HirnTumor-Forum

Autor Thema: Aus dem TIEF kommen  (Gelesen 222565 mal)

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #270 am: 21. September 2014, 02:47:38 »
Ich habe hier im Forum noch ein wenig gelesen:

@ Schwede:
Dass Psychologen / Psychiater möglichst viel von einem wissen sollten, das sehe ich auch unbedingt so!!

Aber hir in der Psychiatrischen Klinik gibt es ein Einzelgespräch pro Woche, das 30 min dauert und nicht mal immer stattfand. Zunächst hatte ich nur Fragen, Fragen, ... Wirklich zum Mitteilen über mich kam ich bis jetzt nach 8 Wochen kaum. Demzufolge sehe ich es auch als sehr schwierig an, in diesen Gesprächen etwas zu bewegen. Nach einer vergangenen Woche ist hier ja auch so viel geschehen, dass ich immer mehr mitteilen müsste. Dadurch ist die Wichtigkeit dieser Einzelgespräche für mich nach ganz hinten hinter die Therapien, die Gespräche mit dem psychologisch geschulten Personal (bei Bedarf fast immer) und die Gruppengespräche gerutscht. Leider hat aber gerade diese Ärztin eine Entscheidungsbefugnis. Und das erzeugt bei mir eine Unsicherheit, fast Angst. Ich erkenne mich hier so oft immer noch nicht wieder.

@ Iwana ("Ich laufe um mein Leben")
- (4. August 2014) Diese Außensicht auf sich selbst habe ich bereits auch sehr lange. Ich glaube, es ist einfach nicht zu ertragen, wenn man dieser Mensch mit diesen extremen Krankheiten / Einschränkungen selbst sein soll.

- (14. August 2014) Sich verstanden fühlen ! - darauf hatte ich hier so sehr gehofft, also es war mir selbstverständlich erschienen, dass Leute, die sich mit der Psyche von Menschen beschäftigen, auch Menschen verstehen. Es ist so furchtbar enttäuschend, dass es nicht so ist oder unheimlich vieler Erklärungen bedarf, die dann doch nicht verstanden werden.

- (19. August 2014) Sport treiben einfach so aus Spaß -  Ja, das ist schön. Ich habe es vor 10 Jahren intensiver, drei mal wöchentlich im Fitnesstudio, begonnen, um gegen meine Psyche anzutreten und meine Kinder fanden mich viel ausgeglichener. Spaß machte es natürlich auch! Zuvor hatte ich vier Jahre verschiedene Antidepressiva (mit mangelnder Wirkung, aber perfektem Dickmachmodus) ausprobiert. Vier Jahre später musste ich wieder diese AD futtern, wieder ausprobieren. Es gab dann welche mit deutlich besserer Wirkung, die auch kaum zu einer Gewichtszunahme führten. ... Allerdings machte ich ja weiter dreimal wöchentlich Sport, diesmal beim Mrs. Sporty - Fitnesstudio mit noch mehr Spaß, aufmunternden Trainer/innen und nur Frauen. Und mit einem garantiert sicheren Ernährungsprogramm, das bei allen anderen die Hosen immer weiter werden ließ. Nur bei mir nicht. Mit verdammten 100 kg (Dafür bin ich 42 cm zu klein.) bin ich ich Ende Juli in diese Klinik gegangen und das Absetzen der AD erbrachte, dass ich nach 7 Wochen nur noch 32 cm zu klein bin. Ich habe keine Diät gemacht, um diese 10 Kg loszuwerden. Und nun rutschen meine Hosen auch. Aber - zum Spaß machenden Sport: Den muss man sich in der Klinik selbst organisieren. Die Therapien sind, auch wenn sie mitunter so heißen, nicht als Fitnes-Sport, sondern als Gruppentherapie für soziale Kontakte gedacht, was ja auch sein Gutes hat. Aber ich jage mit meinen Nordic Walking- Stöcken natürlich in einem ganz anderen Tempo durch die Gegend. Plötzlich sollte ich in der 7. Woche dieses Gruppen-Walken mitmachen und meine Geschwindigkeit auf ein Drittel drosseln oder vorbei und zurücklaufen oder Pause machen. Schwierig und aggressionsfördernd. Aber ich habe am kommenden Abend allein ernsthaft geübt, langsam zu walken.      


@ Pedro
Ich erlebe gerade auch die sehr deutlichen Unterschiede zwischen Psychiatern und Psychologen und den verschiedenen Herangehensweisen. Das geht von "auf einer Augenhöhe reden" bis sich total entmündigt fühlen, in die Ecke gedrängt werden, Wort im Mund herumdrehen, ... Ich fühle mich so oft unverstanden und wehre mich, wehre mich dagegen. Ich will mich hier nicht verbiegen lassen und es wird auch nicht darauf abgezielt und doch wird bei mir immer wieder die Anst davor erzeugt. Und das macht es so schwer. ... Das, was vermutlich gut ist, helfen soll ...

@ frauypsilon
Ich bin unheimlich interessiert an der Fachrichtung Neuropsychologie. (Ich schreib als PM weiter.)

