Hallo, Chja08,
Dieses Hin-und-her bis zur endlichen Gewissheit ist nicht auszuhalten und leider ging es nicht nur Euch, bzw. Deiner Mutter so.
Zunächst - Deine Mutter soll sich für die Nachbetreuung einen Neurologen empfehlen lassen, der sich mit Hirntumoren auskennt. Hirntumorpatienten sind nicht häufig und daher hat nicht jeder Neurologe ausreichend Erfahrung.
Die Frage nach den Schmerzen nach der OP verstehe ich ... meine Fragen und Ängste waren ganz andere ...
Jedenfalls wird vor der OP, meist bereits in Narkose, ein Katheder gelegt, der vom Arm in das Herz reicht und durch diesen Zugang werden die Narkose- und Schmerzmittel gegeben. Das hat den Vorteil, dass starken Schmerzen vorgebeugt werden kann, da die Mittel direkt zum Herz geleitet werden und gleich in den Blutkreislauf kommen.
Nach der OP wird sie in der Intensivstation überwacht, dort auch aus der Narkose aufgeweckt und weiter so lange überwacht, bis sicher ist, dass sie wieder auf die Station darf. Dort werden Schmerzmittel entweder über den noch liegenden Katheder oder bereits in Tablettenform gegeben. Die soll sie auch unbedingt nehmen und nicht "tapfer Schmerzen aushalten". Schmerzen belasten den gesamten Körper, dieser hat aber nach einer Kopf-OP ganz andere Aufgaben.
Normalerweise wird sich Deine Mutter nach der OP recht gut fühlen.
Dennoch soll sie nicht drängeln, nach Hause zu kommen. Im Gegenteil - auch falls keine neurologischen Ausfallerscheinungen bestehen bleiben oder neu auftreten, sollte sie das Angebot einer AHB (Anschlussheilbehandlung) annehmen. Eine AHB ist eine Rehabilitationsmaßnahme in einer Rehaklinik, die vom Krankenhaus organisiert wird und sehr schnell genehmigt wird. Sie sollte innerhalb von 14 Tagen nach der Entlassung angetreten werden. Deine Mutter wird sie brauchen!
Denn eine OP am Gehirn ist nicht vergleichbar mit einer OP an anderen Körperstellen. Es wurde am Gehirn operiert und allein diese Tatsache ist verdammt schwer zu verarbeiten.
Insgesamt ist eine Kopf-OP für den Körper enorm belastend und die Wiederherstellung des Gehirns verlangt selbst bei kleinen Hirntumoren dem Körper sehr viel Kraft ab. Diese Zeit und entsprechende physische und psychische Aufbau- und Wiederherstellungsmöglichkeiten sind in einer Rehaklinik viel besser gegeben als bei der "besten und liebevollsten Pflege" zu Hause.
Dabei wird dort gerade mal die Alltagsfähigkeit, nicht aber die Arbeitsfähigkeit wieder erlangt, letzteres kann viele Monate dauern.
Bei meinen Operationen waren es jeweils wenigstens 6 Monate und anschließend 6 Monate schrittweise Wiedereinarbeitung.
Jeder - Patient, Angehörige Ärzte - hofft natürlich bzw. tut alles dafür, dass es keine bleibenden Folgen geben wird. Das Gehirn ist sehr komplex und es ist möglich, dass die momentanen Anzeichen gleich weg sind, nach und nach verschwinden oder durch entsprechendes Training beseitigt werden. Es können aber auch andere Folgen auftreten, die meist vorübergehend sind.
Für den Klinikaufenthalt sollte sie etwas zum Hören mitnehmen, Hörbücher, Musik. Das Lesen könnte noch zu anstrengend sein.
Und auf jeden Fall etwas zum Schreiben, denn sie wird immer wieder neue Fragen an die Ärzte und vielleicht auch Bitten an Euch als Besucher haben.
Ich wünsche Euch sehr, dass die Ärzte-Odyssee mit der OP zu einem guten Ergebnis führt, auch wenn sie sich noch lange mit dem Thema Hirntumor befassen wird, denn die Nachkontrollen werden mindestens 5 Jahre lang durchgeführt.
Ich hoffe sehr auf einen WHO I - Befund, das ist die Einstufung für einen gutartigen Tumor, der meist keiner Nachbehandlung bedarf.
Dir als "Kind" (Sohn oder Tochter?) wünsche ich viel Kraft ...
KaSy