Bin neu hier und froh, mich endlich angemeldet zu haben!

[TinaF]

Hallo Ihr Lieben,

ja, vor der OP, das ist für mich mittlerweile wie ein anderes, früheres Leben . Ich habe gearbeitet, war für meinen Sohn da, habe meinen Haushalt mehr oder minder mit links gemacht. Und heute? Heute schleppe ich mich nach der Arbeit nach Hause und versuche mich soweit zu erholen, dass ich genug Power für mein Kind habe. Supermarkt nach der Arbeit? Geht nicht mehr. Putzen, waschen, bügeln? Nicht an einem Arbeitstag, das geht nur noch an meinen freien Tagen, an denen ich dann allerdings auch recht platt bin. Und für jeden Mist brauche ich jetzt meinen Mann! Und abends hänge ich dann völlig erschossen auf dem Sofa rum. Genial!

Allerdings ist die Situation momentan "verschärft", weil wir uns um eine alleinstehende, ältere Nachbarin kümmern müssen, die sich den Arm gebrochen hat. Zusätzlich einkaufen, zur Bank gehen, waschen etc., das macht mich so fertig, dass ich nachts wach liege, nicht mehr schlafen kann und heute früh wild heulend in die Arbeit gefahren bin . Also werde ich da wohl die Notbremse ziehen müssen, so leid es mir tut, aber ich darf mich halt nicht noch mehr überfordern, damit ist keinem geholfen.

Aber abgesehen von den letzten Tagen merke ich schon eine gewisse Besserung in den letzten Wochen. Ich bin nicht mehr so belastbar wie früher, aber ein bisschen mehr Kraft scheint wieder da zu sein und das finde ich klasse und darüber freue ich mich auch total .

Ich muss wohl nur das richtige Maß finden, ist aber gar nicht so einfach...

Euch allen alles Gute!

LG TinaF

[probastel]

Liebe Tina,

die Energien sind begrenzt - auch für jemanden der nicht am Hirn operiert worden ist. Die Unoperierten haben bloß den Vorteil, dass sie quasi einen mehr oder weniger begrenzten "Überziehungskredit" haben, den wir leider nicht mehr haben. So eine Hirn-OP ist ja kein Pappenstil, speziell wenn der Tumor größer war, so wie bei Dir.

Oberflächlich mögen die Wunden gut verheilt sein, aber tief in Deinem Kopf ist Dein Gehirn damit beschäftigt sich neu zu strukturieren, neu zu lernen und das strengt halt mordsmäßig an. Von Kopfschmerzen, die so ganz nebenbei auch Energie abziehen mal ganz abgesehen. 

Auch mir hat die Hirnop neue Grenzen gesetzt, die glücklicherweise doch so weiträumig sind, dass ich sie im normalen Alltag kaum bemerke. Am Montag allerdings habe ich bis nachts um ein Uhr an einer Exceltabelle gebrütet und war dafür Dienstag und Mittwoch nicht so produktiv wie ich es mir vorgstellt hatte. Es wäre wohl besser gewesen am Montag vieleicht doch etwas kürzer zu arbeiten... 

Lange Rede kurzer Sinn: Es ist gut, dass Du weißt dass Deine Kräfe begrenzt sind. Es ist keine Schande sich an diese Genzen zu halten auch auf die Gefahr hin, dass Dein Mann nun im Haushalt mithelfen muss. ;-) Es ist zwar sehr löblich, dass Du Deiner verletzten Nachbarin hilfst, aber wenn Du dadurch selbst am Stock gehst, dann läuft definitiv etwas nicht richtig!

Ich wünsche Dir viel Kraft. Lasse Dich über die Feriertage verwöhnen, lege Deine Beine hoch und kuschel mit Deinem Sohn.

Ganz liebe Grüße

Probastel

[schlurf]

@jensB
Kurz zu Deiner Frage:
Man hat mir keine Reha angeboten, ich habe nicht danach gefragt und war entschlossen alles selbst durchzustehen.
Ich bin inzwischen nicht nur meinen Tumor los sondern (endlich) auch meine Frau - (sorry ). Zähle also zu den allein erziehenden versorgenden Vätern, mit meinen zwei "Pensionsgästen" (Sohn und Tochter, 21 und 17 Jahre), die aber zu mir stehen (wenngleich sie bei der Hausarbeit meist durch Abwesenheit glänzen).
Wie sehr ich von meiner Leistungsfähigkeit überzeugt war, sieht man auch daran, dass ich selbst mit dem Auto zur Behandlung gefahren bin und auch zurück. Ein völliger Blödsinn!!!!
Viele Grüße

[Jens B]

Hallo Schlurf,

danke für die Antwort!
Schlecht das man dir keine Reha anbot!
Hm, es braucht eine gewisse Zeit, bis man sich die eingeschränkte Leistungsfähigkeit selbst eingesteht.

