HirnTumor-Forum

Autor Thema: Aus dem TIEF kommen  (Gelesen 222587 mal)

Offline Bluebird

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #240 am: 01. Juli 2014, 11:08:18 »
Guten Morgen,

sich von Herzen unbeschwert freuen, geht das, wenn man so viele schwere Päckchen zu tragen hatte oder noch mit sich rumträgt? Ich kann nur für mich sprechen und denke, das funktioniert nur noch begrenzt. Schuld daran trägt niemand. Das Leben ist kein Zuckerschlecken für Dich KaSy, die Krankheiten raubten Dir Energie und Zeit,  nahmen Raum ein, den Deine Kinder gerne für sich beansprucht hätten. Und vielleicht fühlt sich Deine Tochter noch heute manchmal ungut in Situationen, wo sie Freude empfindet, wo sie doch eigentlich in Sorge um Dich ist. Du wiederum fühlst Dich unwohl, nicht unbeschwert lachen zu können und hoffst, dass man nicht hinter Deine Maske blicken kann. Wir müssen lernen, dass beides im Leben parallel laufen kann und niemand ein schlechtes Gewissen haben muss.
Meine früheste Kindheit war geprägt von einem langen Klinikaufenthalt und ständigen Arztbesuchen und Therapien wegen der Behinderung. Später, nach einer eher unbeschwerten Zeit, überwiegen die Erinnerungen an die berufliche Unstetigkeit meines Vaters, seine Selbstständigkeit im Handel, seine Krankheiten, der Unfall verbunden mit finanziellen Engpässen. Dadurch und durch die Behinderung blieben mir seinerzeit berufliche Wege versperrt.  Auch ich nahm Rücksicht auf die Sorgen, die hauptsächlich meine Mutter quälten, nahm mich sehr zurück. Sie hat dann hauptsächlich an meiner viel jüngeren Schwester versucht, die schwere Zeit gut zu machen. Die war noch ein Kind, als unser Vater starb, wurde von sämtlichen Verwandten mit Geschenken und Geld überschüttet. Bei mir hieß es immer "Du verdienst ja schon gut." Dass ich es aber wegen der Behinderung ungleich schwerer im Leben habe, auch litt, wollte niemand anerkennen.  Mir ging es dabei nicht um Geschenke, sondern um liebe Worte, die fehlten. Als meine Schwester dann vor einigen Jahren schwer erkrankte und um ihr Leben kämpfte, ist meine Mutter fast zugrunde gegangen. Noch heute mit nahezu 79 Jahren, unterstützt sie sie und ihre beiden minderjährigen Kinder mit praktischer Hilfe, wo es nur geht. Vielleicht liegt es daran, dass ich immer stark wirken wollte und um Hilfe nur ungern bitte, dass es so ist, wie es ist. Meine Mutter versucht stets, meine Hirntumorerkrankung zu verdrängen, will darüber nicht reden. Und ich habe dabei vielleicht irrtümlich den Gedanken, dass meine Krankheit weniger schwer ins Gewicht fällt, weil ich nie wirklich gesund war.
Du siehst, Familienleben ist selten unkompliziert und manche Psychotherapeuten, die ein solches Gefühlschaos entwirren sollten, stiften noch mehr Verwirrung, Unzufriedenheit und Unfrieden.
Danke, dass wir hier alle mal die Karten offen legen konnten.

LG
Bluebird
« Letzte Änderung: 01. Juli 2014, 11:13:39 von Bluebird »
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Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #241 am: 01. Juli 2014, 23:16:06 »
Vielen lieben Dank!

Ich selbst hatte eine so schöne Kindheit in einer Familie mit zwei älteren Brüdern. Meine Eltern arbeiteten und kümmerten sich gut um uns. Sie ließen uns unsere Wege gehen, auch wenn es ihnen mitunter im Inneren wehtat. Mein Vater hatte berufsbedingt wenig Zeit für uns Kinder, aber wir fuhren an den Wochenenden in nahe, schöne Gegenden und verlebten wunderschöne Urlaube, die mein Papa organisierte.

Beide hielten die nach und nach wachsende Familie zusammen, bis heute. Es ist einfach perfekt.

Es gab auch keine wesentlichen Krankheiten in unserer Familie.

Und da tauche  ich auf, erst mit dem Weggehen meines Mannes zu einer anderen, der mich mit den drei Kindern allein ließ. Meine Eltern waren fürchterlich enttäuscht von ihm. Und ich - warum weiß ich nicht - schämte mich. Wollte es im Kollegium niemandem sagen. Versuchte, ihn zu halten, bei uns bei unseren drei Wunschkindern. Er war anderthalb Jahre mit der anderen gegangen und ich habe nichts mitbekommen! Und ich Dummchen versuchte ihn zu halten?! Da war und ist immer noch dieses Stück Liebe, diese Vertrautheit, dieses Vertrauen auch. Wir konnten ein halbes Jahr alle nicht mit ihm reden. Aber irgendwann ... Wer uns zusammen erlebte, drückte sich nur völlig verblüfft aus, wieso wir getrennt seien, wo wir doch so sehr harmonieren. Ich habe das nie verarbeitet.

Und dann, anderthalb Jahre danach, der Hirntumor. Für mich und für die Familie der nächste Schock.

