Hallo an Alle,
ich schreibe heute als Angehörige: meine Mama (73 J.) bekam am 08.04. einen Hirntumor beim Neurologen diagnostiziert und wir haben sie noch am Abend ins Rechts der Isar in München gebracht, wo sie auch den ersten epileptischen Anfall hatte. Schnell wurde durch die CTs und MRTs und die PET klar, dass es sich um einen groen Tumor rechts parietral und Splenum mit Wachstum auf die kontralaterale Seite handelt. Sie bekam 6 Tage Cortison, um eine Abschwellung zu erreichen - hier ging es ihr wie erwartet auch um Einiges besser. Die Angst vor der OP war sehr groß bei ihr. Bei meiner Mama kommt hinzu, dass sie gesundheiltlich nicht auf der Höhe ist und viele Allergien hat und auch leicht epressiv ist. Nun, die OP ist gut verlaufen, nach einem Tag wurde sie von der Intensiv-Station auf die normale Station verlegt. Allerdings kommt sie seither nicht auf die Beine. Diagnose nach OP: Glioblastom Stufe IV nach WHO.
Wir haben durch lange Recherchen im Web und vor Allem hier viel lernen können und wissen, dass diese Diagnose doch fatal ist. Aber ich habe auch hier gelernt, dass die Entwicklungen ganz persönlich von Mensch zu Mensch extram variieren. Bei meiner Mama (OP am 14.04.) ist es so, dass sie seither linksseitig extrem eingeschränkt ist bewegungsmotorisch, d.h. sie kann weder aufstehen noch sitzen. Sie kann sich alleine nicht aufrichten. Anfangs konnte sie am linken Bein nur die Zehen bewegen, alles andere ging links gar nicht. Mittlerweile kann sie das linke Bein etwas heben, sogar der linke Arm lässt sich heben, nur die Hand ist bislang ohne Kraft (aber mit Gefühl). Aufgrund es langen Liegens (seit 14.04.) hat sie Schmerzen in allen Knochen (dazu sowieso Osteoperose, Rheuma). Zusätzlich spricht sie oftmals sehr unklar, manchmal ganz gut; das Kurzzeitgedächtnis ist auch schlecht bis nicht vorhanden, alles andere ist da. Sie war die ersten 8 tage nach der OP fast apathisch, hat viel geschlafen - auch tagsüber - und noch mehr geweint und mit ihrem Schicksal gehadert.
Sie wurde am 22.04. in die Reha Klinik Bad Trissl in Oberaudorf verlegt (ein für die schrecklicher Transport) und dort wird sie bestrahlt. Keine Chemo - dafür sei sie zu schwach und die Reha-Klinik müsse sich an die Weisungen des Tumorboards der Uniklinik halten). Auf meine Nachfrage nach Avastin absolutes Ausweichen, dies sei noch nicht wirklich ein gängiges Mittel.
Ich weiß, viele werden denken, sie hat doch ein stolzes Alter und es geht irgendwann zu Ende. Vielleicht könnte ich so denken, ich weiß es nicht. Sie hat extreme Angst vor Allem, fühlt sich allein gelassen (wir 3 Kinder können nicht immer bei ihr sein, wobei wir es täglich versuchen aufgrund der Arbeit in München, bzw. Köln und auch Kindern im Schulalter).
Bis heute konnten wir ihr nicht genau erklären, was sie hat und was das bedeutet. Sie würde dann wohl sofort aufgeben. Ihr einziger Wunsch ist es, dass es etwas besser wird und sie nach Hause darf.
Ich überlege in den letzten Wochen viel, wie ich 1) eine bessere Behandlung für sie bekomme 2) ob ihr diese Bestrahlung zugemutet werden sollte oder es besser wäre, sie einfach heimzuholen (sie schämt sich so, dass sie einen Blasenkateder hat und auf die Schüssel im Bett muss) 3) wie es zuhause dann weiter gehen soll (lt. Sozialdienst in der Klinik bekäme sie zuerst Pflegestufe 1 und dann müsste ein Gutachter kommen. Dazu wohnt sie zusammen mit meinem Bruder in einer Hochparterre Wohnung, was alleine kein Ausschlußkriterium ist. Nur die Whg hat nur Badewanne, keine Dusche...)
Mittlerweile bin ich sehr verzweifelt, weil ich nicht mehr weiß, was das Beste für sie ist. Und wann der beste Zeitpunkt für die Wahrheit über die Diagnose und deren Bedeutung ist. Ob sie sich dann einen Tag später daran erinnern würde? Sie vergisst auch, dass ich sie 4x/Tag anrufe oder eben auch andere Familienmitglieder...Derjenige, der bei ihr ist, erinnert sie daran.
Ich persönlich bin überzeugt, dass man sich NICHT den Prognosen von Ärzten beugen sollte und sich kämpfen immer lohnt! Und der Weg des Kämpfens ist sicher sehr schwer und eine große Herausforderung. Und dennoch habe ich hier so viel Mut schenkendes gelesen, dass meinen Glauben hier bestätigt. Nur im Fall meiner eigenen Mama kann ich nicht mehr klar abwägen und sehen, was das Beste ist. Auch meine Geschwister sind ratlos...Wir wissen einfach auch nicht, ob sich ihr seelischer Zustand zuhause bessern würde...
Ich danke Euch Allen schon jetzt für jede Anregung!!!
Sarah