KaSy
« Letzte Änderung: 16. Oktober 2014, 19:12:19 von KaSy »
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Offline krimi

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #271 am: 21. September 2014, 12:04:07 »
Liebe KaSy,

umfassende Informationen von dir - wusste ich es doch, dass du einen größeren Bericht schreiben wirst, sobald du es technisch kannst.

Ja, ich habe alle Nachrichten und Grüße weitergegeben, aber das weißt du bereits. Und ich werde dir auch weiterhin mitteilen, was hier in deinem Thread an dich geschrieben wird.

Immer wieder gern habe ich dir zugehört und werde auch weiter zuhören.
Und manchmal auch etwas sagen, was du in dem Moment vielleicht gar nicht hören magst.

Dein Vorsatz keine Nachtschicht mehr ist gut. Durchführen besser. ::)

Einen liebe Umarmung an dich.
Deine krimi
« Letzte Änderung: 21. September 2014, 12:05:45 von krimi »
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #272 am: 11. Oktober 2014, 22:32:32 »
Ihr Lieben alle,

ich bin aus der Psychiatrischen Klinik zurück, aber so richtig noch nicht zu Hause angekommen.

Allerdings habe ich auch 12 % von mir (in Form von 12 kg) dort gelassen.  :D
Das lag durchaus nicht am schlechten Essen, wie meine Nichte vermutete - dieses war sehr gut.

Ich habe die Antidepressiva im Laufe von 4 Wochen abgesetzt - in dieser Zeit war ich eine absolute Katastrophe, für die anderen und für mich.

In den weiteren 4 Wochen war es äußerst spannend, erleben zu dürfen, wie die Psyche und der Körper sich ohne AD entwickeln. Da wurden Energien frei, bemerkenswert! Ich fand gar nicht so viel trockenes Holz zum Zerschlagen ... (Zum Geburtstag habe ich mir von meinen Kindern Boxhandschuhe gewünscht - diese und die vielen Wünsche und Grüße von so vielen Menschen haben mich zu Hause erwartet. Ich bin beim Lesen ins Weinen geraten ... Danke!) Und diese Situationen änderten sich in diesen Wochen täglich - stündlich. Faszinierend und auch erschreckend (mehr für andere). Ich fand immer wieder neue Erkenntnisse und viele Strategien des Umgangs mit diesen immer wieder anders auftretenden Gefühlen, Ausbrüchen, ...

Dann gab es mich für die folgenden 3 Wochen endlich wieder als KaSy, allerdings in der Situation, weiterhin mit/gegen 18 Leuten agieren zu müssen, die lauter psychische Probleme in verschiedenen Stadien haben. Dafür hatte ich mittlerweile die etwa 8 Therapeuten sowie das 10-Personen-Pflegeteam   nach und nach verstanden - und sie mich auch (einigermaßen). Ich habe mir bei ihnen auch so sehr viel Mühe gegeben, mich ihnen zu erklären, zu öffnen. Der Oberarzt war wirklich gut, leider war er anfangs krank und später 2 Wochen im Urlaub. Aber ich hatte mehrere gute Gespräche mit ihm. Mit der Stationsärztin kam ich bis zum Schluss nicht klar, sie kam (als zuständige Psychiaterin!) nicht an mich heran. Die wöchentlich geplanten Gespräche fielen mehrfach aus und die seltenen und sehr kurzen zwischen 2 Therapien geschobenen Gespräche blieben leider ergebnislos.
 
Das mit dem geplatzten MRT-NC-Strahlen-Termin, um den ich wie eine Löwin gegen enorme Widerstände gekämpft hatte, fand in diesen letzten 3 Wochen auch statt. Aber das Verzweifeln deswegen hielt "nur" viele Stunden an, am kommenden Tag hatte ich die Sache als "Kann ja mal vorkommen" eingeordnet. Eigentlich ein Erfolg der Gesamtaktion.

Am 10.10.14 durfte ich nach Hause. Die Entlassungsformalitäten wurden (durch die Stationsärztin) für mich noch mal zu einer heftigen Problemsituation, die ich abwartete, um sicher mit dem Auto nach Hause zu fahren.

Heute, am Sonnabend, war ich sofort bei meinem Sport - lauter normal-fröhliche Menschen, die sich aktiv um sich kümmern.
Aber die Angewöhnung läuft noch ...
Ich hoffe, dass sich die 11 Wochen Klinik nun im weiteren Leben im Alltag bei Problemen / Tiefs / ... als nützlich erweisen.

Ansonsten war es ein schöner Sommer und goldener Herbst mit viel Draußen-Zeit zum Nachdenken, Genießen, Schönes mitbringen, mit Gesprächen mit Patienten (eher belastend als verstehend), Tätigkeiten in der Gruppe, vielen nützlichen Einzelaktivitäten in der Station und im Außenbereich, ...

Es war auch und vor allem eine sehr anstrengende Zeit. Aber wenn man ernsthaft an sich arbeitet, ist eine Therapie auch sehr anstrengend, erst recht, wenn sie so lange dauert.

