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Autor Thema: Metastasen, palliative Bestrahlung  (Gelesen 31338 mal)

Ulrich

  • Gast
Metastasen, palliative Bestrahlung
« am: 28. Januar 2003, 14:39:41 »
http://www.onkologie.at/wp-content/uploads/2007/03/stanek_2006.pdf


http://gin.uibk.ac.at/oegro/onkologisch/palliativ.html


tumorzentrum-hdma.de/texte/tzmahe2000m.doc

oder hier

Palliative Bestrahlung

Privatdozent Dr. Frederik Wenz

Institut für Klinische Radiologie, Fakultät für klinische Medizin Mannheim der Universität Heidelberg


Zur Zeit werden ca. 60 - 70% aller Tumorpatienten im Laufe ihrer Erkrankung bestrahlt, wobei jeweils die Hälfte in kurativer und palliative Intention behandelt wird. Wenn in kurativer Intention behandelt wird, wird eine Heilung des Patienten angestrebt. Das Behandlungsziel bei der palliativen Therapie ist die Linderung der Beschwerden des Patienten. Im wesentlichen wird die palliative Bestrahlung bei folgenden Indikationen eingesetzt:

- Tumorschmerz speziell bei Knochenmetastasen
- Hirnmetastasen
- Verlegung von Hohlorganen


Tumorschmerz bei Knochenmetastasen

Der Schmerz hat eine ganz besondere Bedeutung für die Krebspatienten. Mehrere Untersuchungen haben ergeben, daß die Patienten sich mehr vor Schmerzen als vor dem Fortschreiten der Krankheit fürchten. 60 - 90% der Tumorpatienten erleben mittelschwere bis schwere Schmerzzustände, welche häufig medikamentös nur schwer zu beherrschen sind. Speziell bei Knochenmetastasen kommt es zur Schmerzentstehung durch Stimulation von endostalen Nervenendigungen über die lokale Freisetzung von Prostaglandinen, durch Reizung des Periosts, durch Frakturen sowie durch direkte Invasion der umgebenden Nerven durch das Tumorwachstum. Knochenmetastasen treten bei bis zu 30% der Patienten mit soliden Tumoren auf, wobei das Mamma-, Bronchial- und Prostatakarzinom dominieren. Nahezu 50% der Knochenmetastasen sind in der Wirbelsäule lokalisiert, wobei hier als zusätzliche Komplikation die Kompression der Rückenmarkes bzw. von Nervenwurzeln droht.

Die Indikation für eine Bestrahlung bei ossär metastasiertem Tumorleiden ergibt sich im Wesentlichen bei schmerzhaften Knochenmetastasen und bei einer Frakturgefährdung. Die Bestrahlung kann meist ambulant durchgeführt werden und dauert 2 - 4 Wochen. Die Gesamtdosis liegt je nach Lokalisation und Ausdehnung bei 30 - 40 Gy bei täglichen Einzeldosen von 2 - 3 Gy.

Der palliative Effekt einer Bestrahlung bei Knochenmetastasen ist unbestritten, so daß diese Indikation 10 % der täglichen Bestrahlungen einer durchschnittlichen radioonkologischen Abteilung ausmacht. Nahezu 90% der bestrahlten Patienten zeigen eine objektivierbare Schmerzreduktion und knapp die Hälfte der Patienten eine komplette Schmerzremission. Die Schmerzreduktion tritt bei 60% der Patienten schon innerhalb einer Woche ein. Metastasen von Mamma- und Prostatakarzinom sprechen etwas besser an als die des Bronchialkarzinoms. Diese Besserung der Symptomatik hält bei 50 - 70% der Patienten dauerhaft bis zum Ableben der Patienten an. Obwohl Knochenmetastasen und ihre Komplikationen nur in seltenen Fällen zum Todes des Patienten führen, ist die Lebenserwartung der Patienten limitiert und liegt für Tumoren der Brust im Mittel bei 12 - 18 Monaten, der Prostata bei 8 - 10 Monaten und der Lunge bei 3 - 4 Monate. Ca. 2 - 3 Monate nach Bestrahlung kann röntgenologisch eine Rekalzifizierung der bestrahlten metastatisch befallenen Knochenabschnitte beobachtet werden, so daß hier oft eine Restabiliserung vormals frakturgefährdeter Knochen eintritt.
Unterstützend zur Bestrahlung können Bisphosphonate eingesetzt werden. Im gesunden Skelett spielt sich ein konstanter Auf- und Abbau des Knochens ab. Ca. 10% der Knochensubstanz wird im gesunden Skelett pro Jahr umgesetzt. Die Hauptfunktion der Bisphosphonate liegt in der Reduktion der Knochenresorption durch Osteoklastenaktivität. Dieser Abbau von Knochenbestandteilen führt zur Freisetzung von Zytokinen, die wiederum einerseits Schmerzen auslösen und andererseits als Wachstumsfaktoren für bestimmte Tumorzellen dienen. Obwohl also die Bisphosphonate nicht ursächlich in die tumorbedingte Knochendestruktion eingreifen sind sie ein wertvoller Bestandteil der Therapie von Patienten mit Knochenmetastasen.

