Hallo liebe Foris!
Um hier einmal kurz zu aktualisieren:
Mein Freund befindet sich immer noch in der Klinik, morgen sind es auf den Tag 5 Wochen...
Vergangenen Montag habe ich während eines Verbandwechsels zum ersten Mal seit der zweiten Operation die Wunde gesehen - und mir ist schwindelig geworden
Über eine Länge von ca. 6-7cm klafft sie stellenweise 1cm. Die Wundränder sind rot und nekrotisch, der ganze "Spalt" sitzt voller Schmodder. An Stellen, an denen sich nur klare Wundflüssigkeit sammelt, kann man tief hinein gucken in die Wunde, quasi auf die Hirnhaut
Nachdem es nun seit ca. 14 Tagen aber nicht mehr vor und nicht mehr zurück geht, was den Wundheilungsprozess betrifft, hatten wir Mittwoch ein Konsil bei den Plastischen Chirurgen des Klinikums Köln Merheim. Wurde von den Neurochirurgen der Klinik, in der mein Freund sich derzeit noch befindet, in die Wege geleitet. Mitte der kommenden Woche wird er dort nun nochmal operiert werden; sie wollen die Wundränder noch einmal ausschneiden, bis sie "im gesunden Gewebe sind", und dann eine Schwenklappenplastik einbauen, um die fehlende Haut zu ersetzen und die Wunde endlich dicht und ohne dass eine Spannung auf der Naht liegt zu zu nähen. Haben einen freundlichen und kompetenten Eindruck auf uns gemacht dort, und waren auch ziemlich zuversichtlich. Sie würden öfter Patienten da haben mit Wundheilungsstörungen nach Tumor-OPs und anschließender Bestrahlung. Nun gut.
Hat jemand von euch in irgendeiner Art und Weise Erfahrung mit der Klinik Köln Merheim?
Das Gute ist, dass sie dort auch eine Neurochirurgie haben - wahrscheinlich werden bei der OP die Neurochirurgen bzw. ein Neurochirurg zumindest anwesend sein, um das Geschnibbsel so dicht an der Hirnhaut bzw. dem Gehirn dirigieren und überwachen zu können.
Ansonsten geht es meinem Freund ziemlich gut. Die 5 Wochen Krankenhaus, die ihm sozusagen jetzt eine Zwangspause aufgedrückt haben, haben ihm gut getan, auch wenn er das nicht wahr haben möchte. Er schläft dort und schläft und schläft und schläft, als ob er ein halbes Jahr Schlaf nach zu holen hätte. Blitze beim Sehen hatte er die ganze Krankenhauszeit über nicht mehr ein einziges Mal, für mich der eindeutige Beweis dafür, dass dieses Blitzen seit der Tumor-OP immer eine körperliche Überbelastung signalisiert hat!
Entzündungs- und restliche Blutwerte sind weiterhin gut, Antibiotika (Clindamycin) nimmt er aber nach wie vor noch.
Das momentan Schlimmste für ihn ist sein schreckliches Heimweh. Er hatte so gehofft, jetzt übers Wochenende, bevor die ca. nochmal 3wöchige Aktion in Köln los geht, mal nach Hause zu dürfen... Aber die Ärzte haben Recht, es ist ein Wunder, dass bei einer derart offenen Wunde, unter der unmittelbar das Gehirn liegt, sich nicht längst schon wieder etwas entzündet hat und es ihm so gut geht... das Infektionsrisiko ist einfach so hoch, da können sie ihn nicht gehen lassen.
Nun warten wir also den kommenden Mittwoch ab und hoffen, dass es danach endlich merkbar voran geht mit der Wundheilung.
So und jetzt zum Schluss hätte ich noch ein Frage an euch als Betroffene, oder Angehörige von Betroffenen:
Kennt jemand von euch das Gefühl (und wenn ja, wie werdet ihr damit fertig), für alles verantwortlich zu sein, die Gesundheit bzw. den weiteren Verlauf der Krankheit selbt in der Hand zu haben, ständig am aufpassen, am planen, am überlegen, am recherchieren zu sein, was man ggfs. wann wo wie am besten machen könnte? Natürlich gibt man ja die Verantwortung für sich selbst nicht ab, nur weil man von einem Arzt behandelt wird. Ich habe jedoch dauernd die Angst, dass, wenn ich nicht ausreichend informiert bin, uns z.b. Therapiemöglichkeiten durch die Lappen gehen könnten, mein Freund nicht in der für ihn besten Reha-Klinik landet, er irgendeine schädliche Lebensweise weiter führt, nur weil wir es nicht wissen und es uns keiner sagt. Dann solche Gespräche mit den Ärzten wie: "Könnte denn nochmal ein Kernspin gemacht werden, damit wir Auskunft über den Resttumor bekommen? Seit Januar wissen wir nicht mehr, was er "macht", nur, dass er noch da ist" - "Achso ja, dann schieben wir das mal nächste Woche noch dazwischen". Oder: "Ja aber das ist ja wirklich extrem schlecht, wenn die Wunde jetzt nach so einem ewigen Gedöns ENDLICH zugeheilt ist, und sie dann NOCHMAL (zum 9. Mal) aufgemacht werden muss, um das Implantat wieder einzubauen... Könnte man da nicht woanders lang schneiden?" - "Mh ja, das ist ein Argument, das werden wir bis dahin noch überlegen und planen". Also müsste man selbst ständig das Rädchen drehen, damit sie weiter laufen.
Dazu kommt, dass ich einen teilweise schon ziemlich verantwortungslos mit sich selbst umgehenden Freund habe
. Mich begleitet das Gefühl eigentlich seit vergangenem Winter, dass, wenn ich nicht mit aufpasse, ihn ein bisschen "lenke" und auch alles weitere regele (ihn dazu zu überreden, nicht arbeiten zu gehen, ins Krankenhaus zu fahren, langsam die Treppe herunter zu gehen etc. pp.), es eine Frage der Zeit ist bis etwas passiert. Und das alles wird dann aber nicht begrüßt und es wird einem gedankt, nein, das sind dann Streitpunkte bei uns! Ich wünschte manchmal es würde ein Knopf wie in Men in Black existieren, nach dessen Blitzen man alles wieder vergessen hat. Ich weiß einfach zu viel. Was hätte ich es einfach, wenn ich dumm und unwissend wär. Wenn er sein Antibiotikum nicht nimmt, kriegen seine Eltern die Krise, weil sie wissen, dass die Ärzte angeordet haben, dass er es abends nehmen muss. Ich werd aber verrückt, weil ich
weiß, was auf medizinischer Ebene passiert, wenn er es nicht nimmt. Usw...
Puh, ist wieder ein ganz schöner Roman geworden. Danke an alle fürs Lesen bis hier hin.
Liebe Grüße und ein schönes restliches Wochenende,
Verena