Ich wollte alles für die Kinder richtig machen, ihnen eine schöne Welt bauen, so wie ich sie erleben durfte. Ich wollte keinen anderen Partner, der immer auch der "Vater" für die Kinder hätte sein sollen. Ich hatte als Lehrerin zu viel gesehen, wie es Kindern mit neuen Vätern gehen kann. Ich wollte es schaffen und ich bildete mir ein - und objektiv war es so - , dass ich es geschafft habe. Nach Jahren voller Zweifel, ob ich das schwierige "Ding" Erziehung irgendwie in die richtige Richtung bekomme, war ich viel später davon überzeugt, stolz darauf, glücklich, den Werdegang meiner selbstständigen Kinder in ihre wunderbaren Familien zu sehen und zu wissen: Das ist meine Leistung.

Aber was meine Krankheit und das Fehlen des Vaters mit der Psyche der Kinder gemacht hat, das war mir überhaupt nicht klar.

Ich dachte immer, ich hätte ihnen auch eine wunderschöne Kindheit gegeben.

Aber wenn ein Familienleben solche herben Einschnitte verkraften muss, dann kann es wohl keine perfekte Kindheit geben.
Ich habe unter diesen so schweren Bedingungen sehr viel geleistet, um ihnen ein gutes Leben vorzuleben und ein schönes Leben zu gestalten, und das erkennen sie an.

Welche enorme Macht die Psyche hat, habe ich eventuell schon früh erlebt, ohne dass es mir bewusst war. Das Fortgehen meines Mannes schnürte meine Psyche regelrecht ab, ohne dass ich mir der Tragweite dessen bewusst wurde. Erst lange nach dem ersten Hirntumor, nach dem zweiten und später erst irgendwann wurde mir klar, was die Psyche mit einem anstellen kann. Aber da war ich nicht in der Lage, das auch auf meine Kinder rückzuübertragen.
  
Ich hatte lange Angst, meinen mittleren Sohn an seinen Papa zu verlieren - was unsinnig war und nie eintrat. Und ich fürchtete um das Band zu meiner Tochter, das nach und nach brüchiger zu werden schien. Aber ich werde sie nicht verlieren. So wie sie mich auch nicht verlieren will, nie verlieren wollte.
Ist nicht die Angst, die Kinder um ihre Mutter haben, ein Zeichen ihrer Liebe zu ihr?

KaSy
« Letzte Änderung: 01. Juli 2014, 23:24:35 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline Bluebird

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #242 am: 02. Juli 2014, 09:55:52 »
Liebe KaSy,

aber sicherlich lieben Deine Kinder Dich, ohne Zweifel. Die Erinnerung entwickelt ein Eigenleben, manche verklären sie, bei anderen überwiegen die negativen Zeiten. Die schlimmeren Zeiten reißen tiefe Wunden, Trauer, Wut, Angst -  die Narben bleiben. Der Vertrauensbruch Deines Ex-Mannes hat vieles in Dir kaputt gemacht. Du warst sich seiner Liebe sicher, Du lebtest in einer scheinbar perfekten Welt und hast nicht gemerkt, dass er längst in einer anderen Welt leben wollte. Solche oder ähnliche Einschnitte haben mich sehr skeptisch werden lassen gegenüber anderen Menschen. Vertrauensbrüche hat wohl fast jeder von uns irgendwann erfahren, und jeder reagiert darauf individuell, zieht seine Konsequenzen für die Zukunft daraus. Dass Du nach dem Verlust von Liebe und Vertrauen auch noch schwer erkranktest ohne Partner an Deiner Seite aber mit Kindern, die Dich forderten, ist ein weiterer Tiefpunkt, der Dich bis ans Lebensende prägen wird.
Für Eure Kinder war das ebenfalls nicht leicht zu verkraften. Aber...sie wurden geliebt, sie wurden umsorgt. Sie sind keine geschlagenen Kinder, keine Kinder, die niemand haben will. Sie sind Wunschkinder und aus Liebe entstanden. Daran solltet ihr Euch erinnern. Das Leben ist Veränderung. Eine positive Wendung ist immer möglich.

LG
Bluebird
« Letzte Änderung: 02. Juli 2014, 09:59:35 von Bluebird »
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Offline krimi

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #243 am: 02. Juli 2014, 10:07:00 »
Liebe KaSy,

du gewährst uns einen Einblick in deine Kindheit und einen Blick durchs Schlüsselloch in eine „perfekte“ Kindheit, die du so in Erinnerung hast.

Meine Schwiegereltern waren mit ihren Kindern ebenso umgegangen wie deine Eltern mit euch. Es schien perfekt – die Eltern verbringen die Zeit die ihnen im Alltag bleibt, mit ihren Kindern bei schönen Dingen, möchten ihnen schöne Erlebnisse machen.

Ich habe nicht solch eine behütete Kindheit verbringen können, das nur am Rand.
Was ich aber heute weiß ist, die Eltern unserer Generation waren Meister im verstecken von Problemen. Nie wurden Probleme vor den Kindern beredet, damit die Kinder nicht belastet werden und weil es andere nichts anging. Es wurde auch auf biegen und brechen zusammengehalten.

