HirnTumor-Forum

Autor Thema: seit 1995 drei + zwei Meningeome(I,III,III,III,III) und ich lebe immer noch  (Gelesen 20237 mal)

Offline KaSy

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Meine Geschichte (von KaSy)                     21.Januar 2010

Ich bin jetzt 52 Jahre alt/jung und hatte meine erste Meningeom-OP (WHO I) im Juli 1995 mit 37 Jahren. Bemerkt hatte ich es durch eine relativ große Beule an der Stirn und am Kopf oben links, wo es auf Druck weh tat, als ob ich dort einen blauen Fleck hätte.

Ich hatte furchtbare Angst, da es in dem Bereich war, der für die Persönlichkeitsstruktur verantwortlich ist. Ich musste, da es langsam wuchs, 2 Monate auf die OP warten. Das war eine furchtbare Zeit, die ich mit Arbeit überbrücken konnte. Der Tumor war wohl ziemlich groß. Ich hatte Angst, dass ich mich nicht mehr um meine drei Kinder (damals 10; 12; 14 Jahre) kümmern könnte, die ich seit anderthalb Jahren allein erzog. Sie waren noch zu jung, um das alles zu verstehen, so dass ich meine Ängste mit mir ausmachte, aber auch meinen Eltern und meinem Bruder + Frau sehr vertrauen konnte. Es ging alles gut. Nach der vierwöchigen AHB blieb ich ein halbes Jahr zu Hause, arbeitete dann ein weiteres halbes Jahr mit steigender Belastung und war auch dann erst wieder völlig fit für meinen Beruf als Lehrerin.

Viereinhalb Jahre später bemerkte ich an derselben Stelle eine kleine Beule. Ich ließ eine MRT machen und wurde umgehend zur OP zitiert. Ich konnte gerade noch zu Hause regeln, dass die Kinder (immerhin bereits 14; 16 und 18 Jahre) klarkommen und bei Bedarf Hilfe erhalten. Im November 1999 wurde ich operiert, es stellte sich ein Menigeom WHO III mit einer Wachstumsrate von 5% heraus. Nach sechswöchiger Wartezeit zum Abheilen der OP-Naht erfolgte ab Anfang Januar 2000 die sechswöchige Bestrahlung mit 60 Gy. Sie hatte außer der vorübergehenden Müdigkeit einen dauerhaften Haarausfall auf etwa einem Drittel des Kopfes vorn links zur Folge, der mich wegen der Notwendigkeit des Tragens einer Perücke (in meinem Beruf!) lange sehr belastete. Danach war ich für vier Wochen zur AHB, ein halbes Jahr zu Hause, ein halbes Jahr arbeitete ich mit steigender Belastung, dann wieder voll - und glücklich im Beruf. Allerdings gab es eine Liquorfistel, die fluktuierend zu einer großen flachen Beule auf der Stirn führte.

Von Februar bis Mai 2002 unternahm ich eine regelrechte Krankenhaustournee, wie es meine Kinder scherzhaft bezeichneten. Durch einen Arbeitsunfall im Jahre 1980 habe ich auf dem rechten Auge ein Sekundärglaukom, auch als Grüner Star bekannt, wo der Augendruck in einem bestimmten Bereich liegen muss. Einige Monate lang war der Augendruck zu hoch und medikamentös nicht mehr in den Griff zu bekommen. So wurde ich im Februar 2002 von der Augenärztin als Notfall direkt in eine Augenklinik überwiesen. Dort versuchte man einigermaßen erfolglos, den Augendruck zu senken. Sie hatten auch nur knapp eine Woche Zeit, denn der OP-Termin zum Abdichten der Liquorfistel stand unmittelbar bevor.

Nach nur einem gemeinsamen Abend mit meinen Kindern musste ich in das andere Krankenhaus, wo die Revisions- OP am Kopf im Februar 2002 erfolgreich durchgeführt wurde.

