HirnTumor-Forum

Autor Thema: Aus dem TIEF kommen  (Gelesen 220329 mal)

Offline josch

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #60 am: 07. Dezember 2010, 22:13:27 »
Hallo Kasy,
lies bitte die Worte die schwede hier schrieb,
es sind wahre Worte, ich finde das sie mich
sehr berührten, :'(  ja die Tränen kamen mir

Hallo Kasy !

Es hilft vielleicht auch anderen, habe gerade meine Gedanken laufen lassen.

Dein stiller Begleiter !


Was ist los mit dir, spüre Schmerzen in dir.
Heftige schmerzen körperlich wie Seelisch.
Dein Wille ist so schwach Geworden , Warum ?
Möchte dich verstehen, kann es aber nicht.
Immer wieder schaust du mit Leerem Blick in die Welt mit offenen Augen.
Nimmst alles nur noch halb Wahr !
Dein Gang ist schwerfällig geworden.
Deine Wärme fehlt mir, ohne dich bekomme ich keine Wärme !
Sitze hier links Unten in deiner Brust, es ist Dunkel hier
Gebe mir dein Lächeln, dein Licht brauche es.
Will doch nur das es dir gut geht !
Werde immer mit dir fühlen, auch wenn ich nicht verstehe was los ist.
Wir sind doch eins, ohne dich kann ich nicht Leben.
Genau das möchte ich aber, und zwar mit dir.
Gebe uns doch  eine weitere Chance, werde dich nicht Enttäuschen.
Im Kopf stimmt was nicht, das spüre ich ganz genau.
Die machen mich Krank deine Sorgen, du lädst sie bei mir ab.
Verstehe sie aber nicht.
Gebe mir deine Kraft sie ist noch da, nutze sie für uns beide!

Lass uns beide weiter Leben, es ist die Sache wert.

Bitte vergiss mich nicht !

Dein Herz


danke schwede

josch
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Jean Paul

Jens B

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #61 am: 08. Dezember 2010, 03:02:14 »
Hallo liebe Kasy!

Siehst du, nun hast du so viele liebe Antworten bekommen!
Josch & Schwede haben dir sogar schöne Gedichte geschickt. Nun möchte ich dir auch noch eins nennen!

"Es geht wohl anders als du meinst: derweil du frei und fröhlich scheinst,
ist Lenz und Sonnenschein verflogen,
die liebe Gegend schwarz umzogen;
und kaum hast du dich ausgeweint,
lacht alles wieder, die Sonne scheint –
es geht wohl anders, als man meint!"

(Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff;  * 1788 & † 1857)

Liebe, ganz herzliche Grüße
Jens B.

Offline mmolina

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #62 am: 08. Dezember 2010, 11:00:30 »
Hallo Zusammen Ihr Lieben,

Mensch! Ihr seid so gut!!!
Wenn ich jetzt psychisch so "down" wäre, hätten mich Eure so lieben Worte, sprich  Gedichte
Schwede, Josch und  Jens SEHR SEHR gutgetan.
Mir sind auch die Tränen in den Augen gekommen und so ein seltsames Gefühl im Kopf, aber ein Gutes. Es ist doch einfach wunderschön , dass es Menschen gibt die es wert sind.

Ganz Liebe glückliche Grüsse
mmolina
Wer Schmetterlinge lachen hört der weiss wie Wolken schmecken

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #63 am: 08. Dezember 2010, 22:38:34 »
Danke Euch allen ...
Eure so lieben und so guten Worte
und dass das MRT heute gut ist
und die guten und aufbauenden Reaktionen des Neurochirurgen und der Strahlentherapeutin

sie dringen so ein bisschen in mich ein,

doch es so viel Kraft dafür erforderlich, daraus Freude werden zu lassen, weil ich noch  ...  angst ... habe.


Irgendwann wird es wieder einfacher sein


Irgendwann werde ich auch wieder mit anderen mitfühlen und helfen können. Jetzt dringt nichts zu mir durch. Der Kopf ist wohl überfüllt. Aber ich nehme die kleinen Freuden wahr, von Euch, von meinen Kindern und versuche auch, Gutes zu tun. Es ist schwer, in solcher Stimmung normal bei anderen zu sein, denn wenn ich es rauslasse, hab ich wieder Angst vor mir selbst und dann wirds schon gar nicht besser. Weil ich die Sorgen nicht so verständlich rüberbringen kann. Und Ratschläge kriege, die ich nicht brauchen kann.