Vergleichbar mit einer "normalen" Reha ist das nicht!
  
Als positives Ergebnis bleibt auch: Für mich ist es nun sogar möglich, im Fall einer schlimmen Krise dort auf der Station auch nachts anzurufen, denn mit jedem Patienten wurde durch alle dort sehr sehr gründlich gearbeitet, um die größtmögliche Hilfe unter Einbeziehung der vorhandenen persönlichen Möglichkeiten zu erreichen. Man ist dort keine Nummer ...

Ich werde noch ein wenig brauchen, aber dann steige ich hier wieder ein.
Erst mal langsam ... Psychotherapeut am 14.10., Selbsthilfegruppe am 15.10., HT-Info-Tag in Berlin am 18.10. und der verschobene MRT-NC-Strahlen-Termin am 21.10. ... das ist schon (zu?) viel.

Eure KaSy
« Letzte Änderung: 08. November 2014, 22:51:09 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline frauypsilon

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #273 am: 12. Oktober 2014, 07:39:02 »
Liebe kasy,

schön, von dir zu lesen und schön, dass du wieder zu Hause bist.

Es freut mich, dass es dir wieder besser geht. Dein Terminkalender scheint sich auch wieder zu füllen. Mach langsam (das sagt die Richtige :-)). Ich bin auch so jemand, dem es schwer fällt, Grenzen zu ziehen und meine dann, nach schlimmen Schmerztagen alles auf einmal nachholen zu müssen. Und bums, liege ich wieder auf der Nase.

Ich wünsche dir ein gutes Bauchgefühl für das Zuviel und dass du das machst, was dir gut tut, solange, wie es dir gut tut.

Ich wünsche dir, dass du ganz bald wieder in deinem Zuhause ankommst und bei dir bleibst. Schön, dass du Werkzeuge für schwere Situationen an die Hand bekommen hast.

Hat sich in Bezug auf die Neuropsychologie schon etwas ergeben?

Alles Liebe wünscht
frauypsilon
"Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende..." (Oscar Wilde)

Offline krimi

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #274 am: 12. Oktober 2014, 07:58:08 »
Liebe KaSy,

schön von dir zu lesen, dass du wieder zu Hause bist.

Das mit dem zu Hause ankommen ist nach so vielen Wochen eine Sache für sich.
Du hast so viel erlebt.
Es war eine Zeit des Umbruchs, der Neuentdeckung, des sich Wiederfindens.
Und jetzt ist die Zeit des Ankommens.

Du hast einiges an Gepäck in der Klinik gelassen und dafür einiges mit nach Hause genommen.
Ich wünsche dir, dass das was du mitgenommen hast, gute Gebrauchsgegenstände für dich sein werden und keine Souvenirs. Erinnerungsstücke an eine andere Zeit die so aufgestellt werden, dass sie eine zeitlang gesehen werden und dann so langsam in den Schrank des Vergessens wandern.

Starte jetzt mit neuer oder wiedergewonnener Energie. Aber bitte lande nicht mehr in die Überbeanspruchung deiner Kräfte.
Im Fitnessstudio wird auch nur so trainiert, dass es gut tut. Ein wenig dürfen die Muskeln nach dem Sport gespürt werden, es darf jedoch nicht weh tun. (Also keine Nachtschichten ;) mehr usw.)

Du bist auch mit der Gewissheit nach Hause gegangen, dass du jederzeit in der Klinik einen Anlaufpunkt hast.
Diese Gewissheit ist dein Sicherheitsgurt oder auch Airbag, der dich bei Bedarf auffängt, schützt.

Liebe KaSy, ich wünsche dir eine gute Eingewöhnungzeit in deinem Heim.

Ich freue mich dich am kommenden Wochenende zu sehen.

Bis dahin und auch darüber hinaus alles Liebe und viele Grüße
Deine krimi
« Letzte Änderung: 12. Oktober 2014, 08:13:06 von krimi »
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Offline Bluebird

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #275 am: 12. Oktober 2014, 09:47:45 »
Hallo KaSy,

ich sehe es ja immer eher von der praktischen Seite:
Wie fühlt es sich an mit vielen Kilos weniger an Gewicht? Sicher gut. Gut fürs Ego, gut für die allgemeine Gesundheit. So ging es mir im letzten Jahr, nachdem ich -ganz gezielt - fast 20 Kilo abgenommen hatte. Mit weniger Fett auf den Rippen ist man beweglicher, kann auf kleinere, oft schickere Kleidung zurück greifen,  macht Fitness noch mehr Spaß, da der Ansporn da ist, fürs Ego wieder mehr zu tun.

Vielleicht hast Du auch neue Hobbies für Dich entdeckt...es gab doch in der Klinik sicher auch kreative Kurse oder Musiktherapien?

Ich wünsche Dir, dass Du die gewonnene Balance hältst, künftig vielleicht völlig auf Psychopharmaka verzichten kannst. Die Gewissheit, dass Du in der Klinik anrufen kannst, wann immer Du es brauchst, ist eine gute Rückversicherung. Und ich könnte mir vorstellen, dass Du so weit kommen kannst zu sagen "wenn ich will, kann ich anrufen, aber ich warte ab und verschiebe es auf morgen..." Das wäre ein weiterer Schritt nach vorn.