Nun kamst du und brachtest diese heile Welt zum wanken. Das was dir als perfekt vorgelebt wurde und was du als perfekt nach machen wolltest, war auf einmal nicht mehr perfekt weiter zu führen. Und doch schreibst du, dass du bei deinen Kindern alles perfekt hinbekommen hast.

Allein dieses Wort „perfekt“ stellt mir die Nackenhaare auf. Wir sind nicht perfekt. Wären wir das, dann würden wir keine Fehler machen und würden auch nicht krank.

Wir bemühen uns unsere Ehe gut zu führen, die Kinder gut zu erziehen. Läuft alles gut, dann haben wir u.a. Glück, dass es so gut gegangen ist.

Das Band zwischen Eltern und Kinder wird ein anderes. Es wird aber nicht unbedingt zerreißen, wenn wir als Eltern es geschafft haben, eine gute Grundlage zueinander zu legen.

Natürlich lieben die Kinder, deine und meine, die Eltern – beide Elternteile. Und sie haben Angst sie zu verlieren. Eltern ihre Kinder und Kinder ihre Eltern.

Letztes Jahr habe ich meine Tochter beinahe durch dieses S-Wort verloren. – ANGST!

Und vor einigen Wochen kam meine Tochter zu mir und fragte, wenn der Tumor bei mir bösartig war, warum ich keine Chemo erhalten habe, nur Strahlentherapie. Ich erklärte ihr, dass bei der seltenen Variante keine Chemo hilft, nur engmaschige Überwachung um schnell operieren oder bestrahlen zu können. Worauf sie sagte „Mama, wirst du engmaschig überwacht? Ich will dich noch nicht verlieren. Ich brauche meine Mama noch.“ – ANGST!

Wir, du und auch wir als Eltern haben unseren Teil, unser bestes getan – für unsere Kinder. Und sie lieben uns. Und sie haben noch mehr Angst um uns, weil wir krank sind.

Was die Psyche angeht, leben wir zum Glück jetzt in einer Zeit in der anerkannt wird, dass Kranke wie du und ich psychisch unterstützt werden müssen, ebenso die Familien.
Als du damals an dem ersten Hirntumor operiert wurdest, wurde von Seiten der Medizin kein Zusammenhang zwischen solch einer Erkrankung und der Psyche hergestellt. Jedenfalls nicht hier.

Du darfst zu Recht stolz sein – auf dich und was du geleistet hast und auf deine Kinder und was sie sich geschaffen haben. Sie haben die Grundlage die du gelegt hast aufgenommen und weiter darauf aufgebaut.

LG krimi
« Letzte Änderung: 02. Juli 2014, 10:44:14 von krimi »
Wer einen Platz im Herzen eines Menschen hat, ist nie allein.
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http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,6956.msg50233.html#msg50233

Offline TinaF

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #244 am: 02. Juli 2014, 11:15:50 »
Hallo KaSy,

es gibt keine perfekte Kindheit, weil es kein perfektes Leben gibt, egal in welchem Lebensabschnitt man gerade steckt, wie alt man ist. Mir geht es da ähnlich wie Krimi, mir stellen sich bei diesem Wort perfekt die Nackenhaare auf.

Ich erinnere mich an meine Kindheit, ich stelle mir die Kindheit meines Mannes vor, die ich nicht miterlebt habe, von der mir aber von verschiedenen Seiten berichtet wurde, ich sehe die Kindheit meines Kindes, keine war oder ist perfekt. Wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen. Mein Sohn wird seine Kindheit jetzt und später mal rückblickend ganz anders beurteilen, als ich es tue oder als sein Vater das tut.

Ich sehe die Scheidungs-, Trennungskinder um mich herum, sehe all die Kinder, die mit nur einem Elternteil aufwachsen. Egal, wie sehr sich die getrennten Eltern bemühen, egal, ob die Eltern neue Partner finden oder nicht, das ist keine perfekte Kindheit, auch wenn die Kinder durchaus glücklich in und mit ihrem Leben sein können. Und ich erinnere mich daran, dass ich mir jahrelang sehnlichst gewünscht habe, meine Eltern würden sich endlich scheiden lassen. Was sie nicht gemacht haben und die Gründe hierfür hat Krimi schon geschrieben: Nach außen wurde die perfekte Fassade aufrecht erhalten. Mein Gott, was würden denn die Nachbarn sagen!? :o Wie oft ich den Satz wohl gehört habe...

Anders als Du würde ich nie behaupten, dass ich meinem Sohn eine perfekte, wunderschöne Kindheit bereite, dass ich "objektiv" gesehen, alles richtig mache und es schaffe (was auch immer schaffen bedeutet). Anders als Du sehe ich es nicht als meinen Verdienst an, wenn mein Sohn sich gut entwickelt und auch später hoffentlich ein "gutes" Leben führt, auch wenn ich mich natürlich bemühe, alles dafür zu tun. Ich bin der Meinung, dass man als Mutter nichts, was die eigenen Kinder angeht, tatsächlich objektiv betrachten, beurteilen kann. Muss man ja auch nicht, schließlich ist man die Mama.

