HirnTumor-Forum

Autor Thema: Das Glück der anderen  (Gelesen 25217 mal)

Offline evlat

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Das Glück der anderen
« am: 20. Dezember 2010, 13:09:30 »
Seit drei Monaten wissen wir, dass meine Mama (50) ein GBM IV hat. Mittlerweile kommt mir alles nicht mehr real vor. Mein Lachen ist gestellt, das Lachen der anderen kommt mir vor wie der blanke Hohn. Mich zerfrisst es, dass ich weiß, wie es weitergeht. Dass sie gelähmt sein wird, verwirrt, nicht mehr sprechen kann, dann nur noch schläft...

Wie soll man damit umgehen? Wie soll ich mit meinen 29 Jahren noch an irgendein Glück glauben? Sie hat sich so sehr gewünscht Enkel zu haben; jetzt aber hat sie keine Haare mehr und hat nur noch Angst vor dem verdammten Rezidiv. Mir gefriert jedes mal, wenn ich daran denke das Blut in den Adern. Manchmal fühlt es sich an, als ob mir jemand ein Messer in die Rippen stößt.

Ich verstehe nichts mehr. Alles erscheint sinnlos. Wie soll man Leben ohne eine Mutter?

Offline Bea

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #1 am: 20. Dezember 2010, 13:25:38 »
Liebe evlat,

das Lachen der anderen Menschen ist deren Freude. Und das ist gut so.Dass wir diese in unserem eigenen Leid nicht teilen können ist ganz normal.

Deine Schilderung wie es weiter gehen wird ist die Prognose, wenn ich es richtig verstehe. Aber so muss es nicht sein oder es kann  noch dauern. Leg den Fokus nicht schon jetzt auf genau diese trüben Zeiten. Heute ist deine Mutter da, heute ist Weihnachten und heute ist die Zeit die ihr gemeinsam habt und die nicht wieder kommt - auch für gesunde Menschen nicht!

Man lebt ohne Mutter weiter - das kenne ich seit 25 Jhren. Damals war ich 15, meine Mama 44 Jahre. Es ist verd... schwer - keine Frage. Man leidet, man schreit, man weint und man sieht auch manchmal den Sinn nicht. Aber man trägt sie dort wo sie sicher ist, tief in der eigenen Seele. Als das größte Glück welches man in dieser Beziehung erfahren durfte.

Von ganzem Herzen kann ich dir nur wünschen die Zeit so intensiv wie möglich zu nutzen. Fragen zu stellen, Geschichten zu erzählen und alles aufzusauegen was du heute mental bekommen kannst.

Lacht gemeinsam - die Trauer kommt früh genug. Das ist das, was ich heute mit meinem Papa mache... Und wir erzählen viel von ihr, selbst nach so vielen Jahren. Menschen, die wir lieben gehen uns voraus. Wohin sagt jedem der eigene Glauben.

Viel Kraft und alles erdenklich Liebe wünscht dir,
Bea

Offline KaSy

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #2 am: 20. Dezember 2010, 14:04:20 »
Liebe evlat,
ich kann Deine Sorge um Deine Mutter sehr gut verstehen, auch dass Du Dir nicht vorstellen kannst, ohne sie zu leben.
Ich selbst habe andersherum Sorge, meine Eltern mit meiner Krankheit zu belasten. Und deshalb nutze ich möglichst viele Gelegenheiten, bei ihnen aufzutauchen, wenn es mir gut geht, wenn ich lachen kann.
Für Dich ist das wegen der großen Entfernung schwerer, aber Du arbeitest einigen Kummer ab, indem Du für Deine Mutter Sachen für ihre unmittelbare Zukunft regelst. Das hilft Dir und ihr.

Ich könnte mir vorstellen, dass das Lachen, das Du bei anderen (verständlicherweise) nicht verkraftest, mit Deiner Mutter gemeinsam wunderschön sein kann. Es gibt so viele Dinge in Eurem Leben, an das man sich gern erinnert. Und es gibt vielleicht auch Worte, die man sich noch nicht gesagt hat, weil man glaubte, es sei doch noch viel zu früh dafür. Nutze viel Zeit für und mit Deiner Mutter. Wenn es wegen der Entfernung nicht persönlich sein kann, so könnt Ihr bestimmt per Telefon oder auch E-Mail möglichst locker miteinander schwatzen. Das bringt neben den schlechten Stunden gute Zeiten in ihre Tage, die ihre Gedanken auf die schönen Seiten des jetzigen und früheren Lebens lenken und dort fest halten.

