HirnTumor-Forum

Autor Thema: Erfolge durch ketogene Diät  (Gelesen 103853 mal)

Johanna Teig

  • Gast
Erfolge durch ketogene Diät
« am: 12. Oktober 2003, 19:04:06 »
Ich habe zwei interessante Artikel gefunden über die Auswirkungen einer mäßigen Kalorienreduktion (also kein Hungern) auf Gehirntumore.

Es geht hier um eine spezielle ketogenische Diät, die wohl schon seit längerem zur Kontrolle von epileptischen Anfällen angewandt wird (siehe www.pubmed.com und suche nach Stichworten "ketogenic diet epilepsy" ).

In diesen Thread werde ich auch noch weitere Artikel stellen, die sich mit der Auswirkung der Gesamtkalorienzufuhr auf Gliome befassen, im Unterschied zu anderen Artikeln, die sich mit einzelnen Nahrungsmitteln befassen.

Originalartikel unten, hier meine Übersetzung (ohne Garantie auf Korrektheit):

Auswirkungen einer ketogenischen Diät auf den Tumorstoffwechsel und die Ernährungslage bei pädiatrischen Krebspatienten: Zwei Fallberichte.

Ziel: Durch Ernährung Ketose (Anm. d.Ü.: Stoffwechselumstellung auf andere chemische Wege der Energiegewinnung, ähnlich wie bei einer Fastenkur) bei pädiatrischen Krebspatienten hervorzurufen, um festzustellen, ob der ketogenische Zustand bei bestimmten Tumoren die Glukosezufuhr reduziert und dabei möglicherweise den Tumorstoffwechsel stört, ohne unerwünschte Nebeneffekte auf den Gesamternährungsstatus des Patienten.
Art: Fallbeispiel.
Ort: Universitätskliniken in Cleveland.
Patienten: Zwei weibliche pädiatrische Patienten mit malignen Astrozytomen im fortgeschrittenen Zustand.
Therapie: Die Patientinnen wurden 8 Wochen lang ambulant behandelt. Der Stoffwechsel wurde auf Ketose umgestellt durch eine 60%e ölbasierte Diät mit mittelkettigen Triglyzeriden.
Überwachung: Der Glukosestoffwechsel wurde durch PET gemessen, indem man die FDG-Aufnahme am Tumor vor und nach der Testperiode verglich.
Ergebnisse: Innerhalb von 7 Tagen nach Beginn der ketogenischen Diät, gingen die Blutzuckerwerte auf niedrige bis normale Werte zurück, und die Ketokörper nahmen um das 20- bis 30-fache zu. Die PET-Aufnahmen zeigten eine um durchschnittlich 21,8% reduzierte Glukoseaufnahme am Tumor bei beiden Patientinnen an. Eine Patientin zeigte deutliche klinische Verbesserungen in Verhalten und Erwerb neuer Fähigkeiten. Sie setzte die ketogenische Diät weitere 12 Monate fort, und es zeigte sich keine Progression der Krankheit.
Schlussfolgerung: Diese Diät ersetzt zwar keine konventionellen Tumorbehandlungen, diese ersten Ergebnisse deuten aber auf ein Potenzial für die klinische Anwendung hin, das weitere Forschung lohnen würde.
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Kommentar: Man muss an dieser Stelle einfach auf die blutzuckersteigernde Wirkung von Cortison bei längerer Anwendung hinweisen.
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J Am Coll Nutr. 1995 Apr;14(2):202-8.

Effects of a ketogenic diet on tumor metabolism and nutritional status in pediatric oncology patients: two case reports.

Nebeling LC, Miraldi F, Shurin SB, Lerner E.

Nutrition Department, Case Western Reserve University, School of Medicine, Cleveland, Ohio, USA.

OBJECTIVE: Establish dietary-induced ketosis in pediatric oncology patients to determine if a ketogenic state would decrease glucose availability to certain tumors, thereby potentially impairing tumor metabolism without adversely affecting the patient's overall nutritional status. DESIGN: Case report. SETTING: University Hospitals of Cleveland. SUBJECTS: Two female pediatric patients with advanced stage malignant Astrocytoma tumors. INTERVENTIONS: Patients were followed as outpatients for 8 weeks. Ketosis was maintained by consuming a 60% medium chain triglyceride oil-based diet. MAIN OUTCOME MEASURES: Tumor glucose metabolism was assessed by Positron Emission Tomography (PET), comparing [Fluorine-18] 2-deoxy-2-fluoro-D-glucose (FDG) uptake at the tumor site before and following the trial period. RESULTS: Within 7 days of initiating the ketogenic diet, blood glucose levels declined to low-normal levels and blood ketones were elevated twenty to thirty fold. Results of PET scans indicated a 21.8% average decrease in glucose uptake at the tumor site in both subjects. One patient exhibited significant clinical improvements in mood and new skill development during the study. She continued the ketogenic diet for an additional twelve months, remaining free of disease progression. CONCLUSION: While this diet does not replace conventional antineoplastic treatments, these preliminary results suggest a potential for clinical application which merits further research.

