Guten Morgen in die Runde,
Seit ungefähr Weihnachten lese ich aufmerksam in diesem Forum. Mit Pausen, wie man sich denken kann aber immer mit Gewinn und bis heute als Gast.
Zur Vorstellung
Anfang September 2009: Am Ende der Routine-Untersuchung beim Augenarzt schaut dieser mich an und fragt:" Seit wann ist ihr re. Auge größer als das linke?". Ich habe keine Ahnung, kann das aber auch schlecht abschätzen, da ich seit 20 Jahren auf dem re. Auge nichts mehr sehe. Damals wurde ich in hiesiger sehr guter Augenklinik durch die Mühle gedreht. Ergebnis: langsamer Untergang der Sehnerv durch was auch immer.
Deshalb die Kontrollen, auch wegen meiner Kurzsichtigkeit. Ein Tumor wurde damals ausgeschlossen, das Geschehen nach endgültiger Opticus-Atrophie als abgeschlossen angesehen. CT oder gar MR war damals nicht Goldstandard.
Also wieder gleiche Klinik, gleiche Mühle und diesmal gleich noch MR Schädel/Orbita (Augenhöhle) dazu. Das wird in einer großen Röntgenpraxis gemacht, meiner Arbeitsstelle bis zum Ruhestand und etliche Kolleginnen kennen mich noch.
Am 09.09.2009 sitze ich also mit dem Neuro-Radiologen vor dem Schirm und schaue den Schädel an. Schöne Aufnahmen, wenn's bloß nicht grad meine wären! Erster Gedanke: Gott sei Dank, wenigstens kein Glioblastom! Das ist bitte nicht kaltherzig gemeint. Ich arbeite im Hospiz und habe mehrere Menschen mit Glioblastom und vor allem deren Angehörige auf dem letzten Weg und bis zum Ende begleitet...
Ich habe drei Menigiome, ein Optikusscheidenmeningiom (12x12x25mmm), ein Olfaktoriusmeningiom (14x20x18mmm) und eines en plaque einwachsend in sinus sagittalis superior (6x16mm). Sie sind also nicht groß, aber eben an spezieller Stelle. Doch vielleicht kann man abwarten. Aber vorher noch Termin beim Neurologen, Wartezeit 6 Wochen. Zwischendurch mache ich mich kundig, Zweitmeinung usw. usf. In meiner Herkunft-Familie gibt es Akustikus-Neurinom bzw. Schwannom, also spielt auch Verdacht auf NF 2 (Neurofibromatose Typ 2) mit hinein und ich habe Kinder und Enkel.
Dann endlich Info-Termin in der Neurochirurgischen Ambulanz der Uni-Klinik. Gutes, klares Gespräch. Es sollte operiert werden und zwar bald. Das eine Meningiom wächst nahe Chiasma, d. h. man kann nicht warten, sonst erblinde ich. Und das zweite Meningiom wird mir eine Anosmie bescheren, d.h. ich werde nichts mehr riechen. Ich schlucke schwer. Sehen tu ich nur auf einem Auge, hören schon lange mit Hörhilfen wegen Cholesteatom-Rezidiven seit früher Jugend mit sieben OhrOPs. Und ich habe/ nun ja hatte zum Ausgleich einen extrem guten Riechsinn. Ich koche gerne, liebe gute Düfte, wünschte mir als Mitbringsel aus fernen Ländern von den Söhnen immer Gewürze.
Ich bekomme überraschend schnell den OP-Termin.
Am 11.1.2010 bin ich 9 Std. im OP, entsprechend geschreddert fühlte ich mich. Meinen Segler-Freunden hab ich damals gesimst: den Schädel im Schraubstock, dafür innen im Hirnkastel ein Gefühl wie schwerer Seegang, Windstärke 10-12, unter Deck in der Bordküche, kotzen oder kübeln...
Und immer noch finde es einfach toll, was heute alles möglich ist, die Medizin macht solche Fortschritte! Natürlich hätte es nicht gerade mein Kopf sein müssen, der da für feinste mikro-chirurgische Eingriffe vorbereitet wird, aber ich bin froh und dankbar diese Chance zu haben. Das schließt ja nicht aus, daß ich manchmal doch recht wehmütig über die Verluste nachdenke.
Nach Intensiv-Station und 8 Tagen Uni-Klinik kam die AHB. Die vier Wochen habe ich auch gebraucht, zumal sich die Wundheilung nur durch verlängerte Antibiose in den Griff bekommen ließ. Doch meine kognitiven Werte sind alle o.k.! "Könnten Sie mir das bitte Schriftlich geben?" hab ich mal gefragt, man weiß ja nie, wie man das mal brauchen kann. Der Physio ist auch sehr zufrieden, ich noch nicht so ganz. Ich hadere noch mit meiner Fußheberschwäche, ein Dauerschaden von dem schweren BandscheibenProlaps vor zwei Jahren. Ich laufe schon ohne Stock und ich hoffe, daß die Gleichgewichtsstörungen auch besser werden. Das Kopfweh begleitet einen noch lange, stimmt das?
Also, jetzt muß ich aufhören. Ich mach dauernd Tippfehler und bin -leider- immer noch schnell erschöpft. Nur eines noch:
Drückt mir die Daumen für Donnerstag, da hab ich meinen ersten Termin nach der OP in der Uni-Klinik. Hoffentlich lass ich den Zettel mit meinen Fragen nicht zu Hause liegen..
Bitte, seht mir nach, wenn am Anfang nicht alles klappt, muß mich erst noch hier zurechtfinden. Aber Kognition soll ja o.k. sein! Und man wächst mit seinen Aufgaben...
Und nun meine ersten Grüße in diese Runde
menno-meningo