HirnTumor-Forum

Autor Thema: Psychische Nachwirkungen------ Vorstellung AW (Betroffener)  (Gelesen 6924 mal)

AW

  • Gast
Hallo zusammen,

ich hatte am 01.01.2011 einen Kampfanfall. Wurde mit der Rettung ins Krankenhaus gebracht. Im Krankenhaus hatte ich einen weiteren Anfall. Nach einigen Untersuchungen kam die Diagnose: Meningeom.
Ich wurde am 11.01.2011 Operiert. Die OP war sehr erfolgreich. Ich hatte keine Schmerzen und wurde nach 6 Tagen wieder entlassen. Ich fühlte mich sehr gut. Doch nach zwei Wochen zuhause hatte ich einen erneuten Anfall. Wieder mit der Rettung ins Krankenhaus. Dieses mal hatte ich eine Lähmung der rechten Körperhälfte. Ich wurde in eine Reha Klinik überstellt. Bereits nach 3 Wochen konnte ich wieder Hand und Fuß bewegen. Nach der 4 Woche wurde ich entlassen.

Seitdem ich zuhause bin (01.03.2011) habe ich extreme Stimmungsschankungen. Mit meiner Lebensgefährtin kann ich nicht mehr reden. Ich muss auch sagen das ich früher auch kein guter Redner bei Problemen war.
Jetzt ist es aber so das wir nur noch Eltern sind. Mir kommt vor das es keine Beziehung mehr gibt. Meine Freundin sagt immer das ich mich so verändert habe. Gefühlskalt sei ich.
Sie hat es natürlich auch sehr schwer. Sie muss sich um die zwei Kinder kümmern und auch meine Stimmungsschwankungen aushalten.

Sie versuchte mir immer alles recht zu machen. Sie hat nichts mehr unternommen und ist nur noch bei mir zuhause gehockt. Das war natürlich auch nicht sehr hilfreich. Sie macht sich natürlich auch große sorgen sagt sie.

Ich weis nicht was ich nun machen soll. Können die Probleme nach einer Meningeom OP auftreten? Muss auch noch zwei mal täglich Keppra 1000mg nehmen. Die Nebenwirkungen sind auch nicht ohne.

Mittlerweile bin ich viel alleine Unterwegs. Verabrede mich mit Freunden. Das macht meine Freundin auch. Wir leben uns also noch weiter auseinander. Ist eine Trennung besser? Oder wird das noch besser?

Die Psychische Belastung ist dadurch noch höher. Ich habe auch so schon zu Kämpfen das ich das alles verarbeiten kann. Es ist auch nicht sicher ob ich wieder ins Berufsleben einsteigen kann. Ich habe starke Konzentrations Ausfälle. Ich vergesse auch alles.

Tue mir sehr schwer mit jemanden zu sprechen. Hier im Forum ist es leichter für mich.

Vielen Dank im voraus. Ich wünsche euch allen alles gute.

LG AW
« Letzte Änderung: 07. April 2011, 13:34:40 von KarlNapf »

fips2

  • Gast
Re:Psychologische nachwirkungen------ Vorstellung AW (Betroffener)
« Antwort #1 am: 07. April 2011, 08:35:31 »
Willkommen im Forum AW.
Bist du in neuropsychologischer Behandlung?
Ihr redet noch miteinander und das ist schon mal eine gute Basis. Das zeigt doch, dass ihr an der weiteren Beziehung arbeiten wollt.
Natürlich soll Jeder seine Freiheiten haben um mal auf andere Gedanke zu kommen. Das ist schon gut. Nur voreinander weg laufen ist die denkbar schlechteste Lösung.

Habt ihr schon mal überlegt, für euch beide ein neuropsychologisches Gespräch auszumachen.
Neuropsychologe deshalb, weil diese Ärzte nicht nur Ahnung von Psychologie, sondern auch von deinen neurologischen Defiziten haben. Diese Therapeuten können dann versuchen zwischen euch zu vermitteln, oder die Punkte zu finden wo die Probleme her kommen.
Vielleicht hilft eine Anderung der Medikamente bei dir auch mit, wenn das Kreppa bei dir solche unerwünschten Nebenwirkungen hat.

Es wird jetzt sicher erst mal der Gedanke kommen: Was soll ich beim  Psychologen und dann noch mit meiner Partnerin. Wir sind doch nicht "Ballaballa"? Das will ich damit auch gar nicht sagen.

