Hallo Iris, ich kann Deinen Kummer und Deine Sorgen gut nachvollziehen. Bei mir ist meine Tochter betroffen, die nächste Woche 4 Jahre alt wird. Mein Vater ist 73 Jahre und er sagt immer dass er gerne tauschen würde, da er sein Leben als erfüllt betrachtet. Von meinem besten Freund ist der Vater damals mit 68 gestorben (an etwas anderem, kein Hirntumor) und es ist immer schlimm, sich mit der Wahrheit auseinandersetzen zu müssen. Auch wir haben, trotz Rezidiv, immer noch nicht die Hoffnung verloren, denn die stirbt bekanntlich zuletzt.
Ich glaube dass es sehr wichtig ist, dass Dein Vater um die Prognose weiß. Auch wenn es immer Ausnahmen gibt, so ist verschlechtert sich die Prognose mit zunehmenden Lebansalter. Bei Kindern ist das wieder etwas anders, da es eigentlich ein "Erwachsenentumor" ist. Aber etwas gutes habe ich auch noch nicht lesen können.
Versuche also v.a. mit deinem Vater zu reden, als mit anderen Menschen. Und wie bereits in einem anderen Beitrag erwähnt, genießt jede freie Stunde. Jetzt kommt der Sommer, geht raus, macht noch irgendwelche Sachen die Deinem Vater gefallen. Fahrt an die Ostsee. Versetze Dich in die Zeit des kommenden Jahres, wenn Dein Vater vielleicht nicht mehr leben sollte. Dann wirst Du alles was Du jetzt tust, Dir immer wieder vor Augen halten, ob es richtig oder falsch gewesen war. Und Du wirst nur dann Deinen Frieden finden, wenn dein Papa noch einmal eine möglichst schöne Zeit gehabt hat, trotz Krankheit und infauster Prognose. Wenn der Tumor am Hirnstamm liegt ist es noch ein zusätzlich schlechtes Zeichen. Sprich mit den Ärzten, inwieweit man "unbedingte Lebensverlängerung" gegen möglichst "gute Lebensqualität" eintauschen sollte.
Wir machen z.Zt auch alles und unsere Tochter wird gerade bestrahlt. Aber es geht ihr klinisch supergut und nur deswegen machen wir weiter, wir sind es ihr schuldig und sie hat es mehr als verdient. Wir sind uns aber auch einig, dass wir die Therapie nicht bis aufs letzte ausreizen würden, wenn sie ständig darunter leiden und wir sie nur quälen würden. Ich weiß auch nicht genau den richtigen Weg, aber für uns ist es wichtig, dass unsere Tochter spürt, dass wir für sie da sind, dass sie sich auf uns verlassen kann. Und das ist auch wichtig für Deinen Vater. Zeige ihm dass Du dich um ihn kümmerst, gib ihm das Gefühl, dass Du dich später genauso um Deine Mutter kümmern wirst. Es tut verdammt doll weh, v.a. Stärke zu zeigen wenn man am liebsten heulen möchte. Aber Du schaffst das. Ich wünsche Euch alles, alles Gute...