Ich bin 50 Jahre und war in der Erwachsenenbildung tätig.
Die Feststellung meines Meningeoms war ein Zufallsbefund. Im Rahmen eines psychosomatischen Krankenhausaufenthaltes wurde ein CT gemacht. Dort zeigte sich der Tumor. Ein nachfolgendes MRT bestätigte die Diagnose.
Konvexitätsmeningeom mit Beteiligung des Knochendeckels (Simpson I°) links-frontal unmittelbar vor der motorischen Rinde liegend, ca. 4,5 X 4,9 cm (?) mit ca. 7 mm Mittellinienverlagerung, kein Ödem,
Ich habe im Vorfeld keine Symptome bewusst bemerkt.
Bei der neurologischen Untersuchung fiel eine diskrete Schwäche der rechten Hand auf. Rückblickend ist mir dann aufgefallen, dass ich das Gefühl hatte, dass die Hand auf der Tastatur bei längerem Schreiben nach re. verrutschte. Ich hatte das der, gerade neu angeschafften, Tastatur zugeschrieben.
Postoperativ brauchte ich eine neue Brille. Hier fiel auf, dass die Diskrepanz zwischen der Sehstärken beider Augen verschwunden war.
Ich habe in den letzten Jahren vor der OP zunehmend unter depressiven Episoden bis hin zur mittelschweren Depression gelitten (und leider heute noch darunter).
Außenstehenden ist ein Leistungseinbruch aufgefallen. ich hatte zunehmend Schwierigkeiten Projekte zu entwerfen und diese bis zum Ende durchzuziehen. Dies wurde einer Burnout-Entwicklung zugeordnet.
7 Wochen nach der Diagnosestellung wurde der Tumor komplett entfernt. Der Tumorbefall am Knochendeckel war gering und wurde "weggefräst".
Am 5.postop. Tag (insgesamt 7 Tage KH) wurde ich entlassen.
Ich hatte furchtbare Angst vor der OP. darauf ist man Im KH eingegangen. Ich wurde nochmals psycholog. auf dei OP vorbereitet. Das hat mir sehr geholfen.
Vom OP-Tag weiß ich kaum etwas. Ich habe eine Tablette bekommen und musste mich auf eine Trage legen. Von da an weiß ich nichts mehr. Ich bin erst im Aufwachraum wieder zu mir gekommen. Ich hatte keine Schmerzen. Schmerzmittel wurden mir regelmäßig gegeben. Auch gegen die ev. zu erwartende Übelkeit wurden prophylaktisch Mittel gegeben so dass diese gar net erst aufgetreten ist.
Ich musste 24 Stunden im Aufwachbereich bleiben bevor ich wieder auf die Station gebracht wurde. Ich durfte unmittelbar nach der Verlegung das erste mal aufstehen und zur Toilette gehen.
In der zweiten postoperativen Nacht hatte ich einen Grand mal mit einer daruf folgenden ca. 20 min Nachschlafphase. Ich wurde daraufhin auf Keppra eingestellt.
10 Tage später schloss sich eine vierwöchige Reha an. Erst dort wurden mir meine Einschränkungen bewusst. Ich habe seitdem sowohl psychische als auch kognitive Probleme. Die Depressionsneigung hatte sich primär durch das Keppra verschlechtert. Eine Umstellung auf Lamictal brachte eine Besserung. Die Depression ist seitdem aber in unterschiedlicher Ausprägung mein ständiger Begleiter. Ob die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme daher rühren- darüber streiten sich die behandelnden Ärzte/Therapeuten.
Ich habe seit der OP Probleme Mengen/Größen rein optisch zu vergleichen und behelfe mir seitdem mir viel schriftlichem Rechnen und wiegen bzw. messen.
Die postop. aufgetretene Schwindelsymptomatik ist verschwunden.
Ich kann auch wieder Abläufe wiedergeben, wenn ich sie nur gehört habe. Ist wichtig z.B. beim lesen.
Eine Wiedereingliederung in den Arbeitsbereich nach 5 Monaten scheiterte an der psych. Problematik.
Aktuell erhalte ich die volle EU-Rente, befristet bis Juni 2011. Die Rente wurde rückwirkend zum 1.1.2010 gewährt. Als Antragsdatum wurde der postop. Reha Antrag gewertet obwohl der von mir gestellte Antrag auf den März letzten Jahres datiert.
Mir wurde eine Schwerbehinderung von 50% zuerkannt. Diese wurde mittlerweile unbefristet verlängert.
Zusammenfassend kann man sagen, dass dieser Tumor- obwohl gutartig, mein Leben gravierend verändert hat. Ob dies nun unbedingt als sehr schlecht zu werten ist, würde ich bestreiten. Ich bin dabei mich in meinem neuen Leben einzurichten. Ich hoffe das es mir gut gelingt.
Gertrud