Einen Tag danach wurde ich in die Virchow-Klinik der Charité überwiesen, wo im März 2002 das rechte Auge operiert wurde. Die OP erbrachte eine Augendrucksenkung, die bis zum ersten Tag zu Hause anhielt, also wurde ich umgehend wieder ins Virchow geschickt. Eine zweite Augen-OP erfolgte, der Druck blieb weiter unbefriedigend.

In diesen etwa drei/ vier Wochen hatte sich die Liquorfistel wieder geöffnet. Na ja, dachte ich, ist eben so, hab aber alles versucht …

Im April 2002 wurde das Auge ein drittes Mal operiert, immerhin war der Augendruck jetzt gut, eigentlich zu niedrig. Alle drei Augen-OP fanden leider nur unter örtlicher Betäubung statt, die vermutlich nicht ausreichend war und mir scheußliche Schmerzen einbrachte, die der Arzt jedoch nicht wahrnahm. Allerdings musste ich danach immerhin keine drucksenkenden Medikamente mehr nehmen.
(Der zu niedrige Augendruck hatte aber andere Folgen: 2004 Aufnahme im Virchow als Notfall; 2005 zwei erfolglose Augen-OP im Virchow, im Anschluss in der ersten Augenklinik ambulant, neun Monate krank mit konservativer erfolgreicher Behandlung, die bis jetzt andauert.)

Am Entlassungstag nach der dritten Augen-OP bemerkte ich noch im Virchow, dass ich Fieber bekam und der Kopf an der (wegen der Liquorfistel) operierten Stelle ganz heiß und rot war. Also fuhr mich mein Vati am 26.April 2002 statt nach Hause direkt in das andere Krankenhaus zur Neurochirurgie. Gerade noch rechtzeitig, denn es war der Beginn einer Hirnhaut-/Gehirnentzündung, die per Lumbalpunktion nachgewiesen wurde. Also blieb ich fast drei Wochen für eine stationäre Antibiotikatherapie dort.

Danach war ich völlig fertig. Ich blieb erst mal krankgeschrieben und arbeitete erst im neuen Schuljahr wieder.
Und es ging immer wieder vorwärts. Im Beruf ging es immer besser, da ich durch die Krankheit bessere Kompetenzen entwickelt hatte, insbesondere für psychisch belastete Kinder (ADS, ADHS).

Im Dezember 2007 stellte ich rechts an der OP-Narbe, also außerhalb des Bestrahlungsfeldes, eine Verdickung fest. Im MRT wurde ein Meningeom festgestellt, das fast umgehend operiert wurde. Es war WHO-Grad III mit einer Wachstumsrate von 10%, also doppelt so viel wie vorher, aber nach Arztaussagen nicht viel. Der Arzt entließ mich wegen meines guten Allgemeinzustandes bereits nach drei Tagen, von einer AHB war keine Rede. Eigentlich sollte ich bereits nach 14 Tagen wieder arbeiten. Ich wartete aber das Ergebnis der Tumorkonferenz ab, die über eine eventuelle Bestrahlung entschied. Diese Zeit belastete mich psychisch sehr. Es wurde Ende Januar 2008 gegen eine Bestrahlung entschieden.

Ich ging also zwei Monate nach der OP ab Anfang Februar 2008 wieder zur Schule, mit steigender Belastung zunächst. Ich bemerkte nicht, dass ich viel zu früh wieder angefangen hatte und mir psychisch viel zu viel zumutete. Ich begann im Februar 2008 eine Therapie mit Antidepressiva. Eine Sorte war nicht optimal, die nächste wohl besser. Ich arbeitete weiter und mir gelang das Umgehen mit den Kindern immer besser. Allerdings blieb ich selbst auf der Strecke. Im September 2008 setzte ich die Medis nach Absprache mit der Hausärztin, der Neurologin und dem Psychotherapeuten ab. Und fiel in ein tiefes Loch. Ich musste sechs Wochen aus psychischer Überlastung zu Hause bleiben! Das kannte ich überhaupt nicht! Mit meiner Hausärztin beantragte ich eine Reha. Und begann im November 2008 mit Trevilor, das als der „Turbo unter den Antidepressiva“ gilt und nebenwirkungsarm ist. Die Dosis wurde von 37,5mg/ Tag bald auf 75mg/ Tag gesteigert, nach einem halben Jahr auf 150mg pro Tag.