Bis dann
Viele Grüße
Bluebird
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Offline TinaF

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #276 am: 12. Oktober 2014, 10:26:57 »
Liebe KaSy,

willkommen zurück. :-* Bitte, bitte, bitte, lass Dir die Zeit, die Du jetzt brauchst, Du musst nach all den Wochen mit all den Anstrengungen und all der Arbeit erst wieder daheim ankommen. Die Termine, die Du jetzt schon hast, reichen vollkommen aus. Bitte lade Dir anfangs (und auch später) nicht zu viel auf. Was jetzt kommt, ist eine Phase der Stabilisierung, auch die erfordert Kraft und Geduld. Und nein, über Geduld müssen wir nicht reden, trotzdem, versuche es wenigstens... ;)

Es ist gut für das Forum, wenn Du wieder da bist, Deine einfühlsame und verständnisvolle Art hat hier wirklich gefehlt, aber jeder, der ein bisschen Herz und Verstand hat, versteht, wenn Du erst allmählich wieder einsteigst. DU stehst an erster Stelle! Und nachts wird geschlafen, wie Krimi schon sagte.

Ich schließe mich auch sonst Krimis Worten an, sie hat es perfekt auf den Punkt gebracht.

Ich freue mich, dass Du wieder da bist und ich wünsche Dir von Herzen das Allerbeste!

Lass Dich drücken

TinaF
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Offline Eva

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #277 am: 12. Oktober 2014, 22:55:45 »
Liebe KaSy,

ich kann mich nur den Vorschreiberinnen anschließen, die alle so treffend gesagt haben, was wir Dir von ganzem Herzen wünschen. Leider habe ich Deinen Geburtstag übersehen und wünsche Dir noch nachträglich alles, was Du Dir selber wünscht. Schön, dass Du wieder da bist.

LG Eva
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

Vergiss die Frage, was das Morgen bringen wird, und zähle jeden Tag, den das Schicksal dir gönnt, zu deinem Gewinn dazu.                                                                Horaz

Mein Erfahrungsbericht: http://www.langzeitueberlebende-glioblastom.de

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #278 am: 23. Oktober 2014, 18:59:21 »
Ihr Lieben,
ich habe jetzt das Gefühl, wieder in meinem Leben angekommen zu sein.
Nach den fast 11 Wochen in der Klinik habe ich mich eine Woche lang noch so sehr traurig und freudlos gefühlt, es war furchtbar. In der Woche danach ging es immer besser, mit weniger Traurigkeit.
Aber ich habe auch alles mögliche gemacht, um mein Leben wieder zu leben:
- Sport, fast alle zwei Tage
- Ich habe mit der Hausärztin geklärt, wie das funktioniert, wenn Ärzte keine Berichte schreiben.
- Ich war auf dem HT-Info-Tag - es war wie zu Hause (Hier werde ich verstanden und mein HT wird akzeptiert. Und über den Klinikaufenthalt habe ich am Vorabend auch reden können ... ) Ich habe in Berlin mit einer NC aus Münster wegen der Hormon-Meningeom-Problematik gesprochen, was mich sehr sehr beruhigt hat. Ich habe bei den Vorträgen mitgeschrieben, aber weniger als sonst. Einiges war mir neu, vielleicht schreibe ich es hier rein ... vielleicht.
- Ich habe mit dem Gynäkologen das weitere Vorgehen geklärt (Abwarten!  :) )
- Ich habe mein Wohnzimmer etwas aufgeräumt (die sooo lange liegen gebliebenen Sachen), um meinen sehr lange bekannten und vertrauten Versicherungsmenschen reinlassen zu können und habe mit ihm auch über den Klinikaufenthalt gesprochen.  
- Ich war war bei einem Vortrag über neue Beschleuniger-Technologien (klingt passend verrückt  ;) ) - die kilometerlangen Strecken können mit anderen Methoden auf wenige Meter reduziert werden ... Immerhin verdanken wir u.a. dieser Grundlagenforschung die Möglichkeiten der Bestrahlung.
- Ich war heute bei der Amtsärztin, dieser Termin der Überprüfung auf meine Dienst(un)fähigkeit war mir am 15.10. ins Haus geflattert. Aber auch diese Untersuchung und mehr das Gespräch verliefen gut. Ich kenne die Amtsärztin ja auch aus den Zeiten, als ich lange erkrankt, aber unbedingt wieder arbeiten wollte. Dass es nun nicht mehr geht, da sind wir uns einig.  
- Bei meinem Psychotherapeuten war ich am 14.10. (vier Tage nach der Klinik-Entlassung) und am 23.10. Am 14.10. war ich noch enorm aufgeregt, das ging bis zum Weinen, ich wollte sooo viel aufarbeiten, war völlig durcheinander ...   Heute war ich dort zwar immer noch etwas rückwärts orientiert, aber auf der sachlich sortierenden Ebene. Er sprach davon, dass nach einem solchen Klinikaufenthalt manche Patienten mit einem Trauma zurückkehren und ich gehöre wohl dazu. Und er sagte, dass ich stets "gangbare Wege" suche / finde / gehe. Er erläuterte dies damit, dass ich nach jeder Situation, die mich aus der Bahn zu werfen droht, immer wieder neue Wege gehe. So versuche ich, auch den Klinikaufenthalt zu sehen. Es war eine Erfahrung. Nicht ganz schlecht, aber auch nicht das Beste, was es für mich hätte geben können. Irgend etwas könnte an Gutem geblieben sein - das wird die Zeit zeigen.