PMID: 7790697 [PubMed - indexed for MEDLINE]

« Letzte Änderung: 22. Februar 2004, 12:38:48 von Johanna »

Johanna Teig

  • Gast
Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #1 am: 12. Oktober 2003, 19:40:36 »
Noch ein zweiter Artikel zum Thema Diät und Gliome, diesmal geht es zwar nur um Mäuse, aber immerhin. Es geht hier nicht um eine spezielle Diät, sondern um die Reduktion der Kalorienzufuhr allgemein.

Angiogenese bedeutet hier die Neubildung von Blutgefäßen am Tumor, durch die eine bessere Blutversorgung des Tumors und damit sein Wachstum möglich ist.

Hier die Übersetzung (ohne Garantie, wie immer) :

Ernährungseinschränkung reduziert Angiogenese und Wachstum im Mäusen mit transplantierten menschlichen Gehirntumoren

Diät und Lebensführung zeigen wesentliche Effekte auf Vorkommen, Art und Verlauf von Tumorerkrankungen. Eine mäßige Einschränkung der Nahrungszufuhr hat sich schon lange als eine natürliche Therapie erwiesen, die die Gesundheit verbessert, das Leben verlängert und Vorkommen und Wachstum vieler Tumorarten reduziert. Dietätische Einschränkung unterscheidet sich von Fasten oder Hungern dadurch, dass die Gesamtkalorienzufuhr eingeschränkt wird, ohne Mangelernährungserscheinungen aufkommen zu lassen. Es gibt keine vorherigen Studien, die bewiesen hätten, dass bösartige Gehirntumore auf Diät ansprechen.
Wir fanden, dass eine moderate Ernährungseinschränkung von 30-40% das Wachstum eines CT-2A syngenetischen malignen Astrozytoms im Gehirn von Mäusen um fast 80% reduzierte.
Die Gesamtkalorienzufuhr der Kontrollgruppe (9 Mäuse), die soviel fressen durften, wie sie wollten, war ca. 20 kCal, die der Testgruppe 13 kCal.
Gesundheit insgesamt und Vitalität waren besser in der kalorienreduzierten Gruppe. Die Dichte der Mikrogefäße im Tumor (gemessen durch Faktor VIII Färbemethoden), war halb so gross, und der Zellselbstmordindex des Tumors (ermittelt durch TUNEL assay) war 3-mal größer. Auch das durch die CT-2A Tumorzellen induzierte Gefäßwachstum, gemessen durch in vivo Matrigel plug assay, war geringer als in der Vergleichsgruppe mit beliebiger Kalorienzufuhr.

Diese Ergebnisse zeigen, dass die Ernährungseinschränkung das Wachstum der CT-2A Zellen reduziert hat, indem es die Angiogenese reduziert und die Apoptose (Anm.d.Ü.: natürlicher Zelltod) gefördert hat. Die Nahrungseinschränkung könnte das Mikroklima des Tumors von einem Angiogenese-freundlichen zu einem Angiogenese-feindlichen Zustand verschieben, durch mehrere verschiedene Wirkungsweisen uf die Tumorzellen und die mit dem Tumor infizierten Zellen.

Unsere Daten lassen den Schluss zu, dass eine mäßige Einschränkung in der Ernährung eine wirksame antiangiogenetische Therapie für rezidivierende bösartige Gehirntumore sein könnte.

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Dietary restriction reduces angiogenesis and growth in an orthotopic mouse brain tumour model.

Mukherjee P, El-Abbadi MM, Kasperzyk JL, Ranes MK, Seyfried TN.

Biology Department, Boston College, Chestnut Hill, Massachusetts, MA 02467, USA.