Aber irgendwann wirds besser.

DANKEDANKE
KaSy


 
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Jens B

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #64 am: 08. Dezember 2010, 23:44:22 »
Liebe KaSy!

So gefällt mir das, solche frohen Zeilen von dir, so habe ich dich kennen gelernt!

Du hattest heute also deine gute MRT?
"Priiima", ich freue mich so sehr mit dir! Was kann es schöneres geben?
 
Sehr schön, dass es "aufbauende Reaktionen des Neurochirurgen und der Strahlentherapeutin" waren!  8)
Siehst du, "nun sieht die Welt gleich anders aus".

Auch wenn es schwer ist dir zu raten (Weil du schreibst: "Und Ratschläge kriege, die ich nicht brauchen kann."), so will ich es trotzdem ganz, ganz vorsichtig tun & wenigstens zaghaft versuchen!
Nur so viel, lass dir viel Zeit, sehr viel Zeit! Lade dir nicht noch andere Sorgen und Kummer auf! Denk mal bitte nur an dich & die Kinder! Denn auch diese kleinen Freuden wie du schreibst (z.B. Kids usw.) lenken dich ab & bringen dich auf positive Gedanken!

Ja ganz recht so, "Irgendwann wird es wieder einfacher sein." & "Aber irgendwann wirds besser."
Lass den Optimist in dir (wieder) die Oberhand gewinnen! Ich drücke dir ganz toll die Daumen & wünsche dir viel Kraft!
Es dauert vielleicht noch einen Moment, aber sei gewiss, die Freude kehrt wieder zu dir in dein Herz zurück!

Alles Gute, beste liebe Grüße
Jens B.

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #65 am: 12. Dezember 2010, 22:21:54 »
Ihr Lieben alle,

ich habe heute den 3. Jahrestag meiner 3. HT-OP und das letzte MRT vor 4 Tagen war gut und diese Gyn-OP erstaunlicherweise auch und nun hab ich 3 Sorten Pralinen hergestellt und mindestens 3-mal 3 Lichter angezündet und die "Berge" vor mir sind versunken und haben mir den Blick auf das Morgen und das Übermorgen und das ganze Leben freigegeben ... und ich will, dass das so bleibt.  :) ... für mich und Euch alle!!

Die Schneeflocken sind wieder einzigartige Kristalle und die Kälte ist gar nicht kalt, ich habe mir einen Tannenbaum angeschaut und bin am Basteln, um ihn zu schmücken - mit Sternen, aber auch mit verschiedenen Vögeln, vor allem habe ich viele Kraniche gefaltet. Für euch mit!!!

Ich wünsche euch allen, dass die Welt euch liebt und umarmt und euch ihre schönsten Seiten zeigt!  :D

Eure KaSy
 
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Offline josch

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #66 am: 12. Dezember 2010, 22:39:46 »
Hallo KaSy,
es ist so schön zuhören das es dir wieder besser geht,
auch das dein MRT gut ausgefallen ist
und das du deine Gyn-OP so gut weg gesteckt hast.
Ich freue mich für dich und mit dir,
das du den Sinn deines Lebens wiedergefunden hast.
Es ist einfach schön, solche erfrischenden Worte zu lesen.

Deine Worte werden hier bestimmt einige wieder aufbauen,
denn du hast gezeigt wie man aus einer Krise wieder raus kommt.

lg josch
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Jean Paul

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #67 am: 13. Dezember 2010, 00:34:36 »
Danke, josch,
Auch diese Worte aus Deinem Gedicht, das ich gerade noch einmal las
Dein Leben gleicht einem spannenden Buch,
schlage es niemals zu früh zu.

sollte man sich in solchen Situationen unbedingt vor die Augen halten.
KaSy
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Jens B

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #68 am: 13. Dezember 2010, 10:12:20 »
Hallo KaSy,

zu aller erst möchte ich dir natürlich zu deinem 3. Jahrestag gratulieren! Ganz prima, dass dein letztes MRT gut war!
Ich gratuliere dir außerdem ganz herzlich zur "wiedergewonnenen" (positiven) Lebenseinstellung!
Es ist "sooo" schön, wenn du wieder voller Tatendrang & Optimismus bist!  :D
Lass Sonne in dein Herz & lass sie nie wieder raus!  ;)
Ich wünsche dir einen guten Wochenstart.

