Lieber Knut,
mir ging es ganz genau so, wie Du es beschreibst. Wir haben es uns nicht ausgesucht; aber als "Meningeom-Dienstältere" kann ich Dir sagen, dass jeder Mensch etwas anderes aus seinem Leben mit der Krankheit macht und machen wird. Ich habe in meiner Umgebung so viel Zuneigung, Hilfe und Mitgefühl erfahren, dass ich mich als etwas Wertvolles und nicht als etwas Krankes empfinden durfte und darf.
Mein Mann musste die Hilfe erst lernen, schmerzvolle Erfahrungen waren das, mit vielen Tränen, aber so nach einem Jahr kriegen wir es immer besser hin. Manchmal halten wir uns an der Hand und gestehen uns unsere Angst. Er schafft es mich zu trösten, wenn ich untröstlich bin; Nähe tröstet. Es hilft, sich mitzuteilen, sich zu öffnen, Nähe zuzulassen. Und Humor, Humor hilft!
Ansprüche stellen? Mein Wunsch war es, meinen selbstständigen Alltag behalten zu dürfen, wenn auch ohne Berufstätigkeit. Ich war komplett geschmack- und geruchlos nach der OP. Versuch´ es zu trainieren, es lohnt sich, denn gut essen ist wichtig für uns. Bei mir ist alles wieder da, auch die Sehfeldbegrenzug ist behoben und ich fahre Auto. Viel schaffe ich nicht im Laufe eines Tages, aber das Kochen immer. Und das Reisen klappt prima und es macht Freude einfach weg zu können. Natürlich bin ich hinterher platt! Na und?
Ich bin in Frankfurt/Oder, die ersten drei Wochen stationär und dann ambulant mit 72 Gy fraktioniert bestrahlt worden und in der Berliner Charité von Prof. Vajkoczy und sein Team zuvor operiert. Die Maske bei der Bestrahlung hat mir eine richtige Claustrophobie beschert, ich hatte allerdings auch 41 Sitzungen. Versuch´es wegzustecken, die Bestrahlung und die Maske und die Folgen. Geh´einfach hin, wie beim Zahnarzt, stell auf Durchzug und schlaf anschließend ein Ründchen. Vergiss es einfach, dass Du bestrahlt wirst und gönn´Dir Kaffee und Kuchen am Nachmittag...
Du beschreibst es schon ganz treffend, es sind die psychischen Anstrengungen das Auf und Ab auch die Abgründe, wie Du schreibst, die einem zu schaffen machen.
So viel für heute, lieber Knut.
Hab´ein schönes Wochenende mit Deiner Familie und viele Grüße
Toni