HirnTumor-Forum

Autor Thema: Taubheitsgefühl  (Gelesen 10337 mal)

Offline Jeanphi

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Taubheitsgefühl
« am: 27. September 2010, 08:32:15 »
Hallo Forum

Meine Frau wurde am 16.08.2010 von einem grossen ( ca. 6 x 6 x 5 cm) links fronto-parietalen Konvexitäts-Meningeom  WHO Grad I operativ befreit ( siehe auch "Vorstellungen - Bin auch neu, aber als Angehöriger.... "). Das Menigeom konnte vollständig entfernt werden.  Die entstandenen Wortfindungsstörungen werden zurzeit logopädisch behandelt und machen jeden Tag  kleine Fortschritte. Soweit – so gut.  Nun hat sie mich gebeten das Forum über Erfahrungen zu befragen . Und, da wir beide einer „aussterbenden“ Spezies entstammen, die Hemmungen hat, über Gefühle zu sprechen,  insbesondere wenn es um „intimes“ geht, kommen wir zum Kern unserer Frage : Meine Frau hat ein Taubheitsgefühl oder Wahrnehmungsstörung , nicht am Kopf oder in der Nähe ihrer Narbe, sondern unter der Gürtellinie – im Bereich des Unterleibs. Und nun zu unseren Fragen :   
 -       Hat jemand im Forum ähnliche Erfahrungen ?
-        Wie lange hat es gedauert bis der alte Zustand wieder hergestellt war.
-        Hat es für die „Wiederherstellung“ des „alten“ Zustands  (vor der OP) eine speziellen Therapie gegeben ?

Meine Frau ist zwar freie Journalistin, aber auf Kriegsfuss mit dem Computer, sodass ich zu ihrem „Ghostwriter“ mutiert bin. Wir bitten beide deshalb und um unsere etwas „gehemmten“ Fragen um Verständnis und hoffen auf Antworten ähnlich Betroffener oder solcher, die eine Erklärung unserer Wahrnehmungen anbieten können.
Vielen Dank und liebe Grüsse

Jeanphi
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
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Dietrich Bonhoeffer.

Jens B

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Re:Taubheitsgefühl
« Antwort #1 am: 27. September 2010, 12:17:20 »
Hallo Jeanphi!

Kompliment, dass du / ihr nun doch den Mut aufbringt, über diese Thema zu sprechen!

Ich bin zwar männlich und habe keine solchen Mißempfindungen da! (Aber dafür die ganze linke Körperhälfte.)

Doch ich würde stark vermuten, dass sich dies vielleicht (& hoffentlich!) wieder von alleine gibt!
Aber es braucht vermutlich "seine Zeit". Denn auch bei mir kommt so langsam an der linken Hand (wo ich ja auch seit der HT-Teilentfernung unempfindlich (er) bin, ganz, ganz wenig Gefühl zurück! Allerdings war die HT-OP (Meningeom) schon 2003.

Man darf aber nicht Temperatur/Schmerz & Gefühlsunempfindlichkeit verwechseln!
Aber ich denke mir, dass du/ihr noch mehr Antworten auf das etwas "heikle Thema" per PM (Private Mitteilung) bekommt.
Auch wenn es für euch sicherlich eine sehr große Überwindung darstellen wird, so besprecht dass mit eurem Arzt / Therapeuten des Vertrauens! Ich kann euch dies nur sehr "ans Herz legen", habt keine Scheu, denn nur so kann es richtig und restlos abgeklärt werden!
Alles Gute und gute Besserung für dich und deine Frau!
Ich drücke euch die Daumen, dass sich das wieder gibt und wieder in beste Ordnung kommt!
Des weiteren wünsche ich euch noch viele hilfreiche Tipps von den Usern! (Sei es per PM oder hier öffentlich!)
Nochmals, alles Gute!

LG Jens B

fips2

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Re:Taubheitsgefühl
« Antwort #2 am: 27. September 2010, 12:31:59 »
Hallo Jeanphi
Auch über solche Themen sollte man sprechen, da sie zur Sache einfach mit dazu gehören.
Man muss ja nicht in die Details gehen, aber in einem gewissen Rahmen geht das schon.


Für Rollifahrer(Querschnittgelähmte) ist das Thema ganz selbstverständlich und wird auch entsprechend untereinander besprochen. Hier gilt es manchmal etwas kreativ zu sein. Es gibt ja auch noch andere erogene Zonen, außer untehalb des Bauchnabels.
Nur so viel. Man soll es als "Fußgänger" auch nicht glauben wollen. Auch Rollis haben ein erfülltes Sexualleben mit teilweisen sogar vorliegenden Schwangerschaften. Ja auch männliche Rollois können Kinder Zeugen auf natürlichem Wege. Also wenn man "Unten" nix spürt, muss die Funktion noch lange nicht ausgefallen sein.
Gut das wird dich, ich gehen mal von einem Alter über 50 aus bei euch, wohl kaum noch Relevanz haben, Kinder bekommen zu wollen, aber ein  sexuelles Liebensleben sollte und will man doch noch haben, weils zu der Beziehung einfach dazu gehört.