Du hast schon wiederholt geschrieben, dass es Deine Leistung sei, dass jedes Deiner Kinder eine "wunderbare" Familie gefunden hat. Wieder so eine Formulierung, bei der sich mir die Nackenhaare aufstellen. NATÜRLICH hast Du Deinen Beitrag geleistet, aber Deine Kinder haben ja wohl den größeren Beitrag geleistet, wenn es um ihre eigenen Ehen, Beziehungen geht. Oder andersrum gefragt: Wenn sich eines Deiner Kinder trennen, scheiden lassen würde, wäre das dann Deine Schuld? Weil Du Deinen Mann nicht halten konntest, können auch Deine Kinder ihre Partner nicht halten? Nein, natürlich nicht, so einfach ist das alles nicht.

Meine Ehe läuft gut, wir sind glücklich, meistens jedenfalls, und wenn wir es mal nicht sind, dann arbeiten wir daran. Jeder, der eine Beziehung führt, weiß, was ich meine. Also eigentlich die perfekten Voraussetzungen für eine perfekte Kindheit meines Sohnes. Wenn da bloß mein doofer Tumor nicht gewesen wäre, und noch schlimmer, die verdammten Einschränkungen, mit denen ich seitdem leben muss. Und nicht nur ich muss damit leben, auch mein Mann und mein Sohn. Und das hasse ich manchmal so sehr, das kann ich kaum in Worte fassen. Ich habe es schon mal geschrieben, ich versuche, dass mein Sohn so wenig wie möglich damit belastet wird, so "normal" wie möglich aufwachsen kann, aber es gelingt mir nicht immer. Also keine perfekte Kindheit.

Krimi hat so Recht, es gehört immer eine große Portion Glück dazu. Es ist pures Glück, eine gesundes Kind zu haben, eine gute Beziehung zu führen, ist ein ganz großes Glück, selbst gesund zu sein, ist sowas von Glück. Natürlich kann man viel für ein gesundes Kind tun, man raucht nicht, man trinkt nicht in der Schwangerschaft, man geht zu den Vorsorgeuntersuchungen, ernährt sich gesund, bewegt sich ausreichend. Wenn man dann ein gesundes Baby im Arm hält, hat man einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, aber man hat auch Glück gehabt, verdammt viel Glück. Denn es gibt auch Frauen, die in der Schwangerschaft alles richtig machen und leider kein gesundes Baby bekommen. Und andere rauchen und trinken und was weiß ich nicht noch alles und bekommen trotzdem ein gesundes Kind. Wie sieht es da aus mit Leistung, Schuld, Glück?

Natürlich lieben Deine Kinder Dich und natürlich haben sie Angst um Dich. Es ist schlimm, dass sie Angst um Dich haben müssen, aber das ist das Leben, das eben nicht perfekte Leben. Und wie ich Dir schon geschrieben habe, ich bin mir absolut sicher, dass Du Dein Bestes gegeben und alles Dir Mögliche versucht hast, ihnen eine schöne Kindheit zu bereiten, trotz der Scheidung ihrer Eltern, trotz der Krankheit ihrer Mutter.

Häng die Messlatte doch nicht so verdammt hoch, KaSy. Perfekt, wunderschön, so schön, alles richtig machen, wunderbar, daran kann man nur scheitern, daran würden wir alle scheitern. Du warst Deinen Kindern trotz der schwierigen Umstände eine gute Mutter, aber Du warst nicht perfekt, weil kein Mensch perfekt ist. Und wenn Deine Tochter ihre Kindheit anders sieht und erlebt hat als Du Dir das gewünscht oder vorgestellt oder empfunden hast, dann ist das vollkommen normal. Sie wird ebenfalls keine perfekte Mutter sein und ihrem Söhnchen keine perfekte Kindheit bereiten können, aber deswegen wird sie doch trotzdem eine gute Mutter sein, die ihr Kind liebt, ihm Zeit und Zärtlichkeit schenkt, für den kleinen Mann da ist.

Du bist eine tolle Frau, hast so viel durchmachen, durchstehen müssen. Allein das, was ich von Deiner Krankengeschichte weiß, klingt wie eine Horrorgeschichte. Und trotzdem bist Du hier, übernimmst immer und immer wieder die Nachtschicht und stehst im Forum so vielen hilfesuchenden Menschen zur Seite. Du hast eine Selbsthilfegruppe gegründet, liest Senioren vor, tust Gutes. Und Du bist Oma mit Leib und Seele. KaSy, Du leistest Großes, es wird Zeit, dass Du das selbst mal anerkennst, und zwar ohne den Anspruch alles perfekt machen zu müssen!

Und nachdem Krimi mir heute so richtig aus der Seele geschrieben hat, schließe ich auch mit ihren Worten:
Zitat
Du darfst zu Recht stolz sein – auf dich und was du geleistet hast und auf deine Kinder und was sie sich geschaffen haben. Sie haben die Grundlage die du gelegt hast aufgenommen und weiter darauf aufgebaut.

LG TinaF
« Letzte Änderung: 02. Juli 2014, 11:22:04 von TinaF »
Es passiert nichts umsonst, es hat alles seinen Sinn!

Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #245 am: 02. Juli 2014, 23:05:44 »
Autsch. ::)
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline Bluebird

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #246 am: 03. Juli 2014, 17:29:45 »
Autsch. ::)




? ???

Was ist überhaupt perfekt? Hat da nicht jeder seine eigene Messlatte? Was für mich vielleicht perfekt erscheint, ist für einen anderen Menschen évtl. unbefriedigend.
In eigener Sache: meine Mutter hat stets sehr solide gelebt und trotzdem inzwischen 2 kranke Töchter.

