Hallo, evlat,
wieso willst Du weinen? Um Deine Mutter? Das will sie nicht!
Ich habe selbst auch drei bereits ziemlich erwachsene Kinder und der Mittlere hat mir immer die meisten Sorgen gemacht. Was haben wir uns gestritten! Aber böse sein konnte ich ihm nie. Ich hatte nur immer Angst, dass er fortlaufen könnte. Und ich habe immer gewollt, dass es meinen Kindern gut geht! Wenn es manchmal nicht so war, hat es mir sehr wehgetan. Und das kam zu meinen krankheitsbedingten Problemen noch hinzu. Erst recht, wenn sie sich meinetwegen Sorgen machen mussten und dadurch ihr Leben womöglich einschränkten.
Auch Deiner Mutter geht es so. Sie möchte, dass es euch beiden, ihren geliebten Söhnen, gut geht.
Ja, sie braucht euch jetzt! Aber als ihre Söhne, auf die sie stolz sein möchte. Die ihr Leben selbst gestalten, weil sie euch diesen Weg ins Leben gezeigt hat. Lass sie daran teilhaben. Lass das vordergründig sein in Deinen Gesprächen mit ihr und auch in Deinem Leben!
Denn momentan baust Du Berge um Dich auf, die Dein eigenes Leben einschränken. Dein Leben zu leben ist nicht egoistisch, es ist das, wofür Dich Deine Mutter geboren und großgezogen hat, wofür sie Dich früher so „fürchterliches“ Kind trotzdem geliebt hat.
Es ist ein mächtiger Zwiespalt, in dem Du da steckst und ich beneide Dich garantiert nicht darum. Mir ist es – so seltsam das zunächst klingt – lieber, selbst diese Krankheiten zu haben, als sie bei meinen Angehörigen erleben zu müssen. Weil es so schwer ist, damit als Mutter oder Tochter oder Sohn umgehen zu müssen.
Sollte es Dir weiterhin nur schwer gelingen, das alles zu bewältigen, sollte Dein Leben insgesamt darunter leiden, dann such Dir Hilfe. Frag die Ärzte, suche Beistand bei Gott. Und Du darfst auch Deine Mutter fragen! Sie war immer für eure Sorgen da, das möchte sie auch jetzt! Aber ich bin auch froh, dass Du hier Verständnis gefunden hast! Schreib Dir die Sorgen „von der Seele“, das hat mir selbst oft und immer wieder geholfen.
KaSy