Erst mal so viel vom Anatomischen her gesehen.
Genau wie man Lähmungserscheinungen und Taubheitsgefühle in den Extremitäten bekommen kann, gibt es diese Symptome natürlich auch in den Sexualorganen.
Das kommt halt ganz auf die Lage des Tumors an und welchen Bereich dieser Lagebereich im Körper versorgt.
Dann gibt es natürlich auch noch den psychischen Effekt was zum Libidoverlust führen kann, sowie der pharmazeutische Abschnitt, durch Nebenwirkung verschiedener Medikamente.
Du siehtst also ganz so einfach ist die Sache nicht.

Versucht Euch vor allen Dingen nicht selbst unter Druck zu setzten.Ich weis ----Leicht gesagt.

Medikamente gegen Epilepsie (Kreppa udgl.) haben alle eine teilweise Nebenwirkung des Libidoverlustets bzw. Senkung der Lust. Genau wie Blutdrucksenker,gerade bei Männern auch.

Am Besten ihr sprecht diese Symptome mal beim Neurologen, bzw Neuropsychologen an und wie sich die Ausfälle äußern. Vielleicht kann alleine schon eine Medikamentenänderung eine Besserung bewirken. Keine Angst. Die Ärzte nehemen solche Themen durchaus ernst. Nur trauen sich Wenige es anzusprechen.
In der Schmeerzklinik in Freiburg gehören Fragen zur Sexualität ganz normal zum Schmerzfragebogen mit dazu. Dabei ist es völlig gleich ob es sich um Kopf -Rücken oder sonstige Schmerzen und Ausfälle handelt. Teilweise ergeben solche Schmerzen und Ausfälle ein Feedback in der Beziehung, welche die Genesung eher negativ beieinflussen kann.

Gruß Fips2
« Letzte Änderung: 27. September 2010, 13:05:55 von fips2 »

Offline Bluebird

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Re:Taubheitsgefühl
« Antwort #3 am: 27. September 2010, 12:48:59 »


Hallo,

diese Taubheitsgefühle können - wie schon aufgezählt - vielfache Ursachen haben und finden sich z.B. auch unter "autonome Neuropathie".

Also, bitte keine Scheu, sondern die behandelnden Ärzte ansprechen. Evtl. lässt sich schon mit einfachen Beckenübungen o.ä. eine Verbesserung erzielen.

Habe Geduld mit Deiner Frau, sie hat viel durchgemacht. Gib ihr das Gefühl, dass sie auch weiterhin für Dich attraktiv und liebenswert ist.

LG
Bluebird
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Offline probastel

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Re:Taubheitsgefühl
« Antwort #4 am: 27. September 2010, 13:50:17 »
Hallo Ghostwriter   ;)

Bei Deiner Frau hat der Tumor bzw. dessen Entfernung sowohl das Sprach- als auch das Bewegungszentrum beeinträchtigt.  Dieses ist durchaus normal und letzteres war/ ist auch bei mir der Fall.

Bei mir ist glücklicherweise nur der rechte Fuß und der Ringfinger und der kleine Finger der rechten Hand betroffen (gewesen). Während sich bei meiner rechten Hand recht bald eine Besserung einstellte und ich nur noch minimalste Differenzen zur linken Hand feststellen kann, dauert das Taubheitsgefühl bei meinem rechten Fuß gut 8 Monate nach der OP noch immer an, schwankt allerdings in der Intensität je nach Tagesform.

Um die Funktion der beeinträchtigen Gehirnregionen wiederherzustellen müssen diese trainiert werden. Für Deine Frau ist es also unabdingbar neben dem logopädischen Training für das Sprachzentrum auch ein angepasstes Training für diese Region des Körpers und damit für die betroffene Region des  Bewegungszentrums zu erhalten.

Da Du verständlicher Weise nicht genauer das Problem beschrieben hast, kann eine Empfehlung naturgemäß auch nur schwammig sein...
Meine Empfindungsstörungen im Fuß wurden durch Wahnehmungs- und Muskeltraining behandelt. Ich würde daher ein Training in Richtung eines Beckenbodentrainings empfehlen. Ihr Neurologe und ihr Frauenarzt werden sicherlich genaueres raten können.

Beste Grüße und viel Erfolg

Probastel
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

Offline Jeanphi

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Re:Taubheitsgefühl
« Antwort #5 am: 04. Oktober 2010, 08:35:05 »
Hallo Alle miteinander

Vermutlich fängt das Gehirn meiner Frau sich langsam aber immer mehr vom "Operationsschock" zu erholen und seine Funktionen wieder aufzunehmen.