KaSy, ich habe manchmal den Eindruck ...bitte entschuldige, falls ich mich irre...dass Du in diesem Forum Bestätigung bekommen willst, die Du an anderer Stelle vermisst, kann das sein?
Einige Mitglieder gehen darauf stets ganz intensiv ein und dann folgt von Dir eine (erste) Reaktion wie oben.
Bitte bedenke, dass hier alle irgendwie betroffen sind von mehr oder minder schweren Krankheitsfällen, dass jeder hier sein Päckchen zu tragen hat. Da verdient jedes Wort von Interesse, jede persönliche auch unbequeme Antwort oder Zuwendung Respekt.

Gruß
Bluebird

« Letzte Änderung: 03. Juli 2014, 17:31:36 von Bluebird »
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Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #247 am: 03. Juli 2014, 22:52:45 »
Liebe Bluebird,

ich muss das "Autsch" wohl erklären.


1) Ich schreibe im Thema Psychologische Betreuung, wenn ich mal wieder ernsthafte Probleme habe, die mich zum Verzweifeln bringen, die mich zu Weinkrämpfen bringen, die mich nicht schlafen lassen, die mich massiv an mir zweifeln lassen, die mir den Sinn meines Lebens total vernebeln und ich in gewisse Gefahren gerate.  

2) Ich habe gerade in den letzten Tagen hier bei meiner Tochter Erkenntnisse gewonnen, die für mich umwerfend waren, die mein Leben nachträglich mit noch mehr Problemen belastet haben - und die ich irgendwem mitteilen wollte.

Diese von mir beschriebene Zielstellung, meinen Kindern eine genauso gute und schöne Kindheit zu gestalten wie ich sie erleben durfte und die Erkenntnis, dass dies unter den einschränkenden Bedingungen, wie ich sie erleben musste, nicht funktioniert, war für mich ein wichtiger Schritt.

Ich empfinde nun mal meine Eltern und ihr Umgehen mit ihren Kindern und der wachsenden Familie als perfekt. Das hat nichts mit objektiven Problemen wie schwerer Krankheit, Arbeitsplatzproblemen der erwachsenen Kinder, nicht so ganz gewollten Studien- und Lebensorten zu tun sondern mit dem Umgang mit dem Leben insgesamt und mit diesen Problemen auch.
Dass es bei meinen Kindern nur „meine Leistung“ war und nicht eine gemeinsame von zwei Eltern, war nun mal so. Dafür, was in der Kindheit erworben, erlernt worden ist, ist das Leben der erwachsenen Kinder so etwas wie ein Prüfstein. Werden sie auch mit den Problemen umgehen können, die auf sie zukommen? Oder werden sie durch Probleme ihr Leben wegwerfen und sich an Alkohol, Drogen, Spielsucht, … verlieren? Kann die Familie dann helfen oder lässt sie den Niedergang geschehen?

"Perfekt" ist kein objektiver Begriff, sondern beschreibt ein subjektives Befinden. Ich wollte aber gerade mit diesem Philosophieren denen, die mir helfen wollen und mir schon oft geholfen haben, nicht zu nahe treten und wollte es nicht schreiben.

Denn ich weiß sehr gut, dass ich zu Perfektionismus neige, ihn gelebt habe und zum Teil noch lebe, aber mir damit durch die daraus resultierende Überforderung auch geschadet habe. Ich habe mich aber stets gut und richtig gefühlt damit. Insbesondere ist dieser Perfektionismus auch dadurch entstanden, dass ich die verdammten Einschränkungen durch die Hirntumoren ausgleichen wollte, dass ich nicht wollte, dass man mir Versäumnisse nachsieht, weil ich ja Hirntumoren habe. Allerdings ist es auch lehrertypisch, stets Vorbild für die Kinder zu sein, da man schließlich einen Bildungs- und Erziehungsauftrag hat. Ich stamme aus einer Lehrerfamilie, mir wurde das vorgelebt und mein Lehrer-Sohn wäre nicht Lehrer geworden, wenn er es nicht gut gefunden hätte. Ich kann nicht von den Kindern und Eltern etwas erwarten, was ich nicht selbst bereit bin zu geben, zu tun. Niemand weiß aber auch mehr als ein Mensch, der mit Menschen arbeitet, dass es im Umgang mit Menschen keinen richtigen Weg gibt, immer gibt es mehrere Wege, zwischen denen man entscheidet.



3) Für mich ist dieses Forum einerseits der Ort, wo ich mich ausheulen darf und Hilfe erhalte.
Viel mehr ist es für mich sehr häufig der Ort, wo ich mit meinen eigenen Erfahrungen, meinen aus dem Forum gewonnenen Erkenntnissen und meiner naturwissenschaftlichen Grundausbildung sowie meinen psychologischen Fähigkeiten anderen schwer Betroffenen helfen will.
Das mag jetzt überheblich klingen und ich schreibe das überhaupt nicht gerne, aber ich habe nun mal des öfteren das Gefühl, dass meine Beiträge, meine Erklärungen der Therapie-Arten, die Zusammenfassungen der Vorträge der Hirntumortage, die Befunderklärungen bzw. -übersetzungen für einige Betroffene hilfreich sind.