Ich arbeitete wie verrückt, über meine Kraft. Zweifelte an mir. Nahm mir keine Zeit zum Erholen. Dachte immer, ich tue zu wenig, ich sei faul, wenn ich mich mal hinsetzte. Sogar im Urlaub hetzte ich von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten und schrieb das alles auch noch am Abend auf und war stolz, so viel „abrechnen“ zu können. Ich merkte überhaupt nicht, wie mir andere helfen wollten, mich zu bremsen, ich stieß die mir Lieben vor den Kopf …

Fast ein Jahr nach Beantragung fuhr ich Ende Oktober 2009 zur Reha, wo ich Zeit hatte, mich sehr auf mich zu besinnen und ich habe nach und nach endlich kapiert, was ich immer nicht glauben wollte, nämlich, dass ich stark bin, weil ich das alles durchgemacht habe und dennoch (ich meine gerade deswegen) weiter als Lehrerin tätig bin und den Beruf und die Kinder liebe. Und, dass ich mich und nicht die Arbeit als Nr.1 sehen muss, denn nur wenn ich gesund und leistungsfähig bin, kann ich Gutes für die Kinder tun.
Die Reha kostete mich viel Kraft, da ich unbedingt zu Erkenntnissen für mein weiteres Leben kommen wollte. Die vielfältigen Therapien machten dies auch möglich. Allerdings brauchte ich lange, um mich an die ungewohnte, verwöhnende Umgebung einzulassen. Zum Genießen kam ich leider kaum. Deswegen blieb ich auch danach noch den ganzen Dezember zu Hause, um mit mir und dem Alltag wieder klarzukommen. Seit Januar 2010 versuche ich nun, meine Erkenntnisse in den Alltag zu Hause und in der Schule umzusetzen und weiß dafür viele Partner an meiner Seite.

Ich habe nun keine Angst mehr vor weiteren Erkrankungen. (Diesen Satz schrieb ich im November während der Reha – heute weiß ich, dass er nicht stimmt.)
Ich lebe, arbeite, bin stolz darauf, dass meine Kinder erwachsen sind und alle ihr Abitur und ihr Studium beendet haben, dass sie für sich selber sorgen, alle einen Partner haben und für mich da sind, wenn ich sie - auch mal zum Ausheulen - brauche. Auch sie hatten es nicht leicht, mit meinen Krankenhaus-„Tourneen“ umzugehen, sie haben aber dadurch auch mehr Gefühl für andere entwickelt, sind selbständig geworden und haben gesehen, dass ihre Mutti immer wieder aufsteht und weitermacht.


Ich bitte Euch, bei aller Angst, allen Schmerzen, verliert nicht die Zuversicht, schaut nach vorn! Ich habe das oft falsch gemacht, aber das Leben danach und das 2. Mal danach und wieder danach hat mich gelehrt, dass man leben muss! Genießt jede Blume, jede Schneeflocke, jeden Grashalm, wenn euch das Leben wiedergegeben wurde!

Eure KaSy
« Letzte Änderung: 01. November 2011, 22:58:36 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline thueringer

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Re: seit 1995 drei Menigeome(I,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #1 am: 24. Januar 2010, 16:54:51 »
Vielen Dank. Es ist nicht Neugier, sondern eben die Frage, wie das bei anderen war/ist, um besser den eigenen Körper zu verstehen. Wie hattest Du denn nach der 1. OP die MRTs? Wurde das Meningeom vollständig entfernt? Ist ja schon ein ganz schöner Sprung von Grad I auf Grad IIi. Die Wachstumsraten sagen mir nichts.