Tatsächlich gab es bei meinem geliebten Sport gestern eine Äußerung einer Trainerin, die ich sehr mag, über den Zusammenhang von Körper und Kopf bei Erkrankungen, also über die Mitwirkung der Psyche. Sie hat das beim lockeren Schwatzen und Motivieren einfach so in den Raum gesagt. Das ist ja auch  völlig richtig und ich vertrete es hier im Forum auch und empfehle immer wieder den HT-Betroffenen und den betreuenden Angehörigen, sich auch psychologischen Beistand zu suchen.
Aber diesmal löste diese Äußerung bei mir den sofortigen Abbruch des Trainings aus - was bei dem bei Mrs. Sporty üblichen Kreistraining nicht auffällt. Ich hatte die üblichen drei Runden auch fast geschafft. Ich wollte wie üblich die Dehn-Übungen anschließen und brach sie abrupt ab, da in mir gleichzeitig Tränen und Wut hochkamen und ich ging (stürzte fluchtartig) aus dem Trainingsaum zu den Umkleidekabinen.
Dort schaffte ich es jedoch tatsächlich, in einer relativ kurzen Zeit von 5-10 Minuten runterzukommen. Mir war fast sofort klar gewesen, was der Auslöser für diese Attacke war. Ich konnte nach dem Umziehen allerdings noch nicht fröhlich "Tschüss" sagen. Dafür war ich heute nachmittag noch einmal dort (andere Trainerinnen) und war locker und fröhlich und - ich bin wieder fit wie ein Turnschuh!


Allerdings bin ich mehr müde.
Kann mittags schlafen und nachts auch.
Mitunter wache ich mehrfach auf und gucke, wie spät es ist, um dann weiterzuschlafen (ohne Grübeln). Aber ich glaube, das ist so, wenn ich am Folgetag etwas Wichtiges vorhabe wie MRT oder Amtsärztin.  

Ich habe aber immer mehr das Gefühl, dass mein Leben ohne Antidepressiva möglich ist.

Ich sehe durchaus einen Zusammenhang zu den erfolgten HT-Therapien.

Die letzten liegen jetzt gut drei Jahre zurück, da könnte dieser Versuch ohne AD erfolgreich sein.

Und mehr Müdigkeit bedeutet auch, dass mich mein Körper nicht mehr zu viel aktiv sein lässt, das könnte auch ganz hilfreich sein.

Nun habe ich meine Abendessenzeit verpasst und ich wollte doch die Tagesstruktur möglichst beibehalten. (Aber angefangen habe ich diesen Text, da war es noch nicht 18 Uhr.)

Ich werde in den nächsten Tagen nach München fahren, jetzt fühle ich mich stabil genug dafür. Dazwischen liegt Thüringen, von wo ich von meinem Ältesten Schnee- und TausendeSterne- Meldungen erhalte, die sein Zweijähriger mit seinen Eltern in den Ferien in Oberhof genießt.

Eure KaSy
« Letzte Änderung: 23. Oktober 2014, 19:05:56 von KaSy »
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Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #279 am: 24. Oktober 2014, 12:24:22 »
... ich habe eine PN erhalten, weil etwas falsch verstanden wurde oder ich es missverständlich geschrieben habe.

Ich bedanke mich an dieser Stelle für Deine Sorge um mich ...
a) ... bzgl. der Situation beim Sport und
b) ... bzgl. des Lebens mit den Erkrankungen.


a) Bei Mrs. Sporty wird nicht nur auf Sport, sondern auf Gesundheit und Ernährung geachtet und dies auch begleitet (wenn man das alles möchte).
Demzufolge gibt es einen "Erst-Check", wo man sich auch über seine Gesundheit bzw. Krankheit äußern kann - wenn man will.
Und natürlich wissen die Trainer von meinen HT-Erkrankungen.
Darauf wird auch reagiert, z.B. wird von einigen Übungen abgeraten, die sich ungünstig auf Tumoren (Brustkrebs u.a.) auswirken könnten.

