HirnTumor-Forum

Autor Thema: Ein Engel will gehen  (Gelesen 24234 mal)

Offline enola2

  • Mitglied Forum
  • Senior Mitglied
  • ****
  • Beiträge: 143
  • schliesst sich eine tür so öffnet sich eine neue
    • Profil anzeigen
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #15 am: 30. Dezember 2010, 20:14:41 »
hallo texas...
oh wie ich dich verstehe was du grad durchmachst :-[

wir haben die situation gerade mit meiner tante...
die ist nun leider nicht mehr ansprechbar!
 gar nicht- morphium wird laufend erhöht sie kann  nur noch hin und wieder den kopf drehen, die augen macht sie gar nicht mehr auf

die familie und die ärzte waren und warten und wir hoffen das sie bald gehen darf, wir sind abwechselnd bei ihr, für morgen ist der seelsorger bestellt...

fühl dich gedrückt!! du bist nicht allein
lieben gruss aus wien
claudia

Texasgirl

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #16 am: 01. Januar 2011, 15:03:22 »
Hallo ihr Lieben,
vielen vielen Dank für eure tröstenden Worte. Ich durfte mit meiner Mutter ein letztes mal Weihnachten zusammen sein.Es war so herzergreifend.

Ich schlafe bei ihr auf der Palliativstation.Man hat mir ein Krankenbett neben ihres gestellt,das teile ich mir mit meiner 17 jährigen Tochter.Es ist zwar nicht bequem,aber hauptsache ist,wir können bei ihr sein,Tag und Nacht.

An Heiligabend kam die Pastorin an ihr Bett und spielte meiner Mutter auf der Gitarre Weihnachtslieder vor.Sie spielte ihr " stille Nacht,heilige Nacht" ich dachte erst sie bekommt nichts mehr mir,aber dann öffnete sie ihr Lippen und sang dieses Lied leise mit.ich dachte es zerreißt mein Herz.Dann spiele die Pastorin " Love me Tender " von Elvis,in Gedanken an meinen Vater der vor kurzen in Amerika verstorben ist,auch das sang sie leise nacht.
Meine Tränen hörten nicht mehr auf zu fliesen.Da ging ich auf die Dachterrasse dieses Hauses und da stand ganz einsam mitten im Schnee eine Bank.Ich setzte mich und sang aus vollem Herzen " Ave Maria " das liebte meine Mutter so sehr und ich fragte Gott warum ? warum tust du uns das an.Meine Mutter war gläubig,aufopfernd,selbstlos und herzensgut.Sie hat nie jemanden etwas zu leide getan,warum sie ?

Ich wünschte mir ich wache auf aus einem bösen Traum und alles ist wie es früher war.Aber ist es nicht,es ist bittere ,blanke Realität.
Nun geht es mir wie deiner Tante,die Ärzte und ich,warten und warten bis sie gehen darf.An Silvester bekam sie wieder Morphium,denke sie hat die Knallerei garnicht mit bekommen,aber hoffentlich,dass ich bei ihr war.Ich kann sie nicht mehr leiden sehen,aber vor dem dass sie mich verläßt fürchte ich mich auch.

Ich bin so froh dass ich euch schreiben kann,wer würde sowas schon verstehen.Nun packe ich wieder meine Sachen,frische Wäsche für Mom,Essen und Trinken für meine Tochter und mich.Dann machen wir uns wieder auf den Weg zu ihr und bleiben vielleicht 3 Tage,wie Gott es will.

Ich wünsche euch allen ein gesundes neues Jahr mit viel Kraft und Hoffnung und Liebe

Beitrag der besseren Lesbarkeit wegen strukturiert Mod
« Letzte Änderung: 01. Januar 2011, 15:27:36 von fips2 »

Offline Eva

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 984
    • Profil anzeigen
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #17 am: 01. Januar 2011, 17:54:41 »
Liebes Texasgirl,

es ist so ergreifend, was Du schreibst. Ich bewundere Dich und Deine Tochter. Auch wenn es jetzt sehr schwer ist, hast Du doch später eine schöne Erinnerung an das letzte Weihnachten mit Deiner Mutter.  Hoffentlich kann Deine Mutter bald loslassen und in Frieden gehen. Für die kommende, sehr schwere Zeit wünsche ich Euch viel Kraft und Stärke.