LG Jens B


Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #69 am: 25. Dezember 2010, 22:46:31 »
Ich habe eine für mich überraschend sensible Weihnachts-E-Mail meines Chefs erhalten, die mich tief im Innern sehr bewegte und mich zu folgenden Worten anregte:


Die Grenzen des Lebens zu sehen, zu erfahren,
womöglich gar ihren Verlockungen erliegen zu wollen
... und doch zu widerstehen -
es gibt dem Leben einen höheren Wert,
jedem Tag einen tieferen Sinn.

Jeder Tag kann ein Geschenk sein,
jeder Tag kann aber auch ein gewonnener Kampf sein
... für sich
... und für andere.

In diesen Erfahrungen ist man allein
mit den Zweifeln
und der Hoffnung
... und wächst daran.



KaSy

(Allein ist man natürlich hier im Forum nicht ...)
« Letzte Änderung: 25. Dezember 2010, 22:49:51 von KaSy »
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Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #70 am: 25. Januar 2011, 20:59:06 »
Ein Monat später (seit meinem letzten Eintrag)

... und dieses mein Leben ist eine Achterbahn oder zumindest verdammt hügelig.

Ich durfte im Januar wieder mit Sport beginnen, was mir nach der langen verordneten Ruhe (drei Monate) erst etwas schwer fiel, mir nun aber immer mehr und viel Spaß macht.  :D

Ich durfte in der zweiten Januarwoche mit der Wiedereingliederung beginnen und habe das Glück, dass alle im Kollegium, voran (!) mein Chef, sehr verständnisvoll sind und mich schonen.
... und es macht Spaß mit den 11-/12-jährigen Kindern!  :D

Und doch will meine Psyche nicht so richtig mitspielen - trotz dieser guten Bedingungen.
Ich bin mitunter so sauer, weil ich regelrecht umfalle, wenn ich nach Hause komme, nach der Arbeit (2 Std.) und evtl. noch Sport. Sicher bremst mich mein Körper zu Recht. Das ist - objektiv gesehen - auch gut so. Aber subjektiv würde ich gern besser drauf sein, um optimistischer in die Zukunft blicken zu können. Vielleicht mache ich doch immer noch mehr, als zur Zeit für mich gut ist? Ich nehme mir morgens vor, mich auf die Couch zu lümmeln und einfach nur zu lesen - schaffe das aus unerfindlichen Gründen nicht, weil ich mich mit irgendetwas anderem verzettele, und heule mich dann nachts in den Schlaf, finde das Leben so überflüssig....  >:(

Aber am nächsten Morgen geht es wieder weiter und es lohnt sich wohl doch, für die Kinder da zu sein. Nur ich selbst finde noch keinen Platz in meinem Leben. Aber das muss - wird auch wieder werden.

Eure KaSy
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Offline probastel

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #71 am: 25. Januar 2011, 23:39:26 »
Hallo Kasy,

Du hast einen Job mit einer der höchsten Quoten an Frühpensionierungen. Du bist schon so oft vom Schicksal herausgefordert worden, hast schonso viel schon durchmachen und aushalten müssen. Du musstest durchstehen wo andere zerbrechen. Und Du ärgerst Dich, dass Du nach zwei Stunden Unterricht fix und fertig bist, ich kenne genug körperlich gesunde Lehrer, die einfach so zerbrechen.

Ich erachte es als enorm hohe Leistung, dass Du nicht einfach den Kopf in den Sand steckst und aufgibst, sondern für Deine Passion kämpfst. Ich empfinde mich als körperlich und geistig fit und doch merke ich wie anstrengend es ist meinem Patenkind beim Aufarbeiten der schulischen Defizite zu helfen. Und Du hast ein ganze Klasse voll davon.

Mich wundert es nicht, dass Du nach den zwei Stunden stehend ko bist. Lasse Dir Zeit und sei nicht so hart zu Dir selbst.