Ich hatte in meinem vorigen Text mit "diesmal" gemeint, dass ich sonst nicht nur im Forum, sondern auch bei Mrs. Sporty kein Problem mit solchen Äußerungen habe. Ich vertrete die Mitwirkung der Psyche auch dort.
Aber "diesmal" war es anders.
Und das muss an den Nachwirkungen des 11-wöchigen Klinikaufenthaltes gelegen haben. Ich kann es am Tag mit allen möglichen Aktivitäten, auch ruhigen, etwas verdrängen, aber nachts schrecke ich immer mal auf, weil ich von den Visiten dort oder abwehrenden Reaktionen des Pflegepersonals oder verschiedenen Situationen träume, die überwiegend mich, aber auch andere PatientInnen betrafen.



b) Natürlich nehme auch ich meine Krankheiten an, obwohl es nicht so einfach ist, dieser Mensch mit dieser Latte von Krankheiten sein zu sollen, sich aber nicht so zu fühlen.
Und so suche, finde und gehe ich immer wieder Wege durch Türen, die ich gegebenenfalls auch auftrete, um mein Leben weiter zu leben. So zu leben, dass ich mich trotz dieser Einschränkungen nicht nutzlos fühle. Das ist, wenn man 7 Jahre lang auf die Arbeit konzentriert war, weil die Kinder bereits aus dem Haus waren, nach dem plötzlichen beruflichen Aus vor drei Jahren nicht einfach.
Man kann noch nicht wieder, will aber.

Also lebe ich mein Leben und hole mir Hilfe, wo ich meine, sie zu brauchen.

Scheinbar bin ich (etwa seit Beginn dieses Jahres) mit meiner Eigenverantwortung für mich und meine Erkrankungen zu aktiv gewesen, habe nicht mitgekriegt, wann ich hätte aufhören sollen, oder ich bin Ärzten "auf den Schlips getreten", weil ich bzgl. der HT mehr weiß als sie und deshalb mehr mitreden will ...
Jedenfalls habe ich viele richtige Wege genutzt, um klarzukommen, bin diese Wege aber zu weit gelaufen oder habe sie zu intensiv ausgetreten, "bis sie matschig wurden", so dass ich nicht bemerkte, dass sie mich ausbremsten anstatt mich voranzubringen.

Aus diesem selbst geschaffenen Irrgarten hat mich meine Neurologin herausholen wollen und sie meinte es wirklich gut, als sie mich in diese psychiatrische Klinik schickte:
Andere Antidepressiva - in einer anderen Umgebung - dort zu mir kommen - dort Hilfe bekommen - das war ihr Plan.

Leider war es ein weiterer, von vornherein matschiger, Weg, dem ich in der Klinik immer wieder auf kleine nette Wege entflohen bin bzw. mir den "matschigen" Weg nach und nach trockenlegte (mit Gesprächen, die ich den vielen ehrlichen Helfern aufdrängelte), um wenigstens das Gefühl zu haben, irgend etwas sei gut, hilfreich.
Geblieben sind zunächst nur der schöne Sommer in der schönen Umgebung und das gute Essen.
Aber es könnte auch mehr Gutes sein.

Um das zu bemerken, lebe ich mein Leben weiter - noch bin ich nicht ganz da - in dem Sinne wie oben genannt.

Zum Beispiel habe ich zwar mittlerweile Boxhandschuhe und ein Ding zum Draufboxen, aber aufkommende Aggressionen kann ich auch ganz gut mit dem Harken des goldenen Herbstlaubs loswerden und so das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden. Das habe ich in der Klinik als Gegen-Methode gelernt. Viele sitzen einfach so rum und reden und rauchen. Ich habe auch dort das Stückchen Grün am Haus mit der extra auszuleihenden Gartenschere verschönt, wenn ich Wut in mir hatte. Oder bin wütend los-, weg-gelaufen und kam mit Blumen oder Trockensträußen aus der Umgebung wieder, mit denen ich Freude in das Depri-Haus brachte.


Irgendwie hatte ich insbesondere in der Klinik immer das Gefühl, dass man mein Leben ändern, besser machen wolle. Aber wie, wohin? Es gab Wochenend-Belastungstests. Nachdem ich mich wegen der Klinik zu Hause schrecklich gefühlt hatte, lehnte ich die nächste Heimfahrt ab. Nachdem ich mich später am WE zu Hause trotz der Klinik gut gefühlt hatte, war die Klinikärztin zufrieden und meinte, nun sei die Therapie erfolgreich beendet. Jetzt aber hätte sie beginnen müssen.

Das wird meinem ambulanten Psychotherapeuten überlassen. Ohne Bericht von der Klinik. Ohne Empfehlungen. Insbesondere ohne die Krankenkasse auf die Notwendigkeit dessen Finanzierung hinzuweisen, denn wir sind gerade kurz vor der Zweijahres-Finanzierungs-Pause. Mein guter "Psycho-Doc" überbrückt das aber in meinem Sinne.
Es bleibt dieses ungute Gefühl - wozu überschüttet man mich 11 Wochen lang mit einem Dauer-Gruppen-Leben, massiv mit anstrengenden Therapien, schwierigen Gruppenrunden, vereinzelten extrem stressigen Arztgesprächen, um am Ende ... alles sich selbst zu überlassen. "Der Psychotherapeut weiß schon, was zu tun ist.", sagte der Oberarzt auf meine diesbezügliche Frage. Stimmt, aber er tut nicht das, was der OA für mich will, sondern was er für mich und mit mir gemeinsam will.

Und das ist jetzt:  LEBEN.