LG Eva
Der Gesunde weiß nicht, wie reich er ist.

Vergiss die Frage, was das Morgen bringen wird, und zähle jeden Tag, den das Schicksal dir gönnt, zu deinem Gewinn dazu.                                                                Horaz

Mein Erfahrungsbericht: http://www.langzeitueberlebende-glioblastom.de

Offline evlat

  • Junior Mitglied
  • **
  • Beiträge: 34
    • Profil anzeigen
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #18 am: 03. Januar 2011, 12:13:04 »
Ich denke nicht, dass es hilft Gott anzuklagen. Es ist die Suche nach einem Schuldigen - nicht mehr. Es verschafft auch keine Linderung. Meine Mama war und ist auch immer recht gläubig. Wir sind es eigentlich auch. Statt Gott anzuklagen, sollten wir lieber versuchen in ihm Trost zu finden. So wie diese Welt endlich ist, sind wir es auch. Das Leben unserer Lieben ist ein Lichtblitz, der unseren kurzen Gastauftritt hier auf Erden erhellt. Ich will hier niemanden zum Glauben missionieren, aber von Gott kommen wir und zu ihm kehren wir zurück. Wieso denken wir immer an das schlechte und vergessen in Notsituationen das viele Gute, was uns in unserem Leben widerfährt? Du hast auch eine Tochter? Dann sei für sie da und stark! Deine Mama würde es so wollen und Deine Tochter will es auch. Das schöne in dieser Welt ist immer noch da und immer noch schön, auch wenn Du es im Moment nicht wahrnehmen kannst. Was aber noch viel besser ist: Das Schöne ist auch für Dich da! Trotz der Krankheit Deiner Mutter.

Ich weiß, dass Du die Kraft und Geduld hast, das alles durchzustehen.
« Letzte Änderung: 04. Januar 2011, 14:41:09 von evlat »

Texasgirl

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #19 am: 05. Januar 2011, 00:46:11 »
Ich rufe zu Gott bis er mich hört.

Mein Engel ist gegangen
Oh Herr was tust du nur mit mir ?
Ich fühle mich so gefangen,
zu leben ohne ihn nun hier.
Er hat mich stets begleitet,
mein ganzes Leben lang.
mit Liebe und Geborgenheit geleitet,
opfernd,sorgend,gebangt.
Oh Herr,warum nimmst du mir meinen Engel?
ich brauche ihn doch hier.
Wie soll ich weiter leben ?
mein Engel gehört doch mir.

Meine geliebte Mutter ist heute von uns gegangen.am 4.1.11 17 Uhr hat sie ihren letzten Atemzug gemacht.
Ich war mit meiner Tochter bei ihr,ganz alleine und es war gut so.Und genauso wie ich das Gedicht geschrieben habe,so fühle ich mich.Keine Frage,dass ich für mein Kind da sein muß und werde und trotzdem darf ich auf die Knie gehen,denn ich weiß,ich darf nur nicht liegen bleiben.
Gott hat mich begleitet,er gab mir die Kraft das alles durch zu stehen und trotzdem bleibt die Frage  " WARUM "und ich bewundere alle über ihren Glauben in dieser Zeit,wenn ein geliebter Mensch uns verläßt.Nur bei mir wird es dauern bis ich verstehe was meint er nur damit.Ich kenne keinen Menschen der böse ist und so etwas erleidet.Die.die ich kenne und von denen ich höre waren alles Engel auf Erden.Dann darf ich berechtigt zweifeln.Wenn er uns liebt,warum nimmt er sie uns dann?der hat den ganzen Himmel schon voll damit,was will er noch?Er soll mal auf seine Erde sehen was er uns zurück läßt.Engel,auf Erden,gibt es immer weniger.

K-J-V

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #20 am: 05. Januar 2011, 07:24:24 »
Hallo Texasgirl,
gerade habe ich Dein Gedicht gelesen. Es hat mich zu Tränen gerührt.
Es ist schön zu lesen, dass Du Dir selbst sicher bist, alle notwendige Kraft zu haben.
Das ist wichtig.
Mein aufrichtiges Beileid!
LG
Karl-Johann
« Letzte Änderung: 05. Januar 2011, 07:33:09 von K-J-V »

fips2

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #21 am: 05. Januar 2011, 07:55:39 »
Hallo Texasgirl

Ich sende dir eine virtuelle, stille Umarmung und mein Mitgefühl.

