Ihr Lieben,
ich habe es in der Silvesternacht tatsächlich geschafft, meine Silvesterraketenzündenundstartenpanik zu überwinden und alle zehn Raketen in den Himmel zu schicken, wo sie bestimmt diese oder jene bösen Geister geärgert und vertrieben haben.
Von mir, von meiner Familie, den Kindern und Enkeln weg.
Und dann begann das Neue Jahr im Forum mit so traurigen Nachrichten.
Hab ich die bösen Geister in die falsche Richtung vertrieben?
Oder waren es gute Geister, die mehreren schwer Kranken aus dem Forum eine still erhoffte Erlösung brachten? Die die bösen Geister des Leidens, der Schmerzen, der enttäuschten Hoffnungen wegschickten.
Es hat viele aus dem Forum gelähmt.
Ich wollte viel lieber sofort in der Glücksecke von meinem angenehmen Silvesterabend, den nach Mitternacht vom Himmel herabsinkenden grünen, roten, weißen Sternen berichten, vom fröhlichen Jahresbeginn nach dem von dem Mayakalender angedrohten, aber nicht stattgefundenen „Weltuntergang“.
Ich konnte es nicht.
Irgendwie fand ich es unpassend.
Auch weil ich keine Worte des Mitfühlens fand, die zu schreiben es wert gewesen wären.
War es die Trauer im Forum, war es die sich hinter Wolken verbergende Sonne, das fehlende Licht? Ich ging zum Sport – ging … , ich raffte mich dazu auf. Ein neues „Kleingerät“ war uns geheimnisvoll angekündigt worden, mit dem wir „spielerisch“ mal etwas anders trainieren könnten. Es war ein Ball.
Und er hat mich kein bisschen aufgemuntert. Ich habe ihn beinahe gehasst.
Einen Ball?!!
Na ja, ich habe die Bewegungsabläufe mit diesem Ball nicht kapiert, jeder Hinweis der gut meinenden Trainerinnen war mir zu viel, war böseste Kritik in meinen Ohren. Ich wollte es verweigern – und machte doch weiter – 1. Runde, 2. Runde, dazwischen doch ein fröhliches Wort zu den anderen, 3. Runde – wieso dauert das so lange, blöder Ball.
Geschafft.
Die Runden und mich.
Auf dem Heimweg nach dem 5. Training dieses Jahres gestern habe ich den Hass und die Wut aus mir rausgeheult. (Zum Glück war es kalt und im hochgezogenen dicken Mantelkragen sah es keiner.) Tränen können so heilsam sein.
Auf einmal sah ich wieder die Welt, ging am Nachmittag anderthalb Stunden durch den dünnen Schnee, nahm mir den liegen gelassenen Papierkram vor, war heute wieder am Werkeln im Kellerzimmer und konnte mich am Telefon über meine drei (+ 5) Kinder freuen und ihnen stolz vom Weiterkommen an den Kellerwänden erzählen. Mit den verschiedensten Antworten:
Der Mittelste: „Schön, ich komm´dann streichen!“
(So weit ist es nun noch nicht.)
Die Jüngste. “Toll, Mama, wieder eine Etappe geschafft.“
Und der Große: „Na iiiih, schäm Dich, das ist ja schrecklich.“
Und so ist die Welt in Ordnung.
Für heute, am 13.01.13.
Gestern ist vorbei und morgen ist ein anderer Tag.
Sehr bewegt haben mich die Worte, die unser Josch seiner Mutter in den PC diktiert hat. Ich war – bin so erschüttert.
Er hat nie viel geschrieben, aber immer mal tauchten von ihm aufmunternde Bildchen und Sprüche per PN bei mir auf. Auch dieser:
„Stark sein bedeutet nicht, nie zu fallen. Stark sein bedeutet, immer wieder aufzustehen.“Josch kann nicht mehr aufstehen. Aber innerlich steht er weiter auf, immer wieder.
(Bis ihn die guten Geister von den bösen Geistern erlösen? NEIN! Ich darf das doch nicht so schreiben! Das macht man doch nicht.
Er soll bei uns bleiben …
... Bitte! Aber wenn er nicht mehr kann …?)
Wenn einer nicht mehr kann ...
Mir kommt ein Teil eines Songtextes von Gerhard Gundermann** in den Sinn:
„Alle, die kommen wollen, sollen kommen können.
Alle, die bleiben wollen, sollen bleiben können.
Alle, die gehen wollen, sollen gehen können.“Aber:
Wenn einer bleiben will, aber gehen muss?? Heute ist heute. Und morgen ist ein anderer Tag!KaSy
** Ich war bereits dreimal (2009, 2010, 2012) kurz vor dem Jahresende im „FRITZ-Club“ im alten Postbahnhof am Berliner Ostbahnhof, bei dem die „Randgruppencombo*“ Lieder von „Gundi Gundermann“ singt und immer wieder Begeisterungsstürme und lautes Mitsingen auslöst. Den Zuhörern und Mitsängern fällt zum Teil das lange Stehen schwer, denn stets sah ich eine Altersstruktur von etwa 7 -70 Jahren. Eine wahnsinnig gute Stimmung – und eine gute Tradition zum Jahresende.
* gegründet vor gut zehn Jahren im Tübinger Landestheater von Heiner Kondschak, der auf den Baggerführer und Liedsänger aus der Lausitz Gerhard Gundermann aufmerksam wurde und seine Mitarbeiter mit Liedkassetten von Gundermann „infizierte“. ... Und nun "Ost" begeistert und "West" mit wachsendem Erfolg bis zur Begeisterung infiziert.