Du siehst – so scheint es mir – zur Zeit Deine Mutter vor allem als todkranke Frau und hast berechtigte wahnsinnige Angst um sie und um Dein Weiterleben. Deine Mutter ist aber nicht nur die kranke Frau. Sie ist immer noch der liebe Mensch, der immer für Dich da war und sein möchte, der mit Dir über die ganz normalen Dinge des Alltags und der Weihnachtszeit schwatzen möchte. Versuche es, es wird auch Dir gut tun, von ihr gute, normale Worte zu hören.

In Gedanken bei Euch
KaSy
   
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Offline TinaF

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #3 am: 20. Dezember 2010, 15:32:29 »
Liebe evlat,

Du schreibst, dass das Lachen der anderen Dir wie der blanke Hohn vorkommt. Ich kann das verstehen, ich kenne dieses Gefühl auch. Die eigene Welt steht vor lauter Angst, Entsetzen, Verzweiflung fast still und andere lachen, sind fröhlich, ausgelassen. Aber es hat auch Zeiten gegeben, in denen Du gelacht hast, fröhlich und ausgelassen warst, während andere völlig verzweifelt, in Angst und Trauer waren.

Deine Mutter lebt und das ist das, was momentan zählt. Noch habt Ihr beide Zeit, die Ihr miteinander verbringen könnt, in der Ihr miteinander reden könnt und in der Ihr vielleicht auch miteinander lachen könnt. Natürlich musst Du Vorsorge für die Zukunft treffen, gerade auch was die Pflege angeht. Aber ich glaube nicht, dass man sich auf ein Leben ohne seine Mutter, seinen Vater, seinen Partner oder seine Kinder vorbereiten kann.

Aber in Dir wird Deine Mutter weiterleben, Du bist ein Teil von ihr, was immer auch kommt. Und Du wirst Trost für Deine Großeltern sein, denn die werden ihr Kind gehen lassen müssen.

Aber noch ist es nicht so weit. Nutze die Zeit, die Ihr habt so intensiv wie möglich.

Ich umarme Dich und wünsche Dir viel Kraft!

LG TinaF
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Offline evlat

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #4 am: 20. Dezember 2010, 16:55:59 »
Danke erst mal für Eure Zuschriften.
Hier fühle ich mich wirklich verstanden. Leute, was soll ich sagen, das sind eben Sachen, bei denen das gesamte Weltbild auf den Kopf gestellt wird. Mir wird jetzt erst bewusst, wie sehr ich meine Mutter geliebt habe.
Mich macht es fertig, was für ein fürchterlicher Sohn ich manchmal sein konnte. Aber sie konnte mir mit ihrem goldenen, riesigen Herzen niemals böse sein.
Neulich meinte sie zu mir, wie sie das alles wieder gut machen kann, was ich für sie tu. Könnt ihr Euch das vorstellen? Selbst jetzt, sieht ausgerechnet meine Mutter sich in der Schuld. Es ist kaum zu fassen, mit welchen Herzen Gott unsere Mütter ausgestattet hat.

Es gibt so vieles, was mich fertig macht... Meine Mutter hatte wirklich wenig zu lachen im Leben, aber sie meinte immer, das mein Bruder und ich immer ein Freudenquell für sie waren. Ich hab mir sie immer als dicke, lachende Oma vorgestellt, wenn ich mir vor meinem inneren Auge ein Bild von der Zukunft gemacht habe. Und jetzt soll das alles nicht sein?

Beitrag etwas strukturiert Mod
« Letzte Änderung: 20. Dezember 2010, 19:23:04 von fips2 »

Lucie

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #5 am: 20. Dezember 2010, 17:04:21 »
Hallo evlat,

ich schreibe aus der umgekehrten Perspektive, will dir damit aber Mut machen. Also, ich bin selbst betroffen, weiß davon seit Juni diesen Jahres und wurde dann auch operiert und stecke mitten in der Chemo. Ich habe zwei Kids, 10 und 6 Jahre jung. Sie wissen, ihrem Alter entsprechend, Bescheid. Meist ist es so, dass wir normalen Alltag miteinander leben, was auch gut ist. Dann wieder gibt es Tage, an denen mein Großer alle paar Minuten ankommt "Mamali, ich habe dich sooooo lieb!". Köar, einerseits freut es mich, andererseits merke ich, wie sehr es ihn belastet. Für mich als diejenige, die sicher keine 100 wird, ist das schwierig mit anzusehen. Für mich wäre es einfacher, wenn alle ihr Leben genießen könnten.