Ganz liebe Grüße

Probastel
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

Offline Schwaumel

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #72 am: 26. Januar 2011, 22:42:10 »
Liebe Karin, ich bin seit 25 Jahren mit Leib und Seele Sonderschullehrerin und weiß genau von was du sprichst. Auch ich habe für meine Kinder und Schützlinge gelebt. Da wir unsere Kinder meistens von der 1. bis zur 9. Klasse unterrichten, gehörten sie schon fast immer zur Familie.
Nun pflege und kämpfe ich seit 2007, mit meinem Mann, gegen sein Glioblastom an und ich bin immer nur gerannt.
Allen Verpflichtungen gerecht zu werden und das in 24 Stunden pro Tag,die nie ausgereicht haben, von Schlaf und Ruhe gar keine Rede, haben mich an das Burn out gebracht. Jetzt bin ich, obwohl meine Kollegen kein Verständnis mehr haben, auf Teilzeit 12 Stunden gegangen und endlich ist mein Leben wieder lebenswert geworden. Ich habe meine geliebte Arbeit noch und habe Zeit für meinen Mann und all seine Therapien. Ich bin wieder ausgeglichener, was sich auch zu Hause wiederspiegelt. Wir haben auch wieder Zeit, die gewonnen Zeit ein wenig zu genießen. Zeit für mich bleibt nicht, aber ich bereue es, dass ich diesen Schritt nicht schon eher gemacht habe. Ich konnte von der Arbeit nicht loslassen, aber weißt du : Wir leben nicht zum Arbeiten, sondern wir arbeiten um zu leben.
Das Loslassen ist mir sehr schwer gefallen, aber es hat sich gelohnt und ich genieße es. Vielleicht wäre es für dich auch eine Lösung? Du könntest auch auf Rente gehen und dann noch auf Honorarbasis in Privatschulen stundenweise arbeiten. Lehrer sind zur Zeit Mangelware.
Übernimm dich nicht, das Leben hat auch andere schöne Seiten.

Lg Katrin
Dein Lachen, deinen Charm und deine Liebe werden wir nie vergessen.
In Gedenken an meinen lieben Mann
Michel
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Diagnose: Dezember 07
   39 Monate

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #73 am: 27. Januar 2011, 16:50:29 »
Lieber Probastel,
Deine Worte "Sei nicht so hart zu Dir selbst." hat mir erst kürzlich auch einer der Trainer beim Sport gesagt, er kümmert sich auch um die Ernährung der trainierenden Frauen (bei Mrs. Sporty). Und eine liebe Kollegin erinnerte mich auch daran, dass ich ja "nicht nur einen Husten" überstanden habe und auch Tabletten nehmen würde. Und dass auch andere krank werden oder ganz aufhören, na klar, das stimmt. Ich bin immerhin froh, dass es die Möglichkeit der Wiedereinarbeitung gibt und ich mir jetzt auch immer vor Augen halte, dass ich den zeitlichen Arbeitsumfang auch noch länger als geplant beibehalten kann.

Liebe Schwaumel,
Du hast also ziemlich gleiche Erfahrungen, Deine Worte waren daher für mich sehr hilfreich. So wie Du es schreibst, ist es eben auch bei mir, dass der Lehrerberuf für mich nicht nur "irgendein Job" ist, den jeder andere auch machen kann. Ich habe durchaus immer mal wieder nach sehr schwierigen Phasen am Anfang oder eben nach den Krankheiten seit 1995 darüber nachgedacht, etwas anders oder etwas ganz anderes zu machen. Doch bei allem Hin- und Herdenken blieb immer nur "Lehrer" übrig.

Und es macht eben auch Spaß, mir und auch den Kindern. Was ich zusätzlich für meine Kolleginnen oder für die Schule mache, das tue ich, weil ich es gern tue, weil freundliche Rückmeldungen kommen. Dadurch habe ich mir wohl auch die Anerkennung erarbeitet, die mir jetzt den Rücken stärkt und die mich auch als krank geschriebene Person den Weg in die Schule gehen lässt, ohne zuviel Angst davor zu haben, dass gleich im ganzen Ort "mit Lichtgeschwindigkeit" verbreitet wird, dass diese Lehrerin zu faul zum Arbeiten sei. Man steht ja doch ziemlich in der Öffentlichkeit, zumal man die meisten Eltern selbst nicht kennt, aber sie erkennen den Lehrer ihrer Schule natürlich überall, beim Arzt, beim Einkaufen, beim Sport, ....

Momentan ärgert mich, dass ich so lange für so vieles brauche. Für die normalen Dinge des Alltags und der Schule und auch für solche Entscheidungen, weniger zu arbeiten. Da hab ich nun seit Schuljahresbeginn meinen Stundenumfang um fünf Stunden verringert, es hat wegen der enormen psychischen Belastung mit der AD-Umstellung in den ersten Wochen gar nichts gebracht - und dann falle ich mehr als drei Monate aus ...