Viele Grüße
Jens B

[Evi]

Hallo , liebe Tina!

Probastel hat das sehr gut ausgedrückt und ich schließe mich dem VOLL an !

( habe die anderen Beiträge jetzt nicht beachtet und denke, das auch Andere diese Meinung dazu haben ! ).

Bitte versuche Deinen Lieben begreiflich zu machen, daß Du nicht mehr kannst und Ihr gemeinsam einen Weg suchen müßt, daß Du nicht völlig "aus den Latschen " kippst !

Das mit der Nachbarin muß da auch besprochen werden, es ist ja kein schlechter Wille, aber vielleicht kann sie irgend was selbst übernehmen, oder was per Telefon erledigen, damit Ihr keine zusätzlichen Wege habt.

Das hängt natürlich von derem Alter und den Möglichkeiten den alle Beteiligten haben ab.

Zur Not kann man versuchen bei zB Caritas Hilfe zu bekommen, was jetzt vor Weihnachten natürlich komplizierter sein wird.
Das ist aber nicht Eure Aufgabe, da sollte man mal mit dem behandelndem Arzt sprechen, die könnten doch eventuell Hinweise geben, wer da helfen kann und was schreiben.

Du mußt ja selbst Kräfte sammeln um den Alltag zu bestehen, vor allen Dingen mit einem vollen Arbeitstag !

Ganz ehrlich, ich frage mich : wie schaffst Du das

Mache nur nicht den Fehler jetzt alles 100%ig zu erledigen : das geht NICHT mehr !!!

Liebe Tina, das sollen nur Versuche sein Dir aus der Ferne zu helfen.

Die Meisten haben wohl ähnliches erlebt und sind einen Schritt weiter : was wir nicht schaffen ... BLEIBT ! 
Das wird nicht immer von der Umwelt mit Wohlwollen aufgefaßt , aber was nicht geht - geht eben nicht !

Man wird mit der Zeit auch härter und hällt die Reaktionen aus !

Ich wünsche Dir, das es Dir bald besser geht und Du wieder zur Ruhe kommst, ein schönes RUHIGES Fest verleben kannst !

Es muß nicht alles wie früher sein, es geht auch mit weniger .

Ich habe in dem Jahr nach der OP nicht mal den Baum geschmückt und es ging ohne die ganzen Verschönerungen in den Räumen auch.
Da haben denn die Kinder den Baum geschmückt und es war dann ganz lustig .
Es wurden einige Kerzen hin gestellt, Plätzchen nicht selbst gebacken usw. .

Also, Abstriche muß man machen, sonst geht es nicht  und alle sind unzufrieden.

Ich wünsche Dir und allen Anderen einen schönen 4.Advent !

Eure Evi

PS : Jens schreibt :
" es braucht gewisse Zeit, bis man sich die eingeschränkte Leistungsfähigkeit selbst eingesteht ."

.... genau , So ist es !!! ...

[TinaF]

Hallo Probastel und Evi,

Ihr habt ja recht, aber es ist manchmal einfach schwierig zu akzeptieren. Zumal es mir in letzter Zeit wirklich schon besser ging, ich wurde wieder schneller, habe mehr ausgehalten, ich musste halt nur auf meine Ruhephasen achten. Und jetzt robbe ich mal wieder auf allen Vieren durch die Gegend . Allerdings könnte ich mir auch vorstellen, dass das nächste Kontroll-MRT mich schon mehr beeinflusst, als ich gedacht hätte und ich deshalb so dünnhäutig geworden bin.

Mein Mann war übrigens immer der Meinung, dass es UNSER Haushalt und UNSER Kind ist, wir haben uns die Arbeiten und Aufgaben immer geteilt. Aber dass ich ihn jetzt schon zum Wäsche aufhängen brauche...

Das mit dem Überziehungskredit hast Du gut beschrieben, probastel, offensichtlich bin ich jetzt nicht mehr kreditwürdig !