Die Psychotherapie kann warten, erstmal drei Wochen.







Schrecklich.
Es scheint zu stimmen, dass ich aus dem Psychiatrie-Trauma nur schwer herauskomme.
Es ist noch anstrengend, mich wieder zum Lesen im Seniorenheim anzumelden, mich hier zu den Neu-Betroffenen zu äußern.
Ich hänge noch in mir fest.
Und das habe ich während dieser 11 Wochen immer wieder vermutet:  "Werde ich das jemals verarbeiten, hinter mir lassen können?!"


Es tut MIR gut, es hier aufschreiben zu können.
Es tut mir gut, darüber reden zu können - aber das geht mit denselben Menschen nicht immer wieder.

Es tut mir gut, das normale Leben zu leben, die Dinge des Alltags zu klären (dieser Handy-Vertrag z.B. ...), von den Familien meiner Kinder zu hören, sie zu besuchen ...

 


Ob das auch eines der unbemerkten guten Ergebnisse des Klinik-Aufenthaltes ist, dass ich FÜR MICH denke? Auch das hatte ich gegen Ende vermutet und geäußert, dass "ich gegen/für mich einen Sieg errungen" hätte, wobei sich diese Formulierung auf die Wochen vorher gestellte Frage des OA bezogen hatte, "ob ich immer gewinnen müsse". JA, muss ich. Und JA, habe ich.

Aber ich habe wohl auch manches verloren oder es wurde mir genommen oder überschüttet - und nun sind wieder neue Türen und Wege fällig. Die ich gegebenenfalls auch auftrete!
Denn:   Aufgeben ist keine Option!


In diesem Sinne
KaSy
« Letzte Änderung: 24. Oktober 2014, 12:31:31 von KaSy »
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Offline Igelchen

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #280 am: 27. Oktober 2014, 10:47:34 »
liebe kasy,

es liegen 2 shcöne (relativ) wochen seit letzten mittwoch hinter mir.
hatte freitag oder so kurz mein postfach angeschaut und heute habe ich erst deinen berihct vom 24.oktober gelesen.

ich schreibe dir eine pn...ok?
blöde ok zu fragen und zu wissen ich schreib sie ja......tssss das ist seit einigen wochen mein "kopf-psychoproblem".

an dieser stelle liebe grüße @all hier im forum!

liebe grüße

igelchen
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die lebensfreude verleiht flügel und macht wunder möglich.

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #281 am: 02. April 2015, 00:04:13 »
Ich habe einige Antworten im Thread von Pedro (Emotionales Verhalten gegenüber Ärzten) über das Leben nach dem Beruf gelesen, schreibe dazu aber hier in meinem Thread.


Ich würde auch so gern irgend etwas Tolles mit meiner verdammt vielen Zeit anfangen können.
Ja, ich zwinge mich auch zu einem halbwegs normalen Tagesablauf, der allerdings um Stunden nach hinten (von Lerche zu Eule) verschoben ist, das aber relativ regelmäßig.
Klar gibt es ein paar feste Zeiten wie den dreimaligen Sport und das ehrenamtliche Vorlesen freitags im Seniorenheim.
Aber was ich nicht in den Griff bekomme, ist das, was ich in den Zeiten meiner Berufstätigkeit mehrmals im Jahr tat - in den Urlaub fahren, wandern, Sachen erkunden, Dinge erleben, Neues kennenlernen, ausruhen, ... Damals haben mich die Ferienzeiten dazu motiviert wegzufahren, zunächst mit den Kindern, später allein. Jetzt? Es geht irgendwie nicht.
Ich habe das Gefühl, das Leben macht mit mir, was es will und ich lass es machen oder lass es sein.

Ja, in Wirklichkeit tue ich sicher mehr als ich mir eingestehe. Aber ich schätze das nicht so.

Irgendwie weiß ich nicht so richtig, wozu dieses Leben da ist, vor allem wenn ich an Menschen, die so sehr auf Hilfe angewiesen sind, meine eigene Zukunft zu sehen glaube. Ich will das nicht.

Warum, wofür jeden Tag neu anfangen? 

KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline krimi

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #282 am: 02. April 2015, 00:42:16 »
Liebe KaSy,

wenn ich deinen Beitrag lese bekomme ich Angst um dich. Das hört sich so resignierend an. So bist du doch nicht.

Als erstes möchte ich dich ermuntern dein jetziges Leben nicht mehr mit dem zu vergleichen, was du noch im Beruf stehend hattest.
Du hast jetzt ein anderes Leben.

In deiner Fußnote steht „Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!“
Drucke dir diesen, deinen Satz aus und hefte ihn an verschiedenen Stellen in deiner Wohnung gut sichtbar an Spiegel, Schrank oder Tür.
Spiegel – z.B. im Badezimmer, damit du ihn morgens und abends liest.
Schrank – vielleicht Kleiderschrank.
Tür –  Haustür, damit du beim hinausgehen und wiederkommen daran erinnert bist wie wertvoll du bist, dein Leben ist.

Was hindert dich deinen Urlaub  nach dem Schulferienkalender zu planen? Da wäre dann ein Rhythmus.