Das Taubheitsgefühl ist am verschwinden - das einzige was noch bleibt,  sind die Wortfindungsstörungen - aber auch diese - Besucher, die nicht so häufig meine Frau sehen können, bestätigen dies auch - sind am bessern. Ist doch super ! Oder ?

Wir sind beide guten Mutes und sind auch fleissig im Geduldtraining  ;D

Euch Allen Probastel, Bluebird, Fips2 und Jens B. vielen, lieben Dank für Eure wertvolle Begleitung und - wenn wir Euch auch einen Stein in Euren Garten werfen können (eine allemannische Redensart  ;D) lasst es uns wissen.

Beste Grüsse

Jeanphi
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Dietrich Bonhoeffer.

fips2

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Re:Taubheitsgefühl
« Antwort #6 am: 04. Oktober 2010, 08:39:23 »
Keine Ursache Jeanphi
Dafür sind wir da.
Freut mich dass es bergauf geht bei deiner Frau.
Grüß sie schön von uns.

Fips2

Jens B

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Re:Taubheitsgefühl
« Antwort #7 am: 04. Oktober 2010, 13:28:37 »
Hallo Jeanphi!

Den Worten von Fips möchte ich mich absolut anschließen, dass Forum ist jederzeit für einen da!
Einmal braucht der Eine Hilfe und später hilft er vielleicht selbst.
Prima, dass es sich bessert bei deiner Frau!
Siehst du, "Geduld zahlt sich aus"! (dies ist eine bestimmt bekannte deutsche Redensart)
Da wünsche ich deiner Frau auch weiterhin eine gute und vor allem rasche (!) Besserung, damit es keine zu lange "Geduldsprobe" wird!  ;)
Alles Gute & ebenfalls beste Grüße.

Jens B

Offline KaSy

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Re:Taubheitsgefühl
« Antwort #8 am: 04. Oktober 2010, 22:11:14 »
Hallo, Jeanphi,
auch wenn sich das Liebes-Problem erledigt zu haben scheint, noch eine Bemerkung von mir:
Ich bin seit einigen Jahren am "Durchtesten" von Antidepressiva. (Irgendwas ist bisher bei jedem Mittel nach kurzer oder längerer Zeit nicht so, dass ich mich gut damit fühle, ohne gehts aber noch schlechter.) Es war auch ein lange gut wirkendes AD dabei, das jedoch die Orgasmusfähigkeit sehr stark einschränkte. Blöde Zwickmühle, in der man da steckt. Habe jetzt ein neues und weiß, was mir fehlte und genieße es.
Ihr wisst es jetzt sicher auch ...
Viel Spaß dabei
KaSy
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline Jeanphi

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Re:Taubheitsgefühl
« Antwort #9 am: 09. November 2010, 08:23:29 »
So, da bin ich wieder.
Gestern waren wir, meine Frau und ich, zum ersten Kontroll MRT im Kantonsspital Aarau und anschliessend beim Neurochirurgen PD.Dr.J.Fandino ( der meine Frau am 12.August operierte)

Resultat überwältigend : Alles ist im Kopf meiner Frau in Ordnung   ;) - keine Anzeichen einer Blutung, der Arzt war selber ganz begeistert und konnte den Fall abschliessen. Weitere Kontrollen sind nicht mehr nötig !!!!!

Ausser der Wortfindungsstörung, die noch immer logopädisch therapiert und täglich besser wird ist alles Paletti - die Zeit der schlaflosen Nächte, die ausser eben keinen Schlaf nichts brachten ist nun vorbei........................Gott sei Dank !

Einstweilen Euch Allen in diesem wunderbaren Forum - das übrigens einzigartig in Europa zu sein scheint - vielen, lieben Dank für Eure kompetente und einfühlsame seelsorgerische (im wahrsten Sinne des Wortes !!) Begleitung  - als Angehöriger kommt man sich schon vor wie ein Schwimmer im Ozean von Angstgefühlen und sieht nirgends eine Insel, worauf man sich retten könnte.......-

Allen ganz herzliche Grüsse

Jeanphi
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Dietrich Bonhoeffer.

Jens B

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Re:Taubheitsgefühl
« Antwort #10 am: 09. November 2010, 21:02:20 »
Hallo Jeanphi!

Mensch, das ist ja ganz toll, herzlichste Gratulation zum super MRT!
Sehr schön, dass keine Kontrollen mehr nötig sind! Aber bisschen verwundert mich das schon.
Prima, dass es nun auch solche großen Fortschritte beim Logopäden gibt! Ich wünsche deiner Frau auch weiterhin solche guten Erfolge & alles Gute!

LG Jens B

 



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