Hallo!
Gestern fiel es mir zum ersten Mal auf - nach dem Duschen war der ganze Abfluß voll mit Haaren. Hatte ich dann aber wieder vergessen. Heute wieder das gleiche - alles voll mit Haaren. Seitdem fahre ich mir ständig mit den Fingern durch die Haare. Jedes mal sind um die 10 Haare draußen. Ich schiebe das jetzt mal aufs Temodal.
Bevor ich mit der Chemo begonnen habe, war es mir egal, was mit meinen Haaren passiert. Da konnte ich noch großkotzig sagen, die sie dann schon wieder nachwachsen werden. In meiner Vorstellung fand ich es nicht schlimm, keine Haare mehr zu haben. Heute nun könnte ich nur noch heulen, es ist so schlimm. Egal, wie ich dann damit herumlaufe - ob eben mit Glatze oder einem Tuch - jeder wird nun erkennen können, wie es um mich bestellt ist. Ich bin zwar bisher locker damit umgegangen, dennoch möchte ich gar nicht, dass dann jeder weiß, was ich habe. Ich fühle mich damit so verletzlich und nackt, so ungeschützt. Jeder wird mir dann mit Mitleid begegnen und das kann ich nicht gebrauchen, habe ich ja so schon genug Zweifel, ob alles gutgehen wird. Wenn einen dann noch die Menschen verrückt machen, werde ich wahnsinnig. Es reicht schon, dass mein Vater mir oft mit seinem Mitleid kommt. Er hat meine krebskranke Mutter bis zu ihrem Tod gepflegt, nun befürchtet er das gleiche bei mir.
Gut, dass wenigstens gleich die Kids aus der Schule kommen, dann werde ich hoffentlich etwas abgelenkt.
Seid lieb gegrüßt
Lucie