HirnTumor-Forum

Autor Thema: Beziehungsproblem (von wolken, Betr.)  (Gelesen 10235 mal)

wolken

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Beziehungsproblem (von wolken, Betr.)
« am: 24. August 2012, 12:51:10 »
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« Letzte Änderung: 11. Juni 2013, 23:05:03 von wolken »

Offline Bea

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Re:Beziehungsproblem (von wolken, Betr.)
« Antwort #1 am: 24. August 2012, 13:16:38 »
Hallo Wolken,

es ist, und das kann man hier auch unter "Persönlichkeitsveränderung" nachlesen nicht so, dass trotz der Krankheit jeder in einer glücklichen und intakten Beziehung lebt. Das wäre wohl in Anbetracht der Krankheit (mit all dem was du schon so richtig beschrieben hast) "zu schön".

Trennen kann man wohl Krankheit und Beziehung so wenig wie Probleme mit den Kindern und die eigene Paarsituation.

Aus Erfahrung kann ich dir nur raten; mach für dich in deinem Kopf mal ein wenig Pause von der Krankheit. An Tagen wo es dir wirklich einigermaßen gut geht musst du nicht darüber sprechen. Und du kannst auch bewußt deine Frau als deine Frau sehen. Sag ihr das ruhig. Sag ihr, dass du mit ihr zusammen sein willst weil du sie liebst - und ausschließlich deshalb.

Vielleicht ist es auch ein Weg, wenn du dir deine eigenen Aktivitäten suchst, und sie sich ihre. Ihr könnt euch darüber austauschen und jeder kann von sich erzählen.
Nehmt euch Zeit für euch alleine. Aber macht es langsam.

Bei mir ist es genau umgekehrt, da bin ich die "Kranke" und empfindlich. Manchmal hat man auch selbst das Gefühl man würde auf seine Defizite reduziert. Dann muss ich für mich mal wieder irgendetwas machen um mich selbst als eigenständige Person zu sehen.

Ich wünsche euch von ganzem Herzen dass ihr es schafft. Euretwegen und weil ihr es so wollt.

LG,
Bea
P.S. Vielleicht stellst du mal ein schönes Bild von euch beiden ins Wohnzimmer und ein Blümchen aus dem Garten dazu. Wir Frauen mögen auch Kleinigkeiten die uns daran erinnern wie wichtig wir für euch sind. Auch das hat nichts mit Krankheiten zu tun  ;)

Offline Mr.Cool

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Re:Beziehungsproblem (von wolken, Betr.)
« Antwort #2 am: 24. August 2012, 15:14:47 »
Meine Frau kennt das Procedere: Wenn ich nicht mehr in der Lage bin ein selbständiges, eigenbestimmtes Leben zu führen ist dieses nicht mehr Lebenswert.

Da schreitet man dann ein ohne zur Last zu fallen.

Natürlich sind auch jetzt Belastungen da, so darf ich ja nunmal nicht Auto fahren und damit müssen wir gemeinsam einkaufen und ähnliches aber das hält sich doch in Grenzen.

Ich weiss das klingt nun wieder hart, aber wer hätte je behauptet Leben sei ein Streichelzoo?

Ich halte es für wichtig mit dem Partner/der Partnerin FRÜHZEITIG abzusprechen was man erwartet, wie weit man gedenkt zu gehen und welche Leistungen zu erbringen sind(und auch welche Gegenleistungen).
Natürlich muss man dann zum einen oder anderen auch ein nein akzeptieren nicht jeder Mensch ist zur Pflege geschaffen (andernfalls gäbs in der Jobklasse nicht so einen permanenten Notstand).
Betreutes Wohnen ala WG ist sicher eine Alternative.
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Offline uli

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Re:Beziehungsproblem (von wolken, Betr.)
« Antwort #3 am: 24. August 2012, 16:56:02 »
Nach 31 Jahren Ehe, davon waren 29 Jahre trotz vieler Probleme von Außen sehr glücklich, weil es immer unsere gemeinsamen Probleme waren, aber seit zwei Jahren ist die Beziehung oft schwierig.

Seit der Erkrankung im Sommer 2010 ist das "Wir" nicht mehr vorhanden. Mein Mann verläßt sich seit der Erkrankung 100 % auf mich. Manchmal kam mir auch schon der Gedanke, geh doch.