Ich mache momentan auch eine etwas schwere Zeit durch - könnte natürlich zum Arzt gehen, aber eigentlich habe ich im Mai eh MRT. Ich habe mir vor 2 Jahren den Kopf stark gestossen und daher eine Beule im Stirnbereich - habe das auch schon checken lassen von dem Neurochirurgen, der meinte, dies sei unbedenklich. Aktuell habe ich in dieser Gegend Empfindungsstörungen, und natürlich schwingt die Angst mit,es könnte ein Meningeom sein (auch wenn ich es nicht wirklich glaube).


Offline Bluebird

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Re: seit 1995 drei Menigeome(I,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #2 am: 25. Januar 2010, 10:11:20 »


Hallo Thueringer,

schön, wieder einmal von Dir zu lesen. Wie erklärt sich Dein Neurochrirurg, dass sich die Beule nach 2 Jahren nicht zurückgebildet hat? Sicher, dass es keine Hyperostosis ist (die eigentlich hauptsächlich Frauen betrifft)?, eine gutartige Knochenverdichtung?

Gruß
Bluebird
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fips2

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Re: seit 1995 drei Menigeome(I,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #3 am: 25. Januar 2010, 12:12:15 »
Hallo KaSy

Es freut mich immer wieder solche Berichte zu lesen, die so viel Optimismus, trotz Rückschlägen, ausstrahlen.

Diese Berichte sind das "Salz in der Suppe " unsres Forums.

Einen herzlichen Dank einmal an Dich dafür.

Du kannst zurecht stolz auf dich und deine Familie sein. Schön.


Ich wünsch dir von ganzem Herzen in Zukunft immer gute Befunde und dass deine Zuversicht dir immer erhalten bleibt.

Gruß Fips2

Offline thueringer

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Re: seit 1995 drei Menigeome(I,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #4 am: 25. Januar 2010, 14:01:47 »

Hallo Thueringer,

schön, wieder einmal von Dir zu lesen. Wie erklärt sich Dein Neurochrirurg, dass sich die Beule nach 2 Jahren nicht zurückgebildet hat? Sicher, dass es keine Hyperostosis ist (die eigentlich hauptsächlich Frauen betrifft)?, eine gutartige Knochenverdichtung?

Gruß
Bluebird

Hi Bluebird, darüber, dass sich das Ding nicht zurückgebildet hat, habe ich noch mit keinem gesprochen, aber der Neurochirurg (Mursch)  meinte, das kann sein, das es da bleibt. Ich habe den Befund auch nicht mehr zu Hause - war ja damals damit erledigt.

Kann sein es sind nur Narbenprobleme - hatte ich aber eben sonst nicht.

Wie geh's Dir?

Offline Bluebird

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Re: seit 1995 drei Menigeome(I,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #5 am: 25. Januar 2010, 14:25:43 »


Hallo,

Dr. Mursch wird's sicher beurteilen können.

Danke der Nachfrage. Mein Meningeom wird weiterhin kontrolliert, wenn es inzwischen auch gewachsen ist, Falls es sich weiterhin konstant vergrößert, muss es raus, ohne Eile.

Dir alles Gute und lass von Dir hören, wenn es was Neues gibt.

LG
Bluebird
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Offline KaSy

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Re:seit 1995 drei Menigeome(I,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #6 am: 27. Januar 2010, 20:38:29 »
Danke, fips 2,
das tut mir gut, denn bei allem Optimismus, den ich auch zu anderen immer wieder trage, gibt es doch diese und jene Momente, wo man so einen Zuspruch gut gebrauchen kann. Aber im Allgemeinen gehe ich davon aus, dass "mein Müllkasten" außen bunt angemalt ist und das weiß ich, weil ich nicht in diesem Müll drin bleibe, sondern rausgucke, ob er tatsächlich immer noch bunt angemalt ist! Und das ist er! Und das soll er auch bleiben. Ich bin auch bereits dabei, den "Müll" rauszuschaufeln, um den Müllkasten innen bunt anzumalen.  ;)


Hallo, thueringer,
wenn der Neurochirurg Dich beruhigt hat und Du bist ruhig, dann kannst Du ja abwarten. Wenn aber nicht, dann warte nicht ab, sondern dränge auf ein früheres MRT. Mir hat meine Strahlentherapeutin gesagt, wenn das mit einem akuten ambulanten MRT-Termin nicht klappen sollte, würde sie mich stationär aufnehmen und stationär machen sie dann auch ein MRT. Immerhin hast Du "eine schwere Zeit" und "Empfindungsstörungen". Das musst Du Dir nicht antun!! Psychische Sorgen stärken nichtbgerade Deine Abwehrkräfte, die man auch gegen Tumore gut brauchen kann.

