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Autor Thema: Was sind Lymphome?  (Gelesen 52413 mal)

Offline Mike

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Was sind Lymphome?
« am: 20. August 2002, 09:02:53 »
Lymphome
(Quelle: Medicine-Worldwide)

Allgemeines - Häufigkeit
Unter den Tumoren des Gehirns sind Lymphome vergleichsweise selten. Nur etwa ein bis drei Prozent aller Hirntumoren sind Lymphome. Man kann bei Lymphomen zwischen primären, also aus lymphatischen Zellen des Gehirns entstandenen Tumoren und Lymphomen, die aus der Entartung von lymphatischem Gewebe außerhalb des Gehirns entstanden sind, unterscheiden.

Erstmalig auftretende primäre Lymphome des Gehirns sind seltener als die sekundären Manifestationen. Bei einer Störung der Immunabwehr des Körpers steigt das Risiko an einem primären Lymphom des Gehirns zu erkranken. Zu den Gefährdeten zählen besonders Organtransplantatierte, Patienten mit einer HIV- Infektion im weit fortgeschrittenen Erkrankungsstadium oder Patienten mit einer angeborenen Störung des Immunsystems. Etwa drei Prozent der an AIDS Erkrankten entwickeln ein Lymphom des Gehirns als Komplikation. Die Wahrscheinlichkeit an einem Lymphom zu erkranken steigt mit der Dauer der Grunderkrankung, wie HIV- Infektion usw., an.

Bei Patienten, die an einem Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) erkrankt sind, findet man in 10-15% der Fälle eine Beteiligung des zentralen Nervensystems. Bei Studien an verstorbenen Erkrankten ergab sich sogar bei 20-34 % eine Beteiligung des Gehirns. Isolierte Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) im Gehirn sind dagegen ausgesprochen selten. Sie stellen nur 0,2 - 2% der NHL dar. Die Erkrankung tritt bevorzugt in der 6. und 7. Lebensdekade auf und wird bei Männern häufiger beobachtet.

Gemäß einer amerikanischen Langzeitstudie scheint die Zahl der Lymphomerkrankungen auch anzusteigen, wenn man die Gruppe der immunsupprimierten Patienten außer Acht lässt. So gab es 1973 etwa 2,3 Fälle auf 10 Millionen Einwohner. Die Rate stieg bis 1982 auf 7,5 Erkrankungen pro 10 Millionen Einwohner an. Welche Einflussgrößen diesen Anstieg an Neuerkrankungen verursachen, ist nicht bekannt.

Tumorentstehung
Die genauen Ursachen dieser Tumorerkrankung sind nicht bekannt. Eine Störung des Immunsystems erhöht jedoch das Erkrankungsrisiko. Allerdings erkranken auch ansonsten klinisch "gesunde" Patienten. Lymphome entstehen in der Regel in den sogenannten lymphatischen Organen. Dazu zählen die Leber, die Milz, die Lymphknoten oder die Schleimhäute des Darms und des Magens. Von dort ausgehend können sich die Lymphome im Gehirn absiedeln.

Aber auch im Gehirn können Lymphome entstehen, obwohl das Gehirn nicht zu den lymphatischen Geweben gehört. In diesem Falle entarten lymphatische Zellen, die sich auch unter normalen Umständen im Gehirn befinden.

Krankheitssymptome und Krankheitsverlauf
Wie bei allen anderen Tumoren des Gehirns sind die Symptome eines zentralen Lymphoms von seiner Größe und Lage abhängig und deshalb entsprechend vielfältig. Der Bogen spannt sich von Konzentrations- und Leistungsschwäche bis hin zu epileptischen Anfällen.