Diet and lifestyle produce major effects on tumour incidence, prevalence, and natural history. Moderate dietary restriction has long been recognised as a natural therapy that improves health, promotes longevity, and reduces both the incidence and growth of many tumour types. Dietary restriction differs from fasting or starvation by reducing total food and caloric intake without causing nutritional deficiencies. No prior studies have evaluated the responsiveness of malignant brain cancer to dietary restriction. We found that a moderate dietary restriction of 30-40% significantly inhibited the intracerebral growth of the CT-2A syngeneic malignant mouse astrocytoma by almost 80%. The total dietary intake for the ad libitum control group (n=9) and the dietary restriction experimental group (n=10) was about 20 and 13 Kcal x day(-1), respectively. Overall health and vitality was better in the dietary restriction-fed mice than in the ad libitum-fed mice. Tumour microvessel density (Factor VIII immunostaining) was two-fold less in the dietary restriction mice than in the ad libitum mice, whereas the tumour apoptotic index (TUNEL assay) was three-fold greater in the dietary restriction mice than in the ad libitum mice. CT-2A tumour cell-induced vascularity was also less in the dietary restriction mice than in the ad libitum mice in the in vivo Matrigel plug assay. These findings indicate that dietary restriction inhibited CT-2A growth by reducing angiogenesis and by enhancing apoptosis. Dietary restriction may shift the tumour microenvironment from a proangiogenic to an antiangiogenic state through multiple effects on the tumour cells and the tumour-associated host cells. Our data suggest that moderate dietary restriction may be an effective antiangiogenic therapy for recurrent malignant brain cancers.  
« Letzte Änderung: 22. Februar 2004, 12:39:29 von Johanna »

Johanna Teig

  • Gast
Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #2 am: 12. Oktober 2003, 20:07:26 »
Und gleich noch ein 3. Artikel, jetzt geht es wieder um Menschen, und auch wieder um die Gesamtkalorienzufuhr in erster Linie.

Freie und ungarantierte Übersetzung:

Hypothesen über die Rolle von Nahrungsenergie, verarbeitetem Fleisch und den Gehalt von Tocopherolen im Blut bei der Entwicklung von Gliomen bei Erwachsenen.

Wir führten eine Pilotstudie durch, um festzustellen, ob
1. ein hohes Niveau an Energiezufuhr das Risiko für ein Gliom erhöht,
2. ob der bereits beobachtete Zusammenhang zwischen dem Konsum von gepökeltem Fleisch und Gliomrisiko nicht auf eine Verwechslung/Vermengung mit der Gesamtenergiezufuhr zurückgeht
(Anm.d.Ü., dh. ob nicht einfach die, die Pökelfleisch essen, auch insgesamt mehr essen),
und 3., ob Alpha-Tocopherol die Wirkung der Gesamtenergiezufuhr modifiziert, bzw. ob Gamma-Tocopherol die Wirkung vom Verzehr von Pökelfleisch modifiziert.

Wir wählten 40 nach Alter, Geschlecht und Rasse repräsentative Gliompatienten aus, und ermittelten die Serumspiegel von Vitamin C, Alpha- und Gamma-Tocopherol für 23 von ihnen.
Obwohl der positive Zusammenhang zwischen Verzehr von Pökelfleisch und Gliomrisiko sich verringerte, wenn man rechnerisch alle auf dieselbe Kalorienmenge vereinheitlichte, macht es die geringe Anzahl der Proben schwierig, die Ergebnisse zu interpretieren.
Alpha-Tocopherol im Serum schien die Effekte der Kalorien zu modifizieren, und Gamma-Tocopherol schien die Wirkung von Pökelfleisch zu modifizieren. Obwohl der beobachtete Zusammenhang schon von experimentellen Forschungen vorhergesagt wurde, basieren unsere Ergebnisse auf zu geringen Zahlen. Größere Studien sind nötig, um die vorläufigen Ergebnisse zu bewerten.

(Anm.d.Ü.: Ich entnehme daraus, dass die Gesamtkalorienzufuhr eine Rolle spielt, dass Pökelfleisch nicht so wichtig ist, und dass Vitamin E (Alpha-Tocopherol) und Gamma-Tocopherol gesund sind. Man muss bedenken, dass dies eine epidemologische Studie ist (d.h. hier wird "nur" rumgerechnet), im Vergleich zu einer experimentellen Studie.)

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Neuroepidemiology. 1999;18(3):156-66.

 
Hypotheses concerning roles of dietary energy, cured meat, and serum tocopherols in adult glioma development.

Schwartzbaum JA, Fisher JL, Goodman J, Octaviano D, Cornwell DG.

