Hallo Bonchen,
ich gehöre zu den Frischlingen in diesem Forum, da ich erst vor 7,5 Wochen operiert worden bin und kann Dir daher "brühwarm" berichten wie es mir ergangen ist.
Mein Meningeom lag leichtzugänglich und pflegeleicht auf dem Gehirn, die OP war deshalb nur halb so lang wie bei Deiner Schwester. Ferner drückte mein Tumor nur auf das sensorische Zentrum, alle anderen wichtigen Bereich waren bei mir unberührt. So war ich dementsprechend schnell wieder fit im Krankenhaus - dachte ich. Ich habe gleich am nächsten Tag nach der OP mein Laptop augepackt und Emails geschrieben und gleich zwei Denkzettel kassiert - einen von meinem Körper und von den anderen von der Visite die mich beim Tippen erwischte. Recht hatten beide, nur eingesehen habe ich es damals nicht wirklich.
Die Sache mit dem "Fit-Fühlen" ist etwas ganz eigenartiges. Mit der Narkose und den ganzen Medikamenten, die noch im Körper umherschwirren, verschiebt sich der Beurteilungsmaßstab drastisch nach unten. Hinzu kommt, dass das Fitfühlen auch noch relativ ist. Man fühlt sich also wesentlich fitter als man in Wirklichkeit ist. Insofern habe ich im Krankenhaus ein paar wesentliche Fehler gleich ganz am Anfang gemacht. Immerhin war ich noch so clever meinen Ärzten eine AHB in den Mund zu legen, die ich dann auch problemlos verordent bekam.
In der zweiten Woche nach der OP fühlte ich mich wie der größte Knall im All und "raste" wieder durch die Weltgeschichte und überlegte ernsthaft ob ich nicht mal eben die Woche zwischen dem vorläufigen Ende der Krankschreibung und der AHB wieder arbeiten gehen sollte... Zum Glück habe ich mich dann doch weiterhin krankschreiben lassen und bin dann brav zur AHB gegangen.
Während der REHA wurde dann meine kognitive Leistungsfähigkeit wieder aufpoliert. In der ersten Woche hatte ich, verglichen mit dem Ende der Reha, nur Stroh und Unsinn im Kopf. Böse Zungen behaupten zwar, das hätte ich jetzt immer noch, aber jetzt kann ich sie viel besser ignorieren!
Letzte Woche Montag hatte ich dann wieder meinen ersten Arbeitstag und bin gegen Ende der Woche zunehmend auf dem Zahnfleisch gelaufen. Diese Woche ist es wieder "annehmbar", ich habe keine plötzlichen Müdigkeitsattaken mehr während der Arbeit, bin jetzt "nur noch" abends ziemlich ko.
Im nachhinein betrachtet hätte ich hier auf die Leute im Forum hören sollen und es langsamer angehen lassen sollen, aber ich habe mich halt gelangweilt und fühlte mich fit.. Leider gehöre ich zu der Sorte Mensch die selbst auf die Nase fallen müssen um zu lernen.
Lange Rede kurzer Sinn: Deine Schwester hat eine härtere OP hinter sich als ich. Die betroffenen Arreale sind wichtiger und viel defizieler, sie wird Probleme haben, die Sie/Ihr noch gar nicht bemerkt habt, weil sie noch durch augenscheinlichere Probleme, wie Schwellungen im Gesicht etc.pp. "verdeckt" werden. Eine Hirn-OP wird von den Ärzten nicht ohne Grund mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma gleichgestellt. Als Tierärztin müsste sie eigentlich am Besten wissen was dann zu tun ist...
Und wie Bluebird gerade ausführte braucht der Resttumor auch noch etwas "Pflege" und Aufmerksamkeit!
Ich hoffe ich konnte Dir noch ein paar Argumente liefern.
Bonne chance
Probastel