Diagnostik
Die Anwendung von Schnittbildverfahren ist im Rahmen der Diagnostik so wie bei allen Hirntumoren besonders wichtig. Dem MRT ist, wenn möglich, der Vorzug vor dem CT zu geben. Bei beiden Verfahren kann eine zentrale Raumforderung gegebenenfalls mit einem Ödemhof gefunden werden. Nach der Kontrastmittelgabe reichern die betroffenen Regionen das Kontrastmittel deutlich an. Alle möglichen Diagnoseverfahren sind in der Rubrik Allgemeines hier klicken sehr ausführlich dargestellt. Im Gegensatz zu anderen Tumoren kann aber mit keinem Schnittbildverfahren die "Diagnose" Lymphom" sicher gestellt werden. Dies liegt an der Vielgestaltigkeit seiner Erscheinung. Zur Sicherung der Diagnose ist daher eine zusätzliche histologische Gewebeuntersuchung erforderlich. Die Gewebeprobe kann sowohl stereotaktisch, als auch seltener, mit Hilfe einer offenen Operation gewonnen werden. Zur Vorbereitung eines solchen diagnostischen Eingriffs werden ebenfalls Schnittbilder benötigt. Da bei Raumforderungen im Gehirn meist eine antiödematöse Behandlung mit Kortison erforderlich ist und Lymphome sich unter dieser Therapie verkleinern, kann ein entsprechender Verlauf als indirektes Lymphomzeichen gewertet werden.

Da primäre Lymphome des Gehirns selten sind, muss eine Manifestation an einer anderen Stelle des Körpers sicher ausgeschlossen werden. Dazu ist eine Untersuchung des ganzen Körpers erforderlich, die mit dem CT durchgeführt wird. CT-Untersuchungen des Brust- und des Bauchraumes mit Kontrastmittel sind jeweils erforderlich. Durch Zuhilfenahme aller Diagnosen können die Ausbreitung und das Stadium der Erkrankung (Staging ) gut bestimmt werden.

Therapie
Bei isoliertem Befall des Gehirns wird eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie durchgeführt. Dazu wird das Chemotherapeutikum über eine Vene verabreicht und außerdem eine fraktionierte Bestrahlung durchgeführt. Zur Vermeidung einer Tumorausbreitung über den Liquor wird ein weiteres Medikament verabreicht. Das Chemotherapeutikum Methotrexat wird nach einer Punktion des Spinalkanals direkt in den Liquor hinein verabreicht. Dieses intensive Behandlungsverfahren ist wegen der möglichen, aber unvermeidlichen Nebenwirkungen für den Patienten sehr belastend. Es kann daher nicht allen Patienten zugemutet werden.

Die Bestrahlung erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa vier bis fünf Wochen. Die Gesamtdosis der Strahlung beträgt für das gesamte Gehirn 40 Gy (Gray). Durch eine Aufsättigung im Tumorareal wird dort eine Gesamtdosis von 50 Gy erreicht. Der Spinalkanal (Rückenmark) wird mit einer Gesamtdosis von 24 Gy behandelt, sofern sich bei der Liquorpunktion dort keine Lymphomzellen nachweisen lassen. Andernfalls wird für den Spinalkanal eine Bestrahlung mit einer Gesamtdosis von 30-36 Gy vorgenommen. Die Strahlendosis pro Behandlungssitzung beträgt 1,8 bis 2,0 Gy.

Prognose
Die Strahlensensibilität der Lymphome ist ausgezeichnet. Auf eine Ganzhirnbestrahlung sprechen 90-97% der Lymphome sehr gut an. Die mittlere Überlebenszeit beträgt dann 10 bis 20 Monate. Kann dem Patienten allerdings eine intensive kombinierte Strahlen- und Chemotherapie zugemutet werden, lassen sich weitaus bessere Langzeitergebnisse erzielen. In diesen Fällen wird sogar eine 3 Jahresüberlebensrate von 70% erreicht.
« Letzte Änderung: 20. August 2002, 11:27:48 von Mike »
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Ulrich

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LINKS: Lymphom
« Antwort #1 am: 30. Oktober 2002, 18:52:59 »
Jede(r) neue Leser(in) sollte sich im klaren sein, dass nicht alles, was im Netz an Gesundheits-Informationen angeboten wird, auch seriös ist. Lesen Sie also auch einmal über die Verlässlichkeit von Gesundheitsinformationen im Internet. An dieser Stelle sind Hirntumor-Basis-Informationen aufgeführt. Auch diese Links könnten nützlich sein. Was jeder Hirntumor-Patient tun sollte ist eine Zusammenstellung von Anregungen, an die man möglicherweise im Akutfall nicht sofort von alleine denkt.