The Ohio State University, College of Medicine and Public Health, and Comprehensive Cancer Center, Columbus, Ohio 43210, USA. schwartzbaum.1@osu.edu

We conducted a pilot study to determine whether: (1) high levels of energy intake increase glioma risk; (2) the previously observed relationship between cured meat consumption and glioma risk can be attributed to confounding by energy intake, and (3) alpha-tocopherol modifies caloric intake and gamma-tocopherol modifies cured meat consumption. We identified 40 age-sex-race matched glioma sets, and obtained serum vitamin C and alpha- and gamma-tocopherol levels for 23 of these sets. Glioma risk increased with quartile of total dietary energy adjusted for fat, protein, and nitrite-containing meat consumption (odds ratio = 1.0, 2.7, 5.8, 8.2; p value for trend test = 0.02). Although positive associations between individual cured meats and glioma risk decreased when adjusted for caloric intake, the small sample size makes it difficult to interpret the results. Serum alpha-tocopherol appeared to modify the effect of calories and serum gamma-tocopherol may modify the effect of cured meat on glioma risk. While the observed interaction is predicted by experimental research, our findings are based on small numbers. Larger studies are needed to further evaluate our preliminary findings.
« Letzte Änderung: 22. Februar 2004, 12:38:15 von Johanna »

Johanna Teig

  • Gast
Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #3 am: 25. November 2003, 10:04:45 »
Normalerweise habe ich nur wissenschaftliche Artikel in diese Rubrik gestellt. Ich bin auch weiterhin gegen alles Mysteriöse usw.

Aber ich denke mir, glaubwürdige Berichte von Menschen, die mit einem Astrozytom/Glioblastom längere Zeit überleben, sind eine authentische Quelle.

Da es in diesem Thread um Diät geht, hier einige Beispiele von Leuten, die mit Diät oder zumindest Ernährungsumstellung gute Erfahrungen gemacht haben.
Die meisten haben natürlich auch die Standardbehandlungen hinter sich.
Fast alle nehmen irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel.

Was besonders auffällt: Viele haben ihr Leben und ihre Einstellung komplett umgekrempelt, befassen sich mit Religion und versuchen, der Krankheit einen Sinn zu geben. Das ist sehr beeindruckend.
Es gibt da eine Gemeinsamkeit, die ich nicht in Worte fassen kann.

Tom isst zusätzlich Hüttenkäse mit Leinöl nach der Budwig-Diät und verschiedene andere Zusätze, und hat Zucker und Fleisch reduziert:
http://www.royalrife.com/tomsglioblastoma.html

Die Homepage ist nicht mehr erreichbar

Ben achtet allgemein mehr auf seine Ernährung, isst viel Brokkolisprossen, Genistein, PSK (ein Polysaccharid aus Pilzen),
Leinöl und Borretschöl, Selen und Grünteeextrakt:
http://www.virtualtrials.com/surviveben.cfm

[b]Update 5/14/2009
 Nothing significant has changed since my last update! My health is generally good and I rarely worry about the possibility of a recurrence, now over 14 years past my diagnosis. In fact, I have not had an MRI for more than three years. [/b]

Beim letzten Update fühlt sich Ben weiterhin gut. 14 Jahre nach der Diagnose sorgt er sich kaum, dass das Glioblastom zurückkehren könnte. Seine letzte MRT war im Jahr 2006.


Evan Ross ist der mit der makrobiotischen Diät:
http://www.csmc.edu/3988.html
http://www.findarticles.com/cf_dls/m0NAH/6_32/89812951/p1/article.jhtml
Stand: 2004

Cheryl vermeidet Zucker und isst viel Gemüse:
http://www.coed4.org/Survivor%20Stories/Cheryl_Broyles/Story.htm

I just wanted to let you know that my brain surgery on March 9th went well at UCSF in San Fran. I am back home and recovering very well. The tumor was the GBM back, but they were able to remove it all

Cheryl musste im März 2009 erneut wegen eines Glioblastoms operiert werden. Der Tumor konnte komplett entfernt werden.


Stephan hat Fleisch, Nikotin, Kaffee reduziert, ißt viel Obst und Gemüse:

http://www.hirntumorseite.de.vu/
Letzte Aktualisierung 2008 - Verlaufsbericht nur bis 2005[/b]



Und schließlich Dennis' Homepage (der bewundernswerte Listmaster der Mailing-Liste dieses Forums). Dennis meidet Zucker und Fleisch weitgehend.
http://www.d-schmidt.onlinehome.de/
Letzte Aktualisierung 2008