Hirnmetastasen

Zerebrale Metastasen sind der häufigste Hirntumor beim Erwachsenen. Man rechnet mit 35.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland. Am häufigsten finden man sie bei Tumoren der Lunge und der Brust, sowie beim malignen Melanom. Selten finden sich Hirnmetastasen bei Sarkomen und Tumoren des GU-Traktes. Bei einem medianen Überleben nach Diagnosestellung von 4 Monaten stellt sich häufig die Frage nach einem therapeutischen Nihilismus, der jedoch eigentlich nicht gerechtfertigt ist.

Eine alleinig symptomatische Therapie mit der Gabe von Steroiden erzielt lediglich eine mediane Überlebenszeit von 2 Monaten. Eine perkutane Ganzhirnbestrahlung von 2 - 4 Wochen Dauer erhöht die Überlebenszeit bei Patienten mit gutem Karnofsky Index, d.h. Allgemeinzustand, auf 8 - 12 Monate. Hierbei kommt der Kontrolle der extrazerebralen Tumormanifestationen eine ganz besondere Bedeutung zu. In der Patientengruppe mit gutem Allgemeinzustand, kontrolliertem extrazerebralen Tumor und normalem Hämoglobinspiegel findet man typischerweise 30% Langzeitüberlebende, die dann im Mittel 15 - 18 Monate überleben.

Bei Patienten mit 1 - 3 Metastasen kann das moderne Verfahren der Radiochirurgie erfolgreich eingesetzt werden. Grundlage hierfür ist eine gute Kopffixierung über ein individuelles Maskensystem sowie die dreidimensionale Bestrahlungsplanung basierend auf der Computer- oder Magnetresonanztomographie. Hierbei wird dann punktgenau eine einzelne, relativ hohe Bestrahlungsdosis innerhalb einer Stunde appliziert. Der Patient muß lediglich eine Nacht stationär nachbeobachtet werden. Durch den steilen Dosisabfall außerhalb des Zielvolumens kann das umliegnde Hirngewebe optimal geschont werden und es kommt nicht zum subjektiv die Patienten belastenden Haarausfall.



Ulrich

  • Gast
Therapien bei Hirnmetastasen
« Antwort #1 am: 31. Juli 2003, 18:30:49 »
Hier mal ein erster Anfang. Ein Artikel, der über medline recherchiert wurde. Wer selbst weitersuchen möchte, der startet hier.

J Clin Oncol. 2003 Jun 15;21(12):2364-71.

RSR13 Plus Cranial Radiation Therapy in Patients With Brain Metastases: Comparison With the Radiation Therapy Oncology Group Recursive Partitioning Analysis Brain Metastases Database.

Shaw E, Scott C, Suh J, Kadish S, Stea B, Hackman J, Pearlman A, Murray K, Gaspar L, Mehta M, Curran W, Gerber M.
Department of Radiation Oncology, Wake Forest University (WFU) School of Medicine and the Comprehensive Cancer Center of WFU at the WFU Baptist Medical Center, Medical Center Blvd, Winston-Salem, NC 27157-1030;

PURPOSE:
This phase II, open-label, multicenter study assessed the efficacy and safety of the potential radiation enhancer RSR13 plus cranial radiation therapy (RT) in patients with brain metastases. The primary end point was patient survival in comparison with the Radiation Therapy Oncology Group Recursive Partitioning Analysis Brain Metastases Database (RTOG RPA BMD).

PATIENTS AND METHODS:
Eligibility criteria were age >/= 18 years, Karnofsky performance score >/= 70, and brain metastases with solid tumor histology. Patients received cranial RT, 30 Gy in 10 fractions of 3 Gy each, preceded by RSR13, 50 to 100 mg/kg intravenously over 30 minutes. Univariate and multivariate comparisons of survival and cause of death were made between class II study patients and RTOG BMD patients.

RESULTS:
Fifty-seven RPA class II patients were enrolled. With a minimum follow-up of 24 months, the median survival time and 1- and 2-year survival rates were 6.4 months, 23%, and 11% for the RSR13-treated patients compared with 4.1 months, 15%, and 3% for the RTOG BMD patients (P =.0174). In an exact-matched case analysis (n = 38), median survival time for RSR13 patients was 7.3 months versus 3.4 months for the RTOG BMD patients (P =.006). There was a 54% reduction in the risk of death for RSR13 patients (P =.0267). RSR13-related adverse events of greater than or equal to grade 3 toxicity that occurred in more than one patient included hypoxia, headache, anemia, fatigue, hypertension, and intracranial hypertension.

CONCLUSION:
RSR13 plus cranial RT resulted in a significant improvement in survival, as well as a reduction in death due to brain metastases, compared with class II patients in the RTOG BMD.

Ulrich

  • Gast
Re:Therapien bei Hirnmetastasen
« Antwort #2 am: 24. September 2003, 12:52:11 »
« Letzte Änderung: 13. Juni 2010, 11:39:26 von Bluebird »

 



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