4) -->1) Ich glaube, ich darf auch Probleme haben und hier äußern.



Ich fühle mich so oft unverstanden, gerade in letzter Zeit bei den Ärzten. Und ich hol mich da auch selbst raus. Aber mit dem Forum ist es irgendwie leichter.


Ich hoffe, das versteht jetzt keiner als eingeschnappt oder "Nun ist sie beleidigt."


KaSy
« Letzte Änderung: 05. Juli 2014, 00:59:25 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

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Offline krimi

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #248 am: 03. Juli 2014, 23:55:14 »
Liebe KaSy,

es ist gut und richtig, dass du das was dich wegen deiner Krankheit so sehr belastet hier in diesem Thread zur Sprache bringst.

Auch wenn dein Beitrag an Bluebird gerichtet ist, möchte ich einen Teil des von dir ausgerollten Fadens aufnehmen.

Du schreibst  in deinem letzten Beitrag - "Perfekt" ist kein objektiver Begriff, sondern beschreibt ein subjektives Befinden. Ich wollte aber gerade mit diesem Philosophieren denen, die mir helfen wollen und mir schon oft geholfen haben, nicht zu nahe treten und wollte es nicht schreiben.“

Du bist mir nicht zu nahe getreten. Es ist halt so, dass ich fand, der Grund die eigene Empfindung zu „perfekt“ zu schreiben darin lag, dass dadurch die Blickrichtung auch auf andere Sichtweisen gelenkt wird.

Zu diesem Satz - „Ich kann nicht von den Kindern und Eltern etwas erwarten, was ich nicht selbst bereit bin zu geben, zu tun.“  - möchte ich aus meiner Tätigkeit in der Schule, nun nicht als Lehrerin und psychologisch geschult, sondern als Schulsekretärin und als „Elternteil“ fragen – Hast du während deiner Dienstzeit in der Schule auch immer versucht (dein Wort) perfekt zu sein? Ist es da auch deine Erwartung gewesen dies von den Kindern und den Eltern zu erwarten?

Ich habe in den Jahren an meiner Schule als Arbeitsstätte, als Mutter und als  Klassenpflegschafts- und Schulpflegschaftsvorsitzende meiner Kinder nie erlebt, dass Eltern perfekte Lehrer wollten. Sie wollten gute Lehrer, nicht mehr. Denn dann wäre da ein Druck den niemand von den Kindern und den Eltern erfüllen kann.

Ferner schreibst du  - „Das mag jetzt überheblich klingen und ich schreibe das überhaupt nicht gerne, aber ich habe nun mal des öfteren das Gefühl, dass meine Beiträge, meine Erklärungen der Therapie-Arten, die Zusammenfassungen der Vorträge der Hirntumortage, die Befunderklärungen bzw. -übersetzungen für einige Betroffene hilfreich sind.“
Deine Beiträge (darin möchtest du ebenfalls perfekt sein) sind bestimmt hilfreich und so einige haben daraus Nutzen gezogen – du hast nur nicht immer eine Resonanz erhalten. Schreibe dennoch bitte weiter!

Ich möchte deinen Beitrag jetzt nicht auseinander pflücken. Das steht mir nicht zu. Aber das eben geschriebene brannte mir in der Seele.

4) -->1) Ich glaube, ich darf auch Probleme haben und hier äußern. – Ja, natürlich darfst und sollst du dich hier äußern. Wie können wir dir beistehen, wenn wir nicht wissen wo es dich drückt, bedrückt.

In einem von mir gelesenen Buch habe ich mir eine Passage gemarkert und eingeprägt. In diesem Buch ist das Leben einer Schnecke beschrieben. Die Passage lautet: „-Abends erwachte die Schnecke, kroch mit beeindruckender Gelassenheit und Eleganz zum Rand des Topfes, linste nach unten und begutachtete erneut das fremde Terrain, das vor ihr lag. …“ –

Gelassenheit – das ist das was ich neben Geduld lerne, lernen will. Denn jeder Tag erfordert oft diese beiden Eigenschaften neu, weil jeder Tag auch schon mal fremdes Terrain sein kann.

Ich wünsche dir alles Gute und grüße dich herzlich
krimi
« Letzte Änderung: 04. Juli 2014, 07:07:31 von krimi »
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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #249 am: 04. Juli 2014, 10:41:20 »
Hallo KaSy,