Johanna

« Letzte Änderung: 21. Februar 2010, 17:22:12 von Bluebird »

pit007

  • Gast
Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #4 am: 26. November 2003, 21:44:39 »
hallo, ich war gestern abend mal wieder bei meinem hausarzt, ein allgemeinmediziner, dem ich vieles zu verdanken habe. wir unterhielten uns auch über ernährung, vitamine, spurenelemente (selen) usw.
zum thema vitamine sagte er mir vorweg: zuviel ist giftig, zu wenig ist gefährlich. das mittelmass ist seines erachtens das beste.
2-3x fleisch die woche und stets gemüse in allen varianten.
bei krebserkrankte (brust, hirn, etc.) hat er bei extreme (hungern) und vitaminüberschuss (durch tabletten) oft das gegenteil erlebt (explosionsartige rezidive). er hat 20 jahre berufserfahrung und ich bin nicht der erste ht-patient.
ich glaube, mit einem gut zurechtgestellten essensplan, kommt man am besten hin.

gruss
pit

Ulrich

  • Gast
Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #5 am: 16. Dezember 2003, 21:07:18 »
Das ist halt jetzt eine Meinung. Damit sind Johannas Beiträge aber nicht "abgeschmettert". Ich finde, wir sollten die feine Balance halten zwischen dem, was schulmedizinisch (vielleicht auch aus Bequemlichkeit) "state of the art" ist und dem, woran vielleicht auch etwas sein könnte, wir es aber noch nicht so richtig wissen. Wenn jemand eine lebensbedrohliche Krankheit hat, dann wird er / sie sich auch Methoden / Gedanken / Ansätzen öffnen, die die "breitgetretenen" Wege verlassen. Vielleicht hilft's. "Wer heilt hat recht".

Johanna Teig

  • Gast
Erfolge durch Diät
« Antwort #6 am: 01. Februar 2004, 22:32:14 »
Hallo,

es gibt jetzt einen weiteren Artikel, der die Rolle von hohem Blutzuckerspiegel beim Wachstum von Gehirntumoren hervorhebt.
Es sind aber keine Menschenversuche, sondern an Mäusen. Das kann man zwar nicht 1:1 auf den Menschen übertragen, aber sicher sind diese Versuche nicht umsonst gemacht worden, die Forscher müssen also entsprechende Vermutungen für den Menschen haben.

Darum glaube ich ja auch, dass Cortison so schädlich ist, weil es den Blutzuckerspiegel sogar sehr erhöhen kann.

Hier der Artikel (Übersetzung wie immer ohne Gewähr):

Die Rolle von Glukose und Ketokörpern in der stoffwechselbasierten Kontrolle von experimentell erzeugten Gehirntumoren

Der Stoffwechsel von Gehirntumoren ist nicht sehr flexibel, sie sind in erster Linie auf Glukose als Energielieferant angewiesen. Wir untersuchten als erste die mögliche Wirksamkeit von Diät-Therapien, die den Blutzuckerspiegel senken und die Ketokörper erhöhen (Anm. Ketokörper sind sozusagen die Ersatz-Energie-Einheiten, die der Körper produziert, wenn man fastet, man kann die Ketose auch durch Auswahl der Nahrungsmittel anregen, siehe oben unter ketogene Diät.) am CT-2A transplantierten malignen Astrozytom der Maus.
C57BL/6J-Mäuse wurden in 4 Gruppen aufgeteilt und unterschiedlich gefüttert:
- SD-UR: Standarddiät ad libitum (d.h. sie konnten essen, soviel sie wollten)
- KD-UR: ketogene Diät ad libitum
- SD-R: Standarddiät mit auf 40% reduzierter Kalorienzufuhr
- KD-R: : ketogene Diät mit auf 40% reduzierter Kalorienzufuhr
Körpergewicht, Tumorgewicht, Blutzuckerspiegel, Betahydroxybutyrat (Beta-OHB) und der Insulin-verwandte Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) wurden 13 Tage nach der Implantierung des Tumors gemessen.
Das Wachstum des CT-2A Tumors war rapide sowohl in der SD-UR als auch in der KD-UR Gruppe, jedoch deutlich reduziert in den kalorienreduzierten Gruppen SD-R und KD-R, um ca. 80%.
Die Ergebnisse deuten an, dass der Blutzuckerspiegel einen Vorhersagewert für das Wachstum des CT-2A Tumors hat und dass das Wachstum eher von der Menge als von der Art der Kalorien abhängt.
Zusätzlich senkten beide kalorienreduzierten Diäten deutlich den Blutspiegel von IGF-1, einem Biomarker für Angiogenese (Anm: Tumor bildet neue Blutgefäße aus) und Fortschreiten des Tumors. Bedingt durch seine Abhängigkeit vom Blutzuckerspiegel, war der IGF-1 Spiegel auch ein aussagekräftiger Prognosefaktor für das Tumorwachstum.
Es wird allgemein angenommen, dass Ketokörper die Entzündungsaktivität (siehe Thread zum Thema "Entzündung" in der Rubrik "Andere Medikamente") im Stroma des Tumors (Anm. Stroma = bindegewebiges Stützgewebe eines Organs bzw. Tumors, Pschyrembel), Gliome sind Tumore der Glia = Bindegewebe des Gehirns) reduzieren, aber dennoch die normalen Gehirnzellen mit einem hochenergetischen Substrat auf Nicht-Glukose-Basis versorgen.
Unsere Ergebnisse beim Astrozytom der Maus lassen vermuten, dass bösartige Gehirntumore möglicherweise unter Kontrolle gehalten werden können durch diätetische Therapien, die den Blutzuckerspiegel senken und die Anzahl der Ketokörper ansteigen lassen.

