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Palliativstation oder zuhause? Ich hätt meine Mutter sogern zuhause!

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sternenstaub:
Ich muss mir mal echt was von der Seele schreiben! Das Ganze belastet mich so sehr!!!!!! ES WIRD WAHRSCHEINLICH ETWAS LÄNGER - SORRY!
Meine Mutter liegt seit 2 Wochen auf der Palliativstation  - Glioblastom im Endstadium - wo sie liebevoll gepflegt wird.

Sie ist direkt von einem allgem. Krankenhaus dorthin gekommen, vorher war sie zuhause - gepflegt von einer 24 Std. Pflegerin, vom Ehemann, von mir und die Krankenschwester die auch zusätzlich 3 x wöchentlich kam und den Wundverband (Dekubitus!!) wechselte, meinte, sie muss jetzt ins Krankenhaus! (Wir hatten eine Dekomp.Matratze, aber sie wurde in der Nacht zuwenig gedreht, unser Fehler!!!)

Von dort kam sie direkt auf die Palliativstation, da mein Vater und die Pflegekraft mit dieser Wunde total überfordert waren und wenn sie in der Nacht Schmerzen bekam, war es oft nicht so einfach, dass ein Arzt kam.

Sie hat jetzt 14 Tage geschlafen (das hat schon im allgem. Krankenhaus angefangen) und hat auf nichts reagiert und nie die Augen aufgemacht, ich bin immer nach der Arbeit sofort zu ihr gefahren und stundenlang bei ihr gesessen.

Plötzlich am Wochenende, ich cremte ihr gerade das Gesicht ein und hab sie massiert, öffnet sie das rechte Auge und bewegte den Mund. Leider kann sie schon lange nicht mehr sprechen. Ich weiß auch nicht mehr, wieviel sie noch sieht, vermutlich nur Schatten. Die Sehprobleme fingen schon vor 1/2 Jahr an.....

Was mir so zu schaffen macht, ist: Ich hätte sie einfach lieber wieder zuhause. Sie hatte viel mehr Besuch, die Nachbarn kamen einfach mal vorbei und viele liebe Bekannte. Seit sie auf der Palliativstation ist (30km entfernt...!) bekommt sie nur mehr wenig Besuch! Doch mein Vater will das nicht mehr, er war nachts immer an ihrer Seite und konnte deswegen nicht schlafen bzw. er war immer irgendwie überfordert.

Was mich da so martert: ich denke mir, sie ist dort jetzt ziemlich viel allein und das macht mich ganz krank - ich hab auch zur Zeit eine Lungenentzündung und kann daher nicht zu ihr fahren! Auch meine Schwester ist krank und meine Brüder machen einfach andere Sachen, die können anscheinend mit dieser Situation nicht umgehen oder haben einfach keine Zeit für ihre Mutter! Mein Vater ist auch nur mehr 2 Std. an ihrer Seite.

Ich habe das Gefühl, ich lebe in einer Familie, wo sehr viele Egoisten sind!!!

Sie sieht immer sehr friedlich aus, wenn wir kommen, doch irgendwo in meinem Innersten weiß ich, sie wäre lieber zuhause! Das macht mir echte Schuldgefühle.....obwohl ich weiß, wenn sie Schmerzen bekommt, wird dort sofort reagiert und das ist wohl das Wichtigste oder NICHT???

Ich weiß, ich habe bereits sehr viel getan für meine Mutter, aber für mich ist das Selbstverständlich. Am liebsten würde ich Sie zu mir nachhause holen, aber ich muss ja arbeiten gehen...... Sind das nur Ausreden oder soll man seinen Herzen folgen.

Bitte schreibt mir Eure Meinungen, viele Menschen, die nicht mit dieser Krankheit konfrontiert sind, können sich das nicht vorstellen. Als Angehöriger, dieses Leid der geliebten Mutter, mitansehen zu müssen und nicht helfen zu können, ist wohl das Allerschwerste, was ich je erlebt habe.