Ich habe dann mit einer eigenen Therapie angefangen und habe Abschied genommen von unserem alten Leben. Ich habe immer gewußt mein Mann liebt mich, ohne wenn und aber. Er steht voll hinter mir und unterstützt mich. Seit der Erkrankung kann er seine Gefühle nur sehr schlecht ausdrücken, lebt oft in seiner eigenen Welt und braucht sehr viel Unterstützung.

Der Gedanke ist mir auch schon oft durch den Kopf gegangen, welche Rolle spiele ich im Leben meines Mannes. Bin ich seine Frau, Geliebte, beste Freundin oder braucht er meine Versorgung ( Autofaherin, Organisation der sozialen Kontakte, Verwaltung des Geldes, medizinische Betreuung, usw.).

Inzwischen habe ich gelernt unser jetziges Leben zu akzeptieren, obwohl ich mich von viele Dinge in meinem Leben verabschieden mußte, keine exzotische Urlaubsländer, keine großen Menschenmengen, keine großen körperliche Belastung, regelmäßige Tagesabläufe, aufgrund mangelnder räumlichen Orientierung( zeitweise) / fast ständige Begleitung  ( durch mich oder Begleitperson) ,eigene Freizeit gleich Null, denn wenn ich von der Arbeit komme, möchte mein Mann meine Aufmerksamkeit.

Ich kann verstehen, dass deine Frau, ihr Leben genießen möchte, vielleicht gibt es ja die Möglichkeit einige Dinge ohne Sorge um Mann und Krankheit zuerleben, z.B. ein schöner Urlaub. Danach hätte sie eventuell auch wieder mehr Kraft für den Alltag.     

Offline Mr.Cool

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Re:Beziehungsproblem (von wolken, Betr.)
« Antwort #4 am: 24. August 2012, 18:32:21 »
Entschuldigung wenn das eventuell Treadübergreifend wird...
Aber was bitte habt Ihr denn alle für Wohnverhältnisse das Ihr es nur als schön und erholsam empfindet wenn ihr woanders seid?
Urlaub ist nur dann Urlaub wenn ich meine Haustüre hinter mir schliessen kann....und zwar von innen!

Andernfalls lebe ich das falsche Leben, ob nun mit oder ohne Krankheit gleich welcher Art wer seine heimat verlassen muss um sich wohl zu fühlen sollte Grundsätzlicha überdenken....
Leben sind von Natur aus endlich. ALLE!

Offline TinaF

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Re:Beziehungsproblem (von wolken, Betr.)
« Antwort #5 am: 24. August 2012, 19:14:23 »
Urlaub heißt für mich: Raus aus dem Alltag! Und das heißt wiederum, dass ich meine Tür hinter mir schließen muss, und zwar von außen! Ich hatte gerade vier Wochen Urlaub, davon war ich 1,5 Wochen weg und das waren die einzigen Tage, in denen ich mich richtig erholen konnte. An den anderen Tagen ging der Trott mit Haushalt etc. unverändert weiter. Urlaub auf Balkonien war nie meines und wird es wohl auch nie sein, denn ich will eben raus aus dem Alltagstrott, was Neues sehen, was Neues erleben. Und das hat auch nichts mit meiner Wohnsituation zu tun, die ist nämlich sehr gut.

Allerdings ist das kein Thema über das man meiner Meinung nach großartig diskutieren kann, der eine will in die Berge, der andere ans Meer, der nächste braucht es ganz exotisch, wieder ein anderer steht auf Städtereisen und dann gibt es halt noch die, die gern daheim bleiben. Und das ist auch alles in Ordnung. Ich bin früher kreuz und quer durch die Weltgeschichte gereist und ich möchte diese Zeit nicht missen, ich habe so viel Schönes und Interessantes erlebt und nebenbei eine ganze Menge gelernt. Und wenn Sohnemann größer ist, dann geht es auch wieder los und bis dahin ist auch ein Urlaub im tiefsten Oberbayern wunderschön ;D.