Die detaillierten, qualifizierten Informationen, die Du dem Forum zur Verfügung stellst, sind wertvoll. Danke dafür.
Und natürlich hast Du jedes Recht, im Bereich der "Psychologischen Betreuung" von Deinem Seelenschmerz, Deinen Zweifeln und Befürchtungen zu schreiben. Ich könnte niemals in diesem Umfang mein Seelenleben von innen nach außen krempeln. Ich habe aber das subjektive Gefühl, dass das Schreiben nur ein kurzzeitiges Ventil ist und nur für den Moment Erleichterung bringt.
Die Antworten, die Du hier erhältst, beruhen auf Lebenserfahrungen von Menschen, die Schicksalsschläge, wie schwere Erkrankungen, kennen. Ich gehe davon aus, dass niemand hier oder nur vereinzelte Mitglieder psychologisch geschult sind Darum muss es nicht grundsätzlich zum Guten für Dich führen, wenn hier Hilfe angeboten wird. Bitte, verstehe mich nicht falsch...wenn Du glaubst, dass dieser Thread Dir hilft, dann ist es gut wie es ist. Vergiss aber nicht, Dir ggf. Unterstützung von qualifizierter Seite zu holen, sonst drehst Du Dich wie ein Hamster im Rad ohne Ziel.
Was das Schulleben betrifft, so erleben wir in der Familie gerade die dunkle Seite. Mein 8-jähriger Neffe wurde bereits zum zweiten Mal brutal gemobbt von einem Mitschüler, der bereits mehrfach auffällig wurde. Die Lehrerin lässt die Vorfälle (auch gegen andere Kinder) erst gar nicht an sich heran kommen, sondern geht den für sie bequemsten Weg, indem sie bagatellisiert. So leicht hättest Du es Dir sicher nicht gemacht, Dir hätte es im wahrsten Sinne des Wortes Kopfzerbrechen bereitet.

Menschen wie diese Lehrerin meines Neffen haben den Vorteil, dass sie vermutlich nicht am Leben zerbrechen werden.

LG
Bluebird
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Offline krimi

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #250 am: 05. Juli 2014, 00:28:29 »
Darum muss es nicht grundsätzlich zum Guten für Dich führen, ...

 ??? ???

...wenn hier Hilfe angeboten wird.

 ??? ??? ???


Mein 8-jähriger Neffe wurde bereits zum zweiten Mal brutal gemobbt von einem Mitschüler, der bereits mehrfach auffällig wurde. Die Lehrerin lässt die Vorfälle (auch gegen andere Kinder) erst gar nicht an sich heran kommen, sondern geht den für sie bequemsten Weg, indem sie bagatellisiert.
Da gibt es aber auch noch übergeordnete Stellen beginnend mit der Schulleitung an die man sich wenden kann. Sowie auch Klassen- oder Schulpflegschaft.

Gruß krimi
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Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #251 am: 05. Juli 2014, 01:57:33 »
Zu diesem Satz - „Ich kann nicht von den Kindern und Eltern etwas erwarten, was ich nicht selbst bereit bin zu geben, zu tun.“  - möchte ich aus meiner Tätigkeit in der Schule, nun nicht als Lehrerin und psychologisch geschult, sondern als Schulsekretärin und als „Elternteil“ fragen – Hast du während deiner Dienstzeit in der Schule auch immer versucht (dein Wort) perfekt zu sein? Ist es da auch deine Erwartung gewesen dies von den Kindern und den Eltern zu erwarten?

Ich habe in den Jahren an meiner Schule als Arbeitsstätte, als Mutter und als  Klassenpflegschafts- und Schulpflegschaftsvorsitzende meiner Kinder nie erlebt, dass Eltern perfekte Lehrer wollten. Sie wollten gute Lehrer, nicht mehr. Denn dann wäre da ein Druck den niemand von den Kindern und den Eltern erfüllen kann.

Ich habe stets von mir viel verlangt. Von den Kindern auch, denn ohne hohe Forderungen kommen sie nicht voran. Aber sie sind im Lernprozess, in der Vorbereitung auf das Erwachsenenleben und man lernt durch Fehler. Sie dürfen Fehler machen. Ich auch. Und sie dürfen es mir sagen. Denn ich bin genau wie sie nicht "perfekt". Auch Eltern sind zwar bereits erwachsen, aber in dem Leben mit Kindern auch im stetigen Lernprozess. Ich habe viel von den Kindern und auch manches von den Eltern gelernt. Das funktioniert, wenn man ein gutes Verhältnis zu den Kindern und Eltern haben möchte und sie verstehen möchte.
Von den anderen Lehrern habe ich auch nicht so viel verlangt wie von mir. Ich habe verstanden, dass man manches vergessen kann, ... Aber ich war immer sauer, wenn sie den Kindern etwas verboten haben, was sie aus Bequemlichkeit selbst taten. Oder wenn sie den Kindern etwas vorgeworfen haben, wofür sie selbst nicht gesorgt hatten.
Und für mich kann ich sagen, dass ich das "Perfekt sein" so wie ich es beschrieben habe, nämlich mit dem Leben umgehen und sich Problemen zu stellen und nicht daran zugrunde gehen, durchaus anstrebe und auch bei den Schülern darauf hin arbeite. Die eigenen Kinder haben diese Fähigkeit, so wie es bis jetzt aussieht.
(Übrigens habe ich das Wort "perfekt" in meinem Beitrag vom 1.7. 2014 nicht für mich oder mein Leben benutzt, sondern für das, was ich an meinen Eltern bewundere und was ich nicht so gut kann, aber gern könnte. Meine Kinder sind zufrieden mit dem, was ich für sie und ihre Kinder tue. Zuviel manchmal. Zuviel Liebe?)


Gelassenheit – das ist das was ich neben Geduld lerne, lernen will. Denn jeder Tag erfordert oft diese beiden Eigenschaften neu, weil jeder Tag auch schon mal fremdes Terrain sein kann.

