicht mehr ausführen zu können. Dieses: "Wie lange geht das noch gut, wie lange geht das überhaupt noc?.
Und neuerdings gibt es Zeiten, wo ich mich auf RUHE freue, und es mir nicht eingestehen will.
Aber - würde ich anderen sagen - ist das ein Wunder nach 15 Jahren mit drei HT-Ops und sonstwas für normalen und übernormalen Belastungen?
Ich kann anderen wunderbar raten ...
Und selbst kapiere ich mich nicht.
Aber ich spüre auch, dass ich langsam aus diesem besonders tiefen Tief aufwache, auftauche, wieder Schönes wahrnehme - das LEBEN wieder sehe, höre, spüre, schmecke und rieche. Es war so viel verschüttet durch selbst aufgebaute Berge um mich herum und über mir - aber ich schaue vorwärts und sehe Licht nach den noch zu überwindenden größeren und kleineren Hügeln.
Doch, wir können noch viel schaffen, wir sind nicht die "schwerkranke Last des Sozialsystems"! Und wenn doch, dann steht es uns - verdammt noch mal - zu!
Liebe Andrea, sieh Deine Zeit der geringeren Berufsfähigkeit als wichtig für Dich, aber auch als vorübergehend an. Lass Dein Ziel, später wieder etwas mehr zu arbeiten, nicht einfach so fallen. Und fülle die nun übrige Zeit mit Entspannung, mit Schönem, mit Dingen für Dich aus.
Mir fällt das momentan schwer, aber ich weiß, dass es richtig und wichtig ist, sich selbst gut und besser zu fühlen, wenn man für andere gut und besser da sein möchte.
Deine KaSy