Naja, ich will das schaffen und werde es auch!  :)

Am Rande noch:
Mein Sohn kämpft sich gerade durchs Referendariat, will Ma-Info-Lehrer werden und hat es wirklich drauf. Ist bei den Schülern und Kollegen beliebt - und doch bei der Prüfung durchgefallen. Er darf ein halbes Jahr dranhängen und ackert "wie blöde".
Das tut mir mitunter so weh. Weil ich es ihm so vorgelebt habe.
Aber er hat mittlerweile 10 Jahre Studium hinter sich - ohne jegliches Bummeln oder so. Seiner Freundin (Ma-Physik) geht es ebenso. Wann sollen denn die jungen Lehrer an die Schule dürfen und wann endlich Kinder kriegen? Dabei könnten die beiden längst in der Wirtschaft sein und sich "dumm und dusslig" verdienen. Aber so ist das eben mit dem Lehrer-Ethos.

Ich danke Euch beiden und den Lesenden auch - hier schreiben tut mir bereits gut, und Antworten bekommen noch mehr.  :)

Eure KaSy

PS: Falls jemand superweiches Wasser sucht, das kann er bei mir aus dem Keller haben ...  8) , aber bitte Gummistiefel mitbringen!
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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #74 am: 30. März 2011, 22:46:58 »
Zwei Monate sind seit meinem letzten Eintrag vergangen und ich bin ziemlich enttäuscht und es ist mir auch fast peinlich (was natürlich Blödsinn ist, aber tu mal was gegen diese inneren Stimmen), dass ich keinen Fortschritt merke.

Sicher hat das damit zu tun, dass die Gyn.- und die Augenproblematik meine psychisch beeinträchtigte Gesamtsituation nicht gerade günstig beeinflussen. 
Aber es bleibt, dass ich die Stunden mit den Schulkindern genieße, auch wenn es zur Zeit nur zwei am Tag sind. Aber die reichen tatsächlich. Es soll bis Ende Juni noch bis auf drei/vier Stunden gesteigert werden. Ich könnte mich dann entscheiden, ob ich meinen Vertrag nochmal reduziere, wenn alles nicht besser wird.

Aber ich hoffe noch sehr auf den Erfolg der verschiedenen Ärzte, die mir helfen wollen.

Ich könnte, glaube ich, nicht damit zufrieden sein, nicht mehr etwas Sinnvolles für andere zu tun. Das, was ich gelernt habe und worin ich derart viele Erfahrungen gesammelt habe, ist nunmal die Arbeit mit den Kindern und auch das Engagement für die Schule. Es ist nicht leicht, das zu reduzieren, auf das gesundheitlich Machbare herunterzufahren, wenn man im Arbeitsprozess bleibt.

Aber ich kann die so gut gemeinten Ratschläge, einfach aufzuhören, nicht für mich akzeptieren. Bei mir entstehen durch die Gedanken daran immer wieder beunruhigende Ängste.

Aber andererseits denke ich auch oft daran, einfach mal für ein Wochenende oder einige Ferientage zum Erholen/ Enspannen wegzufahren - und schaffe es nicht, weil mir für mich selbst die Kraft fehlt oder ich befürchte, dass ich mich überlasten würde, weil ich das immer wieder erleben muss.

Zum Glück ist meine Situation im Kollegium und bei den Arbeitgebern bekannt und ich erfahre viel Verständnis und Rücksichtnahme, soweit es im laufenden Schulbetrieb möglich ist. Manchmal ist es schwer und ich bin versucht, mich über kurzfristige Änderungen in meinen Aufgaben zu ärgern, halte mich aber zurück, weil ich weiß, dass es nicht oder kaum anders geht. Ich vermeide auch das Träumen von einer normalen Unterrichtsarbeit, weil sich da immer wieder konkrete Ängste wegen noch offener gesundheitlicher Probleme reinmischen.

Das klingt nach Zukunftsangst. Ist es auch. Aber ich fange jeden Tag neu an. Sammle neu Kraft. Versuche ab und zu ein wenig mehr mit der Hoffnung, die engen Grenzen würden sich verschieben ...  Ich muss vielleicht damit leben, nicht mehr die volle Kraft zu haben, aber das, was ich noch habe, möchte ich sinnvoll einsetzen. Und hoffe jeden Tag ein paar Minuten, dass es doch noch ein bisschen besser wird.

KaSy 
 
 
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