Dieser Artikel ist auch ergänzend zu den anderen Artikeln zu sehen, finde ich.

alles Gute,

Johanna

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Br J Cancer. 2003 Oct 6;89(7):1375-82.  Related Articles, Links  

Role of glucose and ketone bodies in the metabolic control of experimental brain cancer.

Seyfried TN, Sanderson TM, El-Abbadi MM, McGowan R, Mukherjee P.

Biology Department, Boston College, Chestnut Hill, MA 02467, USA. thomas.seyfried@bc.edu

Brain tumours lack metabolic versatility and are dependent largely on glucose for energy. This contrasts with normal brain tissue that can derive energy from both glucose and ketone bodies. We examined for the first time the potential efficacy of dietary therapies that reduce plasma glucose and elevate ketone bodies in the CT-2A syngeneic malignant mouse astrocytoma. C57BL/6J mice were fed either a standard diet unrestricted (SD-UR), a ketogenic diet unrestricted (KD-UR), the SD restricted to 40% (SD-R), or the KD restricted to 40% of the control standard diet (KD-R). Body weights, tumour weights, plasma glucose, beta-hydroxybutyrate (beta-OHB), and insulin-like growth factor 1 (IGF-1) were measured 13 days after tumour implantation. CT-2A growth was rapid in both the SD-UR and KD-UR groups, but was significantly reduced in both the SD-R and KD-R groups by about 80%. The results indicate that plasma glucose predicts CT-2A growth and that growth is dependent more on the amount than on the origin of dietary calories. Also, restriction of either diet significantly reduced the plasma levels of IGF-1, a biomarker for angiogenesis and tumour progression. Owing to a dependence on plasma glucose, IGF-1 was also predictive of CT-2A growth. Ketone bodies are proposed to reduce stromal inflammatory activities, while providing normal brain cells with a nonglycolytic high-energy substrate. Our results in a mouse astrocytoma suggest that malignant brain tumours are potentially manageable with dietary therapies that reduce glucose and elevate ketone bodies.

PMID: 14520474 [PubMed - indexed for MEDLINE]
Quelle: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=14520474&dopt=Abstract

« Letzte Änderung: 12. April 2004, 20:42:19 von Johanna »

Johanna Teig

  • Gast
Nitrosamine?
« Antwort #7 am: 22. Februar 2004, 12:34:51 »
Hier nochmal ein Artikel über eine Auswertung von 9 Studien zum Thema Nitrosamine und Gliome.

Wir auch schon der vorletzte Artikel in diesem Thread kommen die Autoren zu dem Schluss, dass man zwar eine schädliche Wirkung nicht ausschliessen kann, dass aber in erster Linie die Gesamtkalorienzufuhr wichtig ist:

Haltbar gemachtes Fleisch (Pökelfleisch) und das Risiko für Gliome bei Erwachsenen: Eine Meta-Analyse von 9 beobachtenden Studien

(Anm: "cured meat" kann man mit Pökelfleisch übersetzen, es könnte aber auch durch andere Verfahren haltbar gemachtes Fleisch bedeuten. Im Zusammenhang mit Nitrosaminen vermute ich aber, dass es um Pökelfleisch geht. Die einzelnen Nahrungsmittel werden unten beschrieben.)