Dieser Satz von dir „Irgendwie weiß ich nicht so richtig, wozu dieses Leben da ist, vor allem wenn ich an Menschen, die so sehr auf Hilfe angewiesen sind, meine eigene Zukunft zu sehen glaube. Ich will das nicht.“
Deine eigene Zukunft wird anders aussehen.
Mit „Miss Sporty“ bleibst du fit und fällst vielleicht irgendwann einfach mal vom Ergometer oder weil du so fit bleibst, beim Laub harken in deinem Garten um.
Es ist doch nicht genormt, dass jeder Mensch beim älter werden auch immer automatisch auf Hilfe angewiesen.

Bei uns sehe ich fast jeden Tag eine ältere Dame mit ihrem Rollator strammen Schrittes ihren Spaziergang machen.
Ihr Argument „Ich brauche das, damit ich fit bleibe, nicht steif werde.“
Bewunderswert. Sie ist 85 Jahre alt. Um mit ihrem Tempo mitzuhalten habe ich als Jüngere etwas zu tun.

„Warum, wofür jeden Tag neu anfangen?" – Du hast Enkel, die du gern aufwachsen sehen möchtest. Denen du Oma sein möchtest, so lange wie möglich. Oder irre ich mich da? Sie brauchen ihre Oma. Eine Oma Zeit für sie hat und  die ihnen vorliest. Die ihnen wunderbare, selbst ausgedachte Geschichten erzählt. Mit ihnen Kinderlieder singt. Mit ihnen Plätzchen backt. Eine Oma, die ihre Enkel genießen kann, wie sie ihre eigenen Kinder nicht genießen konnte. (Auch wenn du deinen Kindern immer eine gute Mutters warst. Und auch noch bist.)
Wir brauchen dich auch hier. Ich brauche dich hier.

„Ich habe das Gefühl, das Leben macht mit mir, was es will und ich lass es machen oder lass es sein.“ – Das wird sich wieder ändern. Du wirst es ändern.

Sei lieb umarmt.
Deine krimi
« Letzte Änderung: 02. April 2015, 00:49:58 von krimi »
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
______________

http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline Bea

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #283 am: 02. April 2015, 01:02:07 »
Liebe KaSy,

wie gut kann ich das, was Du schreibst, nachvollziehen. Meine Frage lautete bis vor einigen Wochen: Warum atme ich den anderen Menschen hier die Luft weg? Wozu bin ich noch gut?

Es ist gewagt, das hier so offen zu schreiben. Das ist mir sehr bewußt. Und um irgendwelchen Vermutungen vorzukommen; ich hänge trotzdem an meinem Leben!

Das, was Du schreibst, Krimi, ist durchaus richtig. Dennoch müssen wir uns auch mit unseren dunklen Gedanken auseinander setzen. Wie viel? Das muss jeder für sich entscheiden.

Mein Professor hat mir vor einiger Zeit einmal einen wahren Satz mit auf den Weg gegeben. "Sie werden sich immer mit dem vergleichen, was Sie vor Ihrer Krankheit geleistet haben. Das ist das Unfaire an Ihrer Situation."
Wenn ich mich mit diesem Satz konfrontiere, dann weiß ich, dass er auch heute noch wahr ist. Ich weiß aber auch, dass ich mich damit quäle und mir nicht weiter helfe.

Es ist unser Weg, der uns gerade gegeben ist.
Fakt ist für mich dennoch; das Leben bringt für jeden Unwegsamkeiten. Oft schon für einen fitten und gesunden Menschen nur schwer zu ertragen. In unserer Situation eine wirkliche Herausforderung.

Uns allen wünsche ich, dass wir mit dem was wir haben zurecht kommen und unsere Herausforderung annehmen.

Liebe Grüße,
Bea
P.S. An guten Tagen denke ich, es ist besser, dass ich dies alles habe. Gesunde würden damit gar nicht fertig.
 ;)

Offline krimi

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #284 am: 02. April 2015, 01:51:56 »
Liebe Bea,

Zitat
Das, was Du schreibst, Krimi, ist durchaus richtig. Dennoch müssen wir uns auch mit unseren dunklen Gedanken auseinander setzen. Wie viel? Das muss jeder für sich entscheiden.

damit gebe ich dir vollkommen Recht. Und weil ich das auch von mir kenne, durch meine Krankheit, bei der keine Chemo greift, nur abwarten und operieren wenn es soweit ist und möglich ist.

Auch das was dein Prof. zu dir gesagt hat verstehe ich und erlebe es auch an mir selbst.

Ich habe aber in meiner Familie auch erleben müssen, wohin diese dunklen Gedanken führen können.
Darum ist es gut sie auszusprechen (wie KaSy es gemacht hat), damit wir, die wir sie auch kennen *, reagieren und Mut zusprechen können.
Auch dir, liebe Bea.

LG krimi

Edit 03.04.2015:* Damit meine ich, die wir auch die dunklen Gedanken kennen.
« Letzte Änderung: 03. April 2015, 01:08:29 von krimi »
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
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