Dass deine Mutter nun vielleicht keine Enkel mehr erleben kann, zählt in solch einer Situation nicht mehr. Da ist nur noch wichtig, wie das Verhältnis von euch ist. Ist alles gesagt, was gesagt werden mußte? Ist alles getan, was gemacht werden mußte? Mach dir das Leben nicht schwerer. Wir Betroffenen wollen meist gar nicht, dass ihr Angehörigen euch das Leben vermiest. Einfacher gesagt als getan, ich weiß. Aber vielleicht helfen dir diese Worte alles etwas gelassener zu sehen. Und du kannst deine Mutter ja auch weiterhin lieben.

Lass den Kopf nicht hängen.
LG
Lucie

Offline evlat

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #6 am: 20. Dezember 2010, 19:34:01 »
Hallo Lucie,

ich verstehe vollkommen, was Du meinst. Weil ich sowieso recht direkt bin, habe ich von Anfang an das Gespräch zu meiner Mutter gesucht. Mich für alles entschuldigt, was ich meiner Meinung nach falsch gemacht habe usw. Sie hat eh immer gewusst, wie sehr ich sie liebe. Durch große und kleine Geschenke wollt ich ihr immer zeigen, was sie mir bedeutet. Jetzt ist das größte Geschenk, das ich ihr machen kann, auf den Beinen zu bleiben und mein Leben so zu führen, wie sie es sich immer gewünscht hätte. Ich weiß nur nicht, woher die Kraft dafür kommen soll.

Drei Monate lang habe ich wie ein Roboter funktioniert, alles mit den Ärzten geregelt, ne Patientenverfügung aufsetzen lassen, mich schlau gemacht, ihr nen Platz in ner Studie besorgt und dabei nachts kaum geschlafen. Ganz nebenbei muss ich einem nicht anspruchslosen Beruf nachgehen. Gelegentlich kommen Gedanken, wie man denn das eigene Leben noch halbwegs lebenswert gestalten kann. Dann denkt man sich, wie egoistisch das denn ist. Mich reißt es hin und her. Was wird mit meiner Mutter, was mit meinem Bruder, was mit meinem Vater, was mit meinen Großeltern, was mit mir. Ich habe außer meinem Rest an Glauben kaum mehr etwas, an dem ich mich festhalten kann. Nicht mal weinen kann ich mehr.

Lucie

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #7 am: 20. Dezember 2010, 19:43:18 »
Hallo evlat,

such dir bitte Unterstützung! Allein packst du es nicht. Ich schreibe dir jetzt mal einen Satz, von dem ich weiß, dass nicht jeder ihn versteht, dennoch hoffe ich, dass es richtig bei dir ankommt. Meine Einstellung ist "Eltern sind für Kinder da, nicht Kinder für Eltern". Was nicht heißen soll, dass man die Eltern auf sich allein gestellt lassen soll, aber für alles ist man als Kind nicht da.

Und jetzt noch etwas, ebenfalls wieder aus Sicht einer Betroffenen: Ich will keine Geschenke mehr seit ich krank bin, ich brauch nichts mehr. Meine Familie versteht es nicht, will alles so normal wie nur möglich. Niemand liebt mich mehr, wenn er mir etwas schenkt. Anders herum weiß ich auch so, wie sehr mich meine Kids lieben. Also mach dir das Leben nicht noch schwerer, weil du dir über soetwas Sorgen machst.

Geh arbeiten, mach deinen Job. Und in deiner Freizeit geh zu deiner Mutter, bemüh dich um Normalität. Wenn du deine Kräfte aufbrauchst, kann das nicht gut sein. Deine Tränen sind aufgebraucht? Das ist ein Zeichen, dass du unbedingt an dich denken mußt! Was gibt es Schönes in deinem Leben, wo du dir Kraft holen kannst? Vielleicht tut es dir ja auch einfach gut, hier zu schreiben, wo es Menschen gibt, die dich verstehen.