Meine MRTs nach den jeweiligen OPs waren erst nach 3 Monaten, dann halbjährlich und dann jährlich. Als der Neurochirurg nach der 1. OP dann von anderthalb Jahren sprach - war nach einem halben Jahr bereits ein Meningeom da, was sich als atypisch (also WHO III) herausstellte. Das war schon ein ziemlicher Schock, denn es waren ja fast 5 Jahre nach der 1.OP vergangen. Und mir war rasch klar: wenn es ein 2. Mal kommt, kann es auch ein 3. oder 4. Mal geben.  :o
Nach der letzten OP ist wohl noch ein Rest drin, deswegen bleibe ich in der Kontrolle und kann dadurch diesbezüglich zumindest meist ruhig sein. Aber es scheint Spätfolgen psychischer Art/ belastungsmäßig zu geben. Nun - da nerve ich eben einige Fachärzte, bin auch bei meinen Freundinnen offener geworden und im Kollegium, bei meinen Kindern sowieso - das ist dann gut.

Und zur Zeit genieße ich eben die kalte Winterluft und die Schneeflöckchen und die im Schnee tollenden Kinder, gucke den Vögeln am Futterhaus zu und höre ihren dankenden Gesang, genieße die Stille des winterlichen Waldes und freue mich sogar (manchmal), den Gehweg vom Schnee freizumachen. Arbeiten gehe ich auch - und freue mich über meine vielen Leben!!!  :D
KaSy 


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Offline thueringer

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Re:seit 1995 drei Menigeome(I,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #7 am: 28. Januar 2010, 13:57:48 »
danke für Deine Antwort. J schon komisch, wie das mit dem Wachstum geht. Habe das mit den Abständen und den OPs nicht  so ganz verstanden, aber egal. Ja, wir sollten einfach unser Leben genießen.

Meine OP ist jetzt 4 Jahre, Meine letzte Kontrolle war vor 1 Jahr und mittlerweile 8 Monaten. Wenn jetzt etwas da wäre, wäre das schon dumm.

Eigentlich war es schön, das man bei den letzten Kontrollen nichts gefunden hat.

Atypisch ist ja nun wirklich nicht schön. Ich hoffe, das Du es noch lange in Schach halten kannst.

Ich denke über ein vorgezogenes MRT nach. Leider gibt es ja keine Infos, was für Störungen normal sind.

Meine Mutter hatte auch 'ne Krebs OP, die schon lange her ist und hat an den Narbenstellen noch heute stets Beschwerden.

Eins weiß ich auch, wenn es wieder ein Meningeom gibt, dann bin ich wirklich down. Wobei das wohl mein Problem ist. Eine Kollegin lebt schon  mind. 4 jahre mit einem Meningeom und arbeitet und macht gar nichts weiter (ich glaube nicht mal Kontrollen).

Na mal schauen. Alles Gute!



Offline Bluebird

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Re:seit 1995 drei Menigeome(I,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #8 am: 28. Januar 2010, 15:33:25 »

Hallo

@KaSy: ich finde es auch unbeschreiblich schön, wenn sich Rotkehlchen, Spatzen, Msisen und andere daheim gebliebene Vögel ein Stelldichein geben am Futterplatz. Leider vermisse ich mein Drosselmännchen, das mich viele Jahre regelmäßig besuchte... nun ja, das ist der Lauf des Lebens. Dir weiterhin viel Mut zum Leben.