Lymphom bei Wikipedia


MRT-Bild cerebrales Lymphom


http://www.dgn.org/images/stories/dgn/leitlinien/LL2008/ll08kap_084.pdf
Das ist eine hochinteressante Seite der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Das lohnt sich wirklich zu lesen.
Auch hier: http://www.dgn.org/images/stories/dgn/leitlinien/LL2008/ce76.pdf


Vielleicht finden Sie auch interessante Informationen bei den privaten homepages?


Aktualisierung am 5.4.09 durch KN. Fehlerhafte Links entfernt. Mühsam nach Alternativen gesucht.
« Letzte Änderung: 05. April 2009, 10:21:36 von KarlNapf »

Ulrich

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Re: LINKS: Lymphom
« Antwort #2 am: 28. Oktober 2008, 13:48:14 »
Primary lymphoma of the central nervous system: epidemiology, pathology and current approaches to diagnosis, prognosis and treatment

Authors: James Rubenstein;  Andrs J. M. Ferreri; Stefania Pittaluga

Zitat:

Abstract
An overview of the current approaches to the management of patients with primary central nervous system lymphoma (PCNSL) is provided. Although accumulating evidence demonstrates that PCNSL is a curable type of brain tumor, in many cases establishing the diagnosis and overcoming chemotherapeutic resistance remain significant obstacles. The issue of treatment-related neurotoxicity is also a central consideration in treatment planning. The introduction of highly active antiretroviral therapy has had a major impact on this disease in that the incidence of AIDS-related central nervous system lymphoma, once highly prevalent in the 1980s and 1990s, has now virtually disappeared. However, the problem of diagnostic delays secondary to steroid effects, radiation-induced neurotoxicity and methotrexate resistance represent unique and important problems in this disease. The use of anti-CD20 antibody in this disease represents the first application of biologically based targeted therapies for PCNSL; however, the overall impact of this modality in brain lymphoma awaits further evaluation in ongoing studies The application of proteomic as well as gene expression technologies is yielding insights into PCNSL pathogenesis, in particular specific oncogenic pathways, which may be exploited to develop new therapies.

Offline KarlNapf

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Re: Was sind Lymphome?
« Antwort #3 am: 03. April 2009, 09:51:00 »
Wenn jemand Informationen sucht zum Thema Diffus Großzelliges B-Zell Lymphom, dann findet er/sie in der Hirntumor-Mailingliste mit Datum vom 2. April 2009 23:42:19 MESZ einen informativen Beitrag dazu. Wer noch nicht Mitglied ist, kann sich ja dort anmelden und ins Archiv gehen.

Es werden drei Protokolle erwähnt (Zitat): Momentan gibt es drei Protokolle zur Behandlung von Lymphomen des ZNS, das Bonner, das Freiburger (II) sowie das der Charite Berlin. Desweiteren findet bei den meisten Lymphomen der spezielle Antikörper Rituximap Anwendung.

(Meinem "Gefühl" nach müßte es aber wahrscheinlich Rituximab heissen. Endsilbe -mab = monoclonal antibody)
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Offline KarlNapf

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Re:Was sind Lymphome?
« Antwort #4 am: 11. Mai 2011, 18:20:06 »
Dum spiro, spero = So lange ich atme, hoffe ich. (Cicero, ad Atticum 9,11)

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