Versuch bitte, dir einen entspannten Abend zu machen.
LG
Lucie

Offline KaSy

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #8 am: 20. Dezember 2010, 20:16:21 »
Hallo, evlat,
wieso willst Du weinen? Um Deine Mutter? Das will sie nicht!
Ich habe selbst auch drei bereits ziemlich erwachsene Kinder und der Mittlere hat mir immer die meisten Sorgen gemacht. Was haben wir uns gestritten! Aber böse sein konnte ich ihm nie. Ich hatte nur immer Angst, dass er fortlaufen könnte. Und ich habe immer gewollt, dass es meinen Kindern gut geht! Wenn es manchmal nicht so war, hat es mir sehr wehgetan. Und das kam zu meinen krankheitsbedingten Problemen noch hinzu. Erst recht, wenn sie sich meinetwegen Sorgen machen mussten und dadurch ihr Leben womöglich einschränkten.
Auch Deiner Mutter geht es so. Sie möchte, dass es euch beiden, ihren geliebten Söhnen, gut geht.

Ja, sie braucht euch jetzt! Aber als ihre Söhne, auf die sie stolz sein möchte. Die ihr Leben selbst gestalten, weil sie euch diesen Weg ins Leben gezeigt hat. Lass sie daran teilhaben. Lass das vordergründig sein in Deinen Gesprächen mit ihr und auch in Deinem Leben!

Denn momentan baust Du Berge um Dich auf, die Dein eigenes Leben einschränken. Dein Leben zu leben ist nicht egoistisch, es ist das, wofür Dich Deine Mutter geboren und großgezogen hat, wofür sie Dich früher so „fürchterliches“ Kind trotzdem geliebt hat.

Es ist ein mächtiger Zwiespalt, in dem Du da steckst und ich beneide Dich garantiert nicht darum. Mir ist es – so seltsam das zunächst klingt – lieber, selbst diese Krankheiten zu haben, als sie bei meinen Angehörigen erleben zu müssen. Weil es so schwer ist, damit als Mutter oder Tochter oder Sohn umgehen zu müssen.

Sollte es Dir weiterhin nur schwer gelingen, das alles zu bewältigen, sollte Dein Leben insgesamt darunter leiden, dann such Dir Hilfe. Frag die Ärzte, suche Beistand bei Gott. Und Du darfst auch Deine Mutter fragen! Sie war immer für eure Sorgen da, das möchte sie auch jetzt! Aber ich bin auch froh, dass Du hier Verständnis gefunden hast! Schreib Dir die Sorgen „von der Seele“, das hat mir selbst oft und immer wieder geholfen.  

KaSy
« Letzte Änderung: 22. Dezember 2010, 13:24:36 von KaSy »
Wenn man schon im Müllkasten landet, sollte man schauen, ob er bunt angemalt ist.

Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline evlat

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #9 am: 20. Dezember 2010, 21:51:19 »
Danke KaSy und Lucie,

das, was Ihr mir als Mütter schreibt, bedeutet mir extrem viel. Ich bin nur ein Sohn und kann nur schwer erahnen, was in einer Mutter vorgeht.

@Lucie

Ich hab vorher auch schon immer versucht meiner Mutter eine Freude zu bereiten. Sie redet heute noch davon, wie sie einmal im Keller stand und 'nen neuen Wäschetrockner mit 'ner roten Schleife daran gesehen hat. Mich hat es immer wahnsinnig glücklich gemacht, ihr ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Heute versuche ich immer Kraft auszustrahlen. Das gelingt mir wohl so gut, dass mein Vater meiner Mutter gegenüber geäußert hat: "Der ist stahlhart."

@KaSy

Ich finde Deinen Kommentar wirklich super. Wahrscheinlich denken alle Mütter, überall auf der Welt und zu jeder Zeit das Gleiche. Was mir Kraft gibt, sind die Opfer meiner Mutter. Alles was sie bis heute für uns getan hat und wie tapfer sie ihre Krankheit meistert. Wenn ich mein Spiegelbild betrachte denke ich mir, "wenn Du jetzt umkippst, dann war alles, was Mama getan hat umsonst." Alleine dafür bin ich es schuldig meinen Mann zu stehen. Meine Mutter will wirklich nicht, dass ich weine. Wenn sie mich alleine rumstehen sieht und ich einen Moment still bin, dann fragt sie gleich "Weinst Du?"