@Thueringer: die vorgezogene Kontrolle wird man Dir sicher nicht verwehren, wenn Du dem Arzt Deine Beschwerden und Befürchtungen erklärst. Wollen wir mal hoffen, dass sich kein neues Meningeom gebildet hat. Aber falls es doch zutreffen sollte, so wäre das sicher nicht das Ende der Welt, auch wenn sie für Dich nach eigenen Worten zusammenbrechen würde. Es gibt viele positive Beispiele von Betroffenen mit rezidivierenden Meningeomen.

Sag mal, hat Deine Kollegin kein Interesse, sich mal in unserem Forum auszutauschen?
Die Rubrik -wait-and-see bzw. nicht wachsende Meningeome könnte ein paar Einträge gebrauchen. ;) Ist schon leichtsinnig, dass sie sich keiner Verlaufskontrolle unterzieht - das ist ein bisschen wie Russisch Roulette.  Viele von uns kennen die tröstenden Worten nach der Erstdiagnose, von wegen, machen sie sich keine Sorgen, das Meningeömchen wird nie wachsen...
Darauf kann man sich nicht verlassen, sage ich aus eigener Erfahrung.

Lass uns wissen, wie Dein MRT-Ergebnis ausfällt.

LG
Bluebird
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Offline KaSy

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Re:seit 1995 drei Menigeome(I,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #9 am: 01. November 2010, 20:01:34 »
Fortsetzung am 1.11.2010

Voller Enthusiasmus wollte ich im Januar in das Jahr 2010 starten.
Ich tat es auch - wurde aber immer wieder von Rückschlägen durch verschiedene Krankheiten getroffen, die mich wochenlang aus dem Berufsleben herausholten.
Im Frühling gelangen mir drei aufeinander folgende Monate im geliebten Lehrerdasein, aber immer auch mit der Befürchtung, wieder auszufallen. In dieser Zeit nahm der Sport einen festen und umfangreicheren Platz in meinem Leben ein - gekoppelt mit einer erfolgreichen Ernährungsumstellung, wodurch ich 15kg los wurde.

Die Psyche aber hat in diesem Jahr keine Chance erhalten, sich frei zu kämpfen.

Selbst im Urlaub spürte ich die seelische Überlastung und beantragte gesundheitsbedingt Teilzeitarbeit, was mich verdammt viel Überwindung kostete.
Mit diesem geringeren Stundenumfang glaubte ich klarzukommen. Aber die Psyche beherrschte mich statt ich sie. Sie ließ zu, dass ich Ängste aufbaute, dass ich das scheinbar wenigere schaffen wollte, obwohl ich dafür derart viel längere Zeit brauchte, dass ich außerhalb meines Berufslebens mehrere Wochen in einem Tränenmeer versank ...
Letztendlich ließ sie Krankheiten zu, die sich überlagerten und mir den Optimismus rauben wollten - es zeitweise auch schafften. Ich hatte mich mit gyn. Problemen (daraufhin OP, Hormontherapie, suspekter Befund, wieder OP geplant), mit nervendem Juckreiz, mit Infekten zu befassen - und dann auch noch mit einer ernsten Augenerkrankung, die sich zwischen all das drängelte.)

Ich habe schrittchenweise aus dem Tief zurückgefunden, habe hier im Forum viel Zuspruch erhalten, wurde wieder der gerade aufkeimenden Hoffnung beraubt - und werde es doch auch diesmal wieder schaffen, den Berg, der akut krankheitsbedingt vor mir liegt, zu bewältigen.

Es wird ein Auf-und-Ab bleiben.

Ich weiß es nicht, aber vielleicht ist die Immunabwehr durch die gesamte Vorgeschichte doch nicht mehr ganz so fitt. Die Psycho-Medis schaffen es nicht so ganz, die inneren Kräfte lassen sich durch meinen Psychodoc auch nur schwer mobilisieren.

Doch ich will es schaffen und sobald ich wieder darf, werde ich dem Leben wieder Chancen geben, durch Bewegung an der Luft und im Licht bereits jetzt, mit wieder mehr Sport und Fahrradfahren später und irgendwann werde ich auch wieder mit dem Auto in die Ferne fahren.