Natürlich habt ihr beide Probleme mit der Verarbeitung dieser Erkrankung.Es ist immer ein grundlegender Einschnitt ins Leben, ob man will oder nicht. Das haben alle Betroffenen, wie Angehörigen hier. Diese Vorgänge sind ganz normal. Man muss halt nur lernen damit umzugehen.Es ist auch keine Schande eine solche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich finde ,ganz im gegenteil. Stärke zeigt derjenige der sich helfen lässt.  Da kann ein solcher Therpeut, als Außenstehender, ganz anders die Problematik beurteilen und Tips geben.
Diese Therapie zahlt übrigens für dich, wie auch für deine Partnerin, die Krankenkasse. Auch wenn ihr nicht verheiratet seid.

Ich wünsch dir, dass ihr für eure Partnerschaft eine weiterhin gute Basis findet. Auch für eure Kids.
Fips2
« Letzte Änderung: 07. April 2011, 12:43:57 von fips2 »

Offline Bea

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Re:Psychologische nachwirkungen------ Vorstellung AW (Betroffener)
« Antwort #2 am: 07. April 2011, 12:30:24 »
Hallo und herzlich Willkommen hier im Forum, AW!

Eine derartige Operation und die Diagnose haben immer Auswirkungen.

Wenn du nicht gut reden kannst, dann schreib doch mal deine Gefühle auf und zeige den Text deiner Freundin.
Getrennte Unternehmungen bringen auch immer Gesprächsstoff.

Die grundsätzliche Frage was zwischen euch ist und ob ihr an dieser Beziehung festhalten wollt, könnt ihr nur alleine beantworten.

Sicherlich kann es helfen gemeinsam etwas zu unternehmen was nicht mit der Krankheit zusammen hängt.

Eine Partnerschaft ist meiner Meinung nach ein Gut an dem man immer arbeiten muss. Es ist etwas sehr wertvolles, das mit der Zeit und mit den Erinnerungen wächst. Für mich auch das, was mir auch meine Krankheit nicht nehmen soll.
Vor meinem Partner und meinen kindern habe ich große Achtung. Es ist nicht immer selbstverständlich, dass man bereit ist die damit verbundenen Umstände anzunehmen.

Manchmal hilft es, sich still in den Arm zu nehmen.

Die von Fips angesprochene Therapie wäre auch eine Möglichkeit.

Alles erdenklich Gute für euch!

LG,
Bea

Offline probastel

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Re:Psychologische nachwirkungen------ Vorstellung AW (Betroffener)
« Antwort #3 am: 07. April 2011, 12:42:25 »
Hallo AW!

Eine HirnOP ist eine schwere psychologische Belastung, ohne Frage. Und wenn dann noch ein Krampfanfall kommt, der leider zu einer der möglichen Nebenwirkungen ein jeder HirnOP zählt, wo man doch dachte alles hinter sich gebracht und heil überstanden zusammen, dann belastet dies noch einmal zusätzlich.

Du schreibst, dass Du mit Deiner Freundin nicht mehr reden kannst. Dies ist sehr schade, denn eigentlich sollte Deine Freundin die Person sein, die Dich am Besten verstehen kann und Dir am ehesten weiterhelfen und Dir beim verarbeiten Deiner Sorgen und Ängste helfen kann.  Alleine werdet Ihr den Karren nur schwerlich aus den Dreck ziehen können. Hier im Forum mit anderen Betroffenen über das Thema Hirnop und seine Folgen zu diskutieren, sich zu öffnen, ist ein guter Anfang. Zeigt es doch, dass Du an dieser verfahrenen Situation etwas ändern willst.

Fips riet Dir/Euch neuropsychologische Unterstützung zu holen, und dies kann ich nur unterstützen. Während meiner Reha hatte ich Kontakt zu zwei Neuropsychologinnen, die mir sehr weitergeholfen haben und das obwohl ich mich nach meiner OP wie der größte Knall im All fühlte und subjektiv betrachtet keine psychologischen Probleme hatte!

Hier ist immer jemand, der Dir zuhört, der nachempfinden kann wie es Dir geht. Wir würden uns freuen, wenn Du uns mehr von Dir schreiben würdest und wir Dir helfen könnten.

Beste Grüße

Probastel
Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren!

Antoine de Saint-Exupéry

 



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