Was aber pflegende Angehörige angeht, so müssen die aus meiner Sicht tatsächlich mal weg, denn wie sollen sie sich denn daheim erholen, wenn gerade dort der Mensch ist, den sie wie auch immer versorgen müssen? Wie sollen sie Abstand gewinnen? Wie die nötige Kraft sammeln um weiterzumachen?

Und was die Beziehungen angeht, die durch eine schwere Krankheit nun mal eine mehr oder minder große Belastung aushalten müssen, so schadet eine "Auszeit" sicherlich nicht. Und so eine Auszeit setzt nun mal eine gewisse räumliche Trennung voraus. Ich kann mich ja schlecht daheim aufs Sofa setzen und zu meinem Partner sagen: "Liebling, bitte sprich mich nicht an, ich sitze zwar auf unserem gemeinsamen Sofa, habe jetzt aber eine Woche Urlaub und brauche diese Auszeit auch wirklich dringend. Tu doch einfach so, als wenn ich nicht da wäre!" Sorry, ich will das Thema ganz bestimmt nicht ins Lächerliche ziehen, aber dass man manchmal "einfach mal raus" muss, ist für mich absolut nachvollziehbar.

LG TinaF   
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Offline uli

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Re:Beziehungsproblem (von wolken, Betr.)
« Antwort #6 am: 24. August 2012, 20:41:34 »
Mein Haus und Garten ist top und ich fühle mich dort sehr wohl. Aber wie Tina schon geschrieben hat, wenn ich vom kranken Partner ne Pause brauche, sollte ich eine räumliche Trennung haben und auch den Alltagskram ( Wäsche, kochen, putzen, einkaufen,usw.) nicht an der Backe haben.

Aber ich gebe dir Recht, wenn man nur im Urlaub Entspannung findet, hat man ein Problem. Klar kann man viele kleine Urlaube über das Jahr verteilen, aber mir hilft auch eine Shiatsu-Behandlung, ein Kaffee mit der Freundin, ein Training mit meinen Hunden. Jeder muss für sich heraus finden, wo und wie er seine Akkus aufladen kann.

Aber trotzdem bleibt eine innere Anspannung seit Beginn der Krankheit, weil keiner sagen kann, wann geht es wie weiter und deshalb fühl ich mich manchmal wie auf einem Pulserfaß.       

Offline Bea

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Re:Beziehungsproblem (von wolken, Betr.)
« Antwort #7 am: 24. August 2012, 20:50:15 »
Nicht jeder schafft es zu Hause Urlaub zu machen. Diese Zeiten sind für mich leider auch vorbei.

Früher konnte ich hervorragend die Dinge liegen lassen, wenn ich urlaub hatte. Aber da gab es auch einen geregelten Tagesablauf inkl. Arbeitsstelle für mich und die Zeit mit den Kindern oder einfach in der Sonne sitzen und ein Buch lesen. Heute muss ich dafür raus.
Meine Wohnsituation hat sich nicht geändert - aber meine Lebenssituation. Und damit veränderte sich auch der Blick auf die Dinge und meine innere Ruhe.

Tina, ich gebe dir recht; man kann darüber weniger diskutieren. Aber es tut gut zu hören wie andere Menschen damit umgehen. Und auch hier lernt man aus deren Erfahrungen.

Ich für meinen Teil halte nichts davon von meinem Leben Abschied zu nehmen weil ich denken könnte ich falle jemandem zur Last. Das schließe ich für mich daraus, dass ich es auch für meinen Mann nicht wünschen würde.
Dieses Leben habe ich geschenkt bekommen und auch die Menschen um mich herum. Für meinen Mann habe ich mich bewußt entschieden. Wir haben geheiratet, da war ich schon über drei Jahre erkrankt. Und selbst in dieser Zeit gab es Situationen wo mein Mann mich brauchte.

Um auf den Punkt zu kommen; man sollte sich ggf. generell die Frage stellen ob man mit seinem Partner wirklich so unglücklich ist, dass man sich trennen will. Aber für sich.
Ich würde mir nicht die Frage stellen ob mein Partner nich trennen will, sondern ihm - wenn es mich betreffen würde.

Oft tut ein wenig Abstand gut. Und Abstand heißt für mich räumliche Trennung mit Ziel.
Bei uns helfen da schon Wochenenden. Das Gefühl den anderen zu vermissen, das hat auch was  ;)

LG,
Bea


 



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