Ziel: Nitrosamine wurden in Tierversuchen als krebserregend für Nervenzellen nachgewiesen und stehen auch im Verdacht, Krebs beim Menschen auszulösen. Eine Meta-Analyse wurde durchgeführt, um eine mögliche Verbindung zwischen der Aufnahme von Nitrosaminen über die Nahrung aus Pökelfleisch und Gliomen zu untersuchen.
Methoden: [...] Daten aus 9 epidemologischen Studien wurden zusammengezogen, auf Basis einer allgemeinen varianzbasierten Metaanalysemethode [...]. Es interessierte uns das Gesamtrisiko (Anm. summiert über mehrere Fleischsorten), an einem Gliom zu  erkranken, in Verbindung mit einer hohen Nahrungszufuhr an an haltbar gemachtem Fleisch (so wie es jeweils von den Einzelstudien definiert wurde). [...]
Ergebnis: [...] Die Zusammenfassung der Daten über die Nahrungszufuhr von behandeltem Fleisch aller Art ergab ein relatives Risiko von 1.48 (1.20-1.83), das heisst, ein um 48% erhöhtes Risiko an einem Gliom zu erkranken, für Erwachsene, die grosse Mengen an behandeltem Fleisch zu sich nehmen.
Die Aufschlüsselung nach den einzelnen untersuchten Nahrungsmitteln ergab ein relatives Risiko von 0.90 (0.63-1.25) für Hot Dogs (statistisch nicht bedeutsam), 1.31 für (Anm: amerikanischen) Speck, und 1.64 (1.27-2.14) für (Anm: amerikanischen) Schinken.
(Anm: Bei den Amerikanern gibt es ganz andere Wurstwaren bei uns und sie werden ganz anders hergestellt. Bei uns dürfte Wurst das entsprechende sein, da wird meines Wissens Nitritpökelsalz verwendet. Das entsprechende zu Hot Dogs sind bei uns die Wiener Würstchen.)

[...] Analysen zeigten, dass das Versäumnis der Studien, die Daten auf die gleiche Gesamtkalorienmenge zu beziehen, vielleicht zu einer falsch-positiven Assoziation zwischen Gehirntumorrisiko und Zufuhr von behandeltem Fleisch führen.
(Anm: Das heisst: Es wurden bei der Ermittlung des relativen Risikos (im Vergleich zum Normalmenschen) nicht Leute miteinander verglichen, die die gleiche Kalorienmenge aufnahmen. Da diejenigen, die mehr davon essen, auch insgesamt mehr essen, könnte dies zu einer falschen Verdächtigung der Nitrosamine geführt haben.)

Um wirklich herauszufinden, ab welcher Dosis ein erhöhtes Risiko bestand, dazu waren die Daten nicht ausreichend, obwohl einzelne Studien durchaus Beweismaterial für ein mit der Aufnahme von behandeltem Fleisch zunehmendes Gehirntumorrisiko enthielten.

Schlussfolgerung: Die verfügbaren Daten liefern keine klare Unterstützung für den vermuteten kausalen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Nitrosaminen aus behandeltem Fleisch bei Erwachsenen und Gehirntumorrisiko. Unkontrolliertes Zusammenmischen von Daten könnte der Grund für dafür sein, dass in einigen epidemologischen Studien ein positiver Zusammenhang gesehen wird.

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: J Environ Pathol Toxicol Oncol. 2003;22(2):129-37.  Related Articles, Links  

Dietary cured meat and the risk of adult glioma: a meta-analysis of nine observational studies.

Huncharek M, Kupelnick B, Wheeler L.

Department of Clinical Oncology, Marshfield Clinic Cancer Center, Marshfield, Wisconsin, USA.

huncharek.michael@marshfieldclinic.org

OBJECTIVE: N-nitroso compounds (NOCs) are recognized neural carcinogens in animal models and are suspected human carcinogens.

A meta-analysis was performed examining the possible association of dietary N-nitroso intake from cured meats and the risk of gliomas in adults. METHODS: A prospective protocol was developed outlining the intent, methods, and statistical analysis of the meta-analysis. Data from nine epidemiological studies were pooled using a general variance-based meta-analytic method employing confidence intervals as described by Greenland. The outcome of interest was a summary relative risk (SRR) reflecting the risk of brain tumor (glioma) development associated with high dietary intake of cured meats (as defined by individual study investigators). Sensitivity analyses were performed when necessary to explain any observed statistical heterogeneity. RESULTS: Nine observational studies met protocol-specified inclusion criteria. Analysis for heterogeneity demonstrated a lack of statistical heterogeneity (p = 0.58 ). Pooling the data on dietary cured meat intake of all types yielded an RR of 1.48 (1.20-1.83), suggesting a 48% increased risk of glioma development among adults ingesting high levels of cured meat. Analyzing brain tumor risk by meat type yielded an RR of 0.90 (0.63-1.25) for hotdogs (a nonstatistically significant result), 1.31 (1.00-1.71) for bacon, and 1.64 (1.27-2.14) for ham. Sensitivity analyses showed that the failure
of most studies to adjust for total energy intake might lead to a spurious positive association between cured meat intake and brain tumor risk. Insufficient data were available for analyzing dose-response relationships, although a few individual studies showed evidence of increasing risk with increasing cured meat intake. CONCLUSION: The available data do not provide clear support for the suspected causal association between ingestion of NOCs from cured meat in adults and subsequent brain tumor risk. Uncontrolled confounding may account for the previously noted positive association seen in some epidemiological studies.