@ Alle Mütter

Wir verstehen Eure Liebe nicht. Wir können sie nicht mal ansatzweise erahnen. Selbst in den schwierigsten Situationen, denkt Ihr noch an uns und würdet Euch sofort opfern. Wir können nicht in Worte fassen, wie sehr wir an Euch hängen. Ihr seid die heiligsten Wesen, die über diesen Planten wandeln. Ihr seid unser Zugang zum Leben. Selbst als Endzwanziger komme ich mir noch vor wie ein kleines Kind, wenn meine Mutter mein Gesicht streichelt.

Offline Cira

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #10 am: 22. Dezember 2010, 12:23:38 »
Lieber evlat,

ich habe jetzt leider nicht alles gelesen,zu lang die texte zurzeit für mich..

ich möchte dir eins sagen,als mutter die seit 20 jahren ständig krank ist...2 erwachsene söhne hat,die von kindheit an das ja mitleben mussten...

es ist einfach wunderbar aber auch unsagbar traurig für eine mutter, wie ihr "kinder" zu uns steht...traurig,weil man sich ja für seine kinder ein sorgenfreies leben immer gewünscht hat und es dann doch soo anderes kam durch diese gemeinen krankheiten.....
du bist so stark,meine söhne ebenfalls,ihr seit stark für uns, wo es doch eigentlich ganz andersrum sein müsste...die mutter immer für die kinder da ist und nicht das kind für die mutter,das tut sehr weh aber es gibt auch unsagbaren halt...
klar wart ihr nicht immer engel,oh nein, aber das gehört ganz einfach dazu...leider,so weiß ich, gibt es auch ganz andere fälle, wo die kinder nicht wirklich da sind und sich kümmern.....meine söhne sind immer für mich da,so wie du für deine mutter...das ist sehr schön,aber als mutter hat man ein so schlechtes gewissen,möchte den kindern freiheit geben vor einen selber....

es gibt so einen schönen spruch...den den ich liebe wünsche ich die freiheit vor mir selbst....so denke ich oft als mutter...und es gibt nichts und niemanden den eine mutter mehr liebt,als ihr kind...

ganz liebe grüße

Cira


Offline KaSy

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #11 am: 22. Dezember 2010, 13:31:37 »
Lieber evlat!
Bei diesen Deinen Worten:
@ Alle Mütter

Wir verstehen Eure Liebe nicht. Wir können sie nicht mal ansatzweise erahnen. Selbst in den schwierigsten Situationen, denkt Ihr noch an uns und würdet Euch sofort opfern. Wir können nicht in Worte fassen, wie sehr wir an Euch hängen. Ihr seid die heiligsten Wesen, die über diesen Planten wandeln. Ihr seid unser Zugang zum Leben.

kamen Tränen in meine Augen.
Danke!
KaSy
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Der Hirntumor hat einen geänderten und deswegen nicht weniger wertvollen Menschen aus uns gemacht!

Offline evlat

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #12 am: 22. Dezember 2010, 13:43:22 »
Im Namen aller Söhne dieser Welt:

Wir haben Euch lieb. Habt kein schlechtes Gewissen, weil Ihr glaubt, Ihr würdet uns das Leben schwer machen. Wir sind froh und glücklich, wenn wir etwas für Euch tun können.

Offline evlat

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #13 am: 27. Dezember 2010, 11:04:54 »
War das Wochenende bei meiner Mama. Sie ist einfach nimmer, was sie mal war. Obwohl sie noch im Stande ist sich normal zu artikulieren und auch mobil ist, sitzt sie nur da und schaut ziellos vor sich hin. Sie redet nicht von sich aus, sondern grübelt, grübelt, grübelt... Sie ist traurig und blickt mich mit einem Blick an, der mich einfach fertig macht. Ich würd hier zu gerne etwas positives schreiben, aber ich kann einfach nicht.

Ich versuche an mich zu denken und aufrecht dazustehen. Ich stehe auch. Ich schlafe trotzdem ein und durch. Ich komme aus dem Bett, räume meine Wohnung auf und doch bin ich ständig mit meinem Kopf und Herzen bei ihr.

