Interessant in diesem Zusammenhang:
Viren gegen Krebs
von Christina Hohman, Eschborn
Viren haben keinen guten Ruf. Sie lösen verschiedene Krankheiten aus und viele tragen auch zur Krebsentstehung bei. Einige Virenarten könnten in Zukunft aber als Therapie gegen Krebs eingesetzt werden: So genannte onkolytische Viren greifen gezielt Tumorzellen an.
Krebszellen bevorzugt
Diese Onkospezifität ist zum Teil spontan bei Wildtyp-Viren vorhanden, so zum Beispiel bei einigen Paroviren, Paramyxoviren, Rhabdoviren oder Reoviren. Aber auch Viren ohne intrinsische Onkospezifität können durch genetische Veränderungen gezielt gegen Tumorzellen eingesetzt werden. Hierzu zählen einige Adeno-, Herpes- oder Picornaviren.
»Viren gegen Krebs einzusetzen ist keine Träumerei«, sagte Rommeleare. Es laufen bereits etwa 20 klinische Studien mit onkolytischen Viren. Eine Adenovirus-Chimäre (Onyx-015) in der Therapie gegen Kopf/Hals-Krebs befindet sich bereits in Phase 2/3. Dem Schnupfenerreger fehlt ein Protein, das das Tumor-Suppressor-Gen p53, den Wächter des Zellzyklus, inaktiviert. Das veränderte Virus kann sich in Tumorzellen ohne p53 vermehren und die Zellen zerstören, aber nicht in Zellen, die das p53-Protein besitzen.
Die ersten Zieltumoren von onkolytischen Viren in klinischen Studien sind neben den Kopf/Hals-Tumoren unter anderem auch Gliome und das Pankreaskarzinom. »Alles Tumore, die nicht mit Standardtherapien zu behandeln sind«, sagte Rommelaere.
ff.
Natürliche Onkospezifität
Manche Viren besitzen bereits von sich aus eine Onkospezifität. So zum Beispiel Paroviren, an denen die Arbeitsgruppe von Rommelaere forscht. Die mit nur 25 nm Durchmesser zu den kleinsten zählenden Viren mögen das Milieu in Tumorzellen. Denn Krebszellen exprimieren bestimmte Faktoren, die die Viren zur Replikation benötigen und die andere Körperzellen nicht produzieren. Daher befallen die lytischen Viren bevorzugt Krebszellen. In verschiedenen Tiermodellen hat Rommelaere die therapeutische Wirkung der Paroviren schon untersucht. Bei Ratten verschwanden nach der Behandlung der Tiere mit dem Parovirus H1 die Hirntumoren. Die Ratten wurden gesund und hatten sogar einen langfristigen Schutz vor Rezidiven. »Selbst neu implantierte Tumore konnten sich nicht halten«, berichtete der Mediziner. Gute Ergebnisse hätten auch modifizierte Herpesviren in der Behandlung von Gliomen in klinischen Studien geliefert.
Solche Erfolge wünsche man sich auch bei Menschen, doch die Ergebnisse aus den Tierversuchen seien nicht so einfach zu übertragen, sagte Rommelaere. Jetzt entwickeln die Heidelberger Forscher neue Tiermodelle für Krebsarten mit schlechter Prognose bei Menschen.
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