Publication Types:
Meta-Analysis

PMID: 14533876 [PubMed - indexed for MEDLINE]
« Letzte Änderung: 22. Februar 2004, 12:37:08 von Johanna »

Johanna Teig

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Schulmedizinisch?
« Antwort #8 am: 21. März 2004, 11:57:37 »
Hallo,

ich möchte nur nochmal darauf hinweisen, dass ich die hier veröffentlichten Artikel nicht als ausserhalb der oder alternativ zur Schulmedizin gesehen haben möchte. Es sind Studien, die den Stand der "Schulmedizin" wiedergeben.

In dem einen Fall wurden die Ergebnisse nochmal durch eine Meta-Studie untersucht, d.h. jemand hat sich 9 Studien nochmal angesehen und verglichen.

Abgesehen von persönlichen Berichten, die ja auch authentisch sind, werdet Ihr hier nichts unwissenschaftliches finden. Insbesondere, da ich ja auch nicht an Wunderheiler glaube.

Johanna

Offline Jo

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Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #9 am: 18. Dezember 2007, 21:33:38 »
Hallo,
auf der Hirntumorliste wurde heute geschrieben, dass die Uni Würzburg nun eine Studie zur kohlenhydratarmen/ketogenen Ernährung bei Krebserkrankungen durchführt.

Broschüre kann angefordert werden:
Studiensekretariat der Universitätsfrauenklinik Würzburg
Josef- Schneider- Str.4
97080 Würzburg

Gruß, Jo

Ulrich

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Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #10 am: 19. Dezember 2007, 20:20:14 »

Offline Ciconia

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Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #11 am: 20. Dezember 2007, 18:24:57 »
Es handelt sich wohl um eine sehr kleine Patientengruppe. Es ist für mich aber trotzdem sehr interessant, was dabei raus kommt.
Ich habe die ketogene Diät ja schon einmal als Migränevorbeugung versucht (mit Erfolg). Mußte leider wegen astronomischer Cholesterinwerte abbrechen...
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Ulrich

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Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #12 am: 20. Dezember 2007, 18:36:02 »
Mußte leider wegen astronomischer Cholesterinwerte abbrechen...

Genau darüber hatte ich mir schon Gedanken gemacht...

Offline Jo

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Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #13 am: 20. Dezember 2007, 19:56:32 »
Hallo,
Zitat
Es ist für mich aber trotzdem sehr interessant, was dabei raus kommt.
Ich erwarte nicht so viel beweiskräftiges davon, weil sich selten ein Krebspatient im fortgeschrittenem Stadium auf nur eine alternative Behandlungsmethode beschränkt.
Wenn ich betroffen wäre würde ich wohl einige Dinge gleichzeitig versuchen.

Zitat
Mußte leider wegen astronomischer Cholesterinwerte abbrechen...
Die Diät ist ja wohl auch deshalb erstmal auf drei Monate beschränkt.
Besonders gesund hört sich diese Ernährung nicht an.

Ich erinnere mich aber auch daran, dass ich in einem der Schriften von Johanna-Budwig gelesen habe, dass Leinöl in Verbindung mit Quark (Eiweiß)die Cholesterinwerte nicht erhöhen würde, auch wenn man es in grossen Mengen zu sich nimmt.
Da gings natürlich um die Quark-Leinöl Kost und nicht um die ketogene Diät, aber
vielleicht kommt es ja sehr auf die  Zusammenstellung der benutzten hochwertigen Öle und der richtigen Menge Eiweiß an.
Ohne Betreuung ist die Durchführung der ketogenen Diät über längeren Zeitraum, glaube ich, eher schwierig.

Gruß, Jo


Ulrich

  • Gast
Re:Erfolge durch ketogene Diät
« Antwort #14 am: 20. Dezember 2007, 20:25:06 »
Im Leinöl ist kein Cholesterin und diese Leinöl-Quark-Mischung nach Budwig SENKT den Cholesterin-Spiegel, so viel ich weiß. Ich esse das Zeug - na ja - nahezu täglich, nehme aber auch noch ein Statin...

 



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