Mal reißt mich meine eigene Einsamkeit runter, mal ist es der Kummer um meine Mutter. Aber irgendwie gehe ich trotzdem weiter. Vielleicht ist es mein Glaube an eine sorgenfreie Welt im Jenseits, vielleicht auch meine innere Kraft, das Wissen um die Endlichkeit des Seins, das mich tröstet. Die Endlichkeit des Seins. Wären wir nicht alle nur einen Wimpernschlag, sondern ewig auf dieser Welt, wäre unser Leben wertlos. Unser aller nahendes Ende macht alles so kostbar. Unsere Liebe, selbst unsere Schmerzen werden kostbar dadurch, dass dies unser kurzes Leben ist. Alles unsere Schätze. Haltet Euch fest an Euren Schätzen. Eure Liebe ist größer als ihr selbst.

Offline evlat

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Re:Das Glück der anderen
« Antwort #14 am: 14. April 2011, 14:47:07 »
Seit längerem mal wieder ein Eintrag von mir. Bei meiner Mama schlägt das Rezidiv jetzt voll durch. Langsam wird's ernst. Am Samstag ist sie uns bei Gehen vom Balkon ins Wohnzimmer zusammengeklappt. Jetzt liegt sie im Krankenhaus. Eilantrag auf Pflegestufe wird durch den Sozialdienst des Krankenhauses gestellt.

Ich muss mich jetzt als Sohn mit allem auseinandersetzen. Gesetzliche Betreuung ist in Bearbeitung. Patientenverfügung hab ich schon. Meine Großeltern leiden wahnsinnig darunter. Mein Bruder und ich räumen jetzt das zweite Schlafzimmer meiner Oma leer, um dann meine Mama dort unterzubringen. Bei uns daheim kann sie nimmer bleiben, weil mein Papa arbeitet und mein Bruder mit dem Studium fertig ist und nur noch bei uns in der Stadt bleibt, um sich um meine Mama zu kümmern so lange es sie noch gibt. Es ist echt schwer Leute, alles gegeneinander aufwiegen zu müssen und im Zweifelsfall einfach knallhart zu sein.

Meine Vater ist keine Hilfe mehr. Der würde am liebsten davonlaufen. Macht er auch immer. Der erträgt den Schmerz einfach nicht, was mich einfach fürchterlich aufregt. Mich regt es eh immer auf, wenn die Leute ihr eigenes Leid vorne anstellen. Egal, ich lass ihm seine Ruhe, weil es eh nichts bringt.

Meine Oma versucht trotz allem zu tun was sie kann.

Gerade musste ich wieder eine Entscheidung treffen undzwar wider den Willen meiner Mutter. Sie wollte eigentlich bei uns zu Hause bleiben, aber ich musste ihr erklären, dass es einfach nicht geht. Meine Oma will ihre ganzen Sachen nicht wegschmeißem, die in dem Zimmer sind und die sie nie benutzt. Ich denke mir: "Wann willst Du die denn benutzen? Du bist 70! Wozu hebst Du das alles auf?" Ich sage es natürlich nicht und versuche taktvoll zu bleiben. Ich bin eh manchmal nervlich ziemlich angespannt und zweifle an mir selbst. Es ist schwer immer pragmatisch zu denken und immer das beste für meine Mama zu tun.

Am Samstag hab ich aber was gemacht, was ich mir nie verzeihen werde. Meine Mutter hatte extreme Probleme mit dem Schlucken und konnte einfach ihre Medikamte nicht einnehmen. Ich hab erst versucht verständnisvoll zu reagieren bin dann aber ausgetickt. Ich denke. Ich wurde laut und hab ihr Essen und so ins Waschbecken geschmissen. Sie konnte nicht mehr reden und ihre Unterlippe hat gezittert. Im Anschluss hab ich mich bei ihr entschuldigt. Sie hat mich angeschaut und mir übers Gesicht getreichelt, während ich geweint habe. Das werde ich nie vergessen. Mütter scheinen echt alles zu verzeihen.

Ich bete um Kraft, um immer das richtige zu tun im Angesicht dieser schwierigen Situation. Ich bete dafür, daraus gestärkt hervorzugehen und erhobenen Hauptes mein Leben so zu leben, wie es sich meine Mama für mich und meinen Bruder immer gewünscht hat.

Ich musst mir das jetzt einfach alles von der Seele schreiben.

Danke.

 

 



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