Liebes Boenchen,
ja, die Denkausfälle sind im großen und ganzen weg, aber durch die harte Bestrahlung hinterher leidet u.a. mein Kurzzeitgedächtnis und meine rechnerische Fähigkeit, nicht die mathematische. Das heißt, nach Text-Anleitung "den Nippel durch die Lasche ziehen" kann ich nicht mehr so gut, mit Zeichnung etwas besser, schweren Fachschinken dagegen lesen, verstehen und wiedergeben problemlos, wenn nicht gar besser als früher, weil ich ausgeruhrter bin und das, was ich lese nicht umsetzen muss. Ich nehme die Veränderungen sportlich, meistens. Alles zu geben, mich anzustrengen, hat mich immer befriedigt, nicht alles zu können und perfekt zu sein. Es hat mir nie etwas ausgemacht, wenn andere besser als ich waren.
Ihr könnt Vajckoczy (das ist auch neu: ich weiß nicht, wie viele Schreibweisen ich für diesen Namen schon verwendet habe, obgleich ich immer nachschaue, wie er richtig geschrieben wird, denn ich finde es unhöflich, komplizierte Namen "irgendwie" zu schreiben), also Ihr könnt V vertrauen, er versteht sein Handwerk. Wichtig ist nur, was der Pathologe anschliessend schreibt...
Und dazu wünsche ich Euch viel-viel Glück.
Du wirst, liebes Boenchen, eine große Stütze für Deine Schwester sein. Ich weiß, wie viel mir meine Familie gegeben hat und gibt, und das ist so viel Liebe und Achtung, dass ich fast dazu neige, die Krankheit für einen Moment als nicht so schlimm zu empfinden. Denn ist nicht all unser Streben im Leben, die Suche nach Liebe, Anerkennung und Bestätigung? Das ist wahrscheinlich der Grund, warum ich trotz denkbar schlechter Prognose, nicht unglücklich bin und jeden Tag als ein Geschenk empfinde.
Also Euch alles Liebe,
Toni