Hallo, Bonchen,
mit WHO II kann ich nicht dienen, aber mit WHO I im Jahr 1995 mit 37 Jahren - ein halbes Jahr nach der OP Wiedereingliederung für ein halbes Jahr und danach wieder voll und gern und erfolgreich im Beruf - Lehrerin.
Viereinhalb Jahre später 1999 WHO III, OP, Probleme mit der Übernahme der AHB, Liquorpolster, langwierige Narbenheilung, deswegen erst nach 7 Wochen Beginn der Bestrahlung für 6 Wochen (2 GY täglich von Mo-Fr = 60 GY), dann AHB, 9 Monate nach OP Beginn mit der Wiedereinarbeitung für 6 Monate, danach wieder fast wie vorher, weiter im Beruf.
Mit 50 J. WHO III im Jahr 2007 außerhalb des bestrahlten Gebiets. Nur 3 Tage im Krankenhaus, nur zwei Monate zu Hause, keine AHB, Wiedereinarbeitung nur drei Monate - danach voll tätig, aber durch die zu kurze Zeit der Erholung nach der 3. Tumor-OP Belastungseinschränkungen.
Trotzdem im Beruf, werde aber häufiger aus psychischen Gründen krank, eben weil ich es nicht mehr so schaffe. Das stört mich. Das bringt meine Lebensplanung durcheinander, denn ich bin gern Lehrerin.
Seit 2000 bin ich in Psycho-Betreuung, seit 2004 in einer sehr guten - das brauche ich auch und ich nutze es und versuche es umzusetzen. Seit der 3. OP nehme ich leider Antidepressiva (AD), die mir helfen, aber manchmal weiß ich nicht, ob ICH das bin oder ob mich die AD lenken. Ich habe um eine Reha gekämpft - 1 Jahr lang. Auch das war - wie die Psychotherapie - mehr Arbeit als Erholung, aber ich habe mich auf mich besinnen können und mir meine Krankheit und die verminderte Belastbarkeit einstehen können. Ich habe dort auch die Notwendigkeit erkannt, mich zu schonen, um mich für mich und für meine Arbeit mit den Kindern zu schützen.
Meine nicht so guten Erlebnisse nach der dritten OP waren auch dafür ausschlaggebend, dass ich Dir so dringend riet, Deiner Schwester die AHB einzureden.
Und andererseits - ich lebe gut nach drei Hirntumor-OP, davon 2 mit WHO III, der letzte mit einer höheren Zellteilungsrate als der vorletzte. Ich kann arbeiten - auch noch im 15. Jahr nach der 1.OP. Und ich habe durch die Krankheiten und den Umgang damit eine Entwicklung genommen, die es mir ermöglicht, besser mit schwierigen, psychisch beeinträchtigten Kindern umgehen zu können. Ich kann also trotz der geringeren Belastungsfähigkeit immer noch manches besser als andere KollegInnen. Dadurch verliere ich auch nicht die Lust am Lehrersein - wie mancher "nur" schülergestresste Lehrer.
Es ist natürlich keine leichte Zeit, die vor Euch liegt und es muss nicht so sein wie bei mir. Aber die Behandlungsmethoden sind genauer geworden - das ist ein Vorteil, insbesondere bei den Bestrahlungen. Und wenn nicht alles sofort wie früher ist - es braucht ZeitZeitZeit! Mit manchem kann man leben lernen. Und nutzt alles, was Ihr kriegen könnt.
Ich z.B. hatte keine Ahnung, dass mir durch die OPs Physiotherapie regelrecht zusteht, da solche langen OPs auch Probleme nach sich ziehen können, die physiotherapeutisch gelöst werden können. Ich hab mir das jetzt erst nach der Reha verschreiben lassen, um etwas Gutes für mich zu tun. Es handelt sich da nicht "nur" um Massagen, sondern um die sogenannte "manuelle Therapie".
Deine Schwester kann sich glücklich schätzen, Dich zu haben!!!
Aber vergiss Dich selbst nicht!!
Ich habe es auch lernen müssen: Nur wer für sich selbst sorgt, kann auch für andere sorgen!
Und nun lasst Ostern kommen, denkt und redet nicht immer nur von Tumor, Krankheit und so, Lachen ist eine enorm wirksame Therapie!
Eure Karin/ KaSy