Zur Zeit bleibt mir das Genießen des so wunderbar lange dauernden Goldenen Herbstes mit seiner Farbenpracht, die ich immer öfter bewusst und entspannend wahrnehme. Ich will das immer wieder erleben. Ich möchte die kahlen Bäume im Schnee glitzern sehen, die kalte Winterluft spüren, die Knospen ihre zarten Blättchen frei geben sehen, das Weiß und Blau und Gelb des Frühlings im zarten Grün unter azurnem Himmel erleben, ich möchte die Pracht des Sommers mit seiner Fülle des Wachsens und Blühens und der Früchte, des Regens und der Hitze mit allen Sinnen erfassen und auch im nächsten Jahr im Goldenen Herbst sagen können - ICH SCHAFFE DAS LEBEN!    WEIL ICH ES SCHAFFEN WILL!

KaSy
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Offline KaSy

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Re:seit 1995 drei Meningeome(I,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #10 am: 01. November 2011, 22:53:32 »
Ein Jahr später.

Vor einem Jahr, am 8.10.10 hatte ich eine dramatische Entzündung im Inneren des rechten Auges. Es ist innerhalb dieses Jahres so weit abgeheilt, dass zwei Augen-OP es wieder zum Sehen bringen könnten, wenn ... ja, wenn nicht wieder ein, nein sogar gleich zwei WHO III - Meningeome sich dazwischen gedrängelt hätten.

Ich habe mich von Anfang Januar bis Ende Juni 2011 schrittweise wieder eingearbeitet. In den ersten drei Monaten war es schwer, da ich Aufgaben erhielt, die mir fremd waren. Zugleich spielte meine Psyche immer noch verrückt. Aber ab Ostern fühlte ich mich (mit einer endlich passenden Medikation) wirklich gut, war stolz darauf, mich auf dem fremdem Terrain sicher zu bewegen, bot Zusatzaufgaben an, - ich war glücklich!

Sicher, die Augen-OPs lagen vor mir, aber das war planbar.

Und dann die Diagnose Mitte Juni - Meningeome rechts und links, kurz davor, sich dem Hirn zu nähern. Eigenartigerweise kam ich damit gut klar, fuhr zwei Wochen in den Urlaub, die OP war am 19. Juli 2011, die Genesung ging recht gut. Wie zu erwarten, waren es WHO III - Typen, die Bestrahlung fand ab Mitte August sechs Wochen lang mit insgesamt 60 Gy statt. Leider wurde nur einer der Tumore bestrahlt, der andere lag zu dicht am bereits im Jahr 2000 bestrahlten Gebiet. Schade. Da geht das Bangen mit jedem MRT weiter. Aber selbst das warf mich psychisch nicht aus der Bahn.

Ich musste mich mit der KK um die Finanzierung der Bestrahlungsfahrten streiten, fand aber eine Stelle für die Restfinanzierung.

Aber dann kam der Knaller: Die vom Neurochirurgen und der Strahlentherapeutin beantragte AHB wurde von der KK abgelehnt.
Darauf war ich nun überhaupt nicht gefasst.
Seit meiner 3. HT-OP Ende 2007 hatte ich psychische Probleme, weil ich zu schnell wieder arbeiten gegangen bin (nach zwei Monaten schon). Und nun das!
Natürlich kämpfe ich, (Widerspruch, um Arztberichte telefonisch bitten, mit der KK telefonieren und mailen, drängeln, ...) es ist aber bereits die sechste Woche nach Bestrahlungsende und es ist mal wieder alles zu viel. Mir fehlt die Kraft, die Energie, sie kommt nur langsam zurück.
Dafür wachsen die Ängste, die Sorgen, es eben allein nicht so gut zu schaffen.
Da alles noch in der Schwebe ist, bin ich auch irgendwie gebremst. Soll ich irgend etwas anderes beantragen oder anfangen - Reha-Sport, Massagen, Psychotherapie, ... ?
Ich glaube lieber weiter daran, dass die AHB noch genehmigt wird.