Du wirst sehen. Irgendwann wirst du stolz auf dich und deine Tochter sein, deine Mutter bis zum letzten Atemzug begleitet zu haben. Einen größeren Liebesdienst könntet ihr Beiden ihr nicht erweisen.

Viel Kraft für die nächsten, schweren Tage.

Gruß Fips2

Offline josch

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 371
    • Profil anzeigen
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #22 am: 05. Januar 2011, 10:23:56 »

 Texasgirl

                     Riss
Euer Leben bekam gerade einen großen Riss,
denn ab jetzt wird sie von euch für immer vermisst.
In euch werden die Bilder von ihr schweben,
als würde sie noch an euere Seite weiter leben.
Liebe und Wärme hat sie euch geschenkt,
an die ihr gern zurück denkt.
(js)

Mein Beileid und aufrichtige Anteilnahme,
um den Verlust deiner Mutti.

josch
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.
Jean Paul

Offline Bea

  • Global Moderator
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 1823
  • Es geht immer weiter
    • Profil anzeigen
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #23 am: 05. Januar 2011, 10:37:13 »
Meine aufrichtige Teilnahme für dich, deine Tochter und deine Familie, liebes Texasgirl!

Zweifel entstehen, keine Frage. Und das warum kann man dir hier auf Erden nur vermutend beantworten. Wir sind nur Gast auf Erden und wandern..... oder: wenn der Weg zu steinig... dann holt Gott die Seinen heim.

Von Herzen wünsche ich euch dass die schmerzhafte Trauer bald der dankbaren und schönen Erinnerungen weicht.

Herzlichst,
Bea

Offline Bluebird

  • Mitglied Forum
  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 4532
    • Profil anzeigen
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #24 am: 05. Januar 2011, 11:11:25 »


Liebes Texasgirl,

Dir und Deinen Lieben, vor allem Deiner Tochter,
gilt mein aufrichtiges Mitgefühl.

Der höhere Sinn dessen, was uns im Leben widerfährt, bleibt oft ein Rätsel.
Umso wichtiger ist es, einander beizustehen, gerade in den schwersten Zeiten.
Ich wünsche Euch Kraft und Zuversicht.

LG
Bluebird
The best time to plant a tree was 20 years ago.
The second best time is NOW.
(Chinesisches Sprichwort)

Offline TinaF

  • God Mitglied
  • *****
  • Beiträge: 1357
  • Danke für dieses Forum!
    • Profil anzeigen
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #25 am: 05. Januar 2011, 12:30:00 »
Liebes Texasgirl,

ich bewundere Dich und Deine Tochter für all das, was Ihr geleistet habt, ich wünsche Euch all die Kraft, die Ihr jetzt brauchen werdet und auch mich hat Dein Gedicht zum Weinen gebracht.

Mein aufrichtiges Beileid.

TinaF
Es passiert nichts umsonst, es hat alles seinen Sinn!

Offline evlat

  • Junior Mitglied
  • **
  • Beiträge: 34
    • Profil anzeigen
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #26 am: 05. Januar 2011, 14:04:11 »
Liebe Tina,

ich bete für Dich und Deine Mama. Du packst das. Ich weiß es. Sie wird immer Dein Engel bleiben!

Offline Mama

  • Mitglied Forum
  • Full Mitglied
  • ***
  • Beiträge: 82
    • Profil anzeigen
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #27 am: 05. Januar 2011, 20:42:37 »
liebes texasgirl,
ich bin eine mutter, vielleicht um einige jahre älter als du.
ich habe meine mutter vor 13 jahren, sie war 75,  in ihren letzten lebensmonaten begleitet, hielt sie sterbend im arm. sie starb an einer anderen krebsform.
im jahr 2009/10 ging ich diesen weg zusammen mit meiner schwiegertochter und meinen beiden töchtern mit meinem sohn. er wurde 31 jahre alt und starb an einem hirntumor.
in diesem forum fand ich viel rat und hilfe und seelischen beistand.
der weg, den wir gingen, du und ich und viele andere, ist ein furchtbarer.
doch eines tröstet mich:
es war mir vergönnt, meine lieben begleiten zu dürfen, zu wissen, dass sie nie verlassen waren.
vielleicht kann auch dich der gedanke, deine mama begleitet zu haben, ein wenig trösten.
danke für die unterstützung, die du ihr gabst und dir viel kraft für den weg, der noch vor dir liegt.
sei innig umarmt
mama
Man sieht nur mit dem Herzen wirklich gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. (Antoine de Saint-Exupery)

