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Das Glück der anderen

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Cira:
Lieber evlat,

ich habe jetzt leider nicht alles gelesen,zu lang die texte zurzeit für mich..

ich möchte dir eins sagen,als mutter die seit 20 jahren ständig krank ist...2 erwachsene söhne hat,die von kindheit an das ja mitleben mussten...

es ist einfach wunderbar aber auch unsagbar traurig für eine mutter, wie ihr "kinder" zu uns steht...traurig,weil man sich ja für seine kinder ein sorgenfreies leben immer gewünscht hat und es dann doch soo anderes kam durch diese gemeinen krankheiten.....
du bist so stark,meine söhne ebenfalls,ihr seit stark für uns, wo es doch eigentlich ganz andersrum sein müsste...die mutter immer für die kinder da ist und nicht das kind für die mutter,das tut sehr weh aber es gibt auch unsagbaren halt...
klar wart ihr nicht immer engel,oh nein, aber das gehört ganz einfach dazu...leider,so weiß ich, gibt es auch ganz andere fälle, wo die kinder nicht wirklich da sind und sich kümmern.....meine söhne sind immer für mich da,so wie du für deine mutter...das ist sehr schön,aber als mutter hat man ein so schlechtes gewissen,möchte den kindern freiheit geben vor einen selber....

es gibt so einen schönen spruch...den den ich liebe wünsche ich die freiheit vor mir selbst....so denke ich oft als mutter...und es gibt nichts und niemanden den eine mutter mehr liebt,als ihr kind...

ganz liebe grüße

Cira

KaSy:
Lieber evlat!
Bei diesen Deinen Worten:

--- Zitat von: evlat am 20. Dezember 2010, 21:51:19 ---@ Alle Mütter

Wir verstehen Eure Liebe nicht. Wir können sie nicht mal ansatzweise erahnen. Selbst in den schwierigsten Situationen, denkt Ihr noch an uns und würdet Euch sofort opfern. Wir können nicht in Worte fassen, wie sehr wir an Euch hängen. Ihr seid die heiligsten Wesen, die über diesen Planten wandeln. Ihr seid unser Zugang zum Leben.

--- Ende Zitat ---

kamen Tränen in meine Augen.
Danke!
KaSy

evlat:
Im Namen aller Söhne dieser Welt:

Wir haben Euch lieb. Habt kein schlechtes Gewissen, weil Ihr glaubt, Ihr würdet uns das Leben schwer machen. Wir sind froh und glücklich, wenn wir etwas für Euch tun können.

evlat:
War das Wochenende bei meiner Mama. Sie ist einfach nimmer, was sie mal war. Obwohl sie noch im Stande ist sich normal zu artikulieren und auch mobil ist, sitzt sie nur da und schaut ziellos vor sich hin. Sie redet nicht von sich aus, sondern grübelt, grübelt, grübelt... Sie ist traurig und blickt mich mit einem Blick an, der mich einfach fertig macht. Ich würd hier zu gerne etwas positives schreiben, aber ich kann einfach nicht.

Ich versuche an mich zu denken und aufrecht dazustehen. Ich stehe auch. Ich schlafe trotzdem ein und durch. Ich komme aus dem Bett, räume meine Wohnung auf und doch bin ich ständig mit meinem Kopf und Herzen bei ihr.

Mal reißt mich meine eigene Einsamkeit runter, mal ist es der Kummer um meine Mutter. Aber irgendwie gehe ich trotzdem weiter. Vielleicht ist es mein Glaube an eine sorgenfreie Welt im Jenseits, vielleicht auch meine innere Kraft, das Wissen um die Endlichkeit des Seins, das mich tröstet. Die Endlichkeit des Seins. Wären wir nicht alle nur einen Wimpernschlag, sondern ewig auf dieser Welt, wäre unser Leben wertlos. Unser aller nahendes Ende macht alles so kostbar. Unsere Liebe, selbst unsere Schmerzen werden kostbar dadurch, dass dies unser kurzes Leben ist. Alles unsere Schätze. Haltet Euch fest an Euren Schätzen. Eure Liebe ist größer als ihr selbst.

evlat:
Seit längerem mal wieder ein Eintrag von mir. Bei meiner Mama schlägt das Rezidiv jetzt voll durch. Langsam wird's ernst. Am Samstag ist sie uns bei Gehen vom Balkon ins Wohnzimmer zusammengeklappt. Jetzt liegt sie im Krankenhaus. Eilantrag auf Pflegestufe wird durch den Sozialdienst des Krankenhauses gestellt.

Ich muss mich jetzt als Sohn mit allem auseinandersetzen. Gesetzliche Betreuung ist in Bearbeitung. Patientenverfügung hab ich schon. Meine Großeltern leiden wahnsinnig darunter. Mein Bruder und ich räumen jetzt das zweite Schlafzimmer meiner Oma leer, um dann meine Mama dort unterzubringen. Bei uns daheim kann sie nimmer bleiben, weil mein Papa arbeitet und mein Bruder mit dem Studium fertig ist und nur noch bei uns in der Stadt bleibt, um sich um meine Mama zu kümmern so lange es sie noch gibt. Es ist echt schwer Leute, alles gegeneinander aufwiegen zu müssen und im Zweifelsfall einfach knallhart zu sein.

Meine Vater ist keine Hilfe mehr. Der würde am liebsten davonlaufen. Macht er auch immer. Der erträgt den Schmerz einfach nicht, was mich einfach fürchterlich aufregt. Mich regt es eh immer auf, wenn die Leute ihr eigenes Leid vorne anstellen. Egal, ich lass ihm seine Ruhe, weil es eh nichts bringt.

Meine Oma versucht trotz allem zu tun was sie kann.

Gerade musste ich wieder eine Entscheidung treffen undzwar wider den Willen meiner Mutter. Sie wollte eigentlich bei uns zu Hause bleiben, aber ich musste ihr erklären, dass es einfach nicht geht. Meine Oma will ihre ganzen Sachen nicht wegschmeißem, die in dem Zimmer sind und die sie nie benutzt. Ich denke mir: "Wann willst Du die denn benutzen? Du bist 70! Wozu hebst Du das alles auf?" Ich sage es natürlich nicht und versuche taktvoll zu bleiben. Ich bin eh manchmal nervlich ziemlich angespannt und zweifle an mir selbst. Es ist schwer immer pragmatisch zu denken und immer das beste für meine Mama zu tun.

Am Samstag hab ich aber was gemacht, was ich mir nie verzeihen werde. Meine Mutter hatte extreme Probleme mit dem Schlucken und konnte einfach ihre Medikamte nicht einnehmen. Ich hab erst versucht verständnisvoll zu reagieren bin dann aber ausgetickt. Ich denke. Ich wurde laut und hab ihr Essen und so ins Waschbecken geschmissen. Sie konnte nicht mehr reden und ihre Unterlippe hat gezittert. Im Anschluss hab ich mich bei ihr entschuldigt. Sie hat mich angeschaut und mir übers Gesicht getreichelt, während ich geweint habe. Das werde ich nie vergessen. Mütter scheinen echt alles zu verzeihen.

Ich bete um Kraft, um immer das richtige zu tun im Angesicht dieser schwierigen Situation. Ich bete dafür, daraus gestärkt hervorzugehen und erhobenen Hauptes mein Leben so zu leben, wie es sich meine Mama für mich und meinen Bruder immer gewünscht hat.

Ich musst mir das jetzt einfach alles von der Seele schreiben.

Danke.

 

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