Vier Hirntumor-OP, sieben an dem Auge, zwei Gyn-OP - und ich werde ja auch nicht jünger. Bin seit dem 8.10.2011 sogar Oma. Die kleine Klara benötigte medizinische Intensivhilfe, ließ uns um ihr Leben und ihre Gesundheit sowie ihre künftige Entwicklung bangen. Aber sie ist auf einem guten Weg und durfte heute das erste Mal im Kinderwagen nach draußen.  

Die viele Ruhe jetzt tut mir gut, die Aufregungen nicht.

Ich werde wohl in ein/zwei Monaten in einen zeitweisen Ruhestand versetzt werden, immerhin fordert das Auge ja auch noch sein Recht.

Aber ich werde wieder in den Beruf einsteigen! Ich brauche die Kinder und bin mir sicher, dass sie mich auch wieder brauchen werden.
Ich lasse mich von diesen ... Krankheiten doch nicht unterkriegen!

KaSy

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Offline Löwenzahn

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Re:seit 1995 drei + zwei Meningeome(I,III,III,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #11 am: 02. November 2011, 18:33:44 »
Mensch Kasy, da bekomme ich beim Lesen fast eine Gänsehaut, wieviel kann der Mensch denn ertragen.
Du kämpfst wirklich wie ein Löwe und ich gratuliere dir zu deiner Enkeltochter Klara. Was für ein schöner Name.
Sie wäre stolz auf dich. Mist, dass du für etwas kämpfen musst, wie die Anschlussreha, obwohl es selbstverständlich sein müsste, die zu bekommen. Ich bewundere deine Kraft, Hoffnung und deinen immer noch umfassenden Blick für deine Umwelt. ich drücke dich ganz fest und denke an dich Löwenzahn

Offline krimi

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Re:seit 1995 drei + zwei Meningeome(I,III,III,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #12 am: 02. November 2011, 20:40:26 »
Oh Mann KaSy,

bin gerade von einer kleinen Auszeit zurück und sehe die Fortsetzung deiner Geschichte.
Also lese ich sie noch einmal komplett. Sie macht ja Gänsehaut! Und auch Mut!!!
Du bist eine Kämpferin und Siegerin. Du machst allen Mut nicht aufzugeben.
Den Kampf um die Reha wirst du auch gewinnen.
Und die kleine Klara ist wie ihre Oma. Sie hat deine Kämpfergene geerbt und das erste Mal gesiegt.
Und bei der Frauenpower die ihr an den Tag legt wird euch nichts unmöglich sein.

Einen dicken Drücker von mir

krimi
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______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline KaSy

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Re:seit 1995 drei + zwei Meningeome(I,III,III,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #13 am: 06. November 2011, 00:19:41 »
Danke, Ihr Beiden!

Meine Hausärztin hat mir gesagt, ich solle mich wegen der AHB nicht verrückt machen lassen. Irgendwann wird das schon werden. Und Recht hat sie. Mit diesem Gedanken - "Es wird schon werden, Du hast erst mal genug dafür getan!" - lebt es sich etwas ruhiger.

KaSy
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Offline Sigi

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Re:seit 1995 drei + zwei Meningeome(I,III,III,III,III) und ich lebe immer noch
« Antwort #14 am: 07. November 2011, 17:32:31 »
Hallo KaSy,

ich habe jetzt erst Zeit gehabt, mir einmal intensiv deine Geschichte durchzulesen. Ich bin ja erst am Anfang und habe auch noch nicht die meiste Ahnung, aber was du in den letzten Jahren durchgemacht hast und dabei immer wieder aufgestanden bist, alle Achtung. Du bist wirklich eine Kämpferin und das ist auch gut so. Verliere nicht den Mut bei all der (Entschuldigung) Sch......, wer so kämpfen kann, der kommt immer wieder auf die Beine. Ich hatte so viele Schutzengel an meiner Seite in diesem Jahr, ich sende dir jetzt mal ein paar als Leiharbeiter. Bis bald

LG
Sigi
« Letzte Änderung: 08. November 2011, 17:09:50 von Sigi »
Oligo-Astro III
Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker.

 



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