Evi, ich arbeite nicht Vollzeit, das würde ich definitiv nicht mehr schaffen. Seit ich Mama bin, arbeite ich nur noch Teilzeit, ich will ja auch noch Zeit mit meinem Kind haben. Aber ehrlich gesagt reichen mir meine 20 Stunden voll und ganz. Ich versuche auch meinen Lieben klar zu machen, dass ich nicht mehr kann, aber mein Sohn ist noch zu klein um darauf wirklich Rücksicht nehmen zu können und mein Mann versucht mich zu entlasten, aber ich glaube, er kann sich gar nicht so recht vorstellen, WIE es mir manchmal geht. Dass mir manchmal sogar ein Anruf zu viel ist oder der Gang zum Bäcker. Klingt ja auch zu bescheuert !

Deswegen habe ich mich auch hier angemeldet, jemand der ähnliches erlebt hat, versteht einen halt besser, weiß, wovon man redet.

Mit unserer Nachbarin werde ich mir was einfallen lassen. Evtl. muss sie sogar operiert werden, es ist ein komplizierter Bruch. Für mich war es selbstverständlich zu helfen, aber da hat mein Kopf offensichtlich kurz vergessen, dass er nicht mehr der alte ist .

Ich wünsche Euch einen schönen 4. Advent. Und ich werde die Beine hochlegen und mit meinem Sohn kuscheln, versprochen!!!

Viele liebe Grüße,

TinaF

[Evi]

Hallo Tina!

... das Du Deiner Nachbarin hilfst finde ich gut , das würde ich genau so machen.

Heute weiß ich aber, das das manchmal einfach nicht mehr geht.

Deswegen meinte ich ja mit dem REDEN ist ganz wichtig um eventuell irgend welche Sachen anders zu organisieren ... ohne Jemandem weh zu tun ...

Das ist doch wunderbar, das Ihr Euren Haushalt gemeinsam macht.

Aber Du hast ja selbst gemerkt das man sich oft zu hohe Ziele steckt.

Wenn man kleine Kinder hat ist klar, das man für sie viel Zeit braucht und auch haben möchte.
Ich kann mich erinnern, das ich nach der Entbindung gesundheitlich sehr angeschlagen war und ich enorme Kreisslauf - Beschwerden hatte .
Das hat Deinen Körper ja auch geschwächt ( zusätzlich zur OP, der  Arbeit ... )
Das dauert eine Weile und mit der Zeit wird es dann wieder besser .

Ihr werdet das gemeinsam schaffen.

Ich kann Dich sehr gut verstehen, das kann man nur mit ähnlichen Erfahrungen.

Alles, alles Gute für Dich und Deine Familie ... und Deine Nachbarin !

Eure Evi

[Pefferkorn]

Liebe Tina,

du hast es ja von anderen jetzt auch schon ein paarmal gehört, dennoch kriegst du es jetzt von mir auch noch mal, denn bekanntlich lernt man am besten durch ständige Wiederholungen, also hier nochmal zur Vertiefung: setz dich selbst an oberste Stelle in deinem Prioritäten-Katalog und sei egoistisch genug, es durchzusetzen!

Klingt jetzt vielleicht hart, aber genau das ist es auch, ich hab sehr lange gebraucht, bis ich mir diesen Egoismus zugestanden habe und mittlerweile schaffe ich es auch schon öfter (wie geht der Spruch: nicht immer, aber immer öfter? .o) auch mal Nein zu sagen ohne mich dabei hundeelend zu fühlen.

Liebe Tina, ich weiß dass wir viel verlangen, aber wenn du in dich rein hörst und das tust du, dann weißt du auch, dass dein Körper das jetzt von dir verlangt und du bist es dir, deinem Kind und deinem Mann schuldig, gut auf dich aufzupassen, denn die Alternative ist für keinen von euch akzeptabel, da bin ich mir ganz sicher!!

Also, ich schließe mich den anderen an und befehle dir .o), auch wenn Weihnachten naht, suche Wege, dich zu entlasten und versuche, deine Ansprüche an Sauberkeit, Mahlzeiten, Bügeln etc etc etc etwas herunter zu schrauben (muss ja nicht dauerhaft sein), damit du dich ein wenig erholen kannst!

Mit den besten Wünschen für ein ruhiges, erholsames und besinnliches Wochenende,
Maria