Gelassenheit kann ich nicht. Oder selten.
Ich habe mich heute lange mit Frau Schwarzen... (Restname vergessen) von der Dt. HT-Hilfe e.V. unterhalten. Irgendwann beschrieb sie mein von mir geschildertes Verhalten mit dem Wort "manisch".
Stimmt sicher.
Gelassenheit, Ruhe, Geduld - waren nicht gerade prägend für unser Familienleben. Bei uns war immer viel los. Naja - drei Kinder, klar. Wenn ich jetzt diese für mich unbedingt notwendige Ruhe genieße, muss ich immer mal wieder den Gedanken, faul zu sein, verdrängen.

Vergiss aber nicht, Dir ggf. Unterstützung von qualifizierter Seite zu holen, sonst drehst Du Dich wie ein Hamster im Rad ohne Ziel.

Ich gehe seit gut 10 Jahren zu meinem Psychotherapeuten, der mir meist gut tut. Meist, weil er sich mit Hirntumoren weniger auskennt. Dann habe ich meine Neurologin, die sich bei Bedarf in ihrer n.V.-Sprechstunde für mich richtig Zeit nimmt. Meine Hausärztin ist im Ernstfall auch für mich da, hat aber nicht so viel Zeit, wie ich in den Fällen bräuchte und das weiß ich natürlich. Aber sie nimmt sich schon mal die Zeit, wenn sie sieht, dass es mir schlecht geht. Und dann ist da noch mein mittlerer Sohn, der ist auch ein guter "Menschenversteher" - und hat als Dipl.-Sozialpädagoge den passenden Beruf gewählt.
Bloß, all diese guten Helfer muss ich einplanen, mich anmelden, auf Sprechzeiten bzw. Arbeits- und Schlafzeiten Rücksicht nehmen. Und bei mir wachen die Sorgen eben nachts auf. Das Forum ist zu dieser "unmöglichen" Zeit auch da. Und das macht es für mich so wertvoll.

Was das Schulleben betrifft, so erleben wir in der Familie gerade die dunkle Seite. Mein 8-jähriger Neffe wurde bereits zum zweiten Mal brutal gemobbt von einem Mitschüler, der bereits mehrfach auffällig wurde. Die Lehrerin lässt die Vorfälle (auch gegen andere Kinder) erst gar nicht an sich heran kommen, sondern geht den für sie bequemsten Weg, indem sie bagatellisiert. So leicht hättest Du es Dir sicher nicht gemacht, Dir hätte es im wahrsten Sinne des Wortes Kopfzerbrechen bereitet.

Ja, Du hast Recht. Aber ein derart krasser Fall hat von mir eine entsprechend krasse Reaktion erhalten. Da rede ich nicht verständnisvoll und lieb und nett mit dem mobbenden Kind. Allerdings - in einem Alter von 8 Jahren ist unbedingt das Gespräch mit den Eltern zu führen und das am besten mit einem zweiten Lehrer oder jemandem von der "Chefetage". Denn in dem Fall ist zu Hause einiges seit längerem schief gelaufen. Und man muss sich auch und gerade um die Entwicklung dieses Kindes bemühen, das zu Hause nicht diesen Rückhalt findet wie Dein Neffe bei seinen Eltern und bei Dir.

KaSy
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Offline Bluebird

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #252 am: 05. Juli 2014, 09:50:51 »
Guten Morgen,

ich hoffe, ich werde auch ohne Emotionsmilies verstanden.
was ich sagen wollte, hier zitiere ich einen früheren Bekannten aus einer Unternehmensberatung "Ratschläge sind auch Schläge". Man kann einem anderen Menschen nur mitteilen, wie man sich selbst in einer Situation verhalten würde bzw. wie man aus eigener Sicht die Lage bewertet. Ob das nun für den Rat- /Hilfesuchenden richtig ist oder nicht, ob er es annehmen möchte oder nicht, kann nur der Betroffene selbst entscheiden.  Meine Lösungswege müssen nicht zwangsläufig gut sein für einen anderen Menschen.

@KaSy: der Junge schafft es, andere Jungs dafür zu gewinnen, jemanden zu quälen. Da wird zu Boden geworfen, vor den Kopf getreten (wenn auch nur leicht), da wird einem Kind eine Schlinge um den Hals gelegt, leicht zugezogen usw. Zum Glück meldeten bisher andere Kinder auf dem Schulhof solche Vorfälle den Aufsicht führenden Lehrern. Da besteht nach den Ferien in NRW sicher Handlungsbedarf, außer Strafarbeiten passierte nicht viel, die Eltern des Jungen sind uneinsichtig.

Das erst einmal vorab...

Gruß
Bluebird
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Offline KaSy

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #253 am: 25. Juli 2014, 22:00:44 »
Strich drunter.

Ein paar tage später oder so.

Ich bin wieder mal so weit unten. Ich gehe in eine psychoklinik und sehe das als ersatz-reha an.

Ich raste aus und ahb doch so viel Schönes auch.

Ich kann nicht mehr . wieder mal.

 :'(
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Offline TinaF

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Re:Aus dem TIEF kommen
« Antwort #254 am: 25. Juli 2014, 22:05:01 »
Liebe KaSy,

ich denke, es ist eine sehr gute Entscheidung, dass Du in die Klinik gehst. Achte gut auf Dich, ich bin froh, dass Du Dir Hilfe holst!

Alles Liebe für Dich.

LG TinaF
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