Leider wurde der Beitrag etwas länger, es liegt mir so sehr am Herzen.
Danke...
Sternenstaub :-\

Lucie:
Hallo Sternenstaub,

als jemand, der sowohl die Oma als auch die Mutter durch Krebs verloren hat, habe ich viel erlebt. Aus diesem Wissen heraus kann ich dir nur einen Rat geben - hol deine Mutter nicht nach Hause. Dort, wo sie ist, wird sie gut versorgt. Du hast selbst erkannt, dass die Familie sie nicht besucht. Was wäre denn anders, wenn sie zuhause wäre? Wahrscheinlich wäre es dann so, dass dein Vater und du die Pflege bis zur völligen Erschöpfung übernehmt. Das kann so aber nicht lange funktionieren. Und dann? Soll sie dann wieder ins KH? Solch ein Hin und Her ist für die Betroffenen auch nicht einfach. Dass ihr sie liebt, auch wenn ihr sie nicht zuhause pflegen könnt, wird sie dennoch wissen. So schlimm es ist - manchmal ist es eben nicht anders machbar, als im KH zu sterben. Und bitte mach dir keine Vorwürfe, du gibst ja schon soviel du kannst. Vergiss dabei nicht, auf dich selbst zu achten.

LG
Lucie

sternenstaub:
Hallo Lucie!
Vielen Dank für deine rasche Antwort! Es tut mir sehr sehr leid, dass du deine Oma und Mutter verloren hast  :'(

Da meine Mutter keine Magensonde bekam ist sie bereits sehr schwach und ich dachte mir, sie kann auch zuhause sein.

Du hattest Recht mit der Überforderung! Meine Mutter macht jetzt einen so friedlichen Eindruck, die Schwester sagte mir heute telefonisch, dass sie jetzt Vertrauen zu Ihnen fasst. Sie bekommt auch Eislutscher und Kaffee in kleinsten Dosen, den hat sie immer gerne getrunken.

Ich muss wahrscheinlich an meinen Gedanken arbeiten, dass zuhause nicht immer der beste Ort ist.......

Ich habe für mich beschlossen, dass ich "nachher" noch sehr viel Zeit habe, um mich um mich selbst zu kümmern.
Das einzig Gute an dieser furchtbaren Krankheit ist die Erkenntnis, dass man das Leben mit ganz anderen Augen sieht. Jeder Tag ist so wertvoll im Leben! Das war mir vorher nie so klar. Also ich möchte danach einiges in meinem Leben ändern!

Ich danke dir und wünsch dir alles, alles Gute
Sternenstaub

Bluebird:
Hallo Sternenstaub,

so, wie Du die Situation schilderst, ist sie tatsächlich auf der Palliativstatio gut aufgehoben. Man könnte natürlich überlegen, sie in ein Hospiz zu verlegen, wo sie nicht nur medizinisch, sondern auch seelsorgerisch betreut wird. Ich weiss aber nicht, ob kurzfristig ein Platz zu bekommen ist.
Daheim wäre es möglich, einen ambulanten Hospizdienst zu beauftragen. Wenn Familienangehörige allerdings selbst krank sind, läge sie die meiste Zeit wohl allein in ihrem Bett.
Ich glaube, die Entscheidung sie dort zu belassen, ist richtig. Rede mit ihr, beziehe sie weiter in die Familienereignisse ein...sicher spürt sie zumindest die Nähe von geliebten Menschen.

LG
Bluebird

Bea:
Hallo Sternenstaub,

es ist eine sehr schwere und schmerzhafte Zeit.
Es gibt evtl. die Möglichkeit dass ihr Besuche organisiert. So ist über den Tag verteilt immer mal jemand bei ihr.

In vielen Fällen gibt es auch die Möglichkeit dass Ordensschwestern oder ehrenamtliche Mitarbeiter eines Besuchsdienstes vorbei schauen. Etwas erzählen, vorlesen oder einfach nur da sind. Wenn sie es wünscht.

So schmerzhaft es ist; manchmal mag der kranke Mensch auch für sich sein.

Nicht da zu sein heißt nicht zu vergessen. Wenn du gerade mit einer Lungenentzündung kämpst, dann hast du gar keine andere Wahl.

Gibt es in der Nähe einen amb. Hospizdienst der evtl. sogar mit dem Krankenhaus zusammen arbeitet? Manchmal hat auch ein "Zivi" oder jemand der ein soziales Jahr/Praktikum macht Zeit.
Oft muss man danach fragen. Von alleine bietet man es vor Ort kaum an.

Herzliche Grüße und ganz viel Kraft,
Bea

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