Texasgirl

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #28 am: 05. Januar 2011, 23:34:31 »
Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure tröstenden Worte.Ihr habt mir geholfen von Anfang an,als ich das erste Mal die Diagnose bekam im Aug 10 " ihre Mutter hat einen Glio Multiforme 5cm groß". Ich stand da und mir zog es den Boden unter meinen Füßen weg.Dann fand ich dieses Forum,zum Glück und ihr habt mich bis heute begleitet.
Liebe Mama,die die du mir geschrieben hast,ich habe ja meinen Engel verloren und bin daran verzweifelt.Nach euren Worten kam ich zu der Erkenntnis,vielleicht sollen wir, die hinterbliebenen jetzt die nächsten Engel sein.Ich denke du bist schon einer und ich...ich werde mir jetzt alle Mühe dieser Welt machen,auch ein guter zu werden.Ich werde meine Mutter zwar nie toppen können,aber ich gebe alles.Damit kann ich leben.Und für mich ist das der wichtigste Moment in meinem Leben gewesen,dass meine Mutter in meinen Armen sterben konnte,friedlich,das lag an den Ärzten,den Schwestern und dem Krankenhaus.Wer darf schon dort in einem Krankenbett neben der Mama ,4 Wochen lang  schlafen?
Zu fips,ich finde es lieb wie du immer schreibst,dass auch mal etwas positives geschrieben werden soll.
Lieber Fips,glaube mir von Herzen,wenn wir das könnten,wir wären die Ersten die das tun würden.Was ich tun kann,ist meine Erfahrung weiter  geben.Ich klinke mich unter Krankenhauserfahrung ein,Tipp`s über Medikamente,Ärzte und hoffe ich kann damit helfen.Denn dass es meine Mutter nicht geschafft hat,lag nicht am Krankenhaus oder an den Ärzten,sie war einfach zu schwach und es war schon zu weit..Aber diese Menschlichkeit die ich erfahren durfte in dieser Krankenhausrutine die eigentlich herrscht,das berührt mich jetzt noch.Schwestern die mich weinend in den Arm genommen haben,Schwestern auf einer Palliativ Station,wo am Tag um die 5 Menschen von uns gegangen sind,das war schon heftig,wir hatten nur 8 Zimmer....Aber wer schläft schon 4 Wochen neben seiner Mutter im Krankenbett? Das war auch für die außergewöhnlich,aber es geht.Ich bleibe weiter hier und hoffe ich kann helfen,auch Trost spenden,wie ihr es getan habt.Ich danke euch dafür.Nun gehe ich den nächsten schweren Weg,die Beerdigung,die soll am Donnerstag,den 13.01.11 sein,ich weiß noch nicht was auf mich zu kommt,drückt mir die Daumen
L.G.

fips2

  • Gast
Re:Ein Engel will gehen
« Antwort #29 am: 06. Januar 2011, 07:57:20 »
Hallo Texasgirl
Schön dass du weiter hier bleiben und auch eine Empfehlung für die Klinik aussprechen willst.
Ja das Stimmt.
Wirklich eine Seltenheit, dass das dir ermöglicht wurde.

Und zum 13.
Lass deinen Schmerz ruhig auch in Tränen raus. Das soll dir als Tochter schon erlaubt sein und dafür musst du dich nicht schämen.
Im Gegenteil. Es tut gut zu weinen.
Tränen sind das Löschwasser der Seelenfeuerwehr gegen das Feuer der Trauer und Schmerzes.


Alles Liebe.
Fips2
« Letzte Änderung: 06. Januar 2011, 08:02:58 von fips2 »

 



SMF 2.0.19 | SMF © 2022, Simple Machines
Hirntumor Forum © 1996-2022 hirntumor.de
Impressum | Datenschutzerklärung