Hallo Britt,
lieb dass Du dich erkundigst!
Ich bin gerade 60 geworden, hatte noch nie ein Meningeom und kannte den Namen nur vom Studium her. In meiner Vorstellung beschreibe ich (etwas lakonisch...) wie das entdeckt wurde und jetzt, da ich den OP-Bericht gelesen habe, weiß ich, dass ich das Glück hatte, in dem Augenblick, wo bei mir die heftigere Gehirneinblutung einsetzte im Büro nicht allein zu sein, und das Pech hatte, am Tag zuvor, als ich meinen Hausarzt (seine Vertretung) aufsuchte, nicht überzeugend genug gewirkt habe, damit der Krankenwagen sofort geholt wird... Ich konnte bereits nicht mehr mit der Hand schreiben, hatte Wortfindungsstörungen, Kopfschmerzen der "dritten Art", und schleifte mein rechtes Bein hinterher. Ich war erschöpft und konnte manchmal keine Treppen laufen. Mein Job nervte mich derartig, so dass ich keine Freude mehr empfand. Es wurde mir alles zu viel und auch bei Sonne beklagte ich mich über die Dunkelheit... Das Joggen habe ich vor einem Jahr aufgeben müssen, weil ich an jeder Hausecke entlang der Strecke mich übergeben musste. Daraufhin bekam ich eine Herzkatheteruntersuchung, alles ok, ich solle lieber walken, hieß die Empfehlung...
Sechs Wochen nach der 6stündigen OP in der Charité bin ich in Frankfurt/Oder (sehr gute Erfahrung mit der Klinik gemacht) fraktioniert bestrahlt worden und zwar mit 72,5 Gray, für meine Körperstatur eine Menge. Erstmal wurde die erweiterte Tumorregion bestrahlt, und dann die beim PET-Dotatoc sichtbar gewordenen Tumorreste zusätzlich. Der Chef dort, Dr. Wurm, sagte dass diese Überbestrahlung meine einzige Chance wäre. An dieser Stelle kommen die Haare auch nicht wieder, diese schnell erneuerbare Haarfolikel sind hin. Ich habe also jetzt nur rechts Haare, in der Mitte und links eine Glatze, brauch deshalb auch nicht zum Trendy-Friseur in Berlin...Es war halt ein gr0ßes Meningeom und vermutlich 10 Jahre schon drin....Geblieben ist mir so etwas wie Rheuma, das ich mit Ibuprofen etwas betäube, und die allseits bekannten Kopfschmerzen, aber nur gelegentlich. Wenn ich mich übernehme wird es mir sofort schlecht. Dagegen hilft: sich hinlegen und entspannen...
Ich bin körperlich fit, das ist das Verrückte; ich muss mich allenthalben daran erinnern, dass ich krank bin, damit ich mich nicht zu sehr erschrecke, wenn es mir wieder nachts einfällt oder ich im Spiegel meine Glatze sehe. Alle Kollateralschäden sind weg, neurologisch in Top-Form. Ich werde wahrscheinlich sehr gesund sterben.
Seelisch geht es mir ganz genau wie Probastel unten beschreibt. Der Unterschied ist nur, dass ich es nicht wagen kann wieder zu arbeiten, ich könnte die Spannung und die Konzentration, die mein Beruf erfordert, nicht aufbringen. Und dann würden alle mit mir Schlitten fahren...
Wenn Du mehr wissen willst, frag´